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Das Buch greift die Frage auf, ob über die Koordination makroökonomischer Politikbereiche EU-Wachstum auf mittlere Sicht stimuliert werden kann. Im Rahmen eines theoretischen Modells wird gezeigt, dass die Koordination von Geldpolitik und Lohnsetzung unter bestimmten Bedingungen Produktion und Beschäftigung zeitweise erhöhen kann. Quantifiziert werden die Effekte im Rahmen eines makroökonomischen Mehrländer-Modells. Eine kritische Würdigung der tatsächlichen Entwicklung in den Vereinigten Staaten, den Niederlanden und Irland zeigt, dass der Einfluss der Koordination zumeist stark überschätzt…mehr

Produktbeschreibung
Das Buch greift die Frage auf, ob über die Koordination makroökonomischer Politikbereiche EU-Wachstum auf mittlere Sicht stimuliert werden kann. Im Rahmen eines theoretischen Modells wird gezeigt, dass die Koordination von Geldpolitik und Lohnsetzung unter bestimmten Bedingungen Produktion und Beschäftigung zeitweise erhöhen kann. Quantifiziert werden die Effekte im Rahmen eines makroökonomischen Mehrländer-Modells. Eine kritische Würdigung der tatsächlichen Entwicklung in den Vereinigten Staaten, den Niederlanden und Irland zeigt, dass der Einfluss der Koordination zumeist stark überschätzt wird und sich in Europa gravierende Umsetzungsprobleme stellen. Im Buch werden auch steuerpolitische Fragen diskutiert. Im Ergebnis spricht vieles dafür, dass Steuerwettbewerb das Potentialwachstum eher stärken kann als eine Steuerharmonisierung.
Autorenporträt
Alfred Boss, Institut für Weltwirtschaft, Kiel / Klaus-Jürgen Gern, Institut für Weltwirtschaft, Kiel / Carsten-Patrick Meier, Institut für Weltwirtschaft, Kiel / Joachim Scheide, Institut für Weltwirtschaft, Kiel
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.12.2004

Nutzlose Absprachen
Kieler Ökonomen zur Koordinierung der Wirtschaftspolitik in Europa

Alfred Boss/Klaus-Jürgen Gern, Carsten-Patrick Meier/Joachim Scheide: Mehr Wachstum in Europa durch eine Koordination makroökonomischer Politik? Zur Kombination von Geld- und Lohnpolitik sowie zur Steuerharmonisierung in der EU. Kieler Studien Nr. 330, Verlag Springer, Berlin 2005, 141 Seiten, 49,95 Euro.

Es entspricht in Europa fast einem Glaubenssatz, daß ein Miteinander der Geld-, der Lohn- und der Finanzpolitik zu besseren Ergebnissen führen müsse. Aber kann eine engere wirtschaftspolitische Zusammenarbeit im Euro-Raum tatsächlich dazu beitragen, der müden Wirtschaft mehr Leben einzuhauchen? Eine Antwort suchen vier Ökonomen vom Kieler Institut für Weltwirtschaft in einer Studie für das Bundesfinanzministerium.

Üblicherweise diskutieren Ökonomen die Vor- und Nachteile einer Koordinierung der Wirtschaftspolitik über Grenzen hinweg in nachfrageorientierter Sicht. Dann geht es darum, ob Absprachen zwischen der Geld- und der Lohnpolitik helfen können, die schwankende gesamtwirtschaftliche Nachfrage und das konjunkturelle Auf und Ab zu glätten. Politische Verfechter dieses Ansatzes sind, wen wundert's, vor allem Gewerkschaften. Die Kieler Ökonomen halten solche Ideen für irrelevant; sie schließen sie von Beginn an aus. Mehr wirtschaftlicher Wohlstand wird in Europa nicht dadurch erlangt, daß Einbrüche der Konjunktur eingedämmt werden, sondern allein dadurch, daß die ökonomischen Bedingungen auf Wachstumskurs gestellt werden. Förderlich in diesem Sinne handelt eine Geldpolitik, die Preisstabilität sichert. Wachstumsfördernd ist auch eine Lohnpolitik, die den "Verteilungsspielraum" nicht ausschöpft, solange Millionen unfreiwillig arbeitslos sind. Und wachstumsfördernd ist eine Finanzpolitik, die Steuerlasten senkt und Staatskonsum abbaut. In dieser angebotstheoretischen Perspektive stellen sich nach der Analyse die Vorteile einer europäischen Koordinierung der Geld-, Lohn- und Finanzpolitik bescheiden dar. Falls sich Finanz- oder Lohnpolitik für mehrere Jahre glaubwürdig auf einen wachstumsfreundlichen Kurs verpflichteten, könnte eine schnelle Reaktion der Geldpolitik hilfreich sein. Die rasch auf den höheren Wachstumspfad einschwenkende Geldpolitik trägt dabei selbst nicht zu mehr Wachstum bei. Sie erleichtert es aber der europäischen Wirtschaft, sich auf die höhere Wachstumsgeschwindigkeit zu beschleunigen.

Dieses theoretisch solide abgeleitete Ergebnis zugunsten der Koordinierung stellen die Kieler Forscher indes selbst gleich wieder in Frage: Die institutionellen Unterschiede der Tarif- und Lohnpolitik in den Euro-Staaten machen eine abgestimmte Lohnpolitik unmöglich. Die ökonomischen Unterschiede zwischen den Staaten verbieten diese aus wirtschaftlicher Sicht. Und unklar ist, ob, wie und wann die unabhängige Europäische Zentralbank (EZB) darauf vertrauen kann, daß Regierungen oder Gewerkschaften ihre Zusagen einhalten. Ohnehin spräche wenig dafür, die EZB in Kungelrunden einzubinden. Geldpolitik ist immer vorausschauend. Und damit reagiert sie nicht anders, als eine explizite Koordinierung es ihr nahelegen würde.

Das Schlußkapitel über die Steuerpolitik in der EU gerät den Autoren zum Höhepunkt der Studie. Selten hat man auf so wenigen Seiten einen so nüchternen und überzeugenden Verriß aller erdenklichen Argumente gesehen, die für eine eigene EU-Steuer und für die Koordinierung von Mehrwert- oder Kapitaleinkommensteuern üblicherweise vorgebracht werden. Kurz zusammengefaßt lautet das Ergebnis: Wer die Steuerpolitik in Europa koordiniert, zerstört den Steuerwettbewerb. Damit steigt die Steuerlast, und das Wachstumspotential sinkt.

PATRICK WELTER

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