Marktplatzangebote
12 Angebote ab € 7,00 €
  • Gebundenes Buch

Im ersten Viertel des Romanes werden wir Zeugen einer seltsamen Rundreise um die vielen verstreuten Inseln eines Südseeatolls, lernen die Riten der Eingeborenen kennen und lauschen den wahnwitzigen und obskuren Gesprächen der Protagonisten. Doch vor dem Hintergrund dieses exotischen Reiseberichts aus der Südsee wird die eigentliche Idee Melvilles, eine allumfassenden Beschreibung des Menschen und seiner Welt, entwickelt.

Produktbeschreibung
Im ersten Viertel des Romanes werden wir Zeugen einer seltsamen Rundreise um die vielen verstreuten Inseln eines Südseeatolls, lernen die Riten der Eingeborenen kennen und lauschen den wahnwitzigen und obskuren Gesprächen der Protagonisten. Doch vor dem Hintergrund dieses exotischen Reiseberichts aus der Südsee wird die eigentliche Idee Melvilles, eine allumfassenden Beschreibung des Menschen und seiner Welt, entwickelt.
Autorenporträt
Herman Melville (1819-91) stammte aus einer verarmten New Yorker Familie. Er ging früh zur See und verdingte sich als Matrose, unter anderem auch auf Walfängern. Seine Reisen führten ihn bis in die Südsee. 1844 kehrte er in die USA zurück, lebte als freier Schriftsteller und war von 1866-85 als Zollinspektor in New York tätig. Der Romancier und Autor von Kurzgeschichten und Lyrik gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller. Sein Meisterwerk 'Moby Dick' zählt zu den Klassikern der Weltliteratur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.10.1997

Die hingekritzelte Abschrift einer inneren Stimme
Der Albatros regt seine Flügel: Herman Melvilles Roman "Mardi", der Vorläufer des "Moby Dick", zum ersten Mal auf deutsch / Von Brigitte Kronauer

Doch an diesem Morgen waren die beiden grauen Firmamente von Himmel und Luft anscheinend in eine unbestimmbare Ellipse zusammengestürzt. Und desgleichen schien die Chamois in der Luft wie im Meer zu treiben. Alles war in der Windstille ineinander verschmolzen." Zwei Männer, der junge Ich-Erzähler und der alte Jarl, haben sich etwa sechzig Kilometer westlich der Galapagos-Inseln vom Mutterschiff gestohlen, um im offenen Walfangboot ohne Seekarten und Quadranten, ein riskantes Unternehmen, tausend Meilen quer über den Pazifik Richtung Polynesien zu segeln, in der Hoffnung, schließlich auf die Kingsmill-Inseln zu treffen.

Knapp tausend Seiten weiter, beim Showdown des Romans, geht die Fahrt dann in stürmischer Eile hoch zwischen die Sterne und Erzengel, tief in die Grotten der lasziven Königin Hautia und schießt - offenes Ende - in die Waagrechte eines finsteren Ozeans über alle Grenzen hinaus. Was liegt zwischen dem reiseabenteuerlichen Beginn und den strahlend-schaurigen Finalvisionen? Flut und Strom, Starre und Sturz, auch: Magazin der Bilder, Gedanken, Wörter bei Kalmen und schwerer See, die den Leser, je nachdem benommen oder begeistert oder beides zugleich, zurücklassen auf dem schwankend gewordenen Boden seiner fixen Tatsachen. Eine Jagd um den Globus herum, in die Menschheitsgeschichte und ins Innere des Ichs.

Um die Inhaltsangabe rasch zu erledigen: Nach konventionell spannenden Ereignissen auf See, herausragend dabei die Schilderung von Fischen, Meereslandschaft, Meeresleuchten, rettet der Ich-Erzähler die lilienweiße Yillah, die ihm als in frühester Jugend geahntes Seelenleitbild erscheint, vor ihrer rituellen Tötung. Er raubt sie ihrem priesterlichen Besitzer und ersticht ihn dabei. Von diesem Moment an wird er von drei Rächern verfolgt. Beim Landen auf der ersten Insel gibt er sich aus taktischen Gründen als Halbgott Taji aus und lernt dort den eingeborenen Halbgott und König Media kennen. Da Yillah ihm nach Tagen bewegungslosen Glücks spurlos entgleitet, macht er sich mit Media und einer programmatisch zusammengestellten Crew, dem Seneca zitierenden Philosophen Babbalanja, einem Chronisten und einem Poeten, auf die Suche nach der Geliebten. Die Besatzung garantiert unterschiedliche Perspektiven und Formenvielfalt.

Schauplatz ihres Forschens ist der gesamte, von weißen Riffs als Wall gegen die Unendlichkeit umgebene Archipel Mardi. Die von den Rächern gejagten Jäger Yillahs werden außerdem, als sporadischer Refrain an die kurzen Kapitel gehängt, von den per Blumensprache vorgebrachten Anträgen dreier Dienerinnen der Königin Hautia belästigt, die ihm lockend und drohend nachstellt. So viel zur Konstellation.

Schon mit dem Auftauchen Yillahs kündigt sich der Einbruch des Phantastisch-Spirituellen in den bis dahin dominierenden Faktenbericht an. Der Beginn der Suchexpedition bedeutet zusätzlich eine Verlagerung zum Philosophisch-Modellhaften.

Mardi ist die Welt. Jede angelaufene Insel zeigt eine besondere Landschaftsformation, eine ins Extrem getriebene, insofern auf Vorbilder wie Rabelais und Swift weisende Eigentümlichkeit ihrer Bewohner, eine radikale Staatsform oder religiöse Betätigung, teils gestützt auf polynesische Gebräuche und Legenden, größtenteils fiktiv. Besucht werden unter vielen anderen Dormira (England) und das junge Vivenza (Amerika). Diranda mit probaten Maßnahmen gegen Überbevölkerung, die stutzerhaften Taparier, die Insel Maramma, Reich kirchlicher Orthodoxie, und Serenia, Utopie christlicher Nächstenliebe, die alle Kameraden Tajis bis auf ihn selbst verändert.

Die Inseln sind bereits als gestaltgewordene Spekulation konstruiert und bieten darüber hinaus Zündstoff für Gespräche über Gott und Universum, Unterdrückung und Freiheit, Mensch, Seele, Gut und Böse, Mythologie und neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse in lyrischer, allegorischer, philosophischer, vor allem satirischer Form bis zu akzentuiert irrsinnigen Verstiegenheiten. Man bewegt sich durch ein Stakkato von Fiktion, Historie, kaschierter aktueller Zeitgeschichte, Traum, Metaphysik. Daß dergleichen aus der Feder des noch nicht dreißigjährigen Autors nicht hundertprozentig gutgehen konnte, liegt auf der Hand. Dazu später. Was hier, in überwältigender Fülle, erstellt wird, ist ein riesenhaftes Weltgebäude voller Kammern, Waben, Höhlen, eine kosmologische Schau, die "Welt als Muster" einander widersprechender Systeme, aus unmittelbarer Nähe betrachtet - ein Wassertropfen, das Gesicht eines Leidenden - und zugleich wie durch ein Hochleistungsfernrohr, nach Bedarf scharf gestellt, aus großer Distanz.

In einem Brief an den Freund Nathaniel Hawthorne vom Juni 1851 schreibt Melville von seiner "unbarmherzigen Demokratie allem und jedem gegenüber". Die angemaßte, exklusive Göttlichkeit Tajis verflüchtigt sich schnell zugunsten der Einsicht, daß Mardi voller Götter ist. Die Göttlichkeit, begreift er, erstreckt sich auf alle Wesen, einschließlich der Tiere. Alle haben ein Recht auf Ewigkeit, alle auf Souveränität. Welche Modifikationen das in der politischen Realität haben müßte, wird beharrlich an immer neuen insularen Herrschern diskutiert. Ein vollkommenes Modell begegnet ihnen nicht. Selbst die Utopie Serenia kann zumindest Taji keine Heimat bieten, da sie seinem unbändigen Streben, der Jagd nach einem Phantom, als Grundprinzip seines Wesens, und nichts anderes ist die verlorene Yillah, nicht genügt.

Eins der am meisten im Roman benutzten Adjektive ist das Wort "blind". Jeder andere Mensch steht uns, den Blinden, fremd, "im Tierfell", als Eingeborener gegenüber, versiegelt in seiner eigenen Wahrheit. Die überindividuelle Wahrheitssucherin Philosophie aber ist selbst Dichtung. Media: "Theologie oder gelber Amber oder graues Ambra, es ist alles das gleiche." Und der Teufel Azzageddi, der aus Babbalanja spricht, wenn der seine Weisheiten satt hat, psalmodiert: "Gockel-Gackel, fackel-fö, fuchtel-fochtel-forum", oder er doziert: "Es gibt verschiedene Arten vollkommener Dizibilien: Interrogative, Perkontative, Adjurative . . . und zu guter Letzt Dubiose." Dichtung oder Plunder.

Solche Relativierungen plazieren die Exkurse "demokratisch" nebeneinander. Das heißt: Den menschlichen Wesen ist kein wirklich überzeugender Ganzheitsblick auf die Welt möglich, schon gar kein undialektischer. Die Philosophie ragt nicht als objektivere, höhere Erkenntnisweise aus der Literatur in erleuchtetere Höhen, sondern wird, als Fiktion unter Fiktionen, in sie hereingenommen. Andererseits und ebenso wichtig: Melvilles gewiß von seiner Montaigne-Lektüre beeinflußte Skepsis bedeutet nicht Beliebigkeit eines ziellosen Jonglierens mit Spielformen aus dem Fundus der Kultur, vielmehr etwas Drittes und Zukunftsträchtiges, nämlich inbrünstige Toleranz, die durch Tajis leidenschaftliches Vorwärtsjagen die Suchrichtung auf einen imaginär bleibenden "goldenen Hafen" hin erhält.

Der teilweise erdrückende Aufwand an Bildungsstoff und die Masse an Systemen, die ein einziges Prinzip absolut setzen, resultieren also nicht aus einem Bemühen, darunter endgültige Wahrheiten zu finden. Im Gegenteil, bei aller Faszination von derlei Architekturen und prunkenden Aufbauten soll deren Nichtigkeit als einzelne, Isolierte demonstriert werden, Entlarvung der fatalen menschlichen Schwäche, "universelle Anwendbarkeit eines vorübergehenden Gefühls oder Gedankens" (Melville an Hawthorne) zu postulieren. Babbalanja ahnt: "Dann schaut Mardi, obwohl es in manchen Dingen blind ist, als Ganzes die Wunder, die ein Augenpaar nicht sieht."

Und das individuelle Ich, Eigentümer dieses jeweils eigenen Augenpaares? Noch auf dem Pazifik treibend, lernen der spätere Taji und Jarl den Eingeborenen Samoa, auf einem Wrack versteckt, kennen. Er hat sich nach einem Kampf den Unterarm amputieren müssen. Unfähig, ein Stück von sich im Meer zu bestatten, es aber auch in der Nähe fürchtend, hängt er den Arm eingewickelt hoch an den Mast. Das anschließende Mutmaßen des Erzählers, wer nun eigentlich Samoa sei, der oben?, der unten?, ist roh gezimmert wie das Exempel, das jedoch nur den Prolog darstellt zu den Empfindungen und Halluzinationen Babbalanjas vom parzellierten und doch alles umfassenden Ich. Der Philosoph spürt sich bevölkert von tausend Seelen, hat dunkle Kammern, in denen ein anderer haust, sein unberechenbarer Untermieter und Dämon Azzageddi. Er ist eine bemannte Fregatte, ein Orchester unzähliger Stimmen, Landschaften, Kulturen und fühlt sich durchlässig, durchweht von den Gedanken der Wesen anderer Sterne. Mardi, die Welt, ist gleichermaßen sein Ich! Er fährt es Insel um Insel ab, ein vieläugiges Ich, durch anteilnehmendes Wissen mit dem gesamten Globus vernetzt, ohne daß es ihm als zuverlässiges Bewußtsein von einem kompakten Ich greifbar wäre. Die aufgelöste Identität kennt nur eine Gewißheit, daß "mich etwas wie ein prickelndes Gefühl überläuft, das Leben genannt wird". Nein, es läßt sich nicht leugnen, wir haben es in solchen Passagen, und nicht nur dort, mit einem modernen Roman zu tun, vor 150 Jahren geschrieben.

Ein derart vielgefälteltes Ich kann nur ein dem Guten und simultan dem Bösen zugeneigtes sein. Wie Mardi der Text (und die Moderne!) steht es unter dem Gesetz der Ambivalenz. Die Windstillen sind ein Bild des Friedens, das Verzweiflung erzeugt. Das angenehme Leben auf der Insel des noblen Media basiert auf der Arbeit heimlich Geschundener. Das sich spreizende Wissen der kultivierten Schiffsbesatzung wird durch den oft erwähnten Defekt ihrer "Blindheit" korrigiert. Babbalanjas Entrückung in die Ewigkeit der Sterne macht ihn zum Melancholiker, da es dort neben Liebe immer auch Leid gibt, weil jene ohne dieses nirgendwo denkbar sei. Auf der Insel Flozella scheinen die wollüstige Hautia und die engelhafte Yillah miteinander zu verschwimmen. So nähern sich beide dem sagenhaften Wal Moby Dick, der dann zum Inbild der Zweideutigkeit werden wird, dem Höhepunkt gefährlicher Betörungsmacht. Yillah teilt mit ihm von vornherein die albinohafte, uneindeutige Farbe. Der letzte Satz des monumentalen Buchs zeigt noch einmal sein Wappen, die Ambivalenz: Die drei Rächer hetzen den das Phantom Yillah verfolgenden Taji aus den Resten der Eindeutigkeit in die sehr zwielichtige Freiheit ozeanischer Leere.

Melville bietet mit diesem Schluß in kühner Strukturierung der Stoffmassen eine Parallele zum Sprung aus der realistischen Welt des Reiseromans ins mardianisch Fiktionale. Sein Held verwirft die Hervorbringungen Mardis und vollzieht als weitere "Transzendenz" den Sturz ins Chaos, nur gehalten von der zur Not metaphysischen Klammer der Erinnyen hinter ihm und einer fragwürdigen Vision vor ihm. Was der Autor auf den ersten Seiten als handfestes Abenteuer anspielte, die Flucht per Diebstahl eines Bootes vom Mutterschiff auf eine vom Hörensagen bekannte Inselbarriere zu, radikalisiert er im Schlußsatz zur ebenso pathetischen wie knappen Bildformel der "condition humaine", wohl eher des zwanzigsten als noch des neunzehnten Jahrhunderts!

Er ziele auf vieles und erreiche nichts: Die Reaktion der Kritiker und Leser war vernichtend, im besten Fall, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ratlos. Der Autor des 1849 erschienenen Werks, das jetzt in deutscher Erstübertragung vorliegt (Verlag und Übersetzer sei Lob und Dank!), hat das schon bei der Niederschrift erwogen. Mit den Worten Lombardos, Mardis großem Dichter, sagt er: "Wer wird mich lesen? Bei tausend Seiten . . ." Und an die Kritiker gerichtet: "Sie verehren einen mittelmäßigen Autor von früher, nur weil er alt ist, und verspotten den lebenden Propheten."

F ür den jungen, mit zwei Abenteuerromanen, "Typés" (1846) und "Omoo" (1847), rasch bekannt gewordenen Schriftsteller kam es dann im wirklichen Leben aber schlimmer als befürchtet. "Mardi" leitete eine Kette von Mißerfolgen ein. Das zwei Jahre später erschienene Meisterwerk "Moby Dick" begegnete Unverständnis und Hohn, die folgenden Arbeiten nur noch Gleichgültigkeit. Als er starb, war er vergessen. 1883 besuchte der Sohn Nathaniel Hawthornes den Dichter, der gezwungen war, in New York als Zollinspektor zu arbeiten. Hawthorne traf einen erloschenen Mann, den Mann, der sich einst "ein Herz groß wie Asien" wünschte und das des Lesers noch heute weitet.

Melville verstieß mit "Mardi" offenbar in unverzeihlicher Weise gegen eine von ihm erwartete literarische "correctness", die lautete: Schreib, wie wir es von dir kennen, und bleib gefälligst bei deinem Leisten! - Nur war Melville eben kein Schuster und auch kein ehemaliger Seemann, dessen Kapazität sich mit spannenden autobiographischen Reiseromanen und schönen Naturschilderungen erschöpfte. In seinem dritten Roman wollte er erstmals von den Fakten zur Fiktion, zur Erweiterung durch poetische Imagination vordringen. Diese Fähigkeit wurde ihm schlichtweg abgesprochen. Man ließ den "Propheten" durchfallen, lebenslang. Melville hat vorbeugend durch seine Gestalt Lombardo auf das Episodenhafte, Inkohärente des Werks hingewiesen und es mit dem Archipel Mardi verglichen. Man muß die Entschuldigung des Autors nicht annehmen, sollte jedoch bedenken, daß er wortwörtlich beabsichtigte, einen Roman mit formal wie inhaltlich erdähnlicher, also auch schroffer Tektonik zu schreiben. Traktathafte Dürre und illustrative Exotik wechseln ab mit filigranster, glühender Originalpoesie. Manchmal möchte man, wenn es zugeht, als hätte man einen allzu blumenallegorischen Jean Paul vor sich, unverblümt mit E. T. A. Hoffmanns Registrator Heerbrand unterbrechen: "Erlauben Sie, das ist orientalischer Schwulst." Meist jedoch läßt Melville eine seiner Figuren schon den spöttischen Kommentar liefern.

Mußte denn diesem Übergangswerk, in dem das Genie Melvilles die Fesseln des Konventionellen, Nicht-Eigenen sprengt, um zwischen den Trümmern - ein erregendes Schauspiel - seine Schwingen unübersehbar zu entfalten, nicht notwendig, ja als Ausweis für die zu erwartende Spannweite seiner Flügel Homogenität fehlen? Während des Schreibprozesses, zunächst noch in kleineren Dimensionen planend, fühlte sich Melville ergriffen von einer anderen Bestimmung, der er als Sprachrohr, wie in Trance, ohne Rücksicht, aber das keineswegs ahnungslos, auf Karriere, gegen Zeitgeist, Verleger, Literaturkritik dient. "Mardi" ist partienweise die "hingekritzelte Abschrift" einer inneren Stimme, deren Diktat er schlafwandelnd folgt. Von surrealistischer "écriture automatique" freilich unterscheiden sich diese Momente, die sich aus den Real-Fiktionen zur Verzückung hochschrauben, schon durch die deutliche Ausrichtung auf die ehrgeizigen Konstruktionslinien des Gesamtgebäudes. Die Modernität ist dabei nicht beabsichtigter Avantgardismus. Sie ergibt sich konsequent aus der Hingabe an jene "Stimme".

Im Kapitel "Das Weiß des Wals" aus "Moby Dick" schildert Melville seine erste, fassungslose Begegnung mit dem Albatros, dem weißen Vogel, der dem fast gleichaltrigen Baudelaire zum Symbol des Dichters wurde, der, auf Deck, unter Menschen, lächerlich plump, in der Luft königlich brilliert. "Mardi" ist noch nicht "Moby-Dick". Aber es ist, den Höhenflug probend, die mitreißende und bewegende "Reise dorthin".

Herman Melville: "Mardi - und eine Reise dorthin". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Rainer G. Schmidt. Achilla Presse, Bremen 1997. Zwei Bände, 1100 S., geb., 84,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr