Der Titel „Mann sein für Anfänger“ lässt zunächst einen Ratgeber vermuten, nach dem Untertitel und den ersten Seiten tippt man dann auf eine Autobiografie. Doch weit gefehlt: der amerikanische Autor (Jg. 1963) blickt zwar auf sein Leben als Ehemann, Vater und Sohn zurück - doch dies tut er in
kurzen, anekdotischen und meist humorvollen Essays. Und so gewährt er in den 39 Episoden überraschende…mehrDer Titel „Mann sein für Anfänger“ lässt zunächst einen Ratgeber vermuten, nach dem Untertitel und den ersten Seiten tippt man dann auf eine Autobiografie. Doch weit gefehlt: der amerikanische Autor (Jg. 1963) blickt zwar auf sein Leben als Ehemann, Vater und Sohn zurück - doch dies tut er in kurzen, anekdotischen und meist humorvollen Essays. Und so gewährt er in den 39 Episoden überraschende Einblicke in sein Leben.
Was macht nun also einen Mann aus? Der Trick besteht darin, nach außen hin so zu tun, als hätte man die Sache im Griff, obwohl das wahre Selbst eigentlich ruft: Oh, Sch… Diese Gedanken kommen Chabon z.B. bei der verzweifelten Montage eines Handtuchhalters. Doch Männer glauben immer an die absolute Pflicht der Selbstoptimierung.
Da Chabon Vater von vier Kindern (zwei Mädchen und zwei Jungen) ist, nehmen diese auch breiten Raum in seiner Selbstbetrachtung ein. So erzählt er fast detailreich von der Geburt seiner ersten Tochter. Später vergleicht er die Abenteuer seiner eigenen Kindheit immer mit dem alltäglichen Tun seiner Kinder. Dabei kommt er zu der Einsicht, dass die Wildnis der Kindheit immer mehr schrumpft. Doch als Vater ringt Chabon ständig für eine Fantasiewelt seines Nachwuchses.
Auch Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, ob erste Freundin, erster sexueller Kontakt oder verschmähte Liebe, beleuchtet Chabon ausführlich. Natürlich kommt hier auch die Ehe mit seiner verständnisvollen Frau zur Sprache, bei der er Liebe und Sicherheit fand. Auf den 300 Seiten beschreibt der Autor außerdem seine vergeudeten Lebensabschnitte mit falschen Abzweigungen und Kehrtwenden, die aber für einen Mann scheinbar nicht zu vermeiden sind.
Kritisch, selbstironisch und originell sind Chabons Essays, wobei sie nicht ganz frei sind von Koketterie und Eigenlob - und so sind für den Rezensenten die nostalgischen Betrachtungen der 70er Jahre aufschlussreicher als die privaten Ausschweifungen.