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Olivier Guez war schon als Kind vernarrt in Fußball, hat in der Jugendliga gespielt und später als Journalist darüber berichtet. Sein Buch ist eine Hymne an den südamerikanischen Fußball und eine Erkundung der Kunst des Dribbelns: Die ersten schwarzen Spieler begannen mit dem Dribbling, um den Kontakt mit den weißen Verteidigern zu vermeiden und nicht auf dem Rasen und nach Spielende verprügelt zu werden. Es entwickelte sich an Stränden, mit einem Sockenknäuel oder einem kleinen Gummiball. Es ist eine Hüftbewegung, ähnlich der der Samba-Tänzer und Capoeira-Ringer, spielerisch, akrobatisch und…mehr

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Produktbeschreibung
Olivier Guez war schon als Kind vernarrt in Fußball, hat in der Jugendliga gespielt und später als Journalist darüber berichtet. Sein Buch ist eine Hymne an den südamerikanischen Fußball und eine Erkundung der Kunst des Dribbelns: Die ersten schwarzen Spieler begannen mit dem Dribbling, um den Kontakt mit den weißen Verteidigern zu vermeiden und nicht auf dem Rasen und nach Spielende verprügelt zu werden. Es entwickelte sich an Stränden, mit einem Sockenknäuel oder einem kleinen Gummiball. Es ist eine Hüftbewegung, ähnlich der der Samba-Tänzer und Capoeira-Ringer, spielerisch, akrobatisch und das Markenzeichen der größten Solisten von Leonidas, Pelé bis zu Diego Maradona. Olivier Guez beschreibt den Fußball, diese absurde und verzehrende Leidenschaft, die Milliarden von Männern und Frauen auf der ganzen Welt teilen, wie niemand sonst.
Autorenporträt
Guez, OlivierOlivier Guez, 1974 in Straßburg geboren, ist Autor und Journalist. Er arbeitete unter anderem für Le Monde, die New York Times und die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Für das Drehbuch von "Der Staat gegen Fritz Bauer" erhielt er den deutschen Filmpreis. Sein Roman "Das Verschwinden des Josef Mengele" (Aufbau, 2018) wurde zum internationalen Bestseller und stand in Deutschland viele Wochen auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Olivier Guez lebt in Paris.

Denis, NicolaNicola Denis wurde mit einer Arbeit zur Übersetzungsgeschichte promoviert. Sie übersetzte u. a. Werke von Alexandre Dumas, Honoré de Balzac, Éric Vuillard, Olivier Guez und Anne Dufourmantelle. Nicola Denis lebt seit vielen Jahren in Frankreich.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Als "nostalgische Liebeslieder" bezeichnet Rezensent Joshua Beer die Essays des französischen Schriftstellers, Drehbuchautors und Journalisten Olivier Guez, der für Beer zu den profiliertesten intellektuellen Fußball-Fan-Köpfen gehört und der sich von Katar weitgehend fernhielt. Beer lässt sich nur allzu gerne in die Erinnerungen von Guez an Diego Maradona fallen und davon überzeugen, dass Lionel Messi den guten alten Fußball wenigstens noch zu einem Hauch verkörpert. Außerdem lernt er staunend, dass die Indigenen Südamerikas den Fußball neu erfunden haben und es eine historische Linie vom KZ-Arzt Mengele zum argentinischen Präsidenten Perón gibt, der das Dribbeln mit dem Tango verglich und zum nationalen Aushängeschild machte. Oh ja, seufzt Beer, Guez hat recht: Die Liebe zum Das-Runde-muss-in-das-Eckige, ist irrational, längst absurd und trotzdem unverbrüchlich. Nur schade, dass Guez noch nicht realisiert hat, dass auch Frauen Fußball spielen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2022

Der letzte
Tango
Virtuose Liebeslieder an den
südamerikanischen Fußball: Olivier Guez’
Essaysammlung „Lob des Dribbelns“
VON JOSHUA BEER
Lionel Messi hat doch nochmal gezaubert: Im WM-Halbfinale gegen Kroatien stürmte er in seiner unvergleichlichen Art Richtung gegnerisches Tor, schlug Haken, beschleunigte, stoppte ab, schaute kurz auf, passte auf Julián Álvarez, der das drei zu null schoss und damit das Spiel entschied. „Messidona schreibt die Geschichte neu“, titelte eine spanische Zeitung. Niemand, der bei diesem Dribbling nicht unmittelbar an den kürzlich verstorbenen Diego Maradona dachte, den sie in Argentinien einfach „Gott“ („D10S“) nennen. Messi holte den alten Fußball für einen Moment zurück in die Gegenwart, den genialischen, tänzerischen, unberechenbaren.
Der französische Schriftsteller Olivier Guez hat diesen Fußball soeben in einem hinreißenden Essayband besungen, er trägt auf Deutsch den Titel „Lob des Dribbelns“. Der Dribbler, so Guez, sei eine Figur aus einer anderen Zeit, ein Spieler, ein Trickser, „Erfinder wahnwitziger Gesten, absurder Rouletten und Haken“, mit denen er den Verteidiger führe und täusche. Die Figur und ihr Spielstil, das Ephemere und Unernste, das ihr anhaftet, seien nicht zuletzt eine Widerstandsgeste, hervorgegangen aus der Zeit des Kolonialismus und der Segregation.
Die Briten hätten den Fußball nach Südamerika gebracht, aber die Indigenen hätten ihn neu erfunden: „Dribbelnd können die ersten farbigen Spieler den weißen Verteidigern elegant ausweichen. Der schwarze Spieler, der sich windet und vorwärts schlängelt, wird nach dem Spiel weder auf dem Platz noch von den Zuschauern verprügelt. Keiner bekommt ihn zu fassen. Er dribbelt, um seine Haut zu retten.“
Guez ist in allererster Linie als Schriftsteller bekannt. Für das Drehbuch zu dem Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“, einen einsamen Höhepunkt des jüngeren deutschen Kinogeschichte, wurde er mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. 2017 legte er mit dem Roman „Das Verschwinden des Josef Mengele“ einen Welterfolg hin, allein in Frankreich verkaufte er sich an die 500 000 Mal.
Nach der deutschen Kapitulation war der berüchtigte KZ-Arzt, der an der Rampe in Auschwitz wagnerhörend Menschen ins Gas schickte und sich gerne mit den Kindern anfreundete, die er dann in abseitigen medizinischen Experimenten totspritzte, ins peronistische Argentinien geflohen und baute sich lange ungestört eine neue bürgerliche Existenz auf. Präsident Juan Perón nahm nach dem Krieg Nazis, Faschisten, Royalisten aus ganz Europa auf. Er erhob außerdem den argentinischen Fußball zur nationalen Angelegenheit. In diesem Sinne schließen Olivier Guez’ Fußball-Essays direkt an den Mengele-Roman an. Die historischen Zusammenhänge gehören in „Lob des Dribbelns“ freilich dazu: „Über Fußball zu schreiben, bedeutet, die Geschichte eines Landes und einer Stadt zu erzählen, das kollektive Gedächtnis, eine gemeinsame Vorstellungswelt, die populäre Kultur einer Nation zu ergründen.“ Guez schreibt vom romantischen Fußball Argentiniens, der nuestra, „jener sorglose, katzenhafte und träge Tanz“, vor allem aber schreibt er vom futebole arte, des schönen, offensiven Spiels Brasiliens, das aus dem Dribbeln eine Kunstform machte.
Er erzählt die Geschichten nah an ihren Helden. Etwa an Mané Garrincha, dem „genialsten und unglaublichsten“ von allen. Garrincha, der aus dem Elend kam, mit krummen Beinen auf dem Spielfeld zauberte und sich abseits davon gehen ließ. Ein dionysischer „Antiheld des modernen Fußballs“, mit dem Brasilien 1958 erstmals Weltmeister wurde. Damals war schon Pelé dabei, „der erste internationale Ballkünstler, die globale Pop-Ikone“, die vorne auf dem grünen Buchcover prangt. Pelé schießt Brasilien endgültig in den Fußballhimmel, es folgten zwei weitere WM-Titel. Guez fängt das Spiel, das Leben seiner Ikonen ein wie eine Kamera. In all ihrer Tragik: Garrincha soff sich mit 49 Jahren zu Tode.
Als Journalist reist Olivier Guez seit Jahren zu Fußball-Weltmeisterschaften und berichtet für die großen französischen Zeitungen. Von Katar hielt er sich fern. Man habe ihm angeboten, die Reise anzutreten, sagte er kürzlich dem französischen Radiosender „France Info“, aber er habe abgelehnt. In Frankreich gehört Guez zu den gefragtesten intellektuellen Stimmen, die zum WM-Boykott aufriefen. Und dann doch schwach wurden und ein bisschen schauten. Denn mag sie auch noch so grotesk sein, jede WM – so Guez bei gleicher Gelegenheit – sei „eine Zeit, in der man in seine Kindheit zurückfällt“.
Wie es ist, etwas zu lieben, was einen offensichtlich aufgegeben hat, formuliert Guez in diesen Essays . Er spürt – im Originaltitel steckt’s drin – einem unerklärlichen Gefühl nach, einer „passion absurde et dévorante“. Die Ausgangsfrage lautet: Wieso nur verzehren sich Menschen in absurder Liebe zu „diesem blödsinnigen Spiel“ namens Fußball? Guez’ kurze Antwort: „Sein unwiderstehlicher Charme ist seine Genügsamkeit.“ Fußball sei schlicht, „egalitär und meritokratisch“, er bringt zerstrittene Nationen zusammen vor den Fernseher, seine Unberechenbarkeit mache ihn zu einem herrlich grausamen Sport.
Guez’ nostalgische Liebeslieder sind auch maskuline Fantasien. Garrinchas großer Penis wird ehrfürchtig erwähnt, Muskeln ausgiebig beschrieben. Frauen haben hier vor allem Platz als Begehrte und Umworbene, als Verlockungen, die in einem Atemzug mit Geld und Drogen genannt werden. Und weil Guez „diese geschmeidigen Männer, die den Ball umschmeicheln, als tanzten sie mit der schönsten Frau der Welt“ so vergöttert, fällt ihm nur am Rande ein, dass es Frauenfußball auch noch gibt. Bei Maradona endet die Erzählung. Mit ihm – schreibt Guez – starb die Idee vom „Fußball aus Fleisch und Blut, poetisch, barock und widersprüchlich“. Übrig bleibe ein lebloser „Cyborg-Fußball“, ein „Kult von Plastik und schönem Schein“, gemanagt von der Fifa: „Money, money“. Selbst Messi rüttelt nicht an Guez’ These. Im Gegenteil, das sterile Fußballgenie verkörpere „die Virtuosität und die Leere des globalisierten zeitgenössischen Fußballs“. Der von Pelé und Maradona sei tot: „Es ist ein Jammer: Wir haben den Fußball so geliebt.“
In Frankreich gehört Guez zu
den intellektuellen Stimmen, die
zum WM-Boykott aufriefen
Die Verkörperung der Leere des zeitgenössischen Fußballs: Messi auf dem Weg zum 3:0 gegen Kroatien.
Foto: AFP
Olivier Guez: Lob des Dribbelns. Über den Mythos des südamerikanischen Fußballs. Aufbau Verlag, Berlin 2022.
176 Seiten, 18 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»hinreißender Essayband« Joshua Beer Süddeutsche Zeitung 20221217