Simone Meier
Broschiertes Buch
Kuss
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Gerda und Yann sind urbane Thirtysomethings und gerade in ein perfekt eingerichtetes altes Haus am Stadtrand gezogen. Was dem jungen Paar dann widerfährt, ist nichts weniger als eine Heimsuchung: Überwunden geglaubte Rollenbilder entpuppen sich als überaus lebendig, und ungeahnte Leidenschaften brechen hervor. Eine eigenwillige Affäre nimmt ihren Lauf, und auch die Nachbarin entwickelt mit Anfang fünfzig eine ganz neue Anziehungskraft.
Simone Meier, geboren 1970, ist Autorin und Journalistin. Nach einem Studium der Germanistik, Amerikanistik und Kunstgeschichte arbeitet sie als Kulturredakteurin, erst bei der 'WochenZeitung', dann beim 'Tages-Anzeiger', seit 2014 bei 'watson'. Sie hat diverse Preise und Stipendien gewonnen. Ihr letzter Roman, 'Fleisch', erschien 2017 bei Kein & Aber. Simone Meier lebt und schreibt in Zürich.
Produktdetails
- Kein & Aber Pocket
- Verlag: Kein & Aber
- Artikelnr. des Verlages: 290/06104
- 1. Auflage, neue Ausgabe
- Seitenzahl: 251
- Erscheinungstermin: Mai 2020
- Deutsch
- Abmessung: 183mm x 114mm x 19mm
- Gewicht: 228g
- ISBN-13: 9783036961040
- ISBN-10: 3036961046
- Artikelnr.: 58152104
Herstellerkennzeichnung
Kein + Aber
Gutenbergstraße 1
82205 Gilching
vertrieb@keinundaber.ch
"'Beziehung' hatte sie gesagt, 'ist wie eine Bibliothek voller Romane. Die einen sind Meisterwerke, die anderen nicht, die einen sind leichter, die anderen schwerer. Das sammelt und stapelt sich mit den Jahren, bei manchen hast du Lust, noch einmal darin zu blättern, und andere …
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"'Beziehung' hatte sie gesagt, 'ist wie eine Bibliothek voller Romane. Die einen sind Meisterwerke, die anderen nicht, die einen sind leichter, die anderen schwerer. Das sammelt und stapelt sich mit den Jahren, bei manchen hast du Lust, noch einmal darin zu blättern, und andere schmeißt du weg, weil du sie viel zu gut kennst und nicht mehr lesen magst'"
Als Leser landet man hier in einer Stadtrandsiedlung, damals in den 1930ern ein Arbeiterviertel und heute alles sehr renovierungsbedürftig. Jedoch benötigen nicht nur die Häuser etwas neuen Glanz, auch so manches Ego scheint sich auch aufpolieren zu müssen.
Im Mittelpunkt des Romans stehen das Paar Gerda und Yann, sowie deren Nachbarin Valerie. Was sich hinter den Fassaden dieser beiden Häuser verbirgt, wird schonungslos erzählt und ist das, was wohl häufig Realität ist, sich viele vorstellen, aber worüber natürlich kaum einer sprechen mag. Schein und Sein.
Gerda und Yann sind schon einige Zeit zusammen, in den 30 und führen ein gemütliches, sehr ritualisiertes und ruhiges Leben. Gerda ist arbeitslos, „macht gar keinen unbezahlten Urlaub, wie sie behauptet“ und ist somit Hausfrau, beschäftigt sich ausschließlich mit dem Haus, der Renovierung, Gestaltung und Einrichtung, ihr einziges Projekt…bis dem „Biest in ihr“ etwas neues in den Sinn kommt, eine imaginäre Affäre. Yann, „master of monogamy“, hat einen guten Job, liebt Gerda sehr und ist zufrieden, trifft jedoch auf einer Geschäftsreise eine junge Frau, die ihn mit einer Bitte etwas aus seiner Ruhe bringt und von seinen Prinzipien abbringt. Und Valeria, die bissige Journalistin um die 50 hat einen One-Night-Stand und ist nicht ganz sicher, was und wie sie ihr Leben gestalten will, ob sie nochmal neu beginnen möchte.
Eine rasante Geschichte über Irrungen und Wirrungen in Kopf und Herz. Mir hat das Lesen viel Spaß gemacht und die Gedanken fuhren Achterbahn. Sehr humorvoll, ironisch, knisternd, mitreißend, rasant, leicht und doch tiefsinnig. Weder Liebesroman, noch Satire, eine gelungene Mischung.
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Das fröhlich-verspielte Cover von „Kuss“ von Simone Meier täuscht über den Inhalt hinweg. Dieser Roman ist weit mehr als ein leichtes Beziehungsdrama, es offenbart sich stattdessen ein Blick auf die dunklere Seite der menschlichen Seele. Er fördert Sehnsüchte, …
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Das fröhlich-verspielte Cover von „Kuss“ von Simone Meier täuscht über den Inhalt hinweg. Dieser Roman ist weit mehr als ein leichtes Beziehungsdrama, es offenbart sich stattdessen ein Blick auf die dunklere Seite der menschlichen Seele. Er fördert Sehnsüchte, Begierden, Zweifel und erotische Fantasien zutage, die im Licht des Tages betrachtet geradezu irrsinnig erscheinen, und die dennoch in den Protagonisten Gerda, Yann und Valerie schlummern.
Valerie, spröde und zynisch, ist überzeugt, den Rest ihres Lebens nicht noch einmal mit einem Mann teilen zu wollen. Zu sehr liebt sie ihre Freiheit und ihre Unabhängigkeit. Oder ist es auch Verletzlichkeit, die durch ihre standhafte Verweigerung von Gefühlen und Nähe zum Ausdruck kommt? Gewinnt man vielleicht doch mehr, als man verliert, wenn man sich auf einen anderen Menschen einlässt? Gerda und Yann sind von außen betrachtet ein Vorzeigepaar – er hat einen guten Job, sie versucht sich unfreiwillig, aber nicht minder zufrieden, in der Rolle der Hausfrau, die das frisch bezogene Haus einrichtet und gestaltet. Ideale Voraussetzungen für die Familiengründung also. Doch was bleibt danach noch im Leben, wenn das Knistern des Neuen längst der Vergangenheit angehört? War es das? Und was, wenn dieses Fehlen, dieses Loch in einem selbst, einen dazu antreibt, sich anderen zuzuwenden. In der Fantasie, in Träumen. Und was, wenn dadurch etwas in Gang gesetzt wird, was unwiderruflich ins Unglück führt?
„Kuss“ geht an die Substanz. Er hat mich gefordert, vor allem zu Beginn, denn meine Erwartungen waren ganz anderer Natur. Ich erwartete Konflikte, durchaus, aber nicht in dieser Klarheit und, ja, regelrechten Besessenheit. Anstatt sich einander zuzuwenden und das gemeinsame Lebensglück zu genießen, driften Yann und Gerda zunehmend voneinander weg. Impulsiv und triebhaft legen sie es darauf an, ihr Glück zu zerstören. Gesteuert von Verlangen hinterfragen sie ihre Beziehung, sich selbst und ihren Partner. Sie wenden sich anderen zu, erlauben sich Gedankenspiele, geben ihren Sehnsüchten und Wünschen nach. Kaum jemals konkret, aber immer so intensiv gefühlt, dass es immer auch einem Betrug gleichkommt.
Interessant fand ich, dass Erfahrungen in der Kindheit wichtige Treiber dieser Entwicklung sind. Gerda, die von ihrer Mutter immer niedergemacht wurde, die nie Anerkennung oder Lob erfuhr. Valerie, die ihrer Großmutter und den Besuchen in ihrem Haus hinterhertrauert, deren Leben entzaubert wurde, ein Zauber, der sich in ihren Augen nicht wieder zurückholen lässt. Yann, der in einer perfekten Familie aufwuchs, der Zusammenhalt erlebt und sich fragt, ob es noch mehr gibt, als dieses ideale Familienbild.
Fazit
Dieser Roman von Simone Meier ist gleichzeitig anstrengend und faszinierend, betörend und abstoßend. Ich kann ihn loben und zur gleichen Zeit kritisieren. Was mir gefiel, waren die scharfen Beobachtungen, die ungefilterten Emotionen und der schonungslos direkte Schreibstil. Was mir nicht gefiel, waren die manischen, krankhaft übersteigerten Sehnsüchte. Gerda wirkte wie wahnsinnig, verloren in ihrer Welt. Ich würde sagen, „Kuss“ ist Geschmackssache, bietet aber auf jeden Fall äußerst viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren.
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