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Wie gerecht kann eine Welt in der Klimakrise sein?
Der Klimawandel trifft uns nicht alle gleich. Friederike Otto liefert anhand von acht extremen Wetterereignissen konkrete Beispiele, was die wirklichen Ursachen sind, wer besonders betroffen ist und vor allem: Was Klimagerechtigkeit tatsächlich bedeutet und was dafür noch getan werden muss. Der Klimawandel zerstört nicht die Menschheit, aber Menschenleben und Lebensgrundlagen. Wir staunen über Rekordtemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Regenmengen, aber fragen uns zu wenig, wer ihnen besonders ausgesetzt ist, wer sich nicht erholen kann…mehr

Produktbeschreibung
Wie gerecht kann eine Welt in der Klimakrise sein?

Der Klimawandel trifft uns nicht alle gleich. Friederike Otto liefert anhand von acht extremen Wetterereignissen konkrete Beispiele, was die wirklichen Ursachen sind, wer besonders betroffen ist und vor allem: Was Klimagerechtigkeit tatsächlich bedeutet und was dafür noch getan werden muss. Der Klimawandel zerstört nicht die Menschheit, aber Menschenleben und Lebensgrundlagen. Wir staunen über Rekordtemperaturen, Windgeschwindigkeiten und Regenmengen, aber fragen uns zu wenig, wer ihnen besonders ausgesetzt ist, wer sich nicht erholen kann - und warum. Ungleichheit und Ungerechtigkeit sind der Kern dessen, was den Klimawandel zum Menschheitsproblem machen. Damit müssen Fairness und globale Gerechtigkeit auch im Kern der Lösung stecken. Klimagerechtigkeit geht jeden etwas an.

Platz 1 der Sachbuch-Bestenliste Februar 2024
Autorenporträt
Friederike Otto, geb. 1982 in Kiel, ist Klimaforscherin, Physikerin und promovierte Philosophin. Am Grantham Institute for Climate Changedes renommierten Imperial College London forscht sie zu Extremwetter und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und hat das neue Feld der Zuordnungswissenschaft (Attribution Science) mitentwickelt. Sie zählt zu einer Handvoll Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit, die in Echtzeit berechnen können, wie viel Klimawandel in unserem Wetter steckt. 2021 gehörte sie laut TIME Magazine zu den 100 einflussreichsten Menschen weltweit. 2023 erhält sie den Deutschen Umweltpreis.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Lukas Fuhr geht die Klimaforscherin Friederike Otto in ihrem neuen Buch allzu wütend und allzu ungenau an ihr Thema heran. Dass die Autorin große Verdienste in Sachen innovative Klimaforschung hat, steht für ihn fest. Umso enttäuschter zeigt er sich, dass Otto bei dem Versuch, Klimakrise, Kapitalismus und Rassismus zusammenzudenken, kläglich scheitert und vor allem Pauschalisierungen vorlegt und keine genauen Begriff der Klimaungerechtigkeit. Am besten gefällt ihm der Band noch, wenn Otto Betroffene und deren Schicksale vorstellt: Frauen bei der Feldarbeit in Gambia, ängstliche Feuerwehrleute, die gegen Waldbrände ankämpfen. Die Verbindungen zwischen Kolonialismus, Patriarchat und Klimawandel aber werden laut Fuhr nur unzureichend erkennbar.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ottos Forschungen sind dadurch so herausragend, dass sie nie die konkreten Körper, seien es Menschen, Pflanzen oder Tiere, die den Wettern ausgesetzt sind, aus dem Blick verliert." Cord Riechelmann Philosophie Magazin 20240104

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.03.2024

Natur ist ungerecht

Die "Wut" der Autorin führt zu Pauschalurteilen. Wichtige Fragen zu den Folgen des Klimawandels. Antworten sucht man besser woanders.

Zu den Tücken des Klimawandels gehört es, dass er auch dort zuschlägt, wo Menschen leben, die kaum zu ihm beigetragen haben. Naturgewalten treffen dann auf schwache Staaten, die schlecht aufgestellt sind, ihre eigenen Bürger zu schützen. Zwar kann man von der Natur sinnvollerweise keine Gerechtigkeit erwarten. Der Blick auf die Umstände aber, in denen diese Menschen leben, ist erhellend. Die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto hat sich vorgenommen, solche Verhältnisse auszuleuchten und "Klimaungerechtigkeit" als solche zu entlarven.

In den vergangenen Jahren hat Otto sich als innovative Forscherin einen Namen gemacht, sie hat einen ganzen Forschungszweig mitbegründet. Diese Zuordnungsforschung machte es möglich, den Einfluss des Klimawandels auf Wetterphänomene wie Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren nicht nur zu belegen, sondern sogar auszurechnen, um wie viel wahrscheinlicher solche Ereignisse durch die steigenden Temperaturen wurden. Mit "Wütendes Wetter" hat sie 2019 ein Buch vorgelegt, dass diese faszinierende Disziplin vorstellt und weiterhin die Lektüre wert ist.

Nun aber hat Otto ein neues Buch vorgelegt, in dem sie wütend erklärt, was aus ihrer Sicht "die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat". Folgerichtig nennt sie den Klimawandel "eine Gerechtigkeitskrise", in der diejenigen besonders leiden, die besonders arm sind. In einem Kapitel beschreibt die Autorin, wie die lokalen Behörden in Kapstadt nach jahrelanger Dürre das Wasser rationieren mussten. Wer auf die öffentliche Wasserversorgung angewiesen war, hatte ein Problem, während sich reiche Südafrikaner eben Wasser mit Tankwagen liefern oder gleich einen eigenen Brunnen bohren ließen. Das ist so ungerecht, wie es immer ungerecht ist, wenn einer mehr Geld und damit mehr Möglichkeiten hat. Klimaungerechtigkeit wird in Fällen wie in Südafrika aber erst daraus, dass die Behörden so taten, als sei die Knappheit schlicht naturgegeben und nicht zumindest auch Folge des eigenen schwachen Wassermanagements. Der Klimawandel ist schuld - das kann auch eine bequeme Ausrede sein. "Wer Katastrophen der Natur zuschreibt, ebnet einen subtilen Ausweg für all jene, die dafür verantwortlich sind", kommentiert Otto.

Aber es gibt, erklärt Otto, auch Gründe dafür, dass Staaten unterschiedlich leistungsfähig sind. Nach wie vor beute der "Globale Norden" den "Globalen Süden" aus - eine Fortsetzung des Kolonialismus mit Mitteln des Kapitalismus. Sie will zeigen, "wie sehr das koloniale Denken noch die Politik bestimmt". Aber wirklich konkret wird Otto nicht. Es ist symptomatisch für ihr Buch, dass der erste aufgeführte Beleg für anhaltendes koloniales Denken nicht aus dem Bereich des Klimas stammt, sondern an die Corona-Pandemie erinnert: "Impfstoffe für den Globalen Süden? Gab es nicht." Man ahnt, was Otto sagen will. Aber was sie schreibt, ist falsch: Es gab Impfstoffe auch in Ländern der Südhalbkugel (freilich nicht in allen und nicht in allen gleich viele pro Kopf wie in den Industriestaaten).

Auch solche Pauschalisierungen sind symptomatisch für das Buch. Wer wollte bestreiten, dass es international ungerecht zugeht? Aber wenn Otto immer wieder den Süden dem Norden entgegensetzt, verstellt sie damit den Blick darauf, dass die klimapolitische Landschaft längst nicht so eindeutig in Schuldige und Unschuldige eingeteilt werden kann - China zum Beispiel trägt nicht nur gegenwärtig mehr als jedes andere Land zum Klimawandel bei, sondern ist auch im historischen Vergleich bereits der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen.

Eine Stärke von Ottos Buch sind die Stimmen von Betroffenen, die sie ihren Kapiteln voranstellt und deren Schicksale sie dann im Zusammenhang mit extremen Wetterbedingungen in den an sich technisch-spröden Zusammenhang steigender Temperaturen rückt: Feuerwehrleute, die von ihrer Angst sprechen, beim Kampf gegen Waldbrände zu sterben. Frauen, die berichten, wie schwer ihnen die Feldarbeit fällt in der immer sengenderen Sonne - erst recht während und unmittelbar nach einer Schwangerschaft. So geht es Ottos Schilderung zufolge Frauen in Gambia, gegen die der Klimawandel gleich dreifach zuschlage, weil patriarchale Strukturen ihnen die Feldarbeit zuwiesen und damit den Nachteil schwächerer Ernten, die in größerer Hitze dem Boden abzuringen sind. Und dann seien sie auch noch dafür zuständig, die Ernteausfälle anderweitig zu kompensieren.

Klimaungerechtigkeit ist in diesem Sinn schlicht Ungerechtigkeit unter Bedingungen eines menschenunfreundlicheren Klimas. Aber gerade weil Otto ankündigt, ihr Buch sei der Versuch, "sich dem Klimawandel als Philosophin zu nähern", wartet der Leser vergeblich auf einen präziseren Begriff der Klimaungerechtigkeit.

Friederike Otto, die auch Physikerin ist, hat mit ihrer Zuordnungsforschung enorme Verdienste daran, dass Wetterereignisse in einen ursächlichen Zusammenhang mit Klimawandel gebracht werden können. Wissenschaftlich redlich macht Otto transparent, wenn diese Ursachenkette mit Unsicherheiten behaftet ist. Da erstaunt es umso mehr, dass die Ursachenketten, die vom Kolonialismus, Patriarchat und Kapitalismus zum Klimawandel führen sollen, allenfalls grob geschnitzt erkennbar sind. Das ist bitter; denn viele der Geschichten, die Otto von den Leidtragenden des Klimawandels erzählt, eignen sich bestens, um Gerechtigkeitsfragen zu stellen. Doch Antworten sollte man lieber anderswo suchen. LUKAS FUHR

Friederike Otto: Klimaungerechtigkeit. Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat.

Ullstein Verlag, Berlin 2023. 336 S., 22,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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