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Der 'Kleine Bayerische Sprachatlas' gewährt einen Einblick in die Vielfalt der Sprachlandschaften in Bayern und zeigt anhand von ausgewählten Wortschatzkarten, wie reich jede der Mundarten ist, die zwischen Spessart und Karwendel (noch) gesprochen werden.
Die 121 Karten, die auf den wissenschaftlichen Ergebnissen von sechs regionalen bayerischen Sprachatlasprojekten basieren, erfassen nicht nur die geographische Verbreitung von Dialektwörtern und den Verlauf von Sprachgrenzen, sie veranschaulichen auch, wodurch sich einzelne Dialekte unterscheiden und worin sie übereinstimmen. Auf den…mehr

Produktbeschreibung
Der 'Kleine Bayerische Sprachatlas' gewährt einen Einblick in die Vielfalt der Sprachlandschaften in Bayern und zeigt anhand von ausgewählten Wortschatzkarten, wie reich jede der Mundarten ist, die zwischen Spessart und Karwendel (noch) gesprochen werden.

Die 121 Karten, die auf den wissenschaftlichen Ergebnissen von sechs regionalen bayerischen Sprachatlasprojekten basieren, erfassen nicht nur die geographische Verbreitung von Dialektwörtern und den Verlauf von Sprachgrenzen, sie veranschaulichen auch, wodurch sich einzelne Dialekte unterscheiden und worin sie übereinstimmen. Auf den gegenüberliegenden Textseiten finden sich allgemein verständliche Erläuterungen und Hinweise zu Herkunft und Verwandtschaft der Wörter sowie zu ihrer sprachgeschichtlichen Entwicklung. In Exkursen werden allgemeine sprachliche Phänomene behandelt und der volkskundliche Hintergrund für Tätigkeiten und Arbeitsgeräte erläutert.

Die Sprachbelege stammen inhaltlich vorwiegend aus der Arbeits- und Lebenswelt, sie sind nach den Themengebieten »Mensch und Gesellschaft«, »Haus und Haushalt«, »Natur und Landwirtschaft« geordnet. Vorangestellt sind eine kurze sprachgeschichtliche Einführung sowie ein Überblick über die Besonderheiten des Lautsystems und der Verbformen in den Dialekten Bayerns.
Autorenporträt
Renn, Manfred
Dr. Manfred Renn, geboren 1948, studierte Germanistik und Romanistik. Er ist seit 1984 Mitarbeiter am 'Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben' und hat vier Jahre lang die Aufnahmearbeiten bei den anderen Projekten des 'Bayerischen Sprachatlas' koordiniert.
König, Werner
Prof. Dr. Werner König, geboren 1943, studierte Germanistik in München, Marburg und Erlangen. Von 1976-2008 lehrte er Deutsche Sprachwissenschaft an der Universität Augsburg, seit 1990 als Professor. Er ist Begründer und Herausgeber des mehrbändigen 'Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben' sowie Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.12.2005

Wo der Miglo übers Eis schliefetzt
Der Kleine Bayerische Sprachatlas zeigt, wie unterschiedlich die Bayern sprechen
Wenn die Kaiserin Sisi heute Schülerin in einer bayerischen Lehranstalt wäre, dann hätte sie vermutlich nichts zu lachen. Denn sie sprach einen so saftigen Dialekt, dass die meisten modernen Lehrer wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden. Gilt doch an den Schulen die strikte Devise: Der Dialekt muss weg, die Kinder müssen nach der Schrift reden. Dabei ist das Hochdeutsch, das heutzutage sprachlich als das Maß aller Dinge gilt, gar nicht das richtige Hochdeutsch, wie Werner König (Uni Augsburg) gestern bei der Präsentation des „Kleinen Bayerischen Sprachatlasses” erzählte. Die Sprache des Nordens ist vielmehr das Niederdeutsche, während die bayerischen Dialekte von ihrer historischen Wurzel her das Hochdeutsche verkörpern. Dieses Bewusstsein ist aber längst verloren gegangen, weshalb sich der Süden sprachlich immer mehr am vermeintlichen Hochdeutsch des Nordens orientiert, und leider auch am verhunzten Restdeutsch des Kinder- und Krawallfernsehens.
Die ausdrucksstarken und bildhaften Dialekte haben dagegen einen schweren Stand. Dabei hat sogar Schiller geschwäbelt, und auch bei Goethe war die Frankfurter Herkunft unüberhörbar. „Goethe sprach wie Heinz Schenk”, sagt Werner König. Aber auch an den Königs- und Kaiserhöfen in München und Wien unterhielt man sich vor hundert Jahren noch überwiegend in der Mundart. Streng genommen gibt es freilich den bayerischen Dialekt gar nicht. Denn die Sprachlandschaften in Bayern und Österreich sind noch heute so vielfältig wie eine bunte Blumenwiese. Es sind geschichtlich gewachsene Sprachen, in denen sich die Vergangenheit bis zurück in die Antike widerspiegelt. So geht der in Altbayern bekannte Irta (Erchtag, Dienstag) zurück auf den Kriegsgott Ares. Seit Jahrhunderten werden die Dialekte deshalb genauestens erforscht, wobei sich die Tradition vom großen Schmeller bis herauf zum Bayerischen Wörterbuch der Akademie der Wissenschaften reicht. Seit zwei Jahrzehnten laufen überdies Sprachatlas-Projekte an fünf bayerischen Universitäten. Für dieses Unternehmen befragten die Wissenschaftler in den 80er Jahren fast tausend Gewährspersonen in ganz Bayern. Da vor allem Aussagen von alten Menschen aufgezeichnet wurden, spiegelt sich darin die Sprache der Menschen um 1910/20 herum.
Der jetzt erschienene „Kleine Bayerische Sprachatlas” basiert auf den wissenschaftlichen Ergebnissen der Sprachatlas-Projekte. Er gibt Einblicke in die Vielfalt der Sprachlandschaften in Bayern, erfasst die geographische Verbreitung von Mundartausdrücken und den Verlauf von Sprachgrenzen. Die Vielfalt der Wörter ist schier unglaublich. Oftmals würden sich Mundart-Sprecher aus Aschaffenburg, Passau, Füssen und Hof gar nicht verstehen, so verschieden sind die Begriffe etwa für den Nikolaus (Hätscheglas, Miglo, Klaas, Ruprich) oder für das Gleiten auf dem Eis (schlaifa, schliefetzen, schliifere, heltschln). Dieses Reichtums eingedenk, brach der unüberhörbar aus Unterfranken stammende Wissenschaftsminister Thomas Goppel bei der gestrigen Präsentation des Bandes eine Lanze für den Dialekt, der immer mehr aus dem Alltag verdrängt werde. „Die Mundarten sind über Jahrhunderte gewachsen und bilden einen Teil unserer Identität”, sagte Goppel. Deshalb sei die Pflege der Dialekte eine wichtige Aufgabe der Kulturpolitik.
Die Wurzeln der Fasnacht
Und tatsächlich ist seit 1994 bereits eine Summe von einer Million Euro in das Projekt Sprachatlas geflossen. 20 Bände sind bislang erschienen, 15 weitere sollen noch folgen. Am Ende wird er bayernweit 6000 Einzelkarten umfassen. Der interessierte Laie aber kann sich in der preiswerten Ausgabe jetzt schon einen kurzweiligen Überblick anhand von 121 Karten verschaffen. Mit-Herausgeber Manfred Renn regte an, aufgrund der Ergebnisse sensibler mit bestimmten Begriffen umzugehen. So habe die Fasnacht ihre Wurzeln beileibe nicht nur in Mainz. Wie der Sprachatlas zeigt, taucht das Wort in vielen bayerischen Gegenden auf, als Fasenacht in Franken und als Faasnat in Schwaben. Lediglich im Südosten des Freistaats und in München dominiert der Fasching.
Und während die Münchner und Tegernseer zum „Christkindlmarkt” gehen, gibt es in Nürnberg eben einen „Christkindlesmarkt”. Sogar der Bulle ist bayerisch, in Franken ist der Begriff überaus weit verbreitet. Hans Kratzer
Kleiner Bayerischer Sprachatlas, hrsg. von Manfred Renn und Werner König, dtv, 256 Seiten, 121 Abbildungen, ISBN 3-423-03328-2, 14,50 Euro. Karte 35 zeigt die verschiedenen Partizipformen des Verbs „schneien”. Die Form „gschniim” ist gegenüber „gschnaibt” auf dem Rückzug. Repro: SZ
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