Marianne Kaurin
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Irgendwo ist immer Süden
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Am letzten Schultag soll jeder aus der Klasse von seinen Plänen für die Sommerferien erzählen. Alle verreisen. Ins Ausland. Inas Mitschüler sind geradezu versessen aufs Ausland - es gibt sogar einen Wettstreit, wer schon in den meisten Ländern war. Als Ina an der Reihe ist, pocht es in ihrem Bauch, fast ganz oben beim Herzen. Und dann hört sie sich vor der Klasse sagen, sie würde in den Süden fahren. Nur, um dazuzugehören, dabei hat ihre Mutter für einen Urlaub gar kein Geld. Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Damit die Lüge nicht auffliegt, bleibt Ina ab dem ersten Ferientag von morg...
Am letzten Schultag soll jeder aus der Klasse von seinen Plänen für die Sommerferien erzählen. Alle verreisen. Ins Ausland. Inas Mitschüler sind geradezu versessen aufs Ausland - es gibt sogar einen Wettstreit, wer schon in den meisten Ländern war. Als Ina an der Reihe ist, pocht es in ihrem Bauch, fast ganz oben beim Herzen. Und dann hört sie sich vor der Klasse sagen, sie würde in den Süden fahren. Nur, um dazuzugehören, dabei hat ihre Mutter für einen Urlaub gar kein Geld. Jetzt gibt es kein Zurück mehr: Damit die Lüge nicht auffliegt, bleibt Ina ab dem ersten Ferientag von morgens bis abends in ihrem Zimmer. Bis der Neue aus ihrer Klasse, der in derselben Siedlung wohnt, Ina am Fenster entdeckt und ihr einen verrückten Vorschlag macht ...
Marianne Kaurin, geboren 1974, studierte am Norwegischen Kinderbuchinstitut in Oslo. 2012 debütierte sie mit ihrem Jugendroman Beinahe Herbst (Arctis), für den sie zwei der wichtigsten Jugendliteraturpreise Norwegens erhielt. 2021 folgte die Auszeichnung mit dem Deutschen Kinderliteraturpreis für Irgendwo ist immer Süden (WooW Books). Die Autorin wohnt mit ihrer Familie in Oslo.
Produktdetails
- Verlag: Woow Books
- Originaltitel: Syden
- Artikelnr. des Verlages: 80853880
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 240
- Altersempfehlung: ab 11 Jahren
- Erscheinungstermin: 13. März 2020
- Deutsch
- Abmessung: 222mm x 146mm x 25mm
- Gewicht: 406g
- ISBN-13: 9783961770502
- ISBN-10: 3961770506
- Artikelnr.: 57943284
Herstellerkennzeichnung
WOOW Books
Semperstraße 24
22303 Hamburg
info@buecherwege.de
Für einen Kurs im Muttersein
Erzählen, nicht deuten: Marianne Kaurins Roman "Irgendwo ist immer Süden".
Von Elena Geus
In dem Buch "Geschichte einer Himmelsrichtung" heißt es, in den Süden zeige "die Kompassnadel des Glücks". "In den Süden" ist das, was Ina einfällt, als am letzten Schultag vor den Ferien alle Kinder der 6a von ihren Urlaubszielen erzählen: Mallorca, Florida, Südfrankreich, Dubai. Nur Ina kann nicht prahlen, ihr drohen lange Wochen in Tyllebakken, einer hässlichen Betonwohnanlage irgendwo in Norwegen, "Güllebakken" genannt, weil es, zivilisiert ausgedrückt, Mist ist, dort zu wohnen.
Vilmer, der Junge, der an diesem letzten Tag zu Besuch ist, weil er in der Siebten dazustoßen wird,
Erzählen, nicht deuten: Marianne Kaurins Roman "Irgendwo ist immer Süden".
Von Elena Geus
In dem Buch "Geschichte einer Himmelsrichtung" heißt es, in den Süden zeige "die Kompassnadel des Glücks". "In den Süden" ist das, was Ina einfällt, als am letzten Schultag vor den Ferien alle Kinder der 6a von ihren Urlaubszielen erzählen: Mallorca, Florida, Südfrankreich, Dubai. Nur Ina kann nicht prahlen, ihr drohen lange Wochen in Tyllebakken, einer hässlichen Betonwohnanlage irgendwo in Norwegen, "Güllebakken" genannt, weil es, zivilisiert ausgedrückt, Mist ist, dort zu wohnen.
Vilmer, der Junge, der an diesem letzten Tag zu Besuch ist, weil er in der Siebten dazustoßen wird,
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sagt, wie es ist: Er fährt nicht weg, sein Vater ist pleite. Für Ina ist diese Offenheit undenkbar, zu groß ist die Scham. Schon am Anfang des Romans wird deutlich: Das Mädchen möchte fast schon verzweifelt dazugehören. Wie ein Mantra wiederholt es, dass es Freunde suche, die es hoch- und nicht runterziehen. Als einige Klassenkameraden spotten, Süden sei doch kein Ort, greift die Lehrerin ein: "Der Süden kann theoretisch an jedem beliebigen Ort der Welt liegen."
Inas erster Eindruck von Vilmer ist vernichtend: ein bekloppter Typ in hässlichen Klamotten, ein Loser. Dass dem nervigsten Nachbarn der Welt kein bisschen die entscheidenden Antennen fehlen, wie das Mädchen vermutet, wird schnell klar. Der Junge hat, im Gegenteil, ein sehr feines Gespür. Nachdem er Ina auf die Schliche gekommen ist, dass sie sich in ihrer Wohnung verschanzt, weil ihre zwar vage, aber verheißungsvoll klingende Angabe, in den Süden zu reisen, eine Lüge war, lockt er sie mit Hartnäckigkeit aus ihrem Exil und gibt sich große Mühe, ihr Luftschloss Wirklichkeit werden zu lassen.
Marianne Kaurin versteht es, auch das Nichtgesagte wirken zu lassen. Dass sich Inas alleinerziehende Mutter durch eine Umschulung quält und Vilmers Vater trinkt, das wird erwähnt, aber - auch weil der Roman durchgängig aus Inas Perspektive erzählt - nicht gedeutet. Inas schonungslose Feststellung, ihre Mutter brauche einen Kurs im Muttersein, sagt genug.
Wunderbar beschrieben ist, wie die beiden Kinder eine verlassene, gammelige Hausmeisterwohnung in ihr Südenparadies verwandeln: mit einer Fototapete mit Sonnenuntergang als Selfie-Hintergrund, einem aufblasbaren Planschbecken als Pool und belegten Broten, die zu Club-Sandwiches werden. Mit ausreichend Phantasie wird eben auch der hässlichste Hinterhof zum Wellness-Resort.
Für Ina ist das zunächst ein Spiel auf Zeit und Vilmer ein Südenkumpel, der mit Beginn des Schuljahres ausgedient haben wird. In der Kelleroase wird aber nicht nur die Sehnsucht nach südländischem Flair gestillt, es gehen - ungeplant und deswegen umso schöner - auch Träume nach einem echten Freund und einem ersten Kuss in Erfüllung. Als Inas Lügen auffliegen, verrät sie ihr Zusammensein jedoch als peinlich-kindischen Zeitvertreib, als sei ihr jede Orientierung verlorengegangen, wie man die behandelt, die einem guttun.
Man könnte Kaurin vorhalten, dass sie nach "Emil und die Prinzessin aus dem Nachbarhaus" wieder auf die Rahmenhandlungen "Neues Kind in der Klasse; zwei, die sich in einem Rollenspiel umkreisen" setzt, doch jede ihrer Geschichten von Annäherung, einander verlieren und wiederfinden ist auf eigene Art rührend, und in Sprache, Ton und Gedanken passgenau zum Alter. Und jede ihrer kleinen Liebesgeschichten hat einen besonderen Charme.
In der Hinterlassenschaft des Hausmeisters finden die Kinder ein Heft mit Gedichten - schlechten Gedichten, doch Zeugnis einer großen, nie erfüllten Liebe. Diese hübsche Nebenhandlung kommt fast ein wenig zu kurz, denn die ehemalige Angebetete, inzwischen eine alte Dame, ist es, die Ina den entscheidenden Unterschied erklärt zwischen Entschuldigung sagen und Entschuldigung tun und die damit den Kompass des Mädchens wieder in die richtige Richtung weisen lässt.
Marianne Kaurin: "Irgendwo ist immer Süden".
Aus dem Norwegischen von Franziska Hüther. Woow Books, Hamburg 2020. 240 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Inas erster Eindruck von Vilmer ist vernichtend: ein bekloppter Typ in hässlichen Klamotten, ein Loser. Dass dem nervigsten Nachbarn der Welt kein bisschen die entscheidenden Antennen fehlen, wie das Mädchen vermutet, wird schnell klar. Der Junge hat, im Gegenteil, ein sehr feines Gespür. Nachdem er Ina auf die Schliche gekommen ist, dass sie sich in ihrer Wohnung verschanzt, weil ihre zwar vage, aber verheißungsvoll klingende Angabe, in den Süden zu reisen, eine Lüge war, lockt er sie mit Hartnäckigkeit aus ihrem Exil und gibt sich große Mühe, ihr Luftschloss Wirklichkeit werden zu lassen.
Marianne Kaurin versteht es, auch das Nichtgesagte wirken zu lassen. Dass sich Inas alleinerziehende Mutter durch eine Umschulung quält und Vilmers Vater trinkt, das wird erwähnt, aber - auch weil der Roman durchgängig aus Inas Perspektive erzählt - nicht gedeutet. Inas schonungslose Feststellung, ihre Mutter brauche einen Kurs im Muttersein, sagt genug.
Wunderbar beschrieben ist, wie die beiden Kinder eine verlassene, gammelige Hausmeisterwohnung in ihr Südenparadies verwandeln: mit einer Fototapete mit Sonnenuntergang als Selfie-Hintergrund, einem aufblasbaren Planschbecken als Pool und belegten Broten, die zu Club-Sandwiches werden. Mit ausreichend Phantasie wird eben auch der hässlichste Hinterhof zum Wellness-Resort.
Für Ina ist das zunächst ein Spiel auf Zeit und Vilmer ein Südenkumpel, der mit Beginn des Schuljahres ausgedient haben wird. In der Kelleroase wird aber nicht nur die Sehnsucht nach südländischem Flair gestillt, es gehen - ungeplant und deswegen umso schöner - auch Träume nach einem echten Freund und einem ersten Kuss in Erfüllung. Als Inas Lügen auffliegen, verrät sie ihr Zusammensein jedoch als peinlich-kindischen Zeitvertreib, als sei ihr jede Orientierung verlorengegangen, wie man die behandelt, die einem guttun.
Man könnte Kaurin vorhalten, dass sie nach "Emil und die Prinzessin aus dem Nachbarhaus" wieder auf die Rahmenhandlungen "Neues Kind in der Klasse; zwei, die sich in einem Rollenspiel umkreisen" setzt, doch jede ihrer Geschichten von Annäherung, einander verlieren und wiederfinden ist auf eigene Art rührend, und in Sprache, Ton und Gedanken passgenau zum Alter. Und jede ihrer kleinen Liebesgeschichten hat einen besonderen Charme.
In der Hinterlassenschaft des Hausmeisters finden die Kinder ein Heft mit Gedichten - schlechten Gedichten, doch Zeugnis einer großen, nie erfüllten Liebe. Diese hübsche Nebenhandlung kommt fast ein wenig zu kurz, denn die ehemalige Angebetete, inzwischen eine alte Dame, ist es, die Ina den entscheidenden Unterschied erklärt zwischen Entschuldigung sagen und Entschuldigung tun und die damit den Kompass des Mädchens wieder in die richtige Richtung weisen lässt.
Marianne Kaurin: "Irgendwo ist immer Süden".
Aus dem Norwegischen von Franziska Hüther. Woow Books, Hamburg 2020. 240 S., geb., 15,- [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Herzerwärmend, einfühlsam und lehrreich: eine Achterbahnfahrt und gleichzeitig eine unglaublich unterhaltsame Sommerlektüre.
Inhalt:
Ina versteckt sich bei strahlendem Sonnenschein und hitzerekordverdächtigen Temperaturen in ihrem winzigen Zimmer, während ihre …
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Herzerwärmend, einfühlsam und lehrreich: eine Achterbahnfahrt und gleichzeitig eine unglaublich unterhaltsame Sommerlektüre.
Inhalt:
Ina versteckt sich bei strahlendem Sonnenschein und hitzerekordverdächtigen Temperaturen in ihrem winzigen Zimmer, während ihre Klassenkameraden täglich neue Fotos vom exotischen Traumurlaub posten.
Wie ist sie nur in diesen Schlamassel hineingeraten?
Am letzten Schultag berichten alle Mitschüler von ihren großartigen Reiseplänen: Italien, Kreta, Paris, Spanien, Rhodos, Dubai ...
Als Ina an der Reihe ist, hört sie sich selbst plötzlich sagen, dass sie dieses Jahr in den Süden fährt. Sie kann gar nicht aufhören zu schwärmen von all den schönen Dingen, die sie dort erleben wird.
Doch ihre Mutter ist arbeitslos und an eine Urlaubsreise ist gar nicht zu denken.
Also versteckt sich Ina in ihrem Zimmer und lässt alle im Glauben, sie wäre im Süden.
Werden die schlimmsten Sommerferien vielleicht doch zu den besten?
Altersempfehlung:
ab 11 Jahre
Meine Meinung:
Die Geschichte erzählt Ina selbst im Präsens in der Ich-Form, so dass der Leser schnell Teil ihrer Gedanken- und Gefühlswelt wird.
Das Leben ist für die 11 1/2 Jährige wirklich nicht leicht: ihre Mutter ist depressiv und arbeitslos, weswegen die beiden in eine kleine Sozialwohnungen ziehen mussten. Ina ist für ihr Alter bereits sehr erwachsen und trägt Verantwortung. Sie erfindet Ausreden, um Geburtstagen fernzubleiben, da kein Geld für Geburtstagsgeschenke übrig ist, sie schwindelt ihrer Mutter wunderschöne Tage mit Freundinnen am Badesee vor, damit die Mutter sich nicht sorgt.
Sie ist eine liebenswerte und authentische Protagonistin, die man sofort ins Herz schließt.
Auch der Neue in ihrer Klasse ist ein Außenseiter: er lebt ein paar Wohnungen weiter, trägt die alte Kleidung seines alkoholkranken Vaters auf. Seine Mutter hat sie verlassen und ein neues Leben und eine neue Familie. Auch für ihn ist eine Urlaubsreise nur ein ferner Traum.
Vilmar ist es auch, der Ina eines Abends am Fenster erwischt. Da er selbst keine Freunde hat, schlägt er vor, dass sie beide im "Süden" Urlaub machen statt den Sommer gelangweilt alleine zu verbringen. Denn irgendwo ist immer Süden. Und so bauen sie sich ein paar Meter südlich der Wohnungen ihr eigenes Ferienresort. Inmitten des chaotischen Scherbenhaufens ihres Lebens schaffen sie sich ihre eigene heile Welt und werden beste Freunde.
Aber Ina ist hin- und hergerissen, ihr Gefühlschaos wird einfühlsam und ohne Wertung deutlich. Immer wieder taucht ihr Leitsatz "Freunde finden, die einen hochziehen und nicht runter" auf. Sie möchte so gerne zu den "coolen" Kids dazugehören und um jeden Preis gefallen.
Sie verletzt aber durch ihre Lügen und ihr Verhalten schlussendlich die Menschen, die ihr tatsächlich wichtig sind und gut tun. Zudem trifft sie falsche Entscheidungen, die ihr anschließend die Augen öffnen für die wichtigen Dinge.
Schließlich war sie so beschäftigt damit, was andere denken, dass sie vollkommen vergisst, was sie eigentlich selbst denkt.
Auch sprachlich ist die Erzählung ein Lesevergnügen. Zahlen- und Wortspielereien ziehen sich durch Inas Geschichte. Beispielsweise lernt sie, dass es nicht ausreicht, dass man Entschuldigung sagt, sonder es ist wichtig, dass man Entschuldigung tut.
Eine einfühlsame und warmherzige Geschichte, die aufgrund der Themen wie Mobbing, soziale Ausgrenzung, Lügen und wahre Freunde auch als Schullektüre (etwa Klasse 6) sehr zu empfehlen ist.
Fazit:
Eine warmherzige und wundervolle Geschichte über wahre Freundschaft, erste Liebe, Lügen und soziale Ausgrenzung.
Zudem ein sommerliches Abenteuer zum Lachen, Weinen, Träumen mit liebenswerten und authentischen Protagonisten!
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Rezensiertes Buch: "Irgendwo ist immer Süden" aus dem Jahr 2020
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