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Giuseppe Penone ist Skulpteur, Bildhauer, land artist - und einer der sonderbarsten Künstler der Gegenwart. Aber was genau macht er? Und was bedeuten uns seine Werke?
Mit tastender Vorsicht nähert sich Cees Nooteboom - auf dessen Gedichte Penone immer wieder Bezug genommen hat - dieser schillernden Welt aus natürlichen Materialien, pflanzlichen Gesten und geologischen Arrangements. Penones Winken folgend, durchschreitet Nooteboom den eigenen menorquinischen Garten, sondiert das Gepräge der Steine und der Bäume und des Wassers, den beharrlichen Eigensinn der Natur und die flüchtige…mehr

Produktbeschreibung
Giuseppe Penone ist Skulpteur, Bildhauer, land artist - und einer der sonderbarsten Künstler der Gegenwart. Aber was genau macht er? Und was bedeuten uns seine Werke?

Mit tastender Vorsicht nähert sich Cees Nooteboom - auf dessen Gedichte Penone immer wieder Bezug genommen hat - dieser schillernden Welt aus natürlichen Materialien, pflanzlichen Gesten und geologischen Arrangements. Penones Winken folgend, durchschreitet Nooteboom den eigenen menorquinischen Garten, sondiert das Gepräge der Steine und der Bäume und des Wassers, den beharrlichen Eigensinn der Natur und die flüchtige Beschaffenheit der Jahre - das, woraus wir gemacht sind. Und so entsteht ein verblüffendes und aufschlussreiches Zwiegespräch zwischen der Kunst und dem Schreiben.

Was weiß die Natur von uns, was wir selbst nicht wissen? Wie verständigen sich die Steine? Haben Bäume eine Sprache? Und was heißt es, mit den Händen zu denken? Cees Nooteboom über Giuseppe Penone zu lesen - das bedeutet, sich auf das existenzielle Abenteuer des Beobachtens einzulassen.
Autorenporträt
Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren. 1955 erschien sein erster Roman Philip en de anderen, der drei Jahre später auch in Deutschland unter dem Titel Das Paradies ist nebenan veröffentlicht wurde (und 2003 in der Neuübersetzung von Helga van Beuningen unter dem Titel Philip und die anderen erneut eine große Lesergemeinde fand). Nooteboom berichtete 1956 als junger Autor über den Ungarn-Aufstand, 1963 über den SED-Parteitag, und fünf Jahre später über die Studentenunruhen in Paris (gesammelt in dem Band Paris, Mai 1968). Seine inzwischen in mehreren Bänden gesammelten Reiseberichte, die weniger Reportagen als vielmehr von genauer Beobachtung getragene, reflektierende Betrachtungen sind, festigten Nootebooms Ruf als Reiseschriftsteller. 1980 fand Nooteboom zurück zur fiktionalen Prosa und erzielte mit dem inzwischen auch verfilmten Roman Rituale (Rituelen) große Erfolge. Sein umfangreiches Werk, das in viele Sprachen übersetzt ist, umfasst Erzählungen, Berichte, Gedichte und vor allem große Romane wie Allerseelen (Allerzielen). Die elf Bände seiner Gesammelten Werke enthalten neben den bereits publizierten Büchern zahlreiche erstmals auf deutsch vorliegende Texte. Der Quarto-Band Romane und Erzählungen versammelt die gesamte fiktionale Prosa des Autors. Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.07.2023

Denkt der Stein auch mal an mich?
Der Dichter Cees Nooteboom wird 90 Jahre alt – und beschenkt uns mit einem neuen Buch
Der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom besitzt ein Haus auf der Baleareninsel Menorca. Es scheint abgeschieden zu liegen, umgeben von Feldern und Trockenmauern, beschattet von Bäumen, die der Eigentümer vor vierzig oder fünfzig Jahren pflanzte: „Diese Bäume haben meine Gedichte nicht geschrieben, aber doch meine Tage geprägt, und oft genug sind sie in meine Gedichte eingegangen.“
Das Haus in der Nähe von San Luis ist, wenn der Besitzer davon erzählt, der Ort eines aus der Öffentlichkeit zurückgezogenen Lebens, das hauptsächlich der Beobachtung und Besinnung gewidmet wird. Ein aufmerksamer Einsiedler scheint dort jeden Morgen die Nadeln und Blätter zusammenzufegen, die in der Nacht heruntergeweht wurden, und wenn er dann am Schreibtisch sitzt und liest, wendet er mit gleicher Hingabe die Seiten, so als wenn einem jeden Blatt ein besonderer Sinn abzugewinnen sei. Ein zurückgezogenes, nach innen gewendetes Dasein führt der alte Dichter, das erzählt er selbst, ein Dasein, wie es einem Menschen, der seine Jahre hauptsächlich auf Reisen verbrachte, zuletzt angemessen zu sein scheint.
In diesen Tagen veröffentlichte der Suhrkamp Verlag, offensichtlich mit Blick auf den neunzigsten Geburtstag des Autors am 31. Juli, ein kleines Buch Nootebooms, das sich, im Unterschied zu dessen Hauptwerk, hauptsächlich mit dem Bleiben beschäftigt. Das Haus auf Menorca bildet Grund und Rahmen, den Gegenstand findet der Schriftsteller in einem Haufen Kunstbände, die ihm ein offenbar zunächst nur lose bekannter Künstler schickte: Die meisten anderen Bücher Nootebooms leben von den Begegnungen, die ihm unterwegs widerfahren.
Hier aber geht es um ein Werk: um die Arbeiten des italienischen Bildhauers Giuseppe Penone, eines Künstlers, der seine Objekte oft in der Natur findet, in Steinen, Bäumen, in Lehm, Metall und manchmal auch in Wasser. „Arte povera“ nennt man den Stil, in dem Giuseppe Penone arbeitet, „arme Kunst“. Sie besteht aus mehr oder minder gewöhnlichen Gegenständen, die dadurch, dass sie bearbeitet, aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen gerückt oder auch nur isoliert werden, eine höhere Bedeutung zu gewinnen scheinen.
Der Schriftsteller blättert durch die Bücher des Künstlers, der sich und seine Absichten in den Gedichten Nootebooms wiederzuerkennen meint, und führt ein inneres Zwiegespräch, in dem es bald um letzte Fragen geht: Der Stein, der Baum, das Wasser, all diese elementaren Dinge werden dem Dichter zu Hieroglyphen des Lebens. Er versteht sie nicht, aber er hegt die Ahnung, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den vermeintlich geringen Gegenständen und seiner Innerlichkeit.
Und so wird er zu einem höflichen Animisten, lässt sich davon überzeugen, dass ein stilles Leben und ein Stillleben zwei Seiten derselben Sache sind, und schließlich empfängt er eine Art Trost daraus, dass die Steine und Bäume noch vorhanden sein werden, wenn er selbst schon lange nicht mehr da ist. Ein Melancholiker war Nooteboom schon immer. Bislang trieb ihn das traurige Bewusstsein von einem Ort zum anderen, von einer Fremde in die nächste, immer in der Hoffnung, endlich doch einen Punkt des glücklichen Verharrens zu finden. Unwahrscheinlich, dass er ihn gefunden hat. Aber er scheint, wenn man diesem Buch glauben kann, einen Frieden mit der Rastlosigkeit geschlossen zu haben.
Neunzig Jahre sind ein hohes Alter. Bei den Geburtstagsfeiern wird man vorsichtig sein und den Überschwang meiden. Dieses Buch ist angemessenes Geschenk, dass der Verlag seinem berühmten Autor und der Autor sich selber macht: „Wenn ich sentimental bin, frage ich mich, ob der Stein manchmal an mich denkt, so wie ich jetzt an ihn.“ Er tut es nicht. Und das ist gut so.
THOMAS STEINFELD
Cees Nooteboom wurde am 31. Juli 1933 in Den Haag geboren.
Foto: imago/ZUMA Press
Cees Nooteboom:
In den Bäumen blühen Steine: Die erdachte Welt von Giuseppe Penone.
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Suhrkamp, Berlin 2023.
106 Seiten, 24 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Frieden mit der Rastlosigkeit" hat Autor Cees Nooteboom laut Rezensent Thomas Steinfeld geschlossen. Nachdem seine letzten Werke von der Bewegung handelten, dreht sich dieses um das Bleiben und die ganz elementaren Dinge, wie Steine oder Blätter, erfahren wir. Der Dichter Nooteboom setzt sich hier mit dem Werk des Bildhauers Giuseppe Perone auseinander, das eben jene Naturelemente zum Gegenstand hat, mit denen sich Noteboom philosophisch beschäftigt. Als "freundlicher Animist" richtet er seinen Blick auf die ganz einfachen Naturobjekte und versucht, seine Verbundenheit mit ihnen zu ergründen. Ein gelungenes Geburtstagsgeschenk hat der Verlag sich hier selbst und dem Autor zu seinem 90. Geburtstag gemacht, findet Steinfeld.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Cees Nooteboom ist mit In den Bäumen blühen Steine ein Buch geglückt, das zum Innehalten einlädt und zum Nachdenken und Fühlen verführt.« Tobias Wenzel WDR 3 20230821