Jina Khayyer
Gebundenes Buch
Im Herzen der Katze
Roman Eine berührende Geschichte über Familie, weibliche Solidarität und die Revolution der Frauen im Iran Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2025
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Es ist Nacht in Südfrankreich. Jina sitzt an ihrem Schreibtisch, das Telefon in der Hand. Im Sekundentakt aktualisiert sich ihr Instagram-Feed. Sie liest: »Jina Mahsa Amini wurde in Teheran von der Sittenpolizei ins Koma geprügelt.« Im nächsten Moment begreift sie: Die junge Frau, die so heißt wie sie, ist tot. Im Feed folgen die Bilder: der Protestzug Tausender Menschen auf den Straßen, Mädchen und Frauen, die ihre Haare unverdeckt tragen, darunter auch Jinas Schwester Roya und ihre Nichte Nika.Was als Versuch beginnt, die Gegenwart zu begreifen, wird zur Reise in die Vergangenheit. D...
Es ist Nacht in Südfrankreich. Jina sitzt an ihrem Schreibtisch, das Telefon in der Hand. Im Sekundentakt aktualisiert sich ihr Instagram-Feed. Sie liest: »Jina Mahsa Amini wurde in Teheran von der Sittenpolizei ins Koma geprügelt.« Im nächsten Moment begreift sie: Die junge Frau, die so heißt wie sie, ist tot. Im Feed folgen die Bilder: der Protestzug Tausender Menschen auf den Straßen, Mädchen und Frauen, die ihre Haare unverdeckt tragen, darunter auch Jinas Schwester Roya und ihre Nichte Nika.
Was als Versuch beginnt, die Gegenwart zu begreifen, wird zur Reise in die Vergangenheit. Denn die Ereignisse wecken in Jina Erinnerungen an ihre eigenen Aufenthalte im Iran: an die Gastfreundschaft der Menschen, den reich gedeckten Tisch der Tanten, die Begegnungen im Sammeltaxi, den Roadtrip zu Zarathustras Feuertempel in Yazd - und an eine geheime Liebe. Aber auch an die Proteste während der Grünen Bewegung 2009, an denen Jina teilnahm und die zur einschneidenden Lebenserfahrung wurden.
Im Herzen der Katze ist eine Familien- und Liebesgeschichte, die Vorstellungen von Nationalität und Zugehörigkeit, von Frausein und Freiheit hinterfragt. Mit poetischer Intensität erzählt Jina Khayyer von Mut, Solidarität und Verantwortung und vom Nachklingen einer Heimat, die sich nicht abschütteln lässt.
Was als Versuch beginnt, die Gegenwart zu begreifen, wird zur Reise in die Vergangenheit. Denn die Ereignisse wecken in Jina Erinnerungen an ihre eigenen Aufenthalte im Iran: an die Gastfreundschaft der Menschen, den reich gedeckten Tisch der Tanten, die Begegnungen im Sammeltaxi, den Roadtrip zu Zarathustras Feuertempel in Yazd - und an eine geheime Liebe. Aber auch an die Proteste während der Grünen Bewegung 2009, an denen Jina teilnahm und die zur einschneidenden Lebenserfahrung wurden.
Im Herzen der Katze ist eine Familien- und Liebesgeschichte, die Vorstellungen von Nationalität und Zugehörigkeit, von Frausein und Freiheit hinterfragt. Mit poetischer Intensität erzählt Jina Khayyer von Mut, Solidarität und Verantwortung und vom Nachklingen einer Heimat, die sich nicht abschütteln lässt.
Jina Khayyer ist Schriftstellerin, Dichterin, Malerin und Journalistin. In Deutschland geboren, iranischer Abstammung lebt und arbeitet sie seit 2006 in Paris und in der Provence. Sie ist Autorin für die Zeitschriften The Gentlewoman, Fantastic Man und Apartamento. Zuletzt wurden ihre Gedichte und Zeichnungen in der Kunsthalle Baden-Baden im Rahmen der Gruppenausstellung SEA AND FOG (2024) ausgestellt. Im Herzen der Katze ist ihr Romandebüt.
Produktdetails
- Verlag: Suhrkamp
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 253
- Erscheinungstermin: 20. Juli 2025
- Deutsch
- Abmessung: 207mm x 134mm x 28mm
- Gewicht: 388g
- ISBN-13: 9783518432488
- ISBN-10: 3518432486
- Artikelnr.: 73739642
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Jina Khayyer ist eine deutsche Autorin mit iranischer Abstimmung, so auch die Protagonistin ihres Romans, erzählt Rezensentin Louise Otterbein von der autofiktionalen Geschichte. Ausgang des Romans ist der September 2022 im Iran, Jina telefoniert mit ihrer Schwester Roya, die in den Iran zurückgekehrt ist und nun Hoffnung hat, die Proteste könnten langfristig Änderungen bedingen, erfahren wir. Jina erinnert sich Otterbein zufolge daraufhin an ihren Besuch im Iran 2000, die Suche nach ihren Wurzeln zeigt nicht nur zahlreiche Überkreuzungen zwischen der Heimat und dem Westen, beispielsweise durch Tanten, die Virginia Woolf lieben, sondern auch, dass den Frauen im Iran die Freiheit fehlt. Die kleinen Rebellionen und die große Gefahr, die damit einhergeht, schildert Khayyer laut der Kritikerin mit überraschender Poesie, wenn sie Redewendungen aus dem Farsi ins Deutsche überträgt und statt Danke Ausdrücke wie "Deine Zunge ist in Liebe getaucht" nutzt. Manchmal ist das ein wenig holprig, aber gerade durch die überraschenden Momente lohnenswert, wie sie schließt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»[Im Herzen der Katze] ist ein eindrücklicher und poetischer Blick in eine Gesellschaft, die durch ein Regime ihre Freiheit verloren hat.« Louise Otterbein Frankfurter Allgemeine Zeitung 20250901
»[Es geht Khayyer auch darum, zu zeigen, dass] das iranische Volk nicht mit dem Regime gleichzusetzen sei, das seine Frauen in die Unsichtbarkeit zwingen will. Ihr Text lässt die Gesichter, die Geschichten hinter den ihnen auferlegten Schleiern deutlich werden.« Valerie Bäuerlein Berliner Morgenpost 20250909
Jina Khayyers Roman „Im Herzen der Katze“ ist autofiktional. Den äußeren Rahmen bilden die „Frau, Leben, Freiheit“-Proteste in Iran nach dem Tod der 23-jährigen Jina Mahsa Amini. Diese wurde wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strengen …
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Jina Khayyers Roman „Im Herzen der Katze“ ist autofiktional. Den äußeren Rahmen bilden die „Frau, Leben, Freiheit“-Proteste in Iran nach dem Tod der 23-jährigen Jina Mahsa Amini. Diese wurde wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die strengen Kleidervorschriften durch die Sittenpolizei gefangengenommen und geschlagen, woraufhin sie ins Koma fiel und wenige Tage später verstarb. Die Ich-Erzählerin, die denselben Vornamen wie das getötete Mädchen und die Autorin trägt, sitzt in Frankreich und verfolgt über Instagram die Vorgänge in dem Land, in dem ihre Familie verwurzelt ist. Sie selbst wurde in Deutschland geboren, doch viele Familienmitglieder, u.a. ihre Schwester Roya mit Mann und Tochter Nika, leben in Iran. Jina bangt um das Leben ihrer Schwester und Nichte, die sich mutig den Protesten angeschlossen haben und unter Lebensgefahr auf die Straße gehen, um für Freiheit und Selbstbestimmung zu demonstrieren.
In Rückblenden erinnert sich Jina an ihre Reisen in den Iran: Im Jahr 2000 besucht sie zum ersten Mal das Geburtsland ihrer Eltern und ist hin- und hergerissen zwischen einer tiefen Liebe und Verbundenheit zu Land, Leuten, Sprache und jahrtausendealter Kultur einerseits und dem Schrecken über die Unterdrückung der Frauen, den drakonischen Strafen für Homosexualität, für Verstöße gegen die Hidschab-Regeln oder für kleinste Zuneigungsbekundungen zwischen nicht verheirateten Paaren andererseits. Die eklatanten Gegensätze und die emotionale Zerrissenheit Jinas sind ergreifend geschildert. 2009 gerät Jina selbst mitten in die Protestkundgebungen der Grünen Bewegung.
Interessant fand ich ganz besonders die wörtliche Übersetzung bestimmter Wendungen von Farsi ins Deutsche. Diese vermitteln einen kleinen Eindruck des Persischen, das in seiner Bildhaftigkeit so völlig anders ist als die pragmatische, sehr direkte deutsche Sprache.
Der Mut und die Entschlossenheit der Frauen, die 2022 für ihre Rechte kämpften, haben mich tief beeindruckt. Es war erschütternd zu lesen, wie friedlich demonstrierende junge Menschen misshandelt, vergewaltigt und zu Tode geprügelt wurden, in kurzen Schauprozessen Todesstrafen verhängt wurden. Khayyer zeichnet ein vielfältiges, buntes Bild der iranischen Gesellschaft, deren Wunsch nach Freiheit und Offenheit brutal vom Regime unterdrückt wird. Beim Lesen sitzt man gleichsam mit Jina hilflos am Smartphone und bangt mit Roya und Nika um deren Sicherheit. Rückblickend weiß man, dass die Proteste zu keiner Verbesserung der Menschenrechtslage führten; diese ist heute noch schlechter als damals.
Mich hat „Im Herzen der Katze“ sehr bewegt und auch noch mehrere Tage beschäftigt, nachdem ich es beendet hatte. Da ich über vieles zuvor nicht im Bilde war, habe ich im Anschluss noch weitere Informationen zu den realen Ereignissen im Buch recherchiert, und ich habe größten Respekt vor den Frauen, die sich unter höchster Gefahr für Selbstbestimmung und Freiheit einsetzen. Jina Khayyer setzt ihnen mit ihrem Roman ein Denkmal und rückt die Situation der Frauen im Iran wieder in unser Bewusstsein. Ein großartiges, tief bewegendes Buch, dem ich von Herzen den Deutschen Buchpreis gewünscht hätte.
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In der Zeit, als ich Im Herzen der Katze von Jina Khayyer las, tauschten wir in kleiner Runde aus im Einverständnis darüber, wie wütend es macht, dass die weiblichen Erdbebenopfer in Afghanistan kaum ärztliche Hilfe bekommen. Denn, treffend bemerkt, sie dürfen nur von Frauen …
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In der Zeit, als ich Im Herzen der Katze von Jina Khayyer las, tauschten wir in kleiner Runde aus im Einverständnis darüber, wie wütend es macht, dass die weiblichen Erdbebenopfer in Afghanistan kaum ärztliche Hilfe bekommen. Denn, treffend bemerkt, sie dürfen nur von Frauen behandelt werden, die wiederum denkbar schlecht oder gar nicht ausgebildet sind.
Ja, genau rief ich, denn auch die Ausbildung von Frauen ist Thema in Jina Khayyers Roman. Dort wird durch die rebellische Freundin und Fremdenführerin, die sich als Mann in der Öffentlichkeit ausgibt, darauf hingewiesen, dass Frauen niemals auch nur etwas in Iran lernen, was über das, was die Betschwestern unterrichten, hinausgeht.
Im Herzen der Katze macht wütend, rüttelt auf, gibt einen interessanten und vielschichtigen Einblick in das heutige Iran. Besonders interessant ist die Perspektive, denn wir reisen mit einer Person dorthin, die zwar iranische Wurzeln hat, der das Land aber ansonsten immer wieder so fremd ist wie uns.
Sie sitzt in Südfrankreich am Laptop, verfolgt den Instagram-Feed über die Unruhen in Iran und vergeht vor Sorge um ihre Nichte. Von dort entspinnt sich die Story im Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden. Sie erzählt von starken Frauen, die ihren Weg suchen und dem fast vergeblichen Kampf um Gleichberechtigung und Fortschritt. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und immer begleitet von grösster Gefahr.
Und wie kommen die Sittenwächterinnen ins Bild? Das ist in der Liste der Dinge, die mich am meisten umtreiben, an hoher Position. Wie können Frauen andere Frauen massregeln, zu Tode prügeln, an den Haaren auf die Strasse schleifen? Trotz allen Protestes und trotz aller Wut sind die Stimmen der Frauen getragen von der unbezähmbaren Liebe zu ihrer Heimat, den Gerüchen, dem Licht und der starken Verbundenheit der Menschen untereinander.
Sicherlich lässt dieses Buch Lücken, und es bleiben viele Fragen offen. Aber sowohl sprachlich als auch inhaltlich gelingt Jina Kayyer hier ein ganz grosser Wurf. Gerade die Diskrepanz zwischen der eher neutralen Erzählweise und den umwerfenden poetisch bezaubernden sprachlichen Bildern, entwickelt Sogwirkung.
Ich freue mich sehr über dieses Highlight von der Longlist des Deutschen Buchpreises.
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Im Herzen der Katze – Jina Khayyer
„Bisharaf“ (persisch: gewissenlos)
Dieser Ruf schallt von den Frauen im Iran, die auf die Straße gehen und für ihre Freiheit kämpfen. Der Tod von Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei in Teheran, weil sie ihr Kopftuch nicht …
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Im Herzen der Katze – Jina Khayyer
„Bisharaf“ (persisch: gewissenlos)
Dieser Ruf schallt von den Frauen im Iran, die auf die Straße gehen und für ihre Freiheit kämpfen. Der Tod von Jina Mahsa Amini durch die Sittenpolizei in Teheran, weil sie ihr Kopftuch nicht „richtig“ trug, September 2022, dokumentiert auf Instagram, ist der Auslöser für die Erzählerin. Ihre Schwester und deren Familie leben in Teheran.
Sie erinnert sich an eine frühere Reise 2009 in den Iran bei der 15 Jahre älteren Schwester und liefert einen wunderbarer Einblick in die persische Kultur und die Bedeutung der Familienbande.
Eine ihrer zahlreichen Tanten, promovierte Naturwissenschaftlerin, erzählt aus der Schahzeit, in der auch nicht alles gut war, aber das Leben modern und westlich orientiert war. Die Einschränkungen, die mit der Machtübernahme des islamischen Staates begannen, die kuriosen „religiöse“ bedingten Verbote haben das Leben der Menschen, besonders das der Frauen stark verändert.
„Die Ajatollahs erfanden sich selbst eine neue Welt und neue Gesetze, im Namen Gottes haben sie uns Frauen auf despotischste Weise unsere Rechte entzogen.“
Der Umriss des Iran gleicht einer Katze und die Erzählerin reist mit ihrer Schwester durch den Bauch der Katze von Teheran bis an den Persischen Golf.
Die Reiseführerin Iman ist eine junge Frau, mit jungenhafter Erscheinung, bewegt sich als Mann durch das Land, sie will sich als Frau nicht einschüchtern lassen.
Sie sehen die berühmten Kulturstätten des Persischen Reiches.
Die überwältigende Schönheit des Landes, die unverwechselbare Farben, die intensiven Gerüche wecken Erinnerungen an das „Land der Rosen und Nachtigallen, der Zypressen und des Weins“, so wie der berühmte Dichter Hafis es einst beschrieb.
Und es geht auch um lesbische Liebe, die es im Iran nicht geben darf und für die es in der Sprache kein Wort gibt. „Delémoon jekis“, unser Herz ist eins.
Die Autorin schafft es, die Poesie der persischen Sprache zu vermitteln, das besondere Lebensgefühl der Menschen, authentisch durch persische Sprachschnipsel, aber auch gelungene Übersetzungen der wunderschönen persischen Redensarten.
Dieses Buch ist eine Offenbarung. Schonungslos wird das autoritäre religiös motivierte Unterdrückungssystem der Mullahs analysiert.
„Hafis sagt, Unrecht liegt mit offenen Flügeln über dem ganzen Land, wie ein ungeheurer Raubvogel, wo ist Pfeil, wo ist Bogen? Warum schießt ihn keiner ab?“
Die Autorin verfolgt des Straßenkampf der iranischen Frauen, dem sich auch ihre Schwester und ihre Nichte angeschlossen haben.
Ihre Nichte übermittelt ihr Videoschnipsel.
Es gelingt der Autorin mit einer unglaublichen sprachlichen Intensität diese Bilder wiederzugeben. Die Brutalität und Willkür, die Lust zu unterdrücken und zu töten, ausgeführt von einem männlichen Machtapparat gegen Frauen sind kaum zu ertragen.
Ich bin diesem faszinierenden Land und seinen wunderbaren Frauen wieder ein Stück näher gekommen und ich bewundere diese mutigen Frauen, die für ihre Freiheit ihr Leben aufs Spiel setzen.
Jina Khayyer ist in Deutschland geboren und iranischer Abstammung. Sie ist Künstlerin und Journalistin und lebt in Paris und hat mit diesem ersten Roman ein beeindruckendes Werk geschaffen. Ich hoffe, dass viele Menschen dieses Buch lesen.
Es steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2025
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Nichts für Hedonisten
Der Debütroman der iranisch-stämmigen Jina Khayyer mit dem kryptischen Titel «Im Herzen der Katze» erzählt eine autobiografische Geschichte, die mit der Ermordung von Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei am 16. September 2022 in …
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Nichts für Hedonisten
Der Debütroman der iranisch-stämmigen Jina Khayyer mit dem kryptischen Titel «Im Herzen der Katze» erzählt eine autobiografische Geschichte, die mit der Ermordung von Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei am 16. September 2022 in Teheran beginnt. In langen Telefonaten mit der Mutter und mit Schwester Roya lässt sich die Ich-Erzählerin des Romans über den aktuellen Fall berichten, der weltweit ja Entsetzen ausgelöst hat und bis heute noch andauernde Protestaktionen vor allem der Frauen im Iran hervorruft. Teils im Stil einer Roadnovel erzählt die in Deutschland geborene Protagonistin, wie sie, nachdem ihr bewusst wurde, dass die junge Frau mit gleichem Vornamen wie sie tot ist, nur weil sie ihr Kopftuch nicht korrekt getragen habe, kurz entschlossen in den Iran reist zu ihren Verwandten. Was sie als Erkundungsreise in die aktuelle politische Situation des Staates Iran geplant hat, erweist sich auch als Reise in ihre eigene Vergangenheit, sie war zum ersten Mal als junge Frau dort. Von einer riesigen Schar von Verwandten und nicht weniger als sechs Tanten wird sie mit wahrhaft überschwänglicher Gastfreundschaft empfangen. Auf Vorschlag ihrer Schwester entschließt sie sich spontan, samt Reiseführer zu einer mehrtägigen Autotour «im Herzen der Katze» aufzubrechen. Der Iran sehe auf der Landkarte, erklärt die Ich-Erzählerin dazu, in seinen Umrissen wie eine Katze aus, eine Handzeichnung der Autorin im Buch mit markierter Reiseroute verdeutlicht das sehr anschaulich, - genau darauf also bezieht sich der Buchtitel!
Die Katze ist es denn auch, die der Legende nach mehrere Leben habe, was sich auf die persische Nation übertragen lässt, die politisch das feudale Regime des letzten Schahs wie auch die Machtübernahme der Mullahs überlebt hat und diese mörderischen Despoten eines Tages ebenfalls überwinden wird, um endlich in Freiheit und Würde zu leben. Die Ich-Erzählerin Jina ist, nachdem sie so lange nicht mehr im Iran war und die westliche Lebensart verinnerlicht hat, überrascht von der Schönheit des Landes, von der herzlichen Aufnahme und freundlichen Hilfsbereitschaft, und auch von der Lebensweisheit seiner Bevölkerung. Neben den geschilderten Eindrücken der Protagonistin werden die politischen und historischen Ereignisse und Entwicklungen Irans durch Dialoge und ausführliche Erzählungen der Verwandten und der Schwester geschildert. Auf der Autoreise ist dann auch Iman, ihr Chauffeur und Reiseführer, ein kundiger Erzähler, - der sich aber schon bald als eine junge Frau erweist! Mit rasiertem Schädel und entsprechender Kleidung einschließlich pattgedrückter Brüste sieht sie tatsächlich aus wie ein Mann, und auch ihre tiefe Stimme passt ideal dazu. Ihr Vorname sei für beide Geschlechter gleichermaßen üblich, und so habe sie sich aus Schutz vor Repressionen der Sittenwächter zum Mann umstilisiert, was bisher auch immer einwandfrei funktioniert habe und ihr seither ein relativ freies Leben ermöglichte.
Alle Proteste der iranischen Bevölkerung werden von dem Mullahregime immer wieder mit brutalster Härte niedergeschlagen, die Erzählungen im Roman schildern das eindringlicher und verständlicher als jedes Geschichtsbuch. Was da im Detail geschildert wird, lässt einem allerdings das Herz stocken, dieser Roman ist fürwahr keine Wohlfühl-Leküre! Die religiös verblendeten, diktatorischen Mullahs behandeln ihr Volk geradezu viehisch, wobei insbesondere den Frauen böse zugesetzt wird. Sie werden, alle Menschenrechte missachtend, als minderwertige Wesen ohne Rechte behandelt. Die so genannten Sittenwächter genießen völlige Straffreiheit, wenn sie Menschen krankenhausreif schlagen oder töten. Sie sind ganz einfach immer im Recht, handeln ja quasi im göttlichen Auftrag dabei, es droht ihnen keine Strafverfolgung. Die Iraner befinden sich auch heute noch politisch im tiefsten Mittelalter, und die vielen, erschütternden Beispiele, die der Roman dafür liefert, sind pure Realität im dritten Jahrtausend, keine Fiktion!
Hedonisten werden keine Freude haben an diesem hervorragend geschriebenen Roman, auch wenn er neben den Gräueln den Iran landschaftlich als unglaublich schön, sein Volk als kulturell hochstehend und die Menschen als sympathisch beschreibt, mit viel Sinn für Poesie zudem!
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MP3-CD
Der deutsch-französisch-persischen Journalistin Jina Khayyer ist mit “Im Herzen der Katze” ein poetischer und ebenso hochaktueller wie politischer Roman gelungen. Aus der Ich-Perspektive erzählt, erinnert sich ihre Protagonistin, die zufällig den gleichen Namen wie die …
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Der deutsch-französisch-persischen Journalistin Jina Khayyer ist mit “Im Herzen der Katze” ein poetischer und ebenso hochaktueller wie politischer Roman gelungen. Aus der Ich-Perspektive erzählt, erinnert sich ihre Protagonistin, die zufällig den gleichen Namen wie die Autorin trägt, an Ereignisse auf ihren Iran-Reisen, als sie bei ihrer Schwester Roya und ihrer Nichte Nika zu Besuch war. Sie reflektiert über Nationalität, Heimat und Familie, aber auch über die Unterdrückung der Opposition und die krasse Geschlechter-Apartheit im religiös beherrschten Iran. “Im Herzen der Katze” von Jina Khayyer ist eine eindringliche Erzählung über weibliche Solidarität, Widerstand und den Traum von einem gleichberechtigten und freien Leben der Geschlechter. Der Titel “Im Herzen der Katze” bezieht sich übrigens auf den Landesumriss des Iran. Ergreifend gelesen von Pegah Ferydoni – sehr empfehlenswert.
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