Deniz Ohde
Gebundenes Buch
Ich stelle mich schlafend
Roman Das neue Buch der preisgekrönten Bestsellerautorin von 'Streulicht'
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Ich stelle mich schlafend erzählt von den dunklen Seiten einer Liebe - und die Geschichte einer Befreiung. Ein eindringlicher Roman über den Versuch der Auslöschung einer Frau, und über die Frage, ob es eine Berührung gibt, die den Kern eines Menschen unwiederbringlich verändert.Das Haus, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat, steht nicht mehr. Es musste bis auf die Grundmauern abgerissen werden. Von der Wohnung, die sie zuletzt mit ihrem Freund Vito geteilt hat, sind nur Erinnerungen übrig. Die Geschichte der beiden reicht bis in ihre Jugend zurück: Beide wachsen im selben Hochhaus...
Ich stelle mich schlafend erzählt von den dunklen Seiten einer Liebe - und die Geschichte einer Befreiung. Ein eindringlicher Roman über den Versuch der Auslöschung einer Frau, und über die Frage, ob es eine Berührung gibt, die den Kern eines Menschen unwiederbringlich verändert.
Das Haus, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat, steht nicht mehr. Es musste bis auf die Grundmauern abgerissen werden. Von der Wohnung, die sie zuletzt mit ihrem Freund Vito geteilt hat, sind nur Erinnerungen übrig. Die Geschichte der beiden reicht bis in ihre Jugend zurück: Beide wachsen im selben Hochhauskomplex auf, und Yasemin verliebt sich mit dreizehn in den drei Jahre älteren Nachbarn. Von klein auf fasziniert von Glaubensfragen und Spiritualität, versucht sie durch einen Liebeszauber, Vito für sich zu gewinnen. Doch nach einem Sanatoriumsaufenthalt, wo ihre Skoliose behandelt wird, geht sie auf Distanz. Zu fremd ist ihr der eigene Körper, zu groß die Scham wegen ihres Korsetts. Erst zwanzig Jahre später, als die mühsam aufgerichtete Wirbelsäule droht sich wieder zu stauchen, begegnen sie sich erneut. Yasemin hält dieses späte Aufflammen der Jugendliebe für Schicksal. Aber dann zeigt Vito sein Inneres, das bedrohlich ist und leer.
Das Haus, in dem Yasemin bis vor kurzem gelebt hat, steht nicht mehr. Es musste bis auf die Grundmauern abgerissen werden. Von der Wohnung, die sie zuletzt mit ihrem Freund Vito geteilt hat, sind nur Erinnerungen übrig. Die Geschichte der beiden reicht bis in ihre Jugend zurück: Beide wachsen im selben Hochhauskomplex auf, und Yasemin verliebt sich mit dreizehn in den drei Jahre älteren Nachbarn. Von klein auf fasziniert von Glaubensfragen und Spiritualität, versucht sie durch einen Liebeszauber, Vito für sich zu gewinnen. Doch nach einem Sanatoriumsaufenthalt, wo ihre Skoliose behandelt wird, geht sie auf Distanz. Zu fremd ist ihr der eigene Körper, zu groß die Scham wegen ihres Korsetts. Erst zwanzig Jahre später, als die mühsam aufgerichtete Wirbelsäule droht sich wieder zu stauchen, begegnen sie sich erneut. Yasemin hält dieses späte Aufflammen der Jugendliebe für Schicksal. Aber dann zeigt Vito sein Inneres, das bedrohlich ist und leer.
Deniz Ohde, geboren 1988 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik in Leipzig, wo sie heute auch lebt. Für ihren Debütroman Streulicht, der 2020 auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises stand, wurde sie mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung und dem aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Suhrkamp
- Seitenzahl: 248
- Erscheinungstermin: 10. März 2024
- Deutsch
- Abmessung: 212mm x 131mm x 26mm
- Gewicht: 400g
- ISBN-13: 9783518431702
- ISBN-10: 3518431706
- Artikelnr.: 69141280
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Judith von Sternburg zeigt sich auch von Deniz Ohdes zweitem Roman überzeugt: Es geht um Yasemin, der erste Teil der Handlung widmet sich ihr als Jugendliche. Sie muss eine Skoliosebehandlung über sich ergehen lassen, das Korsett, das sie dabei trägt, wird zur sinnstiftenden Metapher ihres Lebens. Im zweiten Teil flammt eine toxische Beziehung aus der Jugend wieder auf, was laut Sternburg von Ohde auf intrikate Weise verwirrend erzählt wird. Manche Sprachbilder gehen für sie zwar nicht ganz auf, aber dennoch hat der Roman die Kritikerin gepackt, wie sie versichert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Verstrickung statt Verliebtheit
Auf der Suche nach einer Ursache: Deniz Ohdes neuer Roman "Ich stelle mich schlafend"
Es endet im Nichts, nein, in der Zerstörung, sodass Yasemin nur noch vor einer Brache steht, die einmal ihre Wohnung war. Sie blickt im übertragenen wie im wortwörtlichen Sinne auf die Trümmer ihres Lebens. Dieses Ende markiert den Anfang von Deniz Ohdes Roman "Ich stelle mich schlafend" und bildet zugleich auch den Anlass für die Protagonistin Yasemin, erzählend zu rekapitulieren, wie es dazu kommen konnte.
Um zu verstehen, befragt Yasemin insbesondere ihre vergangenen Liebesbeziehungen, die allesamt auch Abbild ihres Selbstwertgefühls sind. Angefangen mit ihrer ersten Jugendliebe zu
Auf der Suche nach einer Ursache: Deniz Ohdes neuer Roman "Ich stelle mich schlafend"
Es endet im Nichts, nein, in der Zerstörung, sodass Yasemin nur noch vor einer Brache steht, die einmal ihre Wohnung war. Sie blickt im übertragenen wie im wortwörtlichen Sinne auf die Trümmer ihres Lebens. Dieses Ende markiert den Anfang von Deniz Ohdes Roman "Ich stelle mich schlafend" und bildet zugleich auch den Anlass für die Protagonistin Yasemin, erzählend zu rekapitulieren, wie es dazu kommen konnte.
Um zu verstehen, befragt Yasemin insbesondere ihre vergangenen Liebesbeziehungen, die allesamt auch Abbild ihres Selbstwertgefühls sind. Angefangen mit ihrer ersten Jugendliebe zu
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Vito, der gegenüber wohnt und drei Jahre älter ist als die damals vierzehnjährige Yasemin. Zu ihm entwickelt sie die Liebe eines Teenagers. Ihr Zusammentreffen wähnt sie als schicksalhaft, sie ist überzeugt, dass er sie nur bemerkt aufgrund eines von ihr ausgeführten Liebesschwurs, und in der Beziehung zu ihm wähnt Yasemin ihre Rettung: "In Yasemin wuchs die Gewissheit, dass sie und Vito zusammengehörten. Einzig darauf richtete sie ihre Gedanken. Eine Berührung von ihm, und sie wäre geheilt. In Vito würde sie sich auflösen. Das Ende wäre ein zärtliches." Dass Vito sich nur auf sie einlässt, weil ihm gefällt, dass sie ihn fürchtet, und er ihr die Welt erklären kann, bemerkt Yasemin erst viele Jahre später im Rückblick: "Es war eine Verstrickung, keine Verliebtheit." Nach einer längeren räumlichen Trennung entzaubert sich allerdings die Faszination um Vito, und Yasemin beendet die Beziehung.
Anschließend führt sie in ihrer späteren Jugend und beim Erwachsenwerden losere Beziehungen, ist eher auf der Suche nach sexuellen Kontakten. Sie folgt dem Mantra "Es hätte nie eine Unschuld gegeben, die Yasemin hätte verlieren können", sammelt Berührungen von verschiedenen Männern und führt darüber ein gedankliches Register, einen body count. "Sie versuchte nicht länger, einem jungmädchenhaften Ideal zu folgen und eine Unschuld vorzuspielen, sondern unternahm eine Flucht nach vorn, indem sie Berührungen geradezu suchte, sie sammelte, als gelte es, dem Register möglichst viele Namen hinzuzufügen."
In diesem Wirbel, in dem sie sich selbst verlieren will, trifft Yasemin schließlich auf Hermann. Er markiert das Ende des body count, in der Beziehung zu ihm erfährt sie, dass Partnerschaften keine Pflichterfüllung sind, sondern durch Vertrauen, Kommunikation und Ehrlichkeit entstehen. "Yasemin lernte, was eine große Liebe bedeutete, nämlich, dass man sich nicht darüber den Kopf zerbrach." Mit Hermann kehrt Ruhe in ihr Leben ein.
"Wie lange war Yasemin ruhig gewesen?", fragt sie sich jedoch im Rückblick, und abermals wird daraus ein Credo, das zu Beginn eines Kapitels steht und es durch Wiederholung strukturiert. Diese mantraartigen Leitsätze können beispielhaft Ohdes sprachbildliches Raffinement veranschaulichen. Denn diese Sätze, welche die Protagonistin retrospektiv wiederholen muss, sind analog zur wiederholenden Struktur von traumatischen oder belastenden Erinnerungen: Yasemins Gedanken bewegen sich in Kreisläufen durch ihre Vergangenheit - auf der Suche nach einem Grund, nach einer Erklärung für das, was ihr zugestoßen ist. Dass die Metaphorik im Roman insgesamt teilweise überdeutlich durchscheint und nicht zurückhaltend auf Interpretation wartet, passt zu Yasemins spiritueller, sinnsuchender Figur und fügt sich daher gut in ihre erzählende Perspektive ein.
"Wie lange war Yasemin ruhig gewesen?" Mit Anfang dreißig, zwanzig Jahre nach dem letzten Kontakt, trifft sie Vito nach dem Einkaufen auf der Straße. Er sitzt auf einer Bank unter einem Baum, sie sucht Schutz vor einem plötzlich hereinbrechenden Schauer. Eine zufällige Begegnung mit einer alten Jugendliebe, in der Gegend, wo beide früher aufgewachsen sind; nichts Außergewöhnliches möchte man meinen. Doch Yasemin fällt zurück in ihre Denk- und Fühlmuster als Vierzehnjährige. "Die ganze Situation schrie ihr eine Schicksalhaftigkeit entgegen, die von einem vorbeifahrenden Taxi noch verstärkt wurde: Es war Vitos Geburtsdatum, das da auf dem Nummernschild an ihr vorbeiglitt." Sie ruft ihn an, ohne zu ahnen, welche Konsequenzen das haben wird.
Es sind die Schilderungen von Beziehungen und ihren Dynamiken, aber auch von einzelnen Figuren und ihrer Motivation, welche die Schlagkraft von Ohdes neuem Roman ausmachen. Die Erlebnisse und Reflexionen der Protagonistin sind nicht nur teilweise erschreckend nachvollziehbar, sondern geben zugleich ein treffliches und daher erschütterndes Bild davon ab, nach welchen Mustern (patriarchale) Gewalt in Partnerschaften abläuft. Deniz Ohde, deren Debüt "Streulicht" 2020 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand, hat mit "Ich stelle mich schlafend" einen weiteren bemerkenswerten Roman geschrieben, der in bedrückend starker Metaphorik von den Verstrickungen einer jungen Frau erzählt. EMILIA KRÖGER
Deniz Ohde: "Ich stelle mich schlafend".
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024.
248 S.,geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Anschließend führt sie in ihrer späteren Jugend und beim Erwachsenwerden losere Beziehungen, ist eher auf der Suche nach sexuellen Kontakten. Sie folgt dem Mantra "Es hätte nie eine Unschuld gegeben, die Yasemin hätte verlieren können", sammelt Berührungen von verschiedenen Männern und führt darüber ein gedankliches Register, einen body count. "Sie versuchte nicht länger, einem jungmädchenhaften Ideal zu folgen und eine Unschuld vorzuspielen, sondern unternahm eine Flucht nach vorn, indem sie Berührungen geradezu suchte, sie sammelte, als gelte es, dem Register möglichst viele Namen hinzuzufügen."
In diesem Wirbel, in dem sie sich selbst verlieren will, trifft Yasemin schließlich auf Hermann. Er markiert das Ende des body count, in der Beziehung zu ihm erfährt sie, dass Partnerschaften keine Pflichterfüllung sind, sondern durch Vertrauen, Kommunikation und Ehrlichkeit entstehen. "Yasemin lernte, was eine große Liebe bedeutete, nämlich, dass man sich nicht darüber den Kopf zerbrach." Mit Hermann kehrt Ruhe in ihr Leben ein.
"Wie lange war Yasemin ruhig gewesen?", fragt sie sich jedoch im Rückblick, und abermals wird daraus ein Credo, das zu Beginn eines Kapitels steht und es durch Wiederholung strukturiert. Diese mantraartigen Leitsätze können beispielhaft Ohdes sprachbildliches Raffinement veranschaulichen. Denn diese Sätze, welche die Protagonistin retrospektiv wiederholen muss, sind analog zur wiederholenden Struktur von traumatischen oder belastenden Erinnerungen: Yasemins Gedanken bewegen sich in Kreisläufen durch ihre Vergangenheit - auf der Suche nach einem Grund, nach einer Erklärung für das, was ihr zugestoßen ist. Dass die Metaphorik im Roman insgesamt teilweise überdeutlich durchscheint und nicht zurückhaltend auf Interpretation wartet, passt zu Yasemins spiritueller, sinnsuchender Figur und fügt sich daher gut in ihre erzählende Perspektive ein.
"Wie lange war Yasemin ruhig gewesen?" Mit Anfang dreißig, zwanzig Jahre nach dem letzten Kontakt, trifft sie Vito nach dem Einkaufen auf der Straße. Er sitzt auf einer Bank unter einem Baum, sie sucht Schutz vor einem plötzlich hereinbrechenden Schauer. Eine zufällige Begegnung mit einer alten Jugendliebe, in der Gegend, wo beide früher aufgewachsen sind; nichts Außergewöhnliches möchte man meinen. Doch Yasemin fällt zurück in ihre Denk- und Fühlmuster als Vierzehnjährige. "Die ganze Situation schrie ihr eine Schicksalhaftigkeit entgegen, die von einem vorbeifahrenden Taxi noch verstärkt wurde: Es war Vitos Geburtsdatum, das da auf dem Nummernschild an ihr vorbeiglitt." Sie ruft ihn an, ohne zu ahnen, welche Konsequenzen das haben wird.
Es sind die Schilderungen von Beziehungen und ihren Dynamiken, aber auch von einzelnen Figuren und ihrer Motivation, welche die Schlagkraft von Ohdes neuem Roman ausmachen. Die Erlebnisse und Reflexionen der Protagonistin sind nicht nur teilweise erschreckend nachvollziehbar, sondern geben zugleich ein treffliches und daher erschütterndes Bild davon ab, nach welchen Mustern (patriarchale) Gewalt in Partnerschaften abläuft. Deniz Ohde, deren Debüt "Streulicht" 2020 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand, hat mit "Ich stelle mich schlafend" einen weiteren bemerkenswerten Roman geschrieben, der in bedrückend starker Metaphorik von den Verstrickungen einer jungen Frau erzählt. EMILIA KRÖGER
Deniz Ohde: "Ich stelle mich schlafend".
Suhrkamp Verlag, Berlin 2024.
248 S.,geb., 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»... Ohde [gelingt es] erneut, eine Geschichte so plastisch zu schildern, dass man hier und da autofiktionale Einzelheiten wird erkennen wollen. So fälschlicherweise wie in Streulicht.« Judith von Sternburg Frankfurter Rundschau 20240725
Titel: Grenzüberschreitungen
Kurzmeinung: Trotz schablonenhafter Figuren, ein wichtiger Roman über die weibliche Selbstbestimmung.
Deniz Ohde erlangte große Bekanntheit durch ihren vielfach gelobten Debütroman „Streulicht“. In ihren zweiten Roman „Ich …
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Titel: Grenzüberschreitungen
Kurzmeinung: Trotz schablonenhafter Figuren, ein wichtiger Roman über die weibliche Selbstbestimmung.
Deniz Ohde erlangte große Bekanntheit durch ihren vielfach gelobten Debütroman „Streulicht“. In ihren zweiten Roman „Ich stelle mich schlafend“ wird sie nicht minder gesellschaftskritisch.
Die Geschichte begleitet Yasemin, genannt Yase, die bereits seit frühster Kindheit gelernt hat das ihr Körper nicht gut genug ist. Erst durch ihre Mutter, die ihre Haltung kritisiert, später durch Ärzte und Physiotherapeuten, die ihre Skoliose behandeln und sie nur auf ihre Erkrankung beschränken, ohne dabei an ihre Psyche zu denken.
Yase beginnt in allen die Schuld bei sich zu suchen und kapselt sich innerlich selbst ab. Auch ihre erste große Liebe zu Vito scheitert an der Behandlung ihrer Skoliose und den damit verbundenen Veränderungen ihres Körpers.
Jahre später scheint Yasemin bei sich angekommen zu sein, wenn sie sich auch nicht wirklich aus ihrer Vergangenheit emanzipiert hat, so kann sie doch für sich selbst sorgen und ist sie in einer stabilen Beziehung.
Trotz dieser Stabilität in ihrem Leben sabotiert sie sich immer weiter, hinterfragt ihre immer aufs neue verlorene Unschuld und vergräbt sich tief in ihrem eigenen Schuldbewusstsein.
Als sie Jahre später erneut auf Vito trifft, entwickelt sich daraus schnell ein toxisches Beziehungskonstrukt, mit tragischem Ende.
„Ich stelle mich schlafend“ ist ein wütender Aufschrei so vieler Frauen unserer Gesellschaft.
Welche Frau kennt es nicht, dass ein „Nein“ nur zu leicht überhört wird. Man wird überredet und bedrängt, bis man nachgibt. Die Angst nachts allein nach Hause zu gehen, die Panik vor jedem Schatten, der sich als Ungeheuer entpuppen kann.
Die Gefahr lauert aber nicht nur außen, sondern auch in Beziehungen und Familien ist sie allgegenwärtig leider allzu häufig vorhanden.
Aber warum glauben so viele Frauen, dass sie diese Willensbeugung, diese Gewalt und schlechte Behandlungen verdient zu haben?
All das schafft die Autorin sehr gut einzufangen und hält uns Lesenden dazu an unsere Verhaltensweisen zu reflektieren.
Leider blieben für mich die Figuren, allen voran Yase und Vito, zu sehr in einem schwarz-weiß Schema hängen. Ihnen fehlte es an der ganz eigenen Lebendigkeit und Tiefgründigkeit. Auch wenn es Entwicklungsmöglichkeiten gab, entweder zum positiven oder negativen, wurden meiner Meinung nach diese nicht ausgeschöpft. Dadurch fühlte sich das Lesen schnell nach Stagnation an.
An einigen Stellen war mir der Text einfach zu auserzählt, dafür an anderen einfach zu dürftig und man musste es ein zweites Mal lesen, um den Inhalt zu verstehen.
Grundsätzlich hatte ich einfach etwas mehr erwartet und hoffe einfach auf den nächsten Roman dieser Autorin.
Es ist definitiv keine leichte Lektüre für zwischendurch, die so manchen in seiner Meinung spalten wird. Trotz meiner Kritikpunkte hat, die Autorin das alles beherrschende Grundthema trotzdem gut vermitteln können, auch wenn es aufgrund der blassen Figuren leider nicht lange in mir nachwirken wird.
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Meine Erwartungen konnten leider nicht erfüllt werden
Leider hat mich das Buch nicht so berührt, wie ich mir gewünscht hätte. Aufgrund der Inhaltsangabe hätte ich mehr erwartet. Der Schreibstil bei mir zu distanziert, ich konnte keinen Bezug zu den Hauptpersonen …
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Meine Erwartungen konnten leider nicht erfüllt werden
Leider hat mich das Buch nicht so berührt, wie ich mir gewünscht hätte. Aufgrund der Inhaltsangabe hätte ich mehr erwartet. Der Schreibstil bei mir zu distanziert, ich konnte keinen Bezug zu den Hauptpersonen herstellen. Insgesamt war meiner Meinung nach vielleicht zu viel gewollt, aber die Umsetzung konnte das nicht erfüllen. Yasemin und auch die anderen Personen waren für mich nicht wirklich greifbar … vielleicht war es so gewollt, dass man manches nur zwischen den Zeilen lesen kann – bei anderen Büchern hat mir das auch otf gefallen, aber hier leider nicht. Ich lese sehr viel und gerne und besitze auch endlos viele Bücher, die mir am Herzen liegen - aber dieses Buch wird leider nicht in meinem Bücherregal bleiben.
Ich möchte dennoch zwei Stellen hervorheben, die mich berührt haben, auch wenn das Buch insgesamt für mich leider kein Highlight war. Diese Stellen hier haben mich sehr angesprochen:
Zitat S. 133:
„Sie nahm sich vor den Kaffeebohnen "mit Dankbarkeit" zu begegnen, wie Lydia ihr geraten hatte, aber sie bemerkte, dass sie nicht wusste, was damit gemeint war. Das ruhige Annehmen einer Sache ohne Wertung, ohne Angst, dass sie gleich wieder verschwunden sein könnte, war er nicht möglich. Alles, was sie spürte, war, dass sie die Handgriffe an der Kaffeemühle schnell hinter sich bringen wollte. Dass ist sie beim Betrachten der dampfenden Tasse schon bei der nächsten Aufgabe war, beim Pullover, den sie noch bügeln musste, bei der Notwendigkeit, sich die Zähne zu putzen, als müsse sie jedem Moment gedanklich einen Schritt voraus sein, um nicht von ihm verschluckt zu werden. Der Himmel färbte sich bei Sonnenaufgang orange, und die Häuser der vmVogesenstraße, in ihrem leicht erkrankten apricot, begann zu leuchten. Yasemine stand am Fenster und dachte nicht, "Wie schön!", sondern hatte das Gefühl, alles mit ihrem Blick zu entwerten. Nie konnte sie die Dinge lassen, wie sie waren. Immer fehlte etwas, oder vielmehr wurden sie durch ihre Beobachtung erst mangelhaft. Die Freude über den Himmel musste vertagt werden auf eine Stunde in der es richtig wäre. In der sie sich endlich in Ordnung gebracht hätte, in der sie mit sich im Reinen wäre.“
Zitat S. 147:
„Yasemin lernte, was eine große Liebe bedeutete, nämlich, dass man sich nicht darüber den Kopf zerbrach. Dass man sich gerade nicht verzerrte, dass man nicht litt, dass es kein aufgebrachtes Beben war, weil alles sich wie am seidenen Faden anfühlte, sondern das Gegenteil: eine Sicherheit wie ein heller Raum mit offenen Fenstern, in den man frei war zu treten und sich zu entspannen, weil man wusste, dass er sich nicht in Luft auflösen würde. Die Liebe war wie ein vertrautes Paar Schuhe, nach denen man immer zuerst griff, so bequem, dass man nicht darüber nachdachte, sie an den Füßen zu tragen.“
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Da ich das Debüt „Streulicht“ bisher nicht gelesen habe, war „Ich stelle mich schlafend“ mein erster Roman von Deniz Ohde. Die Grundthematik des Buches hat mich sehr angesprochen – wohl jede Frau wird in ihrem Leben mit Grenzüberschreitungen konfrontiert. Und …
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Da ich das Debüt „Streulicht“ bisher nicht gelesen habe, war „Ich stelle mich schlafend“ mein erster Roman von Deniz Ohde. Die Grundthematik des Buches hat mich sehr angesprochen – wohl jede Frau wird in ihrem Leben mit Grenzüberschreitungen konfrontiert. Und anstatt uns selbstbewusst abzugrenzen, reagieren wir oft zögerlich, geben uns selbst die Schuld, schämen uns – denn schließlich wurden wir häufig noch dazu erzogen, brav und „pflegeleicht“ zu sein und uns und unsere Bedürfnisse im Zweifel um der Harmonie willen zurückzunehmen.
Der Einstieg in die Geschichte war zunächst etwas sperrig und es dauerte ein bisschen, bis ich mich zurechtgefunden habe. Auch die Figuren waren für mich emotional schwer greifbar und es gelang mir nur bedingt, mich in sie hineinzuversetzen, insbesondere bei Yasemin und Vito. Vielleicht hätte ich sie besser verstehen können, wenn die Biografien ihrer Figuren etwas stärker ausgearbeitet worden wären. So habe ich mich immer wieder gefragt, warum Yasemin so passiv agiert und sie starr in ihrer Opferrolle verharrt. Teilweise hat mich das beim Lesen regelrecht wütend gemacht und ich hätte sie am liebsten wachgerüttelt. Um auf Beziehungs- und Rollenmuster aufmerksam zu machen, überzeichnet Ohde ihre Figuren für mein Empfinden zu stark, so dass sie wenig glaubhaft wirken und alles ein bisschen „too much“ ist.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Deniz Ohde zu viel auf einmal wollte und die Geschichte überfrachtet hat. Gerade gegen Ende quetscht sie auch noch politische Botschaften ins Buch, die an sich zwar wichtig sind, aber dazu beitragen, dass das Buch stark konstruiert wirkt. Um sicherzugehen, dass ihre Botschaft wirklich beim Leser/der Leserin ankommt, erklärt sie diese sicherheitshalber detailreich – hier hätte sie ihren Leser/innen gerne etwas mehr zutrauen und Raum für Interpretation lassen dürfen.
Leider konnte der Roman meine hohen Erwartungen nicht erfüllen und mich haben andere Bücher zu diesen Themenbereich stärker bewegt, etwa „Geordnete Verhältnisse“ von Lana Lux.
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Niemand will zu einem Passfoto werden
„Ich stelle mich schlafend“ von Deniz Ohde, erschienen 2024 im Suhrkamp Verlag, ist ein Buch, das mit leiser Stimme eindringlich das Aufwachen einer Gesellschaft einfordert. Auf dem Schutzumschlag in einer Pfütze auf Asphalt, die …
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Niemand will zu einem Passfoto werden
„Ich stelle mich schlafend“ von Deniz Ohde, erschienen 2024 im Suhrkamp Verlag, ist ein Buch, das mit leiser Stimme eindringlich das Aufwachen einer Gesellschaft einfordert. Auf dem Schutzumschlag in einer Pfütze auf Asphalt, die wahrscheinlich bald verschwinden wird, eine Häuserfassade in Ockertönen – die Erinnerung an ein Leben, das einfach weggerissen werden kann und einem dennoch ein Leben lang den Spiegel vorhält, wie die Spiegelung in der Pfütze. Das Gefühl von Brache, Abrisshalde, welches das erste Kapitel vorgibt, zieht sich durch das ganze Buch, ebenso die Schwere von Asphalt und Beton, die auf dem geschilderten Leben lastet und einfach nicht weggelebt werden kann. In verschiedenen Zeitebenen taumeln wir, schleichen wir, rennen wir, frieren wir ein durch das Leben von Yasemin, einer Frau, die in einer der unendlichen möglichen Varianten erlebt, was noch immer alle Frauen erleben: Ein Aufwachsen und Dasein in der Präsenz von männlicher Gewalt, dem Frauen noch immer qua Sozialisation und fehlender gesellschaftlicher Solidarität viel zu wenig entgegenzusetzen haben.
Ohde findet durchweg starke und schöne Sprachbilder in großen Mengen in diesem Buch. Die Charaktere werden anfangs zunächst bewusst rätselhaft, wie Schemen eingeführt und sind doch schon sehr gut erahnbar, auch ihre Beziehung zueinander deutet sich gut an. Klar wird: Hier ist etwas vorgefallen, und es war nicht gut, es war toxisch – und es beschäftigt noch lange. Im weiteren Verlauf dringen wir lesend langsam tiefer in die Schichten, und die Wahrheit des Geschehens liegt vor allem zwischen den Zeilen und den Gedanken. Ohde schreibt unglaublich dicht, ich konnte kaum Luft holen beim Lesen, jeder Satz ist ein Kosmos und löst Begeisterung aus – und zeitgleich hält sie die Spannung, was nun geschehen wird, bis zum Ende hoch. Über allem schwebt permanent ein Unheil, das wabert über den Menschen, die Stimmung ist durchweg wie vor einem Gewitter, und die erlösende Sintflut will sich nicht einstellen. Es ist erschreckend zu sehen, wie wenig sich Yasemin erlaubt zu leben, dauerhaft und in einer inneren Leere kreist. Sie wirkt wie ein total traumatisierter Mensch, der sich einfach kein Glück erlaubt und sich immer, einfach immer schuldig fühlt.
Der Erzähldruck lässt im letzten Drittel des Buches etwas nach, weil Ohde dringend noch politischen Inhalt unterbringen möchte, aber nicht immer zwingende Erzählanlässe dafür findet, das wirkt manchmal etwas reingepropft. Was sie erzählen will, ist aber wichtig, denn es ist das, was ALLE Frauen kennen: Wie sehr wir in einer grundsätzlichen Angst leben, immer, wie sehr wir als schuldig angesehen werden, immer, wie Täter-Opfer-Umkehr systematisch geschieht, immer, wie oft wir uns entschuldigen, immer. Ich habe kurz davor gerade „Sorry Not Sorry“ von Anika Landsteiner gelesen und kann das in dem Kontext nur jede:m ans Herz legen. „Niemand wollte zu einem Passfoto werden, es war nichts, was man selbst in der Hand hatte.“, ist ein zentraler Satz, den Yasemin denkt, als sie über Vermisstenanzeigen sinniert. Was man dagegen in der Hand hat, ist, ein Leben in der Vermeidung zu leben, wie wir es automatisiert ständig tun, ohne das hinterfragen zu können, weil wir uns nur so schützen können – und das bringen wir auch unseren Töchtern von klein auf bei. Wir kennen es alle: Erzieht nicht eure Töchter, erzieht eure Söhne – dieses Buch ist ein starkes Plädoyer dafür. Und es ist so schlimm, dass sich noch immer so wenig daran tut. Yase hat also überlebt, wie wir schon am Anfang des Buches erfahren, durch Glück, durch Zufall. Und ich ertappe mich selbst dabei, ihr Mitschuld an vielem zu geben, was sie erlebt hat, weil sie so konstant an allen Zeichen vorbeischaut, sich so einfangen lässt, sich so sehr selbst die Grube gräbt. Aber liegt dem allen nicht eine Gesellschaft zugrunde, die Frauen das von Anfang an tun lässt, die sie genau dahin erzieht, die sie noch immer in eine dauerhafte Scham zwingt? Sprachlich bleibt das Buch bis zum Schluss sehr stark. Das angedeutete Happy End hätte ich so nicht gebraucht. Spannender war es, wie Yasemin zunehmend in ihren Körper zurückfindet, der auf so vielen Ebenen versehrt ist. Da sehe ich eher den Weg – wir sollten uns nicht mehr retten lassen. Wir können selbst aufstehen und gehen.
Dieses Buch gewinnt vor allem durch all das, was nicht gesagt ist, es ist ein wortkarges Buch, trotz all der Worte in ihm, und dieses Schweigen bringt die Lesenden emotional fast um. Ein starkes Buch, das ich in einem Rutsch verschlungen habe. Wir dürfen uns nicht mehr schlafend stellen. Unser Frauenleben gehört uns.
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