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Ein Zeugnis der Studentenrevolte
Zu den wenigen literarischen Zeugnissen der Studentenrevolte zählt Uwe Timms "Heißer Sommer". Heute, dreißig Jahre danach, ist das Buch selbst ein Stück Geschichte, das uneingeholte politische Erwartungen wachhält und die Atmosphäre eines bewegenden historischen Moments mit all seinen Spannungen, Aufbrüchen und beschleunigten Entwicklungen unvergessen macht. »Für mich, der damals draußen stand, ist "Heißer Sommer" eines der wichtigsten Bücher.«(Alfred Andersch)

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Produktbeschreibung
Ein Zeugnis der Studentenrevolte

Zu den wenigen literarischen Zeugnissen der Studentenrevolte zählt Uwe Timms "Heißer Sommer". Heute, dreißig Jahre danach, ist das Buch selbst ein Stück Geschichte, das uneingeholte politische Erwartungen wachhält und die Atmosphäre eines bewegenden historischen Moments mit all seinen Spannungen, Aufbrüchen und beschleunigten Entwicklungen unvergessen macht. »Für mich, der damals draußen stand, ist "Heißer Sommer" eines der wichtigsten Bücher.«(Alfred Andersch)
Autorenporträt
Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren. Geschichten faszinierten Uwe Timm von klein auf: Er lauschte dem 'Seemannsgarn' seines Großvaters, einem Kapitän, schlich immer wieder zu seiner Tante ins Hafenviertel, in deren Küche sich Leute aus dem Rotlichtmilieu trafen, und schrieb schon als Schuljunge eigene Geschichten. Nach dem Tod des Vaters leitete er drei Jahre lang das Kürschnergeschäft, machte dann am Braunschweig-Kolleg sein Abitur und studierte in München und Paris Philosophie und Germanistik. Er promovierte mit einer Arbeit über Albert Camus. Anschließend studierte er Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Den Aufbruch Ende der sechziger Jahre erlebte Uwe Timm als Student aktiv mit. Er zählt zu den wichtigsten Vertretern der 68er-Generation; die Aufarbeitung dieser Zeit zieht sich durch sein gesamtes Werk. Der Vater von vier Kindern verfasste auch vier Kinder- und Jugendbücher. Außerdem arbeitete er als Drehbuchautor. Für seine Romane und Erzählungen erhielt Uwe Timm zahlreiche Auszeichnungen und Preise: 2001 den Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und den Tukanpreis der Landeshauptstadt München, 2002 den Literaturpreis der Landeshauptstadt München, 2003 den Schubart-Literaturpreis und den Erik-Reger-Preis der Zukunftsinitiative des Landes Rheinland-Pfalz. 2006 wurde Uwe Timm mit dem Premio Napoli sowie dem Premio Mondello ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Heinrich-Böll-Preis und 2012 die Carl-Zuckmayer-Medaille. 2013 wurde Uwe Timm der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt  München verliehen, 2018 der Schillerpreis und das Bundesverdienstkreuz. Uwe Timm lebt in München und Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.07.2008

Ullrichs allmähliche Bewusstwerdung
Uwe Timm: „Heißer Sommer”
„Abends würde er in München sein. Er freute sich.” Das sind die letzten beiden Sätze von Uwe Timms „Heißer Sommer”. Keine Sorge, das ist nicht noch eines von diesen München-ist-sowieso-das-Tollste-Bücher. Wenn man ehrlich ist, ist es nicht einmal ein München-Buch, sondern ein Buch, das in Hamburg spielen muss, weil es in München im Sommer begonnen hat.
München im Sommer ist träge, schwül, schwitzig. Man bringt nicht viel zustande im Münchner Sommer. Man fährt lieber an den See, als im Zimmer zu sitzen und eine Seminararbeit zu schreiben. Frauen kann man als Mann, als junger Mann zumal, im Münchner Sommer auch nicht so recht brauchen. Es ist zu heiß für die Liebe, und im Sommer nervt die Beziehung noch viel mehr als im Herbst oder gar im Frühling. Überhaupt nervt vieles in München: die Zimmerwirtinnen, die elenden Studentenjobs, die Besserwisser. München im Sommer ist träge und macht träge.
Genau so geht es Ullrich, der im Sommer 1968 mit seinem Studium nicht vorankommt. Mit großen Augen beobachtet er, wie die Welt um ihn herum plötzlich Blasen wirft, wie sie in Berlin Benno Ohnesorg erschießen, wie gegen den Schah und Axel Springer demonstriert wird – sogar im trägen München. Noch ist Ullrich nur Mitläufer. Noch denkt er nicht so sehr an die Revolution.
Dann aber verlässt Ullrich das träge München. Er geht nach Hamburg und erlebt dort das, was viel früher schon Candide oder Wilhelm Meister erlebt haben: Er entwickelt sich. Sehr gekonnt erzählt Timm von Ullrichs allmählicher Bewusstwerdung. Dafür, dass Timm selbst Kommunist, ja sogar eine Zeitlang DKPist war, sind Ullrichs Hamburger linke Lehrmonate erstaunlich ironisch und distanziert beschrieben. Ganz unmissionarisch ist das Buch nicht, zum Beispiel dann, wenn der in die Fabrik abgewanderte Ullrich die tief in der Seele des Arbeiters wohnende Klassensolidarität erlebt. Das ist einerseits linksromantisches Geschwurbel, auch wenn es halbwegs nüchtern vorgetragen wird. Andererseits machten solche Wahrnehmungen auch 1968 aus.
Timms Buch, 1974 erstmals erschienen, ist der Roman eines Dabeigewesenen, eines, der erlebt hat, wie man über Gewalt gegen Sachen diskutierte, wie die 68er wütend waren und warum sie noch wütender wurden angesichts der vielfältigen Reinkarnationen des schrecklichen Deutschlands ihrer Väter. 1974 war das Buch der Roman eines jungen Mannes über den politisierten Teil der jungen Generation. Heute gehen diese jungen Leute auf die siebzig zu, Uwe Timm ist gerade 68 Jahre alt geworden. Doch, sie haben viel erreicht, diese meist zögerlichen Revolutionäre, von denen viele, auch Timms Ullrich, mehr damit beschäftigt waren, sich selbst und nicht das Proletariat zu befreien. Aber dass heute in Hamburg ein schwuler Adliger für die CDU gemeinsam mit den Grünen die Stadt regiert, ist ebenso eine Folge der von Uwe Timm so trefflich charakterisierten 68er wie die Tatsache, dass 2008 im trägen München das rot-grüne Milieu bewusstseinsbestimmend ist. So gesehen ist „Heißer Sommer” dann doch ein München-Buch. Hat man es gelesen, versteht man Deutschland besser – und vielleicht sogar München. KURT KISTER
Uwe Timm Foto: J. Bauer / SZ-Photo
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