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1996 wurde in Berlin das neue Museum "Picasso und seine Zeit" eröffnet, das die Stadt dem gebürtigen Berliner Heinz Berggruen verdankt, der 1936 in die USA emigrieren mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete er in Paris eine Galerie und wurde zu einem der erfolgreichsten Kunsthändler Europas. In seinen Erinnerungen erzählt Berggruen von seiner Jugend in Berlin, seiner Zeit in den USA und von Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern, die seinen Lebensweg gekreuzt haben.

Produktbeschreibung
1996 wurde in Berlin das neue Museum "Picasso und seine Zeit" eröffnet, das die Stadt dem gebürtigen Berliner Heinz Berggruen verdankt, der 1936 in die USA emigrieren mußte. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete er in Paris eine Galerie und wurde zu einem der erfolgreichsten Kunsthändler Europas. In seinen Erinnerungen erzählt Berggruen von seiner Jugend in Berlin, seiner Zeit in den USA und von Begegnungen mit Künstlerinnen und Künstlern, die seinen Lebensweg gekreuzt haben.
Autorenporträt
Heinz Berggruen, 1914 in Berlin geboren, emigrierte 1936 in die USA. Nach dem Krieg gründete er in Paris eine Galerie, die bald zu den ersten Adressen der internationalen Kunstszene zählte. In den letzten Jahren hatte sich Berggruen vor allem dem Ausbau seiner eigenen Kunstsammlung gewidmet, die seit September 1996 im ehemaligen Antikenmuseum in Berlin untergebracht ist. Ende des Jahres 2000 ist die Sammlung »Picasso und seine Zeit« in den Besitz der Stadt Berlin übergegangen. Seit 2004 war Heinz Berggruen Ehrenbürger der Stadt. 2005 erhielt er den »Preis für Verständigung und Toleranz« des Jüdischen Museums Berlin. Am 23.2.2007 starb Heinz Berggruen in Paris. Literaturpreise: Heinz Berggruen erhielt 2005 den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.08.1996

Hauptweg und Nebenwege
Die Erinnerungen des Kunstsammlers Heinz Berggruen als Vorabdruck in der F.A.Z.

Vom Entstehen einer unverwechselbaren Sammlung ist in dem Buch, dessen Vorabdruck wir heute beginnen, die Rede. "Hauptweg und Nebenwege", es darf einen nicht wundern, daß Heinz Berggruen den Titel für seine Lebenserinnerungen dem Künstler entlehnt hat, zu dem er wohl die tiefste Neigung gefaßt hat. Paul Klees Name figuriert nicht nur ganz oben in der Geschichte des Sammlers Berggruen. Klees Intensität und stolze Bescheidenheit waren es schließlich und endlich, die dazu aufforderten, nicht nach den großen Formaten, sondern nach Werken einer intimen, konzentrierten Geistigkeit und Sinnlichkeit Ausschau zu halten.

"Es gibt", vermerkte Walter Benjamin, "viele Arten von Sammlern; zudem sind in jeglichem eine Fülle von Impulsen am Werk." Was unterscheidet Berggruen von seinen Kollegen? Verglichen mit den meisten, ist er eher ein Gourmet der Zunft. Er lebt von subtilen Jagden, vom Aufspüren und Warten. Die Sammlung, die zustande gekommen ist, belegt dies. Ihre Intensität und Bedeutung sind atemberaubend. Man weiß es weltweit, gibt es doch kaum eine Ausstellung von Picasso oder Klee, bei der Stücke aus dem Fonds Berggruen nicht wie goldene Fäden aufglänzten.

Diese Sicherheit im Umgang mit Bildern und Zeichnungen stellt die Frage nach dem Menschen, nach dessen Vorlieben und Abneigungen. Berggruen gibt das einzige Geheimnis preis, über das er verfügt: Er wurde Kunsthändler, um besitzen zu dürfen, was er sich nicht leisten konnte. Das mußte, wie es Anekdoten verraten, manchen Kunden eher mißtrauisch stimmen. Diese Einstellung erklärt auch, warum ein Kahnweiler zeit seines Lebens so gut wie kein wichtiges Werk für sich zurückzuhalten wagte. Dies und vieles andere erzählt der Berliner, dem der Naziterror seine Heimat genommen hat. Er schreitet sein Leben ab, das ihn in die Vereinigten Staaten und nach Frankreich, zu Begegnungen und Freundschaften mit Picasso, Frida Kahlo, Peggy Guggenheim, Chagall, Miró, Tzara und vielen anderen Zeugen der Zeit geführt hat.

Hinter den Erzählungen spürt man ein literarisch-sprachliches Heimweh. Denn der Bericht bleibt letztlich an den Ausgangspunkt Berlin gekettet. Bis 1936 belieferte der junge Berggruen die "Frankfurter Zeitung" mit seinen Berliner Feuilletons. Die Art und Weise, wie in ihnen Sachlichkeit und Reflexion stilistisch akzentuiert werden, frappiert. Es sind alltägliche, völlig undramatische Ereignisse, auf die er die Rede bringt. Doch sie gewinnen unter der Feder des jungen Mannes etwas von der federnden Transzendenz des Erlebens, die wir aus Benjamins Städtebildern kennen. Die Texte künden die verheerende Wurzellosigkeit der Zeit an. Der Autor schildert, immer aus leichter Distanz, Fremdheit und Beziehungslosigkeit, die die wachsende administrative Willkür schafft.

Eine Welt der Automaten taucht auf, die die Verantwortung auf fremde Instanzen abschiebt und damit die Wege für die Enthumanisierung bahnt. Es ist eine Welt, in der, wie der Autor notiert, die Seele auf Eis gestellt werde. Man kann diese kleinen Prosagedichte nur mit höchster Emotion lesen, als traurige Episteln einer verlorenen Jugend, einer durch die Verbrechen des Nationalsozialismus unterbrochenen Karriere in der deutschen Sprache. Aus der Rückschau wirken sie wie eine letzte verzweifelte Notwehr mit den Mitteln der Sprache. Diese Selbstzitate, gewissermaßen die Cella der Memoiren Berggruens, begründen die unprätentiöse Leichtigkeit, mit der in diesem Erinnerungsbuch Weltgeschichte und subjektive Befindlichkeit aufeinander bezogen werden.

Die Publikation fällt mit einem kulturpolitisch ebenso brillanten wie exzeptionellen Moment zusammen: Einer der Wege, von denen der Titel des Buches spricht, hat Heinz Berggruen wieder nach Berlin geführt. Ab September werden seine Picassos, Giacomettis, Klees und Mirós in einem der beiden Stüler-Bauten gegenüber dem Charlottenburger Schloß zu sehen sein. Berlin gewinnt ein Weltmuseum. Für zehn Jahre zunächst möchte Heinz Berggruen seinen Wunderkoffer dort stehen lassen. Vielleicht kann Berlin dafür sorgen, daß aus dieser Heimkehr auf Zeit eine unwiderrufliche wird. WERNER SPIES

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