14,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Ob innovative Architektur oder gutes Essen, schlechte Filme oder verwegene Bauprojekte, beglückende Ausstellungen oder unerlässliche Verbesserungen des Daseins: Mit Sprachlust und Leidenschaft schreibt Gottfried Knapp seit fast 40 Jahren Kritiken für die Süddeutsche Zeitung.In den Presselandschaften der Welt sind die Feuilletons der großen deutschen Zeitungen eine Einzigartigkeit: Tag für Tag breiten sie das Kulturgeschehen aktuell, kritisch und kenntnisreich vor dem Leser aus. Gottfried Knapp gehört seit vielen Jahren zu den Matadoren des Metiers. Meinung bleibt bei ihm nie ohne Argument,…mehr

Produktbeschreibung
Ob innovative Architektur oder gutes Essen, schlechte Filme oder verwegene Bauprojekte, beglückende Ausstellungen oder unerlässliche Verbesserungen des Daseins: Mit Sprachlust und Leidenschaft schreibt Gottfried Knapp seit fast 40 Jahren Kritiken für die Süddeutsche Zeitung.In den Presselandschaften der Welt sind die Feuilletons der großen deutschen Zeitungen eine Einzigartigkeit: Tag für Tag breiten sie das Kulturgeschehen aktuell, kritisch und kenntnisreich vor dem Leser aus. Gottfried Knapp gehört seit vielen Jahren zu den Matadoren des Metiers. Meinung bleibt bei ihm nie ohne Argument, sein Votum selten ohne Wirkung. Diese Anthologie mit seinen Texten präsentiert nicht nur die Spannbreite eines engagierten Denkens, sondern bietet zugleich eine Revision kultureller Marksteine der letzten Jahrzehnte und eine Rückschau auf Wichtiges und Akzidentielles im Debattenspektrum zwischen visueller Besetzung ganzer Stadträume durch die Politik bis zur gehobenen Lebensart.
Autorenporträt
Gottfried Knapp is responsible for architectural reporting as cultural editor of the Sueddeutsche Zeitung in Munich. He has written on contemporary architecture and urban development in almost all the specialist publications in Germany.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2013

Große Runde
Von SZ-Autoren: Ausgewählte
Texte von Gottfried Knapp
Im Vorwort seiner „Grand Tour“ durch die jüngere Geschichte der Süddeutschen Zeitung erzählt Gottfried Knapp, wie es ihn vor 40 Jahren zur SZ verschlagen hat und wie er dort im Feuilleton vom Film allmählich zu den bildenden Künsten, zur Architektur und schließlich zur Kulinarik und zu den übrigen Freuden und Leiden des Daseins vorgestoßen ist. In den ausgewählten 51 Texten aus der SZ, die dann folgen, aber auch in den karikaturistisch-ironischen Zeichnungen des chinesischen Malers Yongbo Zhao, die in die Abfolge der Artikel eingestreut sind, kann man dem Autor G.K. beim Entdecken, Schreiben und Genießen entspannt über die Schulter schauen. Die Tour beginnt mit Münchens „Walhall der Gartenzwerge“, führt über Gaudi und Semper, Kraut und Grappa, Warhol und Lotto, Schutzengel und Windräder zu Moselwein und Leitungswasser und endet mit dem ältesten Artikel, dem zum Jahreswechsel 1983/84 geschriebenen Essay über die hohe alte Kunst der Feuerwerkerei: „Der geölte Blitz“.
SZ
  
Gottfried Knapp: Grand Tour. Texte aus drei Jahrzehnten. Mit Zeichnungen von Yongbo Zhao. Hirmer Verlag, München 2013. 255 Seiten, 14,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2015

NEUES REISEBUCH

Für die Tasche Wenn Gottfried Knapp losfährt, schaut er sich meistens Häuser an. Der 1942 geborene Autor ist vor allem als einer der wichtigsten deutschen Architekturkritiker bekannt. Einige seiner Kritiken sind legendär - auch deswegen, weil sie nicht nur von Häusern handeln, sondern von dem Leben, das darin stattfinden könnte, oder eben auch nicht, weil es ein schlechtes Haus ist. Anders gesagt: Schon in seinen Architekturkritiken zeigte sich ein größerer Lebensentwurf, für den Knapp steht, und zu dem auch der Wunsch nach guten gebauten Hüllen und Bühnen für dieses Leben gehört - aber eben nicht nur. In seinem Buch "Grand Tour", das seine besten Texte aus den vergangenen Jahrzehnten zusammenfasst, sind auch die Essays zu lesen, in denen es ums Essen und ums Reisen geht: Knapp ist ein hochgeachteter Weinkenner, der damit verblüfft, wie er präzise, mit einem lässigen Abwinken, Lage, Jahrgang und Güte eines Weins herausschmeckt - und er ist ein wunderbarer Reiseschriftsteller, der mit der gleichen mikrokosmischen Genauigkeit die Seltsamkeiten herausfindet, die die Besonderheit eines Momentes oder eines fremden Ortes ausmacht. Einer seiner schönsten Texte handelt von Santiago de Compostela und dem Frühling in Nordspanien, wo er einer Engländerin mit einem "kleinen, asymmetrischen Schnurrbart aus Schnupftabak" begegnet. Man kann dieses Buch wahlweise als ein großartiges zeit- und mentalitätengeschichtliches Mosaik lesen, als neuere deutsche Architekturgeschichte - oder als Handbuch für ein gutes Leben.

Es ist wirklich eine "Grand tour", eine Bildungsreise nämlich: Man lernt viel über die Wittelsbacher, die Hanse und spitze gotische Turmhelme; man versteht, warum Leo von Klenze ein so bedeutender Baumeister war und was es mit dem Boeuf de Hohenlohe auf sich hat, man erfährt, warum man für eine Coburger Bratwurst, die "über glimmenden, harzig aromatischen Kiefernzapfen fachmännisch gegrillt" wurde, jede Gänseleberpastete stehen lassen sollte und was Brueghel d. Ä. uns über unser Verhältnis zum Meer sagen kann, was es mit der Wieskirche auf sich hat und warum es barbarisch ist, das Weinglas nicht am dafür vorgesehenen Stiel, sondern am Kelch zu packen und genießerisch damit herumzugestikulieren. Was Knapps Texte auszeichnet, ist ein Scharfsinn, der von einem besonderen bayerischen Humor unterlegt ist, ein völliges Unbeeindrucktsein von großen Gesten, eine warmherzige Freundlichkeit, die aber umschlagen kann in eine maßlose Wut über kleine, aber vielsagende Ärgernisse: der Irrsinn von "Sanitärdesign", die Form von Designertassen - was Ambition statt Stil hat, steht nach Knapps Beschreibungen da wie ein Alessiladen, durch den ein Sattelschlepper gerast ist.

Knapp begann seine Karriere vor über vierzig Jahren als Filmkritiker mit einer kurzen Besprechung eines Horrorfilms und ein paar Kunstkritiken, die, wie Knapp schreibt, die damals amtierende Kunstkritikerin Doris Schmidt der "Süddeutschen Zeitung", zu deren wichtigsten Stimmen Knapp bald zählte und noch zählt, damals "schlimmer als Langhans" fand (der Kommunarde hatte sich zwischenzeitlich ebenfalls als Kunstkritiker versucht). Als Horrorfilm erweist sich dann auch oft das, was Knapp auf Reisen sieht, und entsprechend scharf ist die Reaktion des Angereisten: Manche seiner Architekturkritiken kommen einem realen Abriss des Gegenstands gleich. Allein die Überschrift "Wurst Steine Tränen - die neue Architektur Berlins" hat Haiku-Qualitäten und lässt ahnen, wie es um die Hauptstadtarchitektur bestellt ist, nämlich so, dass "nicht weiter auffiel, dass drei der Fassaden am Leipziger Platz nur aufgemalt" waren.

Essen und Bauen sind bei Knapp nie weit voneinander entfernt: Am Bahnhof Friedrichstraße sieht der Neubau aus wie ein "unschön geknetetes Stück Blutwurst", ein Entwurf sieht aus, als habe ihn der Architekt "aufs Backblech geschissen". Großes bayerisches Deftigkeitstheater! Zahllose Spirituosenhändler klappern noch heute mit den Zähnen, wenn sie sich an Knapps Kommentar zum deutschen Grappa-Fieber erinnern. Wenn andere das Feuilleton zu einer Hexenküche schiefer kulinarischer Metaphern machen ("Augenschmaus"), bringt Knapp die Küche ins Feuilleton: Selten hatte der Begriff Esskultur mehr Sinn als in seinen Texten über schlechte Fische, guten Wein und die Schönheit von Leitungswasser sowie über die Frage, warum die meisten Menschen Mortadella, Salami, Boudin und Chorizo mögen, die gleichen Leute sich aber bei Presssack, Blutwurst und Leberkäse mit Grausen abwenden - als bringe die fremde Sprache, das Herausleuchten einer Ferne aus den Wörtern, die Attraktivität des Unverständlichen oder wenigstens den Trost des Genießbaren über die Dinge.

nma

Gottfried Knapp: "Grand Tour. Texte aus drei Jahrzehnten". Hirmer-Verlag München, 256 Seiten, 17 Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Yongbo Zhao, 14,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
»Man kann dieses Buch wahlweise als ein großartiges zeit- und mentalitätengeschichtliches Mosaik lesen, als neuere deutsche Architekturgeschichte - oder als Handbuch für ein gutes Leben.«Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung