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Rafael Yglesias
Gebundenes Buch
Glückliche Ehe
Roman. Ausgezeichnet mit dem Los Angeles Times Book Prize, Fiction 2009
Übersetzung: Holfeder-von der Tann, Cornelia
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Als der 21-jährige Enrique Sabas im wildromantischen Manhattan der Siebzigerjahre auf die drei Jahre ältere Margaret Cohen trifft, weiß er, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Doch die familiären Gegensätze könnten größer nicht sein: Er ist ein literarisches Wunderkind, ein eigenbrötlerischer Schulabbrecher, der sich ganz dem Leben der Boheme hingibt, wohingegen die lebhafte, attraktive Margaret aus einem bürgerlichen Haushalt kommt und die kontrollierte Emotionalität ihrer Mutter geerbt hat.Die erotischen Abenteuer und Missgeschicke in den ersten Wochen ihres Kennenlernens sind v...
Als der 21-jährige Enrique Sabas im wildromantischen Manhattan der Siebzigerjahre auf die drei Jahre ältere Margaret Cohen trifft, weiß er, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Doch die familiären Gegensätze könnten größer nicht sein: Er ist ein literarisches Wunderkind, ein eigenbrötlerischer Schulabbrecher, der sich ganz dem Leben der Boheme hingibt, wohingegen die lebhafte, attraktive Margaret aus einem bürgerlichen Haushalt kommt und die kontrollierte Emotionalität ihrer Mutter geerbt hat.
Die erotischen Abenteuer und Missgeschicke in den ersten Wochen ihres Kennenlernens sind verwoben mit Szenen ihrer Ehe - die Erziehung der Kinder, der Verlust eines Elternteils, die Versuchungen eines allzu leichten Seitensprungs -, bevor Margaret mit Mitte fünfzig ihrer Krebserkrankung erliegt. Eine wahrhaftige Geschichte über ein gemeinsames Leben - und darüber, was eine glückliche Ehe ausmacht.
Die erotischen Abenteuer und Missgeschicke in den ersten Wochen ihres Kennenlernens sind verwoben mit Szenen ihrer Ehe - die Erziehung der Kinder, der Verlust eines Elternteils, die Versuchungen eines allzu leichten Seitensprungs -, bevor Margaret mit Mitte fünfzig ihrer Krebserkrankung erliegt. Eine wahrhaftige Geschichte über ein gemeinsames Leben - und darüber, was eine glückliche Ehe ausmacht.
Rafael Yglesias, geboren 1954 in New York City, ist der Sohn des Schriftstellerpaars Jose und Helen Yglesias. Mit 17 Jahren brach er die High School ab, um seinen ersten Roman zu veröffentlichen, sieben weitere folgten. Als Drehbuchautor schrieb er u. a. »Der Tod und das Mädchen«, »Les Miserables«, »From Hell« und »Dark Water«. Von 1977 bis zu ihrem Tod 2004 war er mit Margaret Joskow verheiratet. »Glückliche Ehe« ist sein erster Roman seit 13 Jahren. Yglesias hat zwei erwachsene Söhne und lebt in New York.
Produktdetails
- Verlag: Klett-Cotta
- Originaltitel: A Happy Marriage
- Seitenzahl: 426
- Erscheinungstermin: 9. Februar 2010
- Deutsch
- Abmessung: 211mm x 134mm x 28mm
- Gewicht: 520g
- ISBN-13: 9783608937077
- ISBN-10: 3608937072
- Artikelnr.: 27967035
Herstellerkennzeichnung
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Eine Ehe auf dem Seziertisch
Nach langer Pause hat der New Yorker Autor Rafael Yglesias einen neuen Roman vorgelegt: "Glückliche Ehe" erzählt eine der bewegendsten Liebesgeschichten der letzten Jahre.
Was mag den Mann bewogen haben, nach dreizehn Jahren literarischer Schaffenspause einen Roman ausgerechnet über die Liebe zu schreiben? Vieles ist leichter als das. Die Grenze zwischen Rührseligkeit und glaubhafter Intimität, die hier lauert, ist schnell überschritten, und für jemanden, der - soll man sagen - etwas aus der Übung ist, mag diese Aufgabe zu den schwierigsten gehören, denen man sich stellen kann. Aber Rafael Yglesias hat es gewagt, und sollte ihn zwischendurch die Angst vor der eigenen Courage gepackt
Nach langer Pause hat der New Yorker Autor Rafael Yglesias einen neuen Roman vorgelegt: "Glückliche Ehe" erzählt eine der bewegendsten Liebesgeschichten der letzten Jahre.
Was mag den Mann bewogen haben, nach dreizehn Jahren literarischer Schaffenspause einen Roman ausgerechnet über die Liebe zu schreiben? Vieles ist leichter als das. Die Grenze zwischen Rührseligkeit und glaubhafter Intimität, die hier lauert, ist schnell überschritten, und für jemanden, der - soll man sagen - etwas aus der Übung ist, mag diese Aufgabe zu den schwierigsten gehören, denen man sich stellen kann. Aber Rafael Yglesias hat es gewagt, und sollte ihn zwischendurch die Angst vor der eigenen Courage gepackt
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haben, dann hat er sie für sich behalten. Wir Leser spüren nichts davon. Wir lesen nur von der Liebe zwischen Margaret und Enrique - von ihrem leidenschaftlichen Beginn im New York des Jahres 1975 bis zu ihrem Ende dreißig Jahre später, als Margaret an einer Krebserkrankung stirbt. Und am Ende der Lektüre sind wir sicher, dass dies eine der klügsten und schönsten Liebesgeschichten ist, die wir seit langer Zeit gelesen haben.
"A happy marriage" ist im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten erschienen und liegt nun unter dem Titel "Glückliche Ehe" in der tadellosen Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann in deutscher Sprache vor. Es ist ein Buch, das unverkennbar autobiographische Züge trägt. Zwar ist es nicht korrekt, die Autonomie eines Werkes einfach anzuzweifeln, wenn keinerlei äußere Hinweise vorliegen, und auf dem Cover ist das Buch klar und deutlich als "Roman" gekennzeichnet. Aber dennoch gibt es massenweise Indizien, die man nicht übersehen kann: Denn von Rafael Yglesias weiß man, dass er - wie Enrique - der Sohn eines Schriftsteller-Ehepaares ist und im Alter von siebzehn Jahren die Highschool schmiss, um seinen ersten Roman zu veröffentlichen. Bekannt ist auch, dass er - ebenfalls wie Enrique - im Laufe der folgenden Jahre acht weitere Romane veröffentlichte, bevor er begann, sich auf das Schreiben von Drehbüchern zu konzentrieren; dass Rafael Yglesias wie seine männliche Hauptfigur außerdem mit einer Frau namens Margaret verheiratet war, mit der er zwei Söhne hat, steht im hinteren Klappentext. Und dort steht ebenfalls, dass diese Margaret vor ein paar Jahren gestorben ist.
Wenn es demnach richtig ist, dass Rafael Yglesias in seinem Roman einen nicht unbeträchtlichen Teil seines eigenen Lebens verarbeitet hat, dann wäre auch die detaillierte Erzählung von der vor den Augen des Mannes zugrunde gehenden Frau eine sehr persönliche Erinnerung an alte Zeiten. Das würde das Buch zwar nicht besser oder schlechter machen, aber es wäre eine Erklärung für die große Intensität nicht nur dieser Passagen. Im Roman begleitet Enrique Margaret drei Jahre lang durch ihre Krankheit. Er besiegt den Krebs mit ihr und sieht ihn mit ihr zurückkehren. Er sieht, wie sie Gewicht verliert, ihre Haut dünner wird, ihre Haare ausfallen. Und als sie ihn eines Tages bittet, ihr beim Sterben zu helfen, und dabei sagt "Du bist so stark", da bleibt ihm keine andere Wahl mehr, als von sofort an genau das zu sein - stark. Er organisiert die Besuche von Freunden und Verwandten, die in einem nicht endenden Trauermarsch an Margarets Bett vorbeiziehen, um ihr adieu zu sagen. Er muss ihren Eltern erklären, dass sie nicht in der Familiengruft, sondern auf einem Friedhof in Brooklyn begraben werden will. Enrique kauft das Grab. Und wenn der Schüttelfrost sie überfällt, dann deckt er sie zu, und als sie schon im Delirium liegt, da wischt er ihr die Exkremente vom Körper. Aber das alles ist nur die eine Geschichte.
Die andere beginnt dreißig Jahre früher. Sie erzählt vom jungen Enrique, der wegen des mageren bis düsteren Echos auf seinen zweiten Roman gerade in Schriftsteller-Depressionen zu versinken droht, als ein Freund ihm Margaret präsentiert. Der Freund sagt: "Sie spielt in einer anderen Liga", und Enrique ist geneigt, das zu glauben. Aber als er diese Frau sieht, ihre meerblauen Augen, ihren knallroten Pulli, ihre schmalen Füße, da verfällt er ihr augenblicklich. Und in den folgenden Tagen streicht er ums Telefon, wählt ihre Nummer, legt wieder auf, beschließt, sie nie wieder anzurufen, und versucht es fünfzehn Minuten später wieder. Das alles ist von zärtlicher Komik und dabei so bestechend ehrlich, dass man augenblicklich vergisst, von derlei Liebesreigen zuvor je schon einmal gelesen zu haben. Darin liegt die Stärke dieses Buches. Wie bei einem geflochtenen Zopf lässt Yglesias die beiden Erzählstränge abwechselnd ineinanderfließen und erweist sich dabei sowohl in der Schilderung des größten anzunehmenden Glücks als auch in der des düstersten Schicksals als ebenso präziser wie schonungsloser Beobachter - und zwar nicht nur seiner Umgebung, sondern vor allem seiner selbst.
Sein Buch liest sich, als hätte sich hier jemand hingesetzt, um einmal reinen Tisch zu machen, entschlossen, vor keiner Peinlichkeit, keiner Lüge und keiner noch so erbärmlichen Wahrheit zurückzuschrecken. Auch wenn das beispielsweise bedeutet, das Versagen des jungen Mannes zu schildern, dem es nicht gelingt, mit der Frau zu schlafen, die er liebt. Oder von der Zeit zu erzählen, in der sich Enrique von seiner Frau scheiden lassen wollte und stattdessen mit ihr beim Paartherapeuten landet, dem er nach nur einer Sitzung an den Kopf werfen will: "Diese Ehe wäre schon besser, wenn sie nur öfter als alle zwei Monate die Beine breit machen würde." Yglesias legt die Ehe von Enrique und Margaret auf den Seziertisch und nimmt sie hemmungslos auseinander. Dabei schont er Margaret mehr als ihren Mann. Enrique schickt er im Laufe dieses Buches in die dunkelsten Tiefen seiner Seele, damit er dort lernt, warum, zur Hölle, er diese Ehe führt, warum er sie mit Margaret führt und nur mit ihr.
Dass aus alldem kein sentimentales Melodram wird, liegt vor allem daran, dass Yglesias sich die Freiheit nimmt, nichts auszulassen. So entsteht das Porträt einer Ehe, die in ihrer DNA zwar nur die Ehe von Margaret und Enrique ist, die aber in ihrem Verlauf, in der Folge von Leidenschaft, Langeweile, Überdruss, Verrat und Vergebung, so vielen anderen Ehen ähnelt, die man kennt. Ob das nun ein Grund zur Freude oder zur Traurigkeit ist, muss jeder selbst entscheiden. Ein guter Grund, dieses wunderschöne Buch zu lesen, ist es allemal.
LENA BOPP
Rafael Yglesias: "Glückliche Ehe". Roman. Aus dem Amerikanischen von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta, Stuttgart 2010. 427 S., geb., 22,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"A happy marriage" ist im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten erschienen und liegt nun unter dem Titel "Glückliche Ehe" in der tadellosen Übersetzung von Cornelia Holfelder-von der Tann in deutscher Sprache vor. Es ist ein Buch, das unverkennbar autobiographische Züge trägt. Zwar ist es nicht korrekt, die Autonomie eines Werkes einfach anzuzweifeln, wenn keinerlei äußere Hinweise vorliegen, und auf dem Cover ist das Buch klar und deutlich als "Roman" gekennzeichnet. Aber dennoch gibt es massenweise Indizien, die man nicht übersehen kann: Denn von Rafael Yglesias weiß man, dass er - wie Enrique - der Sohn eines Schriftsteller-Ehepaares ist und im Alter von siebzehn Jahren die Highschool schmiss, um seinen ersten Roman zu veröffentlichen. Bekannt ist auch, dass er - ebenfalls wie Enrique - im Laufe der folgenden Jahre acht weitere Romane veröffentlichte, bevor er begann, sich auf das Schreiben von Drehbüchern zu konzentrieren; dass Rafael Yglesias wie seine männliche Hauptfigur außerdem mit einer Frau namens Margaret verheiratet war, mit der er zwei Söhne hat, steht im hinteren Klappentext. Und dort steht ebenfalls, dass diese Margaret vor ein paar Jahren gestorben ist.
Wenn es demnach richtig ist, dass Rafael Yglesias in seinem Roman einen nicht unbeträchtlichen Teil seines eigenen Lebens verarbeitet hat, dann wäre auch die detaillierte Erzählung von der vor den Augen des Mannes zugrunde gehenden Frau eine sehr persönliche Erinnerung an alte Zeiten. Das würde das Buch zwar nicht besser oder schlechter machen, aber es wäre eine Erklärung für die große Intensität nicht nur dieser Passagen. Im Roman begleitet Enrique Margaret drei Jahre lang durch ihre Krankheit. Er besiegt den Krebs mit ihr und sieht ihn mit ihr zurückkehren. Er sieht, wie sie Gewicht verliert, ihre Haut dünner wird, ihre Haare ausfallen. Und als sie ihn eines Tages bittet, ihr beim Sterben zu helfen, und dabei sagt "Du bist so stark", da bleibt ihm keine andere Wahl mehr, als von sofort an genau das zu sein - stark. Er organisiert die Besuche von Freunden und Verwandten, die in einem nicht endenden Trauermarsch an Margarets Bett vorbeiziehen, um ihr adieu zu sagen. Er muss ihren Eltern erklären, dass sie nicht in der Familiengruft, sondern auf einem Friedhof in Brooklyn begraben werden will. Enrique kauft das Grab. Und wenn der Schüttelfrost sie überfällt, dann deckt er sie zu, und als sie schon im Delirium liegt, da wischt er ihr die Exkremente vom Körper. Aber das alles ist nur die eine Geschichte.
Die andere beginnt dreißig Jahre früher. Sie erzählt vom jungen Enrique, der wegen des mageren bis düsteren Echos auf seinen zweiten Roman gerade in Schriftsteller-Depressionen zu versinken droht, als ein Freund ihm Margaret präsentiert. Der Freund sagt: "Sie spielt in einer anderen Liga", und Enrique ist geneigt, das zu glauben. Aber als er diese Frau sieht, ihre meerblauen Augen, ihren knallroten Pulli, ihre schmalen Füße, da verfällt er ihr augenblicklich. Und in den folgenden Tagen streicht er ums Telefon, wählt ihre Nummer, legt wieder auf, beschließt, sie nie wieder anzurufen, und versucht es fünfzehn Minuten später wieder. Das alles ist von zärtlicher Komik und dabei so bestechend ehrlich, dass man augenblicklich vergisst, von derlei Liebesreigen zuvor je schon einmal gelesen zu haben. Darin liegt die Stärke dieses Buches. Wie bei einem geflochtenen Zopf lässt Yglesias die beiden Erzählstränge abwechselnd ineinanderfließen und erweist sich dabei sowohl in der Schilderung des größten anzunehmenden Glücks als auch in der des düstersten Schicksals als ebenso präziser wie schonungsloser Beobachter - und zwar nicht nur seiner Umgebung, sondern vor allem seiner selbst.
Sein Buch liest sich, als hätte sich hier jemand hingesetzt, um einmal reinen Tisch zu machen, entschlossen, vor keiner Peinlichkeit, keiner Lüge und keiner noch so erbärmlichen Wahrheit zurückzuschrecken. Auch wenn das beispielsweise bedeutet, das Versagen des jungen Mannes zu schildern, dem es nicht gelingt, mit der Frau zu schlafen, die er liebt. Oder von der Zeit zu erzählen, in der sich Enrique von seiner Frau scheiden lassen wollte und stattdessen mit ihr beim Paartherapeuten landet, dem er nach nur einer Sitzung an den Kopf werfen will: "Diese Ehe wäre schon besser, wenn sie nur öfter als alle zwei Monate die Beine breit machen würde." Yglesias legt die Ehe von Enrique und Margaret auf den Seziertisch und nimmt sie hemmungslos auseinander. Dabei schont er Margaret mehr als ihren Mann. Enrique schickt er im Laufe dieses Buches in die dunkelsten Tiefen seiner Seele, damit er dort lernt, warum, zur Hölle, er diese Ehe führt, warum er sie mit Margaret führt und nur mit ihr.
Dass aus alldem kein sentimentales Melodram wird, liegt vor allem daran, dass Yglesias sich die Freiheit nimmt, nichts auszulassen. So entsteht das Porträt einer Ehe, die in ihrer DNA zwar nur die Ehe von Margaret und Enrique ist, die aber in ihrem Verlauf, in der Folge von Leidenschaft, Langeweile, Überdruss, Verrat und Vergebung, so vielen anderen Ehen ähnelt, die man kennt. Ob das nun ein Grund zur Freude oder zur Traurigkeit ist, muss jeder selbst entscheiden. Ein guter Grund, dieses wunderschöne Buch zu lesen, ist es allemal.
LENA BOPP
Rafael Yglesias: "Glückliche Ehe". Roman. Aus dem Amerikanischen von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta, Stuttgart 2010. 427 S., geb., 22,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rafael Yglesias ist mit seinem Roman ein bewegendes, kluges und beeindruckendes Buch über ein Thema gelungen, dass sich als literarisches Sujet überhaupt nicht eignet, nämlich eine geglückte Beziehung, schwärmt Christoph Schröder. Der Autor erzählt gänzlich unsentimental und völlig ironiefrei von Enrique und seiner Frau Margret, die nach dreißig Jahren Ehe im Sterben liegt, erfahren wir. Der Rezensent hebt bewundernd hervor, wie gelungen der Autor die Sprache der beiden Zeitebenen, der noch jungen Beziehung im Manhattan der 70er Jahre und der Sterbeprozess Margrets in der Gegenwart, voneinander abhebt. Dabei gebe es trotz aller Tragik auch urkomische Situationen, betont Schröder. Er hat gefesselt die Entwicklung dieser Ehe verfolgt, deren Erfolg darin besteht, dass hier ein Paar sich unbedingt und trotz allerlei Neurosen, Empfindlichkeiten und Machtspielchen füreinander entschieden hat. Dem Klappentext hat der Rezensent entnommen, dass der Roman autobiografisch begründet sei, und das beeindruckt ihn enorm, weil es, wie er anerkennend festhält, Yglesias "Fähigkeit zur distanzierten Selbstbeobachtung" demonstriert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Das Buch hat mich zu tiefst bewegt. Schon in der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass das Buch nichts kurzweiliges ist und genau das hat es auch gehalten! Rafael Yglesias beschreibt in sehr sensiblen und einfühlsamen Worten die Liebesgeschichte zwischen Enrique und Margaret. Von ihrem ersten …
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Das Buch hat mich zu tiefst bewegt. Schon in der Leseprobe hatte ich den Eindruck, dass das Buch nichts kurzweiliges ist und genau das hat es auch gehalten! Rafael Yglesias beschreibt in sehr sensiblen und einfühlsamen Worten die Liebesgeschichte zwischen Enrique und Margaret. Von ihrem ersten Kennenlerne bis hin zu Margarets Krankheit und Tod.
Das Buch ist in zwei Sequenzen gegliedert. Vergangenheit und Gegenwart. In dem einen Teil beschreibt Yglesias, wie Margaret und Enrique sich kennenlernen und man bekommt einen Eindruck in ihre Gefühlswelt. Das Bangen, ob der andere einen mag, die innere Zerrissenheit, wenn man mal was "blödes" gesagt oder getan hat. Enrique hat die Schule abgebrochen und einen Roman geschrieben, der ihm das Leben ohne elterliche Unterstützung ermöglicht. Diese Unterstützung und den Halt hätte er sowieso nie von seinen Eltern erhalten und darunter leidet er. Schon früh mußte er lernen, dass nur er und sein Können zählen. Einerseits hat ihn das reifen lassen, aber tief in seinem Inneren ist er zu tiefst verunsichert und sucht Liebe, Halt und Geborgenheit. Genau dies findet er in Margaret. Ihre Eltern standen immer hinter ihr, auch finanziell. Sie nimmt Enriques Leben in die Hand. Sehr subtil und vorsichtig, was er genießt. Keine Entscheidung, die er nicht trifft, ohne mit ihr Rücksprache gehalten zu haben.
Dies ändert sich, als Margaret an Krebs erkrankt und Enrique ihrer beider Leben in die Hand nehmen muß. Sie glauben, den Krebs besiegt zu haben, bis er zurückkehrt. Bösartiger denn je. Als keinererlei Aussicht auf Heilung mehr besteht, beschließt Margaret, zu sterben. Ihr Mann unterstützt sie. Er holt sie nach Hause, pflegt sie und organisiert Treffen mit allen Freunden, damit sie sich verabschieden kann. Der Autor schildert die Krankheit und den Zustand zwar in allen grausamen Einzellheiten, aber so gefühlvoll, dass ich mitgelitten habe und zu Tränen gerührt war.
Ein wirklich lesenswertes Buch! Hier wird die Zweisamkeit und die totale Aufgabe für den geliebten Menschen groß geschrieben, ohne kitschig zu sein. Die beiden werden mich gedanklich noch lange begleiten.
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CHARAKTERISIERUNG EINER WAHRHAFTIGEN EHE
Beinahe 30 gemeinsame Jahre liegen hinter Margaret und Enrique, als Margaret an Krebs erkrankt. Dieses Buch schildert eindrücklich deren letzten Tage und Wochen, die Trauer, die schwindende Hoffnung und die Angst Enriques vor einem Leben ohne seine …
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CHARAKTERISIERUNG EINER WAHRHAFTIGEN EHE
Beinahe 30 gemeinsame Jahre liegen hinter Margaret und Enrique, als Margaret an Krebs erkrankt. Dieses Buch schildert eindrücklich deren letzten Tage und Wochen, die Trauer, die schwindende Hoffnung und die Angst Enriques vor einem Leben ohne seine Frau an seiner Seite.
Episodenhaft werden die Eckpunkte der gemeinsamen Jahre des Paares eingeschoben - die erste Begegnung, das Erkennen ihrer gegenseitigen Liebe, aber auch die Zweifel und Verbitterung, die solch ein langes Zusammenleben zwangsläufig mit sich bringt. Diese Rückblicke lassen mitlachen und -schmunzeln, sie lassen den Leser kopfschüttelnd oder verblüfft zurück. Doch ihnen allen ist gemein, dass sie das drohende unausweichliche Ende immer wieder vergessen lassen, fast so, als wäre der Leser selbst an Enriques und Margarets Stelle und könne nicht voraussehen, wie deren gemeinsames Leben einmal enden wird.
Dies ist keine Geschichte von Mut und Kampf im sicheren Angesicht des nahenden Todes. Keine der Personen, weder die Eheleute selbst, noch deren Familie oder Freunde werden besser, stärker oder selbstloser dargestellt, als sie es tatsächlich sind. Fehler und Schwächen offenbaren sich ausschließlich als das, was sie letztendlich immer sind: oft ungeliebte, aber dennoch stets vorhandene Eigenschaften eines realen Menschen. In ihren letzten Tagen sind weder Margaret, noch ihr Mann Enrique strahlende Kämpfer, keine Jean D'Arc-gleichen Personen, die ihrem Schicksal mutig ins Antlitz blicken, mit sich, ihrem Leben und jeder von ihnen gefällten Entscheidung im Reinen. So schafft Enrique es bis zuletzt nicht, seiner sterbenden Frau von seiner lange zurückliegenden, einjährigen Affäre mit einer ihrer Freundinnen zu erzählen. Und Margaret erkennt auch als es zu Ende geht nicht, dass ihre Kontrollwut Enrique oft die Luft zum Atmen nahm.
Und eben dieses Anti-heroische ist es, was dieses Buch zu einer wahraften Charakterisierung eines Ehelebens macht. Und es macht die Geschichte so greifbar und schmerzhaft: Sie führt dem Leser in jeder Sekunde vor Augen, wie sehr ein Leben an das Schicksal gebunden ist. Es wird nichts beschönigt, nichts verhüllt. Aber dennoch - oder gerade deswegen - macht dieses Buch wie kaum ein anderes Mut, das Leben anzunehmen, den unzähligen Schwierigkeiten zu trotzen und so aller Vergänglichkeit das Beste abzugewinnen: das Leben an sich.
Die gewandte Sprache und treffsicheren Formulierungen geben dem Buch Tiefe, ohne jedoch zu tief in die Hauptpersonen zu dringen. Ein Buch, dass sowohl durch seine Handlung, als auch wegen seines wundervollen Schreibstils unter die Haut geht und viele begeisterte Leser verdient!
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Beginnend mit dem ersten Kennenlernen erzählt Enrique von seiner Beziehung und anschließenden, fast 30 jährigen, Ehe mit Margaret. Jetzt geht die Ehe dem Ende entgegen, denn Margaret hat un-heilbar Krebs und kommt für die letzte Zeit nach Hause. Sie will von ihrer Familie und …
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Beginnend mit dem ersten Kennenlernen erzählt Enrique von seiner Beziehung und anschließenden, fast 30 jährigen, Ehe mit Margaret. Jetzt geht die Ehe dem Ende entgegen, denn Margaret hat un-heilbar Krebs und kommt für die letzte Zeit nach Hause. Sie will von ihrer Familie und ihren Freunden Abschied nehmen, sie mag nicht mehr gegen die Krankheit kämpfen.
Von allem erzählt Enrique, von der Krebsbehandlung, vom Rückfall, vom Margarets Kampf und Qual. Er muss jetzt auf ein Mal vieles alleine entscheiden, so auch welcher Grabplatz genommen wird. Bei vielen Gegebenheiten erinner sich Enrique zurück und erzählt auch Geschehnisse aus der Zeit mit Margaret, den Zweifeln an der Beziehung, den Zweifeln an sich selbst und von den Familienmitgliedern. Er erkennt, wie wichtig ihm seine Frau ist, die ihm Stabilität und Halt gegeben hat. Wie soll er ohne sie weiter durchs Leben gehen? Er möchte ihr noch so viel sagen.
Eine ergreifende Geschichte vom Sterben einer besonderen Frau. Über die Kraft der Liebe, die beiden Stärke gibt. Eine ruhige Geschichte, die vom Leben handelt und dabei unaufgeregt, aber einfühlsam und eindringlich erzählt wird. Da der Leser von Anfang an das Ende kennt, fehlt in dieser Richtung Hoffnung, Spannung. Trotzdem ist das Ende sehr ergreifend und zeigt, wie man seine Gefühle auch ohne viele Worte ausdrücken kann.
Die Rückblicke haben mich aber etwas gestört. Die Haupthandlung, also die letzte Zeit von Margaret zu Hause kam für mich etwas zu kurz und dafür nahmen die Rückblicke viel Platz ein. Sicher, für die Erzählung sind sie wichtig, doch sie waren mir zu lang, rissen mich immer wieder aus der einen Erzählung raus. War ich dann in der Vergangenheit angekommen, hatte mich rein gelesen, wurde wieder zur Gegenwart gewechselt. Auf Dauer gefiel mir das nicht. So hätte ich mir etwas mehr Chronologie, weniger, oder kürzere Rückblicke gewünscht. Denn so richtig mitfühlen konnte ich während des gesamtes Buches nicht. Margaret blieb seltsam fremd und auch Enrique kam mir nicht richtig nah.
Ist die Geschichte wirklich frei erfunden, oder erzählt sie nicht doch autobiografische Teile vom Le-ben des Autors?
Eine ergreifende Geschichte, die ohne große Dramen auskommt.
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Dieses Buch ist unglaublich tiefgreifend, emotional, detailgetreu und lebensnah. Yglesias schafft es die Beziehung zwischen Enrique und Margaret sehr gefühlvoll und mit einem Gespür fürs Detail darzustellen. Das Buch handelt von der Entstehung, den Tücken und Problemen und dem …
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Dieses Buch ist unglaublich tiefgreifend, emotional, detailgetreu und lebensnah. Yglesias schafft es die Beziehung zwischen Enrique und Margaret sehr gefühlvoll und mit einem Gespür fürs Detail darzustellen. Das Buch handelt von der Entstehung, den Tücken und Problemen und dem ungewollten Ende einer Ehe. Die Geschichte wird aus der Sicht von Enrique erzählt und bietet einen tiefen Einblick in sein Seelenleben. Mir fiel es dadurch leicht sich mit ihm zu identifizieren, da ich eigene Gewohnheiten, Schwächen und Leidenschaften in ihm wieder entdeckt habe. Das Buch punktet nicht unbedingt mit einem großartigen Spannungsaufbau, sondern mit einer unglaublich ausführlichen und gekonnten Schreibweise. Ich war zutiefst beeindruckt wie realistisch und lebensnah Yglesias die Situationen schildert. Als ich die Kurzbiografie von Rafael Yglesias durchlas stellte ich erst fest, dass die Grundlage der Geschichte aus seinem eigenen Leben stammt. Auch Yglesias brach die High School ab um einen Roman zu veröffentlichen, schrieb Drehbücher, hat zwei Söhne und war mit seiner Frau Margaret bis zu ihrem Tod 2004 verheiratet. Man kann also bei „Glücklicher Ehe“ schon fast von einer Autobiografie sprechen. Es ist unklar wie viel im Detail der Autor aus seinem Leben in das Buch eingebracht hat, aber so greifbar wie Yglesias schreibt, meint man fast zu wissen, dass der Autor von seinen eigenen Gefühlen und Erfahrungen erzählt. Es werden viele Facetten des Lebens dargelegt und am Ende bleibt die Frage: Was im Leben ist eigentlich wirklich wichtig? Ich kann das Buch nur empfehlen, es ist auf jeden Fall ein Buch das berührt und nicht viel Spannung nötig hat, da die Erzählung einen auch so direkt fesselt.
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