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Sunshine state. Swampland paradise. Tourist aspiration. Real estate racket. Refuge of excess. Political swing-state. Sub-tropical fever dream. With forms of nature and culture found nowhere else, Florida is unique. It is also among the most elusive and misunderstood of places. Anastasia Samoylova photographs Florida on intensive road trips. Walker Evans (1903-75) photographed it over four decades. Twisting the visual clichés, these two remarkably discerning observers convey Florida's dizzying combination of fantasy and reality. Evans witnessed modern Florida emerging in the 1930s, with its…mehr

Produktbeschreibung
Sunshine state. Swampland paradise. Tourist aspiration. Real estate racket. Refuge of excess. Political swing-state. Sub-tropical fever dream. With forms of nature and culture found nowhere else, Florida is unique. It is also among the most elusive and misunderstood of places. Anastasia Samoylova photographs Florida on intensive road trips. Walker Evans (1903-75) photographed it over four decades. Twisting the visual clichés, these two remarkably discerning observers convey Florida's dizzying combination of fantasy and reality.
Evans witnessed modern Florida emerging in the 1930s, with its blend of cultures, waves of tourism, stark beauty and blatant vulgarity. He photographed there until the 1970s, making Polaroids that still feel contemporary. Samoylova inherits what Evans saw coming. With intelligence and humor, she picks her way through the seductions and disappointments of a place that symbolizes the contradictions of the United States today. In Floridas, photographs by Samoylova and Evans are presented in parallel, weaving past and present, switching between black-and-white and color imagery, all complemented by an essay by editor David Campany and a visionary short story by celebrated novelist and Florida resident Lauren Groff.
Autorenporträt
Born in Moscow in 1984, Anastasia Samoylova moves between observational photography and studio practice. Recent exhibitions include those at Kunst Haus Wien, Kunsthalle Mannheim, USF Contemporary Art Museum, the Orlando Museum of Art, The Print Center and the Chrysler Museum of Art. Her work is held in the Wilhelm Hack Museum, Perez Art Museum Miami and the Museum of Contemporary Photography, Chicago, among other collections. Steidl published Samoylova's FloodZone in 2019. Walker Evans (1903-75) is an acknowledged master of photography whose diverse body of work continues to shape our understanding of the modern era. Evans began photographing in the 1920s, moving quickly to define his aesthetic and subject matter: straight and sober images of American everyday life and its environs. Within a decade he had produced some of the most significant photographs of the twentieth century, exhibited at the Museum of Modern Art and published two landmark books: American Photographs (1938) and Let us now Praise Famous Men with James Agee (1941). Evans wrote art and film reviews for Time (1943-45), was employed by Fortune between 1945 and '65 and taught at Yale thereafter. Steidl has published Lyric Documentary (2006), Walker Evans: the magazine work (2014) and Double Elephant (2015).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Anastasia Samoylova zeichnet mit ihrem Foto-Band das bedrückende Porträt einer Katastrophe, die im vollen Gange ist. Ihr Ausgangspunkt, erklärt Rezensent Andrian Keye, sind die Bilder es US-amerikanischen Fotografen Walker Evans, dessen Spuren sie durch ihre eigene Heimat Florida führen. Jenen "topografischen Wurmfortsatz", schreibt Kreye, der nicht so recht dazu zu gehören scheint zum Rest der USA und an dem doch so etwas wie eine Konzentration oder Kondensation stattfindet, wo der American Dream zum, wie Samoylova sagt: "subtropischen Fiebertraum" zusammenschmilzt. Diese Ambivalenz des Fiebertraums ins Bild zu fassen, diese grelle Urlaubskarten-Welt zu entzaubern, und zwar ohne ästhetische Kniffe und Klischees, ist eine große Kunst, so der Rezensent, eine Kunst, die Samoylova beherrscht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2022

Endstation Untergang
Anastasia Samoylova entzaubert Florida als subtropischen Fiebertraum
Es gibt in der Mythologie der amerikanischen Wirklichkeit zwei Paradiese. Das eine ist auf Sand gebaut, das andere im Sumpf. Beide sind dem Untergang geweiht. Über die kalifornische Apokalypse gibt es unzählige Bücher, Songs und Filme. Florida aber bleibt weitgehend ein Mysterium, ein topografischer Wurmfortsatz, der im Südosten des Landes in das Wirbelsturmgebiet der Karibik hineinragt, als ob er nicht so recht dazu gehört. Das trifft auch ganz gut das Lebensgefühl in diesem moskitoverseucht-schwülen Bundesstaat, den die Literatur, der Film und die Kunst nur selten behandeln.
Die amerikanische Fotografin Anastasia Samoylova hat sich nun auf die Spuren von Walker Evans begeben. Der 1975 verstorbene Pionier einer Fotografie, die ihre Sozialkritik über den Umweg eines literarischen Abstraktionsvermögens erarbeitet, war von den Dreißigern an immer wieder im südöstlichsten Bundesstaat der USA unterwegs. Evans Bilder sind für Samoylova der Ausgangspunkt für ihre Erkundung eines anstehenden Weltuntergangs. Denn das ist der rote Faden bei allen Gegenüberstellungen mit Evans in diesem Band, in ihren Zitaten von William Egglestons Sinn für die Morbidität und Verweisen auf Robert Franks Gespür für die Einsamkeit des amerikanischen Traums.
Überall kriecht und wuchert und suppt das Ende der Zivilisation in Samoylovas Florida durch die Fugen und Risse. Menschen sind da eher Statisten im Drama ihres eigenen Untergangs. Selbst wenn sie eine Frau im Disco-Top beim Happy-Hour-Cocktail auf der Terrasse eines jener Wolkenkratzer am Strand fotografiert, die der Traum so vieler Touristen und Ruheständler sind, lauert der Sonnenuntergang mit der Wolke hinter den Nachbartürmen voller Ungewissheit. Denn die eigentliche Katastrophe ist das Klima.
Einen „subtropischen Fiebertraum“ nennt sie ihr Florida. Sie selbst lebt in Miami, der Megacity mit dem Gestus der immerwährenden Strandparty und des unaufhaltsamen Immobilienbooms. Aber sie lässt sich nicht täuschen. Es ist eine hohe Kunst, solchen sonnenbestrahlten Traumzielen mit der Kamera den Zauber zu nehmen, ohne auf Tricks und Klischees zurück zu greifen. Auf den letzten Doppelseiten hat der Untergang diese bunte Welt dann schon erfasst. Da stehen die Apartmentgebäude in einem Meer von Tropenwald, der sie schier verschluckt. Im Sund vor der Skyline haben Algen und Schlick eine havarierte Motoryacht überzogen. Und dann ist da der Alligator, das Urviech, das zwischen den Mangroven lauert.
Samoylovas Buch kommt gerade zur rechten Zeit. Im November dürfte sich das politische Klima der USA bei den Zwischenwahlen wieder einmal um 180 Grad wenden. Dann wird Florida zum Schicksalsstaat. Zwei Männer bereiten sich dort gerade darauf vor, sich in zwei Jahren für die Partei der Republikaner um das Amt des Präsidenten zu bewerben. Donald Trump residiert dort in seinem Privatclub Mar-a-Lago, einer jener weltfremden Luxusfestungen, die seine Vorgänger der Natur dort unten abgetrotzt haben. Der andere ist der Gouverneur des Bundesstaates Ron de Santis. Der lebt qua seines Amtes in Tallahassee, dem provinziellen Städtchen im so genannten „Panhandle“, dem „Pfannenstiel“, mit dem sich der Bundesstaat Richtung Westen noch in den Kontinent hinein erstreckt. Es ist eine bizarre Gegend dort oben am Golf von Mexiko. Sie ist den Hinterwäldlerlandstrichen von Georgia, Alabama und Mississippi nicht nur geografisch sehr viel näher, als der Karibikmetropole Miami oder den Touristenburgen Orlando und Tampa. Dort leben all die, für die Florida dann doch nicht das Traumziel war, sondern nur die Endstation. Und es sind genau diese Gegenden und Menschen, die Samoylova für „Floridas“ besucht hat.
Es war sicher nicht geplant, aber man kann den Band gut als Metapher sehen.
ANDRIAN KREYE
Im Sumpf: Anastasia Samoylovas Fotografie „Blue Chair“ aus dem Jahr 2020.
Foto: Anastasia Samoylovas/Steidl
Anastasia Samoylova, Walker Evans:
Floridas. Mit einer Kurzgeschichte von
Lauren Groff. Essay von David Campany. Steidl,
Göttingen 2022. 192 Seiten, 58 Euro.
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