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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.02.2011

Süddeutsche Zeitung Junge Bibliothek
Bilderbuch

Freunde im
Matsch
„Florian und Traktor Max“
von Binette Schroeder
Wenn sich ein Bilderbuch seit 30 Jahren auf dem Markt hält, muss es ein Lieblingsbuch der Kinder sein, die es, wenn sie erwachsen sind, wiederum ihren Kindern vorlesen. 1971 erschien „Florian und Traktor Max“ als eines der ersten Bilderbücher von Binette Schroeder, deren Karriere als Malerin und Illustratorin 1997 mit dem Sonderpreis zum Deutschen Jugendliteraturpreis für das Gesamtwerk Illustration ihren Höhepunkt fand.
Das sonnengelbe Titelbild verrät uns, wer mit Florian gemeint ist, denn auf dem abgemähten Feld sehen wir den roten Traktor namens Max und den Ackergaul Florian, der fröhlich auf den Traktor zuspringt. Doch so unbeschwert und freundschaftlich war die Beziehung der beiden nicht, als der Bauer Claas Claasen den roten Traktor anschaffte, um seinen treuen alten Gaul zu entlasten, denn der will einfach nichts von Florian wissen. Max tut seine Arbeit, poltert in die Scheune und dreht sich zur Wand. Florian ist gekränkt, fühlt sich überflüssig, und nicht einmal Claas Claasen kann ihn aufmuntern. Besonders schlimm ist es im Winter, denn Traktor Max holt die langen Baumstämme aus dem Wald und ist dabei, wenn der Bauer das Wild füttert. Auf einer Doppelseite sehen wir ihn, wie er durch den Schnee stapft mit einer Kiepe voll Heu auf dem Rücken, ein grau-weißes Winterbild von großer Weite, nur der rote Traktor im Hintergrund und der rote Hut des Bauern bringen Farbe ins Bild. Wer genau schaut, der entdeckt das Rotkehlchen am unteren Bildrand als weiteren kleinen Farbtupfer.
Als der Frühling endlich kommt, ist es kein schöner Frühling, denn es regnet jeden Tag. Max pflügt trotzdem, aber die Erde ist nass und weich, und plötzlich steckt er fest und sinkt immer tiefer ins Erdreich. Binette Schroeder hat diese Szene dramatisch ins Bild gesetzt mit dunklen Farben und kräftigen Schrägstrichen, die den Regen fast spürbar machen. Armer Max, aber zum Glück hat er ja eine Hupe, und es ist Florian, der ihn hört und den Bauer herbeiwiehert. Gemeinsam rennen sie auf den Acker und gemeinsam gelingt es ihnen mit einem Seil und viel Hauruck den Traktor zu befreien. Da hört der Regen auf, und die Farben werden licht und hell, und das Bild füllt sich mit freundlichen Tieren, mit Vögeln, Kühen, Eichhörnchen und dem fröhlich bellenden Hofhund Leo.
Von diesem Tag an sind Max und Florian Freunde, und Bauer Claas Claasen freut sich. Das letzte Doppelbild ist denn auch heiter und bunt. Die reifen Äpfel leuchten auf den Bäumen und es herrscht fröhliches Treiben auf der Obstwiese.
Die Bilder zu dieser einfachen Geschichte, die schon kleine Kinder verstehen können, erscheinen zunächst fast naiv, doch die raffinierte Komposition der Bildräume und das sorgfältig durchdachte Spiel mit Licht und Schatten zeigen, dass die Künstlerin die Bilder zu ihrer Geschichte ganz bewusst inszeniert und jedes Detail seine Bedeutung hat. (ab 3 Jahre) HILDE ELISABETH MENZEL
Florian und Traktor Max
Illustration: Binette Schroeder
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