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Finnegans Wake ist eines der unverständlichsten Werke der Weltliteratur. Es galt lange Zeit als unübersetzbar, und dennoch, oder gerade deshalb, hat es immer wieder Laien genauso wie Fachleute gereizt, sich an einer Übertragung in andere Sprachen zu versuchen. James Joyce selber gab dazu den Anstoß, als er Samuel Beckett und andere Freunde ermunterte, eine längere Passage ins Französische zu übersetzen. Seit einem Versuch des ersten Joyce-Übersetzers Georg Goyert existierte in Deutschland bis 1989, dem ursprünglichen Erscheinungsjahr des vorliegenden Buches, eine ganze Fülle von mehr oder…mehr

Produktbeschreibung
Finnegans Wake ist eines der unverständlichsten Werke der Weltliteratur. Es galt lange Zeit als unübersetzbar, und dennoch, oder gerade deshalb, hat es immer wieder Laien genauso wie Fachleute gereizt, sich an einer Übertragung in andere Sprachen zu versuchen. James Joyce selber gab dazu den Anstoß, als er Samuel Beckett und andere Freunde ermunterte, eine längere Passage ins Französische zu übersetzen. Seit einem Versuch des ersten Joyce-Übersetzers Georg Goyert existierte in Deutschland bis 1989, dem ursprünglichen Erscheinungsjahr des vorliegenden Buches, eine ganze Fülle von mehr oder weniger gelungenen, jedenfalls eher entschiedenen als zaghaften Annäherungen, bevor 1993 eine Komplettübersetzung folgen sollte. In diesem Band haben die Herausgeber die frühen Versuche, das Werk ins Deutsche zu übertragen, zusammengestellt. Gerade die Unterschiedlichkeit der Ansätze - vom genauen Zusammentragen der einzelnen Sinnschichten bis hin zu einem eleganten Darüberhuschen - vermag einen Eindruck dieses rätselhaften Buches zu vermitteln.
Autorenporträt
James Joyce wurde am 2. Februar 1882 in Dublin geboren, wo er in schwierigen und ärmlichen Familienverhältnissen aufwuchs. Joyce studierte am University College von Dublin moderne Sprachen, u.a. Englisch, Französisch und Italienisch. 1902 ging er nach Paris, um ein Medizinstudium zu beginnen. Er wandte sich dort aber dem Schreiben zu und führte einen ausschweifenden Lebensstil. 1903 kehrte er nach Dublin zurück, konnte dort jedoch nicht Fuß fassen. Mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Nora Barnacle siedelte er 1904 auf den Kontinent über und lebte hauptsächlich in Triest. Er schrieb Kurzgeschichten und überarbeitete seinen ersten Roman Stephen Hero, der später als A Portrait of the Artist as a Young Man (Porträt des Künstlers als junger Mann) veröffentlicht wurde. 1914 erschien Joyces erste Kurzgeschichtensammlung Dubliners. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog er mit seiner Familie nach Zürich, wo sein bekanntestes Werk Ulysses entstand. Der Roman wurde 1918-1920 in Auszügen in der amerikanischen Zeitschrift 'The Little Review' abgedruckt; 1921 wurde er wegen obszöner Inhalte verboten. 1922 erschien Ulysses schließlich in (zensierter) Buchform in der Pariser Buchhandlung 'Shakespeare and Company'. 1920 zog Joyce auf Einladung seines Freundes Ezra Pound nach Paris, wo er bis zu Frankreichs Besetzung im Zweiten Weltkrieg lebte. Dort entstand sein letzter Roman Finnegan's Wake (Finnegans Totenwache), der 1939 veröffentlicht wurde. James Joyce starb am 13. Januar 1941 in Zürich. Klaus Reichert, geboren 1938, emeritierter Professor für Anglistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 1964-1968 Lektor in den Verlagen Suhrkamp und Insel, 2002-2011 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Autor, Übersetzer und Herausgeber (u. a. der Joyce-Ausgabe des Suhrkamp Verlages). Harald Beck, geboren 1951 in München, übersetzte James Joyces Dubliners, den Monolog der Molly Bloom aus Ulysses und den Anfang von Finnegans Wake ins Deutsche. Neben weiteren Veröffentlichungen zu Joyces Werken ist er Mitherausgeber der James Joyce Online Notes. Klaus Reichert, geboren 1938, emeritierter Professor für Anglistik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 1964-1968 Lektor in den Verlagen Suhrkamp und Insel, 2002-2011 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Autor, Übersetzer und Herausgeber (u. a. der Joyce-Ausgabe des Suhrkamp Verlages). Wolfgang Hildesheimer wurde am 9. Dezember 1916 als Sohn jüdischer Eltern in Hamburg geboren und starb am 21. August 1991 in Poschiavo in der Schweiz. 1933 emigrierte er über England nach Palästina, wo er eine Schreinerlehre absolvierte. 1937 begann er an der Central School of Arts and Crafts (London) Malerei, Textilentwurf und Bühnenbildnerei zu studieren und nahm von London aus am Sommerkurs für Bühnenbild bei Emil Pirchan in Salzburg teil. Anfang 1939 gestaltete er in London am Tavistock Little Theatre sein erstes Bühnenbild. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Palästina zurück, arbeitete als Information Officer, war Englisch-Lehrer am British Institute und leitete zusammen mit einem Freund einige Zeit die Werbeagentur 'HW'. Er beteiligte sich an Kunstausstellungen und veröffentlichte einige Gedichte, Essays und Kritiken. 1946 kehrte er nach London zurück, um Bühnenbildner zu werden, wurde aber für die Nürnberger Prozesse engagiert. Im Januar 1947 reiste er nach Nürnberg, dolmetschte für die amerikanische Besatzungsmacht und beteiligte sich wieder an Kunstausstellungen. 1949 zog er nach Ambach am Starnberger See, um als freier Maler und Grafiker zu arbeiten, schrieb im Januar 1950 aber eine Geschichte für Kinder - der Beginn seiner literarischen Karriere. Bereits 1951 wurde er zur Gruppe 47 eingeladen, 1955 erhielt er den Hörspielpreis der Kriegsblinden und im selben Jahr wurde zudem sein erstes Theaterstück von Gustav Gründgens uraufgeführt; ebenfalls in diesem Jahr begann er auch wieder zu malen. Nachdem er 1953 nach München gezogen war, übersiedelte er 1957 nach Poschiavo und widmete sich einer neuen Art von Theaterstücken, deren Besonderheiten er 1960 mit der Rede Über das absurde Theater fundierte. Anlässlich der Internationalen Theaterwoche der Studentenbühnen in Erlangen gehalten, sorgte diese für Aufsehen. Sein Prosabuch Tynset wurde 1966 mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. Sein Bestseller Mozart (1977) beeinflusste das Theaterstück und den Film Amadeus. Seit 1961 beteiligte er sich wieder an Ausstellungen, seit 1965 wurde sein bildkünstlerisches Werk in rund fünfzig Einzelausstellungen gezeigt. 1980 hielt Hildesheimer die Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele Was sagt Musik aus. Neben seinen literarischen Werken verfertigte Hildesheimer auch Collagen, die er in mehreren Bänden sammelte. Spektakulär war 1984 seine Ankündigung, angesichts der drohenden Umweltkatastrophe nicht mehr zu schreiben, sondern zur bildenden Kunst zurückzukehren. Hans Wollschläger wurde 1935 in Minden geboren. Er arbeitete als Schriftsteller, Literaturkritiker und Übersetzer, unter anderem übertrug er James Joyces Roman Ulysses ins Deutsche. 1982 erschien sein Roman Herzgewächse oder der Fall Adams. Hans Wollschläger starb 2007 in Bamberg. Ulrich Blumenbach, geboren 1964 in Hannover, studierte Anglistik, Germanistik und Geschichte in Münster, Sheffield (Großbritannien) und Berlin. Seit 1993 ist er als Übersetzer aus dem Englischen sowie aus dem Amerikanischen Englisch ins Deutsche tätig. Außerdem ist Ulrich Blumenbach Lehrbeauftragter für den Studiengang Literarisches Übersetzen an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Er lebt mit seiner Familie in Basel.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2012

Katzenjammer
1936 schrieb James Joyce eine Kindergeschichte für seinen Enkel Stephen. Aus der als Brief abgefassten Erzählung ist nun ein hochpreisiges Buch geworden – das sorgt für Streit
Im Spätsommer 1936 – in Spanien war der Bürgerkrieg ausgebrochen und in Berlin fanden die Olympischen Spiele statt – reiste das Ehepaar James und Nora Joyce nach Dänemark. Unweigerlich sammelte Joyce ein paar seltsam klingende dänische Wörter ein für sein unendliches, unvollendetes Sprachwundertütenwerk, das drei Jahre später als „Finnegans Wake“ erschien. Joyce war aber nicht bloß unermüdlicher Wortmetz, sondern inzwischen auch ein stolzer Großvater, denn sein Sohn Giorgio hatte ihm den Enkel Stephen beschert. Joyce schrieb dem Vierjährigen einen langen Brief, in dem er vom Teufel erzählte, der eine Brücke über die Loire baute, und was eine Katze damit zu tun hatte. Sein Französisch sei schlecht gewesen, meldete er vom Teufel; manche meinten sogar einen starken Dubliner Akzent heraus-zuhören. Ob die Geschichte gefiele, fragte der Opa den Enkel, und schickte ihm vier Wochen später einen weiteren Brief mit einer neuen, die von den Katzen in Kopenhagen handelte.
„The Cats of Copenhagen“ ist einer der wenigen bisher noch unveröffentlichten Texte von James Joyce, und er hat mit dem schwer verrätselten Werk des großen Joyce ebenso wenig zu tun wie die bereits bekannte über die Katze und den Teufel. Seit ein paar Tagen ist sie für den Liebhaber, der die Ausgabe von dreihundert schlanken Euro nicht scheut, in bibliophiler Gestalt zu haben. (Für den noch besser gewappelten Connaisseur käme auch die etwas luxuriösere Ausgabe für zwölfhundert Euro in Frage.) Die in Dublin beheimatete Ithys Press verrät nicht viel vom Inhalt, lässt aber durch die Verlegerin Anastasia Herbert erklären, es handle sich um ein „wahres Kleinod“, es offenbare sich darin „Joyce’ eher heitere Seite, sein Humor – den man tatsächlich seltsam oder sogar absurd nennen“ könne.
Nun hat bisher niemand an Joyce’ Humor gezweifelt – sein „Ulysses“ ist ein einziges Sprachspiel, „Finnegans Wake“ ein gigantischer Witz –, doch als Kinderbuchautor ist Joyce eher eine unbekannte Größe geblieben. Wohl sang er mit seinem Sohn Giorgio begeistert die Arien der italienischen Oper, und er wird auch den Enkel gelegentlich auf den Knien gewiegt haben, aber sein Genius äußerte sich doch mehr in den Büchern. Nach Auskunft der Verlegerin hat er in diesem apokryphen Werklein aber einen echten „Anti-Establishment-Text“ abgeliefert, der „Vernunft, Individualität und die Willensfreiheit“ propagiere.
Das ist gewiss sehr schön, doch scheint die Willensfreiheit und die Individualität die Verlegerin vor allem für sich selber und ihr entschlossenes Vorgehen zu beanspruchen. (Ithys heißt im Griechischen „aufrecht“ und ist, was den der höheren Zote keineswegs abgeneigten Joyce bestimmt gefreut hätte, mit dem mächtigen Phallus konnotiert.) Am 31. Dezember 2011 ist in Europa das Urheberrecht für James Joyce ausgelaufen. Wer will, kann ihn jetzt honorarfrei drucken. Ob sich diese neue Freiheit jedoch auch auf Texte aus dem Nachlass, und seien sie noch so schmächtig, bezieht, ist rechtlich umstritten. Der Brief, der mit Hilfe des Buchkünstlers Michael Caine und des Illustrators Casey Sorrow zum extravaganten Kinderbuch mutiert ist, wurde der Zürcher James-Joyce-Stiftung 2006 von Hans Jahnke geschenkt, dem Sohn von Giorgios zweiter Frau. Die Stiftung wurde jedoch vor der Veröffentlichung nicht konsultiert und reagiert deshalb empört. Fritz Senn, der Doyen der Joyce-Forscher, fühlt sich „nicht bloß übergangen, sondern hereingelegt“, wie er dem Guardian sagte. Anastasia Herbert, selber eine nicht unbekannte Joycianerin, schlägt mit deutlichen Worten zurück. Sie nennt die Zürcher Ansprüche „lächerlich“ und spricht davon, die Veröffentlichungsfreiheit und natürlich die Kunst befördern zu wollen. Bei dem schönen Preis für das schöne Buch kein schlechter Anspruch.
Jetzt fehlt nur noch die Intervention des streitlustigen Enkels Stephen Joyce, an den der Brief von 1936 gerichtet war. Ob ihm die Geschichte gefällt?
WILLI WINKLER
James Joyce im Kreise seiner Familie 1934 in Paris. Als Weltkind in der Mitten der Briefadressat, Enkel Stephen. Foto: Bettmann/CORBIS
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