Sofi Oksanen
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Fegefeuer
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Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zu Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein. Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht un...
Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zu Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein. Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht und nach einer Möglichkeit, Estland zu verlassen, fühlt sich Aliide von der jungen Frau bedroht: Zu oft musste sie Leib und Seele, Hab und Gut vor Eindringlingen schützen. In Rückblenden entsteht das immer schärfer werdende Bild einer Familientragödie, die fast fünfzig Jahre zuvor, als Estland von den Russen besetzt wurde, ihren Höhepunkt fand. Rivalität und Eifersucht, Scham, Schutzbedürftigkeit und vor allem Angst vor der Brutalität der Männer gegenüber den Frauen - das sind die Motive, die Aliide zu unvorstellbaren Entscheidungen zwangen. Sofi Oksanen gelang mit diesem Roman, der in mehr als 25 Ländern erscheint und gerade in den USA gefeiert wird, der große Wurf. Atemlos vor Spannung liest man über das Schicksal zweier Frauen, die ganz unterschiedliche und im Kern doch vergleichbare Erfahrungen machen: Egal welches politische System auch herrscht, Opfer sind immer die Frauen.
Sofi Oksanen, geboren 1977, Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie von Helsinki. Ihr dritter Roman, 'Fegefeuer', war monatelang Nummer eins der finnischen Bestsellerliste und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Finlandia-Preis, dem Literaturpreis des Nordischen Rates und dem Prix Femina. Der Roman erschien in über vierzig Ländern und machte die Autorin auch in Deutschland zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der internationalen Gegenwartsliteratur. Sofi Oksanen lebt in Helsinki.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- Originaltitel: Puhdistus
- Artikelnr. des Verlages: 3484303, 4001067
- 7. Aufl.
- Seitenzahl: 400
- Erscheinungstermin: 19. August 2010
- Deutsch
- Abmessung: 211mm x 136mm x 35mm
- Gewicht: 502g
- ISBN-13: 9783462042344
- ISBN-10: 3462042343
- Artikelnr.: 29737839
Herstellerkennzeichnung
Kiepenheuer & Witsch GmbH
Bahnhofsvorplatz 1
50667 Köln
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Andreas Breitenstein ist von diesem Roman schlicht hingerissen. Das weit gefasste Thema, die literarische Umsetzung - im fällt dazu nur ein Vergleich ein: Pasternaks "Doktor Schiwago". Sofi Oksanen verarbeitet in ihrem Familienroman die ganze tragische Geschichte Estlands im 20. Jahrhundert. Der Einmarsch der Russen 1940 und die beginnende Gleichschaltung, der Russlandfeldzug der Deutschen, den viele Balten unterstützten, weil es eben gegen die Russen ging. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden viele Esten deportiert. Darunter befanden sich auch solche, die sich an der Vernichtung der Juden beteiligt hatten. Dies alles und mehr packt Oksanen in ihren Roman, der in den Zeitabschnitten 1939 bis 1951 und 1991 bis 1992 spielt, erzählt Breitenstein. Die Hauptfiguren sind zwei Frauen, die auf ganz unterschiedliche Art traumatisiert sind. Doch sind es nicht einfach Opfer, sondern schuldbeladene Opfer. Breitenstein ist hoch beeindruckt, mit welcher Dichte Oksanen Szenen und Figuren beschreibt. Kein Wunder, war der Roman doch eigentlich zuerst ein Theaterstück. Von dieser Autorin erwartet Breitenstein jedenfalls noch "galaktische Ereignisse".
© Perlentaucher Medien GmbH
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» Fegefeuer ist ein kühner, grandios geschriebener und auch perfekt übersetzter Roman zur rechten Zeit. Man kann ihn neben Imre Kertész ins Regal stellen« Frankfurter Rundschau
"Mit einem Ton, der sich zwischen Ian McEwans 'Abbitte' und den allerbesten Schriftstellern Europas bewegt, verspricht dieser bittere Edelstein großartige Dinge von der talentierten Sofi Oksanen." Kirkus Reviews
Sofi Oksanen hat mit "Fegefeuer" einen Roman geschrieben, der wahrlich unter die Haut geht.
Die alte Aliide Tru findet auf 1992 auf ihrem Hof in Estland eine verwahrloste junge Frau, Zara. Während sich die beiden annähern, wird schnell klar, dass Zara vor ihrem Mann und seinen …
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Sofi Oksanen hat mit "Fegefeuer" einen Roman geschrieben, der wahrlich unter die Haut geht.
Die alte Aliide Tru findet auf 1992 auf ihrem Hof in Estland eine verwahrloste junge Frau, Zara. Während sich die beiden annähern, wird schnell klar, dass Zara vor ihrem Mann und seinen Misshandlungen geflohen ist. Alliide weiß nicht, ob sie der jungen Frau trauen kann, hat sie doch selbst vor 50 Jahren ihre Erfahrungen mit den russischen Besatzern gemacht.
Mal lakonisch, mal mit herb-abstoßendem Ton erzählt Sofi Oksanen das Leben der beiden Frauen. Sehr gute Lektüre.
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Das beste Buch, dass ich je gelesen habe. Und ich dachte politsches würde mich wenig interessieren... falsch gedacht. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen. Man versetzt sich voll und ganz in diese Geschichte rein, man will das Buch nicht zur Seite legen, man kann die Handlungen, Ängste und …
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Das beste Buch, dass ich je gelesen habe. Und ich dachte politsches würde mich wenig interessieren... falsch gedacht. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen. Man versetzt sich voll und ganz in diese Geschichte rein, man will das Buch nicht zur Seite legen, man kann die Handlungen, Ängste und Gedanken der beiden Frauen voll und ganz nachvollziehen, man denkt über die Geschichte nach auch wenn man mit total anderen Dingen als Lesen beschäftigt ist. Dieses Buch regt stark zum Nachdenken an und sowas ist eine sehr gelungene Nebenwirkung! :)
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Es ist lange her, seit ich das letzte Mal solch ein faszinierendes, wenn auch heftiges Buch in den Händen halten durfte. Der meiner Ansicht nach zurecht vielfach ausgezeichneter Roman erzählt die Geschichte einer einsamen alten Frau, die während des zweiten Weltkriegs in der …
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Es ist lange her, seit ich das letzte Mal solch ein faszinierendes, wenn auch heftiges Buch in den Händen halten durfte. Der meiner Ansicht nach zurecht vielfach ausgezeichneter Roman erzählt die Geschichte einer einsamen alten Frau, die während des zweiten Weltkriegs in der Estnischen Sowjetrepublik furchtbares erleben muss und die die Geschehnisse rückblickend verarbeitet. Der Roman ist zwischen 1936 bis 1992 angesiedelt, die Zeitsprünge die der Leser bei jedem Kapitel erfährt, wecken tiefe und widersprüchliche Gefühle, nebenbei lernt man etwas über die Geschichte des besetzten Estlands kennen, über die kommunistischen Ideologien und deren Lücken.
Der finnischen Autorin gelingt es eine unbeschreibliche Atmosphäre zu schaffen, teilweise hält man den Atem an, die Hände werden feucht und das Herz rast. Die Ereignisse werden mit solch eindringlicher Härte niedergeschrieben, dass man oft das Buch erschöpft zur Seite legen muss. Frau Oksanen mutet uns diese Brutalität zu, zwar geht sie nicht bis zum Letzten , entlässt jedoch den Leser mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend. Dieses Buch werde ich mit Sicherheit noch einmal lesen.
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Broschiertes Buch
Eine Familiengeschichte erzählt über drei Generationen und vier politischen Systemen. Neben einigen geschichtlichen Fakten eines kleinen Landes am Rande Europas, werden mögliche Verstrickungen innerhalb einer Familie mit den Zuständen in den Diktaturen des 20. Jh. verbunden. …
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Eine Familiengeschichte erzählt über drei Generationen und vier politischen Systemen. Neben einigen geschichtlichen Fakten eines kleinen Landes am Rande Europas, werden mögliche Verstrickungen innerhalb einer Familie mit den Zuständen in den Diktaturen des 20. Jh. verbunden. Ganz aktuell werden die Probleme einer jungen Generation nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems beschrieben. Der Aufbruch in eine neue Ära mit den Erfahrungen und sozialen Prägungen aus einer untergegangenen Zeit erzeugen bei den 2 Protagonistinnen , wie nicht anders zu erwarten, ganz unterschiedliche Verhaltensweisen.<br />Ein spannend geschriebenes, mit teilweiser brutaler Sprache bei der Darstellung unvorstellbarer Geschehnisse. Man gerät in einen Sog von Geschichten, die den Lesern packen und z.T. schon vermuten lassen, dass einige Abgründe bevorstehen.
Der Leser kann Zusammenhänge innerhalb einer Familie erkennen, die den handelnden Personen wahrscheinlich für immer verborgen bleiben. Das erzeugt eine ungeheure Spannung und macht den Leser zu einem ungewollten Mitwisser.
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Broschiertes Buch
Eine Ahnung vom Ende
Die finnische Autorin Sofi Oksanen hat die Handlung ihres dritten Romans «Fegefeuer», dem ein Jahr vorher ein gleichnamiges Theaterstück vorausging, in Estland angesiedelt, dem sie durch ihre estnische Mutter verbunden ist und dessen Sprache sie beherrscht. …
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Eine Ahnung vom Ende
Die finnische Autorin Sofi Oksanen hat die Handlung ihres dritten Romans «Fegefeuer», dem ein Jahr vorher ein gleichnamiges Theaterstück vorausging, in Estland angesiedelt, dem sie durch ihre estnische Mutter verbunden ist und dessen Sprache sie beherrscht. Als ausgewiesene Feministin angesehen, sind ihre bisherigen Themen konsequent frauenbezogen gewesen, sie widmen sich Problemen wie Gleichberechtigung oder Gewalt gegen Frauen in patriarchalisch geprägten Gesellschaften. Schon der Titel dieses autofiktiven Romans, in dem sie Autobiografisches mit Erfundenem vermischt, deutet voraus, dass es um Unerquickliches gehen dürfte, dass die Hölle darin zur Realität wird, und diese Hölle heißt hier UDSSR. Die zornige Autorin scheut sich nicht vor schwierigen Themen, das kommunistische System, nach ihren eigenen Worten eines der schlimmsten der Weltgeschichte, sei bisher im Gegensatz zum Nationalsozialismus viel zu selten thematisiert worden.
Zara, eine junge russische Prostituierte, landet auf der Flucht vor ihren brutalen Zuhältern bei Aliide, einer alten Bäuerin in Estland. Widerwillig nimmt diese die geschundene junge Frau auf und versteckt sie in ihrem Haus. Erst allmählich stellt sich heraus, dass Zara nicht zufällig bei Aliide Unterschlupf gesucht hat, ihre Oma ist deren Schwester. Diesem nur wenige Tage im Jahre 1992 dauernden Handlungsstrang, also nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Unabhängigkeit Estland, steht ein zweiter gegenüber, der zeitlich mehr als vierzig Jahre zurückliegt und Aliides Leben als junge Frau schildert. Deren Schwester heiratet Hans, einen estnischen Nationalisten, und stürzt sie damit in ein lebenslanges Trauma, war Hans doch ihr Märchenprinz. Sie selbst heiratet später einen kommunistischen Apparatschik, und in einer spannenden Geschichte um Schicksal, Gewalt, Eifersucht, Verrat, Angst und Scham schält sich nach und nach das Bild einer menschlichen Tragödie heraus, die sich damals abgespielt hat, während Stalins Schreckensherrschaft. Bei dieser kurzen Skizzierung will ich es bewenden lassen, mehr zu verraten wäre einfach unfair den potentiellen Lesern gegenüber.
Die Autorin versteht es meisterhaft, mit einfacher Sprache verwickelte Zusammenhänge zu schildern, sie erweitert immer nur fein dosiert mit zusätzlichen Details ihr fiktionales Werk, das sich dann allmählich puzzleartig zu einem Panorama fügt. Und trotz der sprachlichen Schlichtheit schafft sie es, ihre Figuren und das Umfeld, in dem sie leben, glaubhaft und plastisch vor dem Auge des Lesers entstehen zu lassen, das Rotlicht-Milieu in Berlin ebenso wie das Landleben in Estland. Ähnlich polarisierend sind auch ihre beiden Protagonistinnen angelegt, Russin aus Wladiwostok gegen Estin, Jung gegen Alt, Nutte gegen Bäuerin, und die zwei wichtigen Männerfiguren sind ebenfalls konträr, estnischer Nationalist gegenüber sowjetischem Apparatschik. All das verleiht der atmosphärisch dicht erzählten Geschichte eine zusätzliche Dramatik. In Form der erlebten Rede rekapitulieren ihre Figuren häufig das Geschehene und dessen Hintergründe, eine detektivische Methode zur Klärung des Erkenntnisstands, die auch dem Leser hilft, den Durchblick zu behalten. Ergänzend werden Tagebucheinträge des untergetauchten estnischen Nationalisten eingeblendet, letzte Klärung bringen dann viele am Ende des Romans angefügte KGB-Dossiers, die das fünfte Kapitel bilden, ein raffinierter Schluss, der dem Roman fast so etwas wie Authentizität verleiht.
Ohne Pathos stellt Oksanen mit ihrem großartigen Roman geschundene Frauen in den Mittelpunkt, denen jedwedes Grundvertrauen abhanden gekommen ist, die ihr Martyrium mit unglaublicher Zähigkeit ertragen, es mutig abzuwenden versuchen und dabei selbst auch nicht schuldlos bleiben. Trotz der menschlichen Abgründe, in die uns Sofi Oksanen blicken lässt, trotz aller brutalen Härte, ist am Ende ihres raffinierten Psychodramas ein versöhnlicher Ausgang immerhin zu erahnen.
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