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H.C. Buch ist der große Reisende unter den deutschen Schriftstellern. Seine Bücher sind Schatzkisten, prall gefüllt mit Geschichten aus fernen Ländern, Zeugen seiner ungezähmten Fabulierlust. Mit seinem neuen Roman betritt er unbekanntes Terrain. Zum ersten Mal im literarischen Kosmos von H.C. Buch steht die Familie des Autors im Mittelpunkt: sein Vater, der Diplomat, der Shakespeare und das Neue Testament im Original las, seine Mutter Rut, die nach einer Kopfoperation zu malen begann und im Jahr 1958 Picasso besuchte, sein Großvater, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Haiti auswanderte, die…mehr

Produktbeschreibung
H.C. Buch ist der große Reisende unter den deutschen Schriftstellern. Seine Bücher sind Schatzkisten, prall gefüllt mit Geschichten aus fernen Ländern, Zeugen seiner ungezähmten Fabulierlust. Mit seinem neuen Roman betritt er unbekanntes Terrain. Zum ersten Mal im literarischen Kosmos von H.C. Buch steht die Familie des Autors im Mittelpunkt: sein Vater, der Diplomat, der Shakespeare und das Neue Testament im Original las, seine Mutter Rut, die nach einer Kopfoperation zu malen begann und im Jahr 1958 Picasso besuchte, sein Großvater, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Haiti auswanderte, die Pharmacie Buch gründete und eine Haitianerin heiratete. Doch damit nicht genug, denn »jede Familie birgt ein dunkles Geheimnis, das nicht besprochen, sondern beschwiegen werden soll«.Und so beginnt der Roman nicht ohne Grund an einem der stillsten und kältesten Orte der Welt, mitten in der Antarktis, auf dem Eisbrecher Almirante Irizar. Für Hans Christoph Buch gibt es nur eine, vielleicht dienachhaltigste, mit Sicherheit aber die schönste Art, das Eis des Schweigens zu brechen: mithilfe der Literatur, der Axt für das gefrorene Meer in uns.
Autorenporträt
Hans Christoph Buch ist 1944 in Wetzlar geboren. Er ist Erzähler, Essayist und Reporter und lebt in Berlin. Buch ist der große Reisende unter den deutschen Schriftstellern. Zu den zahlreichen literarischen wie essayistischen Veröffentlichungen Buchs gehört eine Romantrilogie über Haiti, wo sein Großvater sich vor hundert Jahren als Apotheker niederließ, sowie Reportagen aus Kriegs- und Krisengebieten, die unter dem Titel »Blut im Schuh« in der »Anderen Bibliothek« erschienen sind. In der FVA wurden bisher die Novelle »Tod in Habana« (2007), die Romane »Reise um die Welt in acht Nächten« (2009), »Baron Samstag« oder »Das Leben nach dem Tod« (2013) sowie der Essay »Boat People. Literatur als Geisterschiff« (2014) veröffentlicht. 2016 erschien sein Roman »Elf Arten, das Eis zu brechen«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension

Marko Martin mag Hans Christoph Buchs unverkennbare Mischung aus "Hyperrealistik, konziser Reflexion" und sarkastischem Hang zu Absurdem und freut sich, dass der Reise-Reporter und Schriftsteller diesmal sogar über seinen "eleganten Parcourslauf" hinausgeht. Mit Vergnügen begleitet der Kritiker das aus anderen Büchern bereits bekannte Figurenensemble auf eine weitere Weltreise, die ihn zu besoffenen Sowjetbonzen, tschetschenischen Kriegern, einem Stasi-Ornithologen, einer Staatsdichter-Witwe und weiteren kuriosen Gestalten führt. Hochgestimmt liest der Rezensent, mit welcher Intensität Buch seine eigene Familiengeschichte vom auf Haiti lebenden Großvater bis zum Vater, einem bundesdeutschen Nachkriegsdiplomaten und Naziverächter, der zugleich mit dem NSDAP-Mitglied Franz Nüßlein befreundet war, schildert. Da verzeiht Martin auch gern, dass die Figuren zwar plastisch, aber nicht besonders psychologisch nuanciert erscheinen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2016

Das gefrorene Meer in uns
Hans Christoph Buchs Roman „Elf Arten, das Eis zu brechen“
behandelt die Wirklichkeit als Abklatsch der Literatur
VON CORNELIUS WÜLLENKEMPER
Was ist die Aufgabe eines Schriftstellers? Entführt er uns in Traumwelten, die allein der Fantasie verpflichtet sind? Erzählt er seine Geschichten so, dass wir den Eindruck gewinnen, wir läsen ein Märchen nicht nur über, sondern auch aus der realen Welt? Oder soll der Literat dokumentieren und einfach nur das schön und anschaulich beschreiben, was er vor sich sieht? Franz Kafka verlangte „Bücher, die auf uns wirken, wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt. (. . .) Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“
  Auf eine Abenteuerreise in die Innerlichkeit hat sich nun Hans Christoph Buch in seinem neuen, autobiografisch geprägten Roman „Elf Arten, das Eis zu brechen“ begeben. Buch, das muss man dabei wissen, fühlt sich als literarischer Autor Franz Kafka ebenso nah wie Karl May. Die Eingangsfrage nach der Welthaltigkeit von Literatur steht bei ihm, der gleichermaßen als Schriftsteller, Krisenreporter und Literaturwissenschaftler auftritt, seit seinen Anfängen als Abiturient vor der Gruppe 47 im Mittelpunkt – und zwar unbeantwortet.
  Die Überzeugung, dass der „Aberglaube zum Alltag gehört und das Wunderbare zur Wirklichkeit“, zieht sich als roter Faden durch Buchs Werk, das annähernd 40 Romane, Essay- und Reportagebände umfasst. In den elf Kapiteln des neuen Romans zwischen Autobiografie, Fantasie und Chronologie geht er noch einen Schritt weiter und erklärt die Realität zu einem „müden Abklatsch der Literatur“. Die Ahnung, dass es eine „zweite Wirklichkeit“ gibt, beschleicht den Weltreisenden Buch beispielsweise in Bangkok, als er auf staatenlose Flüchtlinge aus Kongo trifft, die „wie Untote“ seit Monaten im Souterrain des Flughafens in Erwartung ihrer Ausreise vegetieren.
  Seinen literarischen Spaziergang durch die Welt, ihre Geschichte und seine eigene Wahrnehmung derselben orientiert Buch an den drei philosophischen Grundfragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich? Eine listige Anspielung auf eine Trias, mit der nicht nur Paul Gauguin sein berühmtes Gemälde untertitelte, sondern die auch den großen Fabulierer Karl May zeitlebens umtrieb. Solcherlei Querverweise, die den Leser auf Um- und unbekannte Abwege führen, gibt es bei Buch zuhauf.
  Im Kapitel „Russland nackt“ folgen wir den Erinnerungen an Buchs frühere Moskau-Reise auf Einladung eines russischen Germanisten, der angeblich an einer Geschichte der West-Berliner Literatur arbeitete – und sich zwischen Schaschlik, karaffenweise Kognak und erkenntnisreichen Gesprächen über das Schreiben im Sowjet-Staat als KGB-Agent entpuppte. In einer ebenso nüchternen wie literarisch fein gearbeiteten und dabei zugleich journalistisch konkreten Sprache tanzen Buchs Geschichten akrobatisch zwischen dokumentierter Weltgeschichte, subjektiver Wahrnehmung, grotesker Kolportage und gelehrtem Exkurs. So spiegelt er ein Treffen mit dem blutrünstigen tschetschenischen Terroristen Schamil Bassajew sogleich literaturhistorisch an Zitaten von Alexander Puschkin, der den Tschetschenen vor
150 Jahren unterstellte, Mord sei für sie „nur eine Körperbewegung“.
  Buch macht sich aber nicht nur auf die Suche nach einer geeigneten Form der Welterzählung zwischen Kaukasus, Aserbaidschan, Kambodscha und seiner zweiten Heimat Haiti. Erstmals setzt er sich auch konkret mit seiner Familiengeschichte auseinander, führt einen inneren Monolog über seinen Vater, der als Abkömmling einer haitianischen Mutter Deutschland 1937 verlassen musste und noch Jahre nach dem Krieg als hochrangiger Diplomat Kollegen aus dem Auswärtigen Amt deckte, die dem Rassenwahn bereitwillig erlegen waren. Parallel führt diese nie voraussagbare Reise in die Vergangenheit vom Partykeller in Wetzlar, in dem der Autor sich zwischen Saxofonspiel, Kafka-Lektüre und ersten Schreibversuchen eine Gegenwelt zur bürgerlichen Strenge des Elternhauses erschuf, bis ins südfranzösische Vallauris, wo Buch seiner Mutter dabei zuschaute, wie sie Pablo Picasso Modell stand. Später dann ließ er, als er in einer „erregten Menschenmenge – das Wort ‚Wutbürger‘ gab es noch nicht“ – die Stasi-Zentrale in Berlin-Hohenschönhausen erstürmte, einen Cognac-Schwenker aus Mielkes Büro mitgehen. Kleinste Erinnerungsfetzen werden hier zu plastisch erzählter Weltgeschichte.
  Wer aber ist dieser „Hans Busch“, den der Erzähler schließlich auf einer Forschungsstation in der Antarktis sucht, als sich der reale Autor Hans Christoph Buch 1992 auf einem Eisbrecher einschiffte? Ein renommierter Ornithologe aus der DDR? Ein Reiseschriftsteller? Ein „Tintenkleckser“, ein „ideologischer Einpeitscher“ und „Schmierfink“? Oder haben wir es doch mit einem niederländischen Antarktisforscher zu tun, der 2010 auf einer Expedition umkam und den das „Eis nie wieder losließ. Bis zuletzt“? Die Wahrheit vertraut der Schriftsteller Hans Christoph Buch allein der Sprache und den verschlungenen Wegen an, die sie findet. Bei aller Belesenheit und stupenden Welterfahrung schwingt er sich dabei nie auf zum moralisierenden Lehrmeister, sondern verweist immer wieder genüsslich auf das Groteske der Wirklichkeit und die Vorläufigkeit vermeintlicher Realitäten. Diese Art, literarisch das Eis zu brechen, bedeutet, mit viel Leichtigkeit neue Welten und neue Zugänge zur Welt zu entdecken.
Hans Christoph Buch: Elf Arten, das Eis zu brechen. Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2016. 253 Seiten, 21 Euro. E-Book 14,99 Euro.
Franz Kafka fühlt sich dieser
Erzähler so nah wie Karl May
Am Ende geht es auf einem
Eisbrecher in die Antarktis
Unterwegs in fremden Welten und in der eigenen Vergangenheit – Hans Christoph Buch.
Foto: Ulf Andersen/Getty Images
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