Dieses Buch gibt einen sehr guten Einblick in das politische und wirtschaftliche Leben des 16. Jahrhunderts
Autor Ralf Höller hat es ausgezeichnet verstanden um die Lebensgeschichte des Bauernaufstandsführers Gaismair das politische und wirtschaftliche Umfeld gut verständlich zu präsentieren. Es
gibt also beim Lesen keine offen bleibenden Fragen, warum und weshalb Handlungen von Gaismair so und…mehrDieses Buch gibt einen sehr guten Einblick in das politische und wirtschaftliche Leben des 16. Jahrhunderts
Autor Ralf Höller hat es ausgezeichnet verstanden um die Lebensgeschichte des Bauernaufstandsführers Gaismair das politische und wirtschaftliche Umfeld gut verständlich zu präsentieren. Es gibt also beim Lesen keine offen bleibenden Fragen, warum und weshalb Handlungen von Gaismair so und eben nicht anders ausgegangen waren.
Die Schilderungen führen den Leser in die Zeit des spanischen Habsburgers Erzherzog Ferdinand, der, keines deutschen Wortes mächtig, Statthalter in Tirol für seinen Bruder, Kaiser Karl V. wird. Das Buch erklärt den bedeutenden Einfluss des Augsburger Handelshauses der Fugger im Tiroler Erzbergbau, der damals als Zentrum Europas galt. Es werden die Unmenschlichkeiten des Adels und Klerus aufgezeigt – eine nicht unwesentliche Rolle im Leben Gaismairs spielte der Fürstbischof von Brixen, Sebastian Sprenz. Für mich als Salzburger war natürlich das Kapitel interessant, das Gaismair im Zusammenhang mit den Salzburger Bauernaufständen 1526 schildert. Hier gab es eine neue Erkenntnis für mich in der Geschichte von Radstadt.
Gaismair, dem es einfach nicht gelingt, seine ehrlichen Bemühungen für eine gerechtere Welt (für die Bauern und Bergknappen) zu schaffen, läuft seinem Erfolg nach. Höller schildert genau, wann und wo Gaismair hätte härter sein müssen, um dauerhaften Erfolg zu schaffen. Aber im Grund war Gaismair eben kein echte Rebell, sondern nur ein Reformer. Ständig auf der Flucht vor dem Erzherzog, der ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt hatte, fand er in der Republik Venedig Unterschlupf. Doch das diplomatische Taktieren der Venezianer mit den großen Mächten Europas des 15. Jh. war wohl der ausschlaggebende Grund, dass letztlich Gaismair 1532 in seinem Exil bei Padua einem Meuchelmord zum Opfer fiel.
Dieses Attentat beschreibt Höller ebenso wie das Leben der Bergknappen und die durchtriebenen Machtspiele Ferdinands. Eine Zeittafel gibt Auskunft von 1496 bis 1564, ein Stammbaum der Habsburger, die komplette Tiroler Landesordnung von Michael Gaismair aus 1526 und ein umfangreiches Literaturverzeichnis sind am Ende des Buches. Ein Buch, das mir wirklich gut gefallen hat, da es einen sehr gut recherchierten, umfassenden Einblick in die Zeit Martin Luthers, seinen Einfluss auf Mitteleuropa und die Bauernaufstände bietet.