Dina Nayeri
Gebundenes Buch
Ein Teelöffel Land und Meer
Roman
Übersetzung: Wasel, Ulrike; Timmermann, Klaus
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Nicht lieferbar
Saba ist elf Jahre alt, als zwei einschneidende Ereignisse ihr Leben verändern. Die Islamische Revolution zwingt Sabas wohlhabende christliche Familie dazu, Teheran zu verlassen und sich - fern von den prüfenden Blicken der Mullahs - auf ihre Ländereien in der Gilan-Provinz zurückzuziehen. Kurz darauf verschwinden ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester Mahtab spurlos. Ihr Vater und die Nachbarn im Dorf behaupten, Mahtab sei bei einem nächtlichen Bad im Kaspischen Meer ertrunken und die Mutter sei bei dem Versuch, den Iran zu verlassen, festgenommen worden. Doch Saba glaubt an eine ganz a...
Saba ist elf Jahre alt, als zwei einschneidende Ereignisse ihr Leben verändern. Die Islamische Revolution zwingt Sabas wohlhabende christliche Familie dazu, Teheran zu verlassen und sich - fern von den prüfenden Blicken der Mullahs - auf ihre Ländereien in der Gilan-Provinz zurückzuziehen. Kurz darauf verschwinden ihre Mutter und ihre Zwillingsschwester Mahtab spurlos. Ihr Vater und die Nachbarn im Dorf behaupten, Mahtab sei bei einem nächtlichen Bad im Kaspischen Meer ertrunken und die Mutter sei bei dem Versuch, den Iran zu verlassen, festgenommen worden. Doch Saba glaubt an eine ganz andere Geschichte: Immer wieder erzählt sie ihrer besten Freundin Ponneh und dem Jungen Reza, den sie liebt, Episoden aus dem filmreifen Leben, das die beiden Vermissten inzwischen in den USA führen.
Als Saba erwachsen wird, muss sie sich jedoch immer drängenderen Fragen stellen: Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Darf Liebe ein Grund sein, sich selbst zu verleugnen? Und wann ist es an der Zeit, eigene Entscheidungen zu treffen und sein Schicksal in die Hand zu nehmen? Ein kraftvolles, berührendes Debüt über Freundschaft, Treue und die Macht des Geschichtenerzählens.
Als Saba erwachsen wird, muss sie sich jedoch immer drängenderen Fragen stellen: Was ist Wahrheit und was ist Lüge? Darf Liebe ein Grund sein, sich selbst zu verleugnen? Und wann ist es an der Zeit, eigene Entscheidungen zu treffen und sein Schicksal in die Hand zu nehmen? Ein kraftvolles, berührendes Debüt über Freundschaft, Treue und die Macht des Geschichtenerzählens.
Dina Nayeri wurde während der Islamischen Revolution im Iran geboren und emigrierte als Zehnjährige nach Oklahoma. In Harvard absolvierte sie ihren MBA und Master of Education, in Princeton ihren BA. 'Ein Teelöffel Land und Meer' wurde in dreizehn Sprachen übersetzt und als 'Barnes and Noble 'Discover Great New Writers' book' ausgewählt. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, beide Jahrgang 1955, arbeiten seit vielen Jahren als Übersetzer englischer und amerikanischer Literatur. Zu den von ihnen übersetzten Autoren zählen u. a. Michael Crichton, Dave Eggers, P. D. James, Jodi Picoult, Zadie Smith und Scott Turow. Für mare übersetzten sie zuletzt die Al-Greenwood-Romane von Tim Binding.
Produktdetails
- Verlag: mareverlag
- Originaltitel: A Teaspoon of Earth and Sea
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 528
- Erscheinungstermin: 3. Juli 2013
- Deutsch
- Abmessung: 209mm x 134mm x 38mm
- Gewicht: 626g
- ISBN-13: 9783866480131
- ISBN-10: 386648013X
- Artikelnr.: 38037749
Herstellerkennzeichnung
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die jungen schreibenden Exil-Iranerinnen sind nicht alle Scheherazaden, muss Sabine Berking feststellen, die den Roman von Dina Nayeri, in dem das Thema einer in Kulturkämpfe verstrickten Generation anhand von Zwillingsschwestern verhandelt wird, nur bedingt märchenhaft findet. Wie gehabt, schreibt Berking etwas gelangweilt, geht es um Erinnerungsarbeit und Identitätssuche. Nayeris sehnsuchtsschwangerer Plot allerdings, der die Trennung der Schwestern und das amerikanische Exil einer von ihnen vorsieht, scheint Berking allzu konstruiert. Überzeugender als die Exilszenen findet sie die in der iranischen Provinz Gilan angesiedelten Teile, wenn die Autorin das traditionelle Leben dort beschreibt. Dann fühlt sich Berking in 1001 Nacht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Doppeltes Lottchen in Gilan
Vor diesen Erinnerungen muss man entweder davonlaufen oder sich ihnen , stellen: Dina Nayeri, die mit zehn Jahren Iran verließ, erfindet in ihrem Debüt "Ein Teelöffel Land und Meer" das Leben einer Zwillingsschwester, die geblieben ist.
Wir kennen sie alle, die Geschichte der Zwillinge Lotte und Luise, die sich durch einen Zufall in einem Ferienlager in Seebühl am Bühlsee begegnen, sich mächtig streiten und versöhnen, um dann mit List und Tücke ihre durch die Scheidung der Eltern zerrissene Familie wieder zu vereinen. Hinter der rührseligen Story steckt in diesem Zwillingsroman die Frage, was geworden wäre, wenn das Leben anders verlaufen wäre, mit anderen Eltern, reicheren oder ärmeren,
Vor diesen Erinnerungen muss man entweder davonlaufen oder sich ihnen , stellen: Dina Nayeri, die mit zehn Jahren Iran verließ, erfindet in ihrem Debüt "Ein Teelöffel Land und Meer" das Leben einer Zwillingsschwester, die geblieben ist.
Wir kennen sie alle, die Geschichte der Zwillinge Lotte und Luise, die sich durch einen Zufall in einem Ferienlager in Seebühl am Bühlsee begegnen, sich mächtig streiten und versöhnen, um dann mit List und Tücke ihre durch die Scheidung der Eltern zerrissene Familie wieder zu vereinen. Hinter der rührseligen Story steckt in diesem Zwillingsroman die Frage, was geworden wäre, wenn das Leben anders verlaufen wäre, mit anderen Eltern, reicheren oder ärmeren,
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unter ganz anderen Bedingungen eben. Wären wir dann immer noch dieselbe Person?
Dina Nayeri, in den stürmischen Tagen der iranischen Revolution geboren, treiben solche Gedanken aus guten Gründen um. Als Zehnjährige konnte sie Iran in Richtung der Vereinigten Staaten verlassen und schaffte es dort auf die Eliteuniversitäten Princeton und Harvard. Jetzt hat sie ihren ersten Roman veröffentlicht und gehört damit zu der in den vergangenen Jahren gewachsenen Zahl junger Exiliranerinnen, die sich schreibend das Land, das für sie noch immer Heimat ist, zurückerobern. Wie Marjane Satrapi mit ihrem Comic "Persepolis", Dalia Sofer mit "Die September von Shiraz" oder die 1978 geborene Porochista Khakpour, deren in den Vereinigten Staaten hochgelobter Roman "The Sons and Other Flammable Objects" noch nicht auf Deutsch vorliegt, hat Dina Nayeri Iran als Kind verlassen.
Es geht in diesen Büchern immer um Erinnerungsarbeit, vor der man davonläuft oder der man sich schmerzvoll stellen muss. Es geht um die komplizierte Identitätssuche von Exilanten, die aus einer Weltgegend stammen, die unter dem Generalverdacht des politisch-religiösen Terrorismus steht und mit allerlei düsteren Klischees belegt wurde. Zwischen fanatischen Mullahs einerseits und exotischer Scheherazade wird die Wirklichkeit oft genug verschluckt. Es sind die Bücher einer in Kulturkämpfen verstrickten Generation, die der westlichen Iran-Politik ebenso distanziert gegenübersteht wie der Macht in Iran selbst und die wie kaum eine andere nach dem "American Way of Life" und der amerikanischen Popkultur dürstete. Und gleichzeitig zeugen sie wie auch Dina Nayeris Romandebüt von der ungestillten Sehnsucht nach einer Heimat, die es so längst nicht mehr gibt, und dem nicht schwindenden Gefühl, in der neuen nie wirklich angekommen zu sein.
Um dies auszudrücken, erfindet die Autorin eine imaginäre Zwillingsschwester in Iran, die wiederum die Geschichte ihres Zwillings imaginiert, den sie in den Vereinigten Staaten vermutet. Saba, was so viel bedeutet wie sanfte Brise, wird im Alter von elf Jahren von ihrer Zwillingsschwester Mahtab und ihrer Mutter getrennt, die sie im Chaos des Teheraner Flughafens verliert. Ob das nur eine von Sabas vielen Phantasien ist, bleibt bis zum Ende des Buches offen. Die Eltern sind Christen, und vor allem die resolute Mutter will ihre Töchter nicht in einem von Mullahs regierten Staat aufwachsen sehen. Warum die Wahl auf Mahtab fällt, kann Saba nur ahnen. Sprach sie besser Englisch, war ihre Zukunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vielversprechender, weil sie schon immer nach Harvard wollte, das später tatsächlich zum "Väterchen Harvard" mutiert, einem Ersatzvater.
Der wahre Vater hatte sich mit der in Iran verbliebenen Saba in die Provinz Gilan am Kaspischen Meer zurückgezogen, wo die Familie Ländereien besitzt und von den lokalen, bestochenen Mullahs weitgehend in Ruhe gelassen wird, solange sie ihr Christentum nicht zur Schau stellt. Als Saba ins heiratsfähige Alter kommt, entschließt sich der Vater, sie mit einem alten reichen Witwer zu verkuppeln, um ihr zumindest für die Zukunft ein Auskommen zu sichern, denn er selbst fürchtet als Christ stets um seinen Besitz und seine Sicherheit. Der alte Witwer wird die Ehe mit Saba nie vollziehen, stellt aber auf brutale und perfide Weise sicher, dass sie keine Jungfrau bleibt. Sabas beste Freundin Ponneh, eine Schönheit, muss auf die Ehe mit Reza verzichten, in den beide Mädchen verknallt sind, bis Ponnehs älteste Schwester, die schwerkrank ist, unter die Haube kommt, was nie geschieht.
Sie weicht auf die Liebe zu Frauen aus und wird zusammen mit Saba und Reza Zeuge, wie ihre Geliebte von Revolutionsgarden gehängt wird. Ein Revolutionsgardist schlägt sie halb tot, weil rote Stöckelschuhe unter ihrem Tschador hervorlugen. Am Ende schließt sich Ponneh einer Gruppe von Frauen an, die Menschenrechtsverletzungen dokumentiert und das Material in den Westen schmuggelt, wo es ausgerechnet auf dem Tisch der jungen Journalistin Mahtab landet, die es an die Öffentlichkeit bringt und damit Karriere in New York macht.
Nach unglücklichen Affären, unter anderem mit einem homosexuellen Exiliraner, der zur Tarnung eine heterosexuelle Beziehung eingehen wollte, heiratet sie eher halbherzig einen Amerikaner. Saba hingegen besorgt sich in Iran illegal Videos mit amerikanischen Serien, westliche Zeitschriften und Popmusik und phantasiert sich das Leben ihrer verlorenen Zwillingsschwester zusammen. Nach dem Tod des greisen Ehemannes heiratet sie ihre Jugendliebe, den armen Bauernsohn Reza, bezahlt ihm ein Studium und macht sich ohne ihn auf, Mahtab zu suchen und ein neues Leben zu beginnen.
Der Plot der Geschichte, die Trennung der Zwillinge, das Verschwinden der Mutter, wirkt zuweilen etwas bemüht und holprig. Vielleicht hätte es dieser arg konstruierten Geschichte so gar nicht bedurft, um die Zerrissenheit der jungen Exiliraner zu versinnbildlichen, ihre elegische Sehnsucht nach Landschaften, Speisen, nach einer Gemeinschaft, die anders funktioniert als die westliche Hochleistungsgesellschaft. Wunderschön beschrieben ist dagegen das Leben in der nordöstlichen Provinz Gilan, dem Garten Eden Irans, mit ihren traditionellen und doch toleranten Bewohnern, allen voran die starken Frauen, die dem System mit List und Geduld trotzen. Der amerikanische Part drängt sich eher störend in diese Geschichte hinein.
Die Haut der Einwanderin und den Schmerz des Verlustes werden die beiden Doppelgängerinnen nie ganz abstreifen können. Gleichzeitig träumen sie den amerikanischsten aller Träume: "Nicht bloß ein Leben lang zu arbeiten, sondern bedeutende Arbeit zu leisten, eine Spur zu hinterlassen." Wäre der unter Todesangst erzählenden Scheherazade so ein Satz jemals über die Lippen gekommen?
SABINE BERKING
Dina Nayeri: "Ein Teelöffel Land und Meer". Roman.
Aus dem Englischen von Ulrike Wasel, Klaus Timmermann. Mareverlag, Hamburg 2013. 528 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dina Nayeri, in den stürmischen Tagen der iranischen Revolution geboren, treiben solche Gedanken aus guten Gründen um. Als Zehnjährige konnte sie Iran in Richtung der Vereinigten Staaten verlassen und schaffte es dort auf die Eliteuniversitäten Princeton und Harvard. Jetzt hat sie ihren ersten Roman veröffentlicht und gehört damit zu der in den vergangenen Jahren gewachsenen Zahl junger Exiliranerinnen, die sich schreibend das Land, das für sie noch immer Heimat ist, zurückerobern. Wie Marjane Satrapi mit ihrem Comic "Persepolis", Dalia Sofer mit "Die September von Shiraz" oder die 1978 geborene Porochista Khakpour, deren in den Vereinigten Staaten hochgelobter Roman "The Sons and Other Flammable Objects" noch nicht auf Deutsch vorliegt, hat Dina Nayeri Iran als Kind verlassen.
Es geht in diesen Büchern immer um Erinnerungsarbeit, vor der man davonläuft oder der man sich schmerzvoll stellen muss. Es geht um die komplizierte Identitätssuche von Exilanten, die aus einer Weltgegend stammen, die unter dem Generalverdacht des politisch-religiösen Terrorismus steht und mit allerlei düsteren Klischees belegt wurde. Zwischen fanatischen Mullahs einerseits und exotischer Scheherazade wird die Wirklichkeit oft genug verschluckt. Es sind die Bücher einer in Kulturkämpfen verstrickten Generation, die der westlichen Iran-Politik ebenso distanziert gegenübersteht wie der Macht in Iran selbst und die wie kaum eine andere nach dem "American Way of Life" und der amerikanischen Popkultur dürstete. Und gleichzeitig zeugen sie wie auch Dina Nayeris Romandebüt von der ungestillten Sehnsucht nach einer Heimat, die es so längst nicht mehr gibt, und dem nicht schwindenden Gefühl, in der neuen nie wirklich angekommen zu sein.
Um dies auszudrücken, erfindet die Autorin eine imaginäre Zwillingsschwester in Iran, die wiederum die Geschichte ihres Zwillings imaginiert, den sie in den Vereinigten Staaten vermutet. Saba, was so viel bedeutet wie sanfte Brise, wird im Alter von elf Jahren von ihrer Zwillingsschwester Mahtab und ihrer Mutter getrennt, die sie im Chaos des Teheraner Flughafens verliert. Ob das nur eine von Sabas vielen Phantasien ist, bleibt bis zum Ende des Buches offen. Die Eltern sind Christen, und vor allem die resolute Mutter will ihre Töchter nicht in einem von Mullahs regierten Staat aufwachsen sehen. Warum die Wahl auf Mahtab fällt, kann Saba nur ahnen. Sprach sie besser Englisch, war ihre Zukunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten vielversprechender, weil sie schon immer nach Harvard wollte, das später tatsächlich zum "Väterchen Harvard" mutiert, einem Ersatzvater.
Der wahre Vater hatte sich mit der in Iran verbliebenen Saba in die Provinz Gilan am Kaspischen Meer zurückgezogen, wo die Familie Ländereien besitzt und von den lokalen, bestochenen Mullahs weitgehend in Ruhe gelassen wird, solange sie ihr Christentum nicht zur Schau stellt. Als Saba ins heiratsfähige Alter kommt, entschließt sich der Vater, sie mit einem alten reichen Witwer zu verkuppeln, um ihr zumindest für die Zukunft ein Auskommen zu sichern, denn er selbst fürchtet als Christ stets um seinen Besitz und seine Sicherheit. Der alte Witwer wird die Ehe mit Saba nie vollziehen, stellt aber auf brutale und perfide Weise sicher, dass sie keine Jungfrau bleibt. Sabas beste Freundin Ponneh, eine Schönheit, muss auf die Ehe mit Reza verzichten, in den beide Mädchen verknallt sind, bis Ponnehs älteste Schwester, die schwerkrank ist, unter die Haube kommt, was nie geschieht.
Sie weicht auf die Liebe zu Frauen aus und wird zusammen mit Saba und Reza Zeuge, wie ihre Geliebte von Revolutionsgarden gehängt wird. Ein Revolutionsgardist schlägt sie halb tot, weil rote Stöckelschuhe unter ihrem Tschador hervorlugen. Am Ende schließt sich Ponneh einer Gruppe von Frauen an, die Menschenrechtsverletzungen dokumentiert und das Material in den Westen schmuggelt, wo es ausgerechnet auf dem Tisch der jungen Journalistin Mahtab landet, die es an die Öffentlichkeit bringt und damit Karriere in New York macht.
Nach unglücklichen Affären, unter anderem mit einem homosexuellen Exiliraner, der zur Tarnung eine heterosexuelle Beziehung eingehen wollte, heiratet sie eher halbherzig einen Amerikaner. Saba hingegen besorgt sich in Iran illegal Videos mit amerikanischen Serien, westliche Zeitschriften und Popmusik und phantasiert sich das Leben ihrer verlorenen Zwillingsschwester zusammen. Nach dem Tod des greisen Ehemannes heiratet sie ihre Jugendliebe, den armen Bauernsohn Reza, bezahlt ihm ein Studium und macht sich ohne ihn auf, Mahtab zu suchen und ein neues Leben zu beginnen.
Der Plot der Geschichte, die Trennung der Zwillinge, das Verschwinden der Mutter, wirkt zuweilen etwas bemüht und holprig. Vielleicht hätte es dieser arg konstruierten Geschichte so gar nicht bedurft, um die Zerrissenheit der jungen Exiliraner zu versinnbildlichen, ihre elegische Sehnsucht nach Landschaften, Speisen, nach einer Gemeinschaft, die anders funktioniert als die westliche Hochleistungsgesellschaft. Wunderschön beschrieben ist dagegen das Leben in der nordöstlichen Provinz Gilan, dem Garten Eden Irans, mit ihren traditionellen und doch toleranten Bewohnern, allen voran die starken Frauen, die dem System mit List und Geduld trotzen. Der amerikanische Part drängt sich eher störend in diese Geschichte hinein.
Die Haut der Einwanderin und den Schmerz des Verlustes werden die beiden Doppelgängerinnen nie ganz abstreifen können. Gleichzeitig träumen sie den amerikanischsten aller Träume: "Nicht bloß ein Leben lang zu arbeiten, sondern bedeutende Arbeit zu leisten, eine Spur zu hinterlassen." Wäre der unter Todesangst erzählenden Scheherazade so ein Satz jemals über die Lippen gekommen?
SABINE BERKING
Dina Nayeri: "Ein Teelöffel Land und Meer". Roman.
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"Faszinierend. Die Kraft dieser Erzählung ist überwältigend."
Newspages
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"Ein ambitioniertes und vielschichtiges Debüt."
Vogue
Vogue
"Eine Familiengeschichte zum Wohlfühlen."
Cosmopolitan
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"Lyrisch, menschlich und hoffnungsvoll."
Kirkus
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"Großartig."
Vanity Fair
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Saba, ein elfjähriges Mädchen, hat auf einen Schlag ihre Zwillingsschwester Mahtab und ihre Mutter verloren - beide verschwunden. Obwohl man ihr immer wieder versichert, dass sie tot seien, ist Saba auch in den kommenden Jahren fest davon überzeugt, dass den Beiden die Flucht in die …
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Saba, ein elfjähriges Mädchen, hat auf einen Schlag ihre Zwillingsschwester Mahtab und ihre Mutter verloren - beide verschwunden. Obwohl man ihr immer wieder versichert, dass sie tot seien, ist Saba auch in den kommenden Jahren fest davon überzeugt, dass den Beiden die Flucht in die USA gelungen ist und sie dort das Leben führen, das Saba sich schon immer wünscht. Der christlichen Minderheit angehörend führen sie und ihr Vater ein zurückgezogenes Leben auf dem Land in einem kleinen Dorf, und trotz ihrer vermögenden Familie ist Saba auf's Engste mit den Menschen dort verbunden. Gemeinsam mit ihren beiden Freunden Reza, in den sie schon immer verliebt war, und der schönen Ponneh, ihrer besten Freundin und fast wie eine Schwester, wächst sie heran und erzählt ihnen immer wieder Geschichten aus dem Leben von Mahtab - ein Leben, wie Saba es gerne selbst führen würde. Wie besessen lernt sie (nicht nur) Englisch, liest nicht erlaubte Bücher aus den USA, hört und sieht verbotene Filme und Musik. Doch sie befindet sich im Iran nach der Revolution - und den Realitäten dieser Gesellschaft kann auch Saba nicht entfliehen.
Welch ein unglaublich schönes und reiches Land - reich an Geschichten, gutem Essen, Musik, Witz, Poesie und jahrtausende alter Kultur. Wenn, ja, wenn es die Mullahs nicht gäbe mit all ihren Gefolgsleuten, die den Bewohnern und bevorzugt den Bewohnerinnen im Namen Allahs das Leben schwer, wenn nicht sogar unerträglich machen. Dina Nayeri, selbst dort geboren und zehn Jahre gelebt, schildert das alltägliche Grauen, dass trotz aller Rückzugsversuche der Menschen in Geschichten und die kleinen Freuden des Lebens immer wieder mit purer Willkür und brachialer Gewalt über sie hereinbricht. Wie die VertreterInnen des iranischen Gottesstaates die kleinsten scheinbaren Vergehen mit gnadenloser Härte bestrafen. Und dennoch - die Menschen dort behalten ihre Lebensfreude bei.
Trotz des in großen Teilen bedrückenden Themas ist das Buch ungemein poetisch und macht deutlich, wie wichtig gerade in solchen Zeiten Freundschaft ist, aber auch das Erzählen von Ereignissen, (egal ob wahr oder falsch) und der Glaube daran. Und es zeigt, wie reich der Iran ungeachtet der lähmenden Verhältnisse nicht nur an Geschichten ist - welch ein wundervolles Land könnte es sein!
PS: Vielleicht könnte man in der nächsten Auflage ein Glossar mit all den herrlichen Ausdrücken anfügen? Das wäre eine wirkliche Bereicherung!
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Inhalt:
In diesem außergewöhnlich emotionalen Buch erzählt uns das iranische Mädchen Saba ihre Geschichte wie auch die ihrer Zwillingsschwester Mahtab. Doch so einfach ist das mit Mahtabs Geschichte nicht, denn in jungen Jahren wurden die beiden zuvor unzertrennlichen …
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Inhalt:
In diesem außergewöhnlich emotionalen Buch erzählt uns das iranische Mädchen Saba ihre Geschichte wie auch die ihrer Zwillingsschwester Mahtab. Doch so einfach ist das mit Mahtabs Geschichte nicht, denn in jungen Jahren wurden die beiden zuvor unzertrennlichen Schwestern auseinander gerissen und seit jeher wird Saba erzählt, dass ihre Schwester im Kaspischen Meer ertrunken sei. Saba kann das nicht glauben, verdrängt diesen Verlust sowie auch das spurlose Verschwinden ihrer Mutter, denn sie hält an dem Gedanken fest, dass Mahtab mit der Mutter aus dem Iran nach Amerika geflohen sei.
Denn sie glaubt an ihren Zwillingssinn, der ihr sagt, dass unmöglich sie am Leben sein kann, ihre Schwester aber nicht und so beginnt sie, Geschichten darüber zu erzählen, wie Mahtabs Leben in den USA wohl aussehen könnte...
Meine Meinung:
Wir haben es hier wirklich mit einer besonders einfühlsamen Geschichte zu tun, die einen durch ihre unglaublich dichte Atmosphäre sofort in die unbekannte und mysteriöse Welt des Iran eintauchen lässt.
Man erfährt eine Menge über die persische Kultur und auch die eindrucksvollen Beschreibungen der Landschaft und der Menschen im Iran lassen an nichts zu wünschen übrig, denn man hat die ganze Zeit so klare Bilder im Kopf als schaue man einen Film. Auch politische und gesellschaftliche Aspekte werden an dieser Stelle nicht ausgelassen, sodass man einen Eindruck von den herrschenden Zu- wie auch Missständen bekommt.
So gehört es nun einmal leider auch zu diesem Buch, dass man vielen tragischen Schicksalen begegnet, die die Welt des Iran um Einiges weniger schön machen. Es fällt einem wirklich schwer, sich vorzustellen, dass derartige Grausamkeiten noch heute jeden Tag Menschen auf unserer Welt geschehen und man kann sich da an dieser Stelle wunderbar mit den Figuren identifizieren, mit ihnen mitleiden und fühlen.
Ein Buch, dass den Leser zu Nachdenken anregt, denn es werden so viele Aspekte des Lebens aufgegriffen und beleuchtet. Hier fallen die ganz großen Begriffe wie Gerechtigkeit, Widerstand, aber auch Liebe und Tod sind von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
Doch so hoch ich dieses Buch jetzt auch loben möchte, so hatte ich auch gewissermaßen an der ein oder anderen Stelle meine Schwierigkeiten. Es gab nämlich eine Vielzahl iranischer Eigennamen, sodass es schnell unübersichtlich wurde und auch blieb. Vor allem waren auch viele alltägliche Begriffe auf iranisch (z.B. Khanom oder Agha), deren Bedeutung sich einem als Laien nicht sofort erschloss und auch in keinem Anhang erläutert wurde.
Fazit:
Trotz der ein oder anderen Verständnisschwierigkeit ist und bleibt dieses Buch ein ganz besonderes Werk über die Ungerechtigkeit in islamisch geprägten Staaten wie auch über den Sinn des Lebens und die Suche nach sich selbst.
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