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Der 1967 in Amerika erschienene Roman erzählt von der obsessiven, alles andere ausschließenden Beziehung eines jungen Amerikaners aus wohlhabendem Hause zu einer jungen Französin, die sich von ihm aushalten läßt. "Eine tour de force des erotischen Realismus, ein romantisches und zugleich spannendes Buch, eine luzide Vision des Amerikaners in Frankreich. Der Roman hat die Wirkung, die nur große Kunst haben kann: Er erzählt uns von uns selbst." (New York Times Book Review.)

Produktbeschreibung
Der 1967 in Amerika erschienene Roman erzählt von der obsessiven, alles andere ausschließenden Beziehung eines jungen Amerikaners aus wohlhabendem Hause zu einer jungen Französin, die sich von ihm aushalten läßt. "Eine tour de force des erotischen Realismus, ein romantisches und zugleich spannendes Buch, eine luzide Vision des Amerikaners in Frankreich. Der Roman hat die Wirkung, die nur große Kunst haben kann: Er erzählt uns von uns selbst." (New York Times Book Review.)
Autorenporträt
James Salter, 1925 in New Jersey geboren, wurde 1945 Pilot bei der Air Force. Nach dem Abschied vom Militärdienst erschien 1957 sein erster Roman. Seitdem lebte er als freier Schriftsteller in New York, auf Long Island und in Aspen. James Salter verstarb im Juni 2015, nur wenige Tage nach seinem 90. Geburtstag.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.1998

Stille Tage mit Serviererin
James Salter schwärmt vom Landleben in Frankreich / Von Burkhard Scherer

Anne-Marie Costallat und Phillip Dean tun es. Sie tun es ein gutes halbes Jahr lang, mal leidenschaftlich, mal verzweifelt, fast immer mit hohem körperlichen Einsatz, überwiegend in Hotelbetten, verteilt auf ganz Frankreich. Vorher sieht man sie meist beim Essen in den Restaurants der Hotels oder beim Betrachten der Auslagen der örtlichen Geschäfte. Sie haben sich nicht viel zu sagen, aber viel zu geben. Ihre Sicht auf das, was sie tun, divergiert dabei erheblich: "Anne-Maries ganzes Glück entspringt der Hoffnung, daß sie erst am Anfang sind, daß die Hochzeit vor ihnen liegt, während er das Gegenteil sieht. Für Dean ist jede Stunde so intensiv, weil sie ihn dem Ende näherbringt." Man ahnt: Das kann nicht lange gutgehen.

Die unterschiedlichen Perspektiven der Liebenden korrespondieren mit der unterschiedlichen Herkunft: Anne-Marie ist eine achtzehn Jahre alte Französin mit kleinbürgerlichem Hintergrund, die sich als Serviererin und Verkäuferin über Wasser hält. Phillip, 24 Jahre alt, der Sohn eines amerikanischen Theaterkritikers mit internationalem Horizont und wohl auch solchem Renommee, hat sein Studium an einer amerikanischen Eliteuniversität unterbrochen, weil er sich dort unterfordert fühlte. Nun vagabundiert er durch Europa, in einem leihweise überlassenen Delage-Kabriolett von 1952 und versehen mit den Adressen der besseren Kreise, an die man sich bei einer solchen Reise wenden kann. Das Pariser Ehepaar Wheatland, Amerikaner wie er, bietet ihm die Benutzung seines Landhauses an. Es liegt zwar in einer Stadt, in Autun, aber aus Pariser Sicht ist das schon ländlich.

Als Phillip Dean an einem Oktobertag mit seinem auffälligen Auto vorfährt, ist schon jemand im Haus, der Erzähler. Der ist ebenfalls Amerikaner, Anfang Dreißig und auch aus der Schicht, die sich auf den Pariser Parties der Wheatlands zwischen Verlegern, Journalisten, Autoren und Schauspielern geläufig zu bewegen weiß. Dieser Erzähler ist ausgesprochen wichtig, denn ohne ihn wüßten wir zum Beispiel nichts von Phillip und Anne-Marie. Aber wir erfahren nichts Sicheres von ihm: "Nichts, was hier steht, ist wahr. Dies ist eine Geschichte von Dingen, die nie existiert haben. Ich hoffe nur, daß jeder, der dies liest, genauso resigniert ist wie ich." Mit der Irritation muß der Leser leben.

Phillip Dean, der definitiv nicht resigniert ist, begibt sich nun mit dem Erzähler auf Erkundungsfahrten in die französische Kultur und ins französische Sozialleben. Diese Ausflüge sind auch immer verbunden mit einem gewissen Sehnen nach dem anderen Geschlecht, und so treffen sie auf Anne-Marie. Daß die nun bei Phillip hängenbleibt und nicht bei ihm, erscheint dem Erzähler nur konsequent: "Ich bin nur ein Diener des Lebens. Er bewohnt es. Ich habe Angst vor ihm, vor allen Männern, die Erfolg in der Liebe haben." Diese Angst hält ihn aber nicht davon ab, die hinteren zwei Drittel des Buches überwiegend den Erfolgen des anderen Mannes zu widmen. Zweiunddreißigmal wird der Text explizit, wenn es zwischen Anne-Marie und Phillip zu dem kommt, was auch Bill Clinton als "sexual relation" bezeichnen würde.

In der Literatur ist schon lange vorgeführt worden, daß man das sprachlich anders bewältigen kann als etwa im Automechanikerjargon eines Starr-Reports. Aber selten ist es so gelungen wie hier. Der stimmungsvolle Detailreichtum der Schilderung intimen Geschehens findet sich dabei wieder in den Blicken auf die Landschaften und Städte, die die Liebenden durchstreifen, Blicke auf französische Einzelheiten, die so wohl nur ein Fremder werfen kann, einer, der das alles nicht als selbstverständlich vorhanden nimmt, aber auch nur ein kundiger Fremder, weil der Sucher des Erzählers sich nicht auf das richtet, was die Postkarten gemeinhin abbilden. Und die Intimität ist kein bloßes Rondo der körperlichen Ekstasen, sie hat ihre eigene Geschichte mit Menetekeln an der Wand, die auf ihre Bedrohtheit verweisen. Nur mühsam gelingt es Phillip Dean, ihre materielle Basis zu sichern und seine Zeit im Reich der Sinne zu verlängern durch Verkauf des Rückflugtickets in die Vereinigten Staaten, durch Kreditnahme bei Vater und Schwester und schließlich beim Erzähler selbst.

Was dieser berichtet, in seiner zwischen Sexualneid und fast devoter Bewunderung oszillierenden Sicht auf Phillip, muß - wie bei jedem Roman - nichts an faktischer Wahrheit transportieren, es langt völlig, daß es menschlich wahr ist. In seinem Vorwort zur amerikanischen Neuauflage des Buches 1995 schrieb James Salter, er betrachte sein Werk als "Hymne auf die Kleinstädte und Dörfer, auf die Pariser Architektur, die französischen Nebenstraßen und, selbstverständlich, auf die brennendste aller irdischen Begierden".

Der erste Roman James Salters erschien 1956, "The Hunters", eine Kampffliegergeschichte. Sie etablierte ihn als Autor, bis dahin arbeitete der West-Point-Absolvent unter seinem Geburtsnamen James Horowitz als Pilot bei der amerikanischen Luftwaffe. "A Sport and a Pasttime" erschien 1967. Geschrieben hatte er das Buch 1964, nachdem er in Folge der Berlin-Krise ein Jahr als Offizier in Frankreich reaktiviert worden war. Daher stammt seine gereifte Landeskenntnis, und dieser Zeitraum ist der Grund, weshalb in seinem Frankreichbild keine Hochgeschwindigkeitszüge, Atomkraftwerke oder Gewerbegebiete nach amerikanischem Vorbild mit Hypermarkt und Wegwerfhotels vorkommen. Heute, nach vier weiteren Büchern, diskutiert die amerikanische Kritik darüber, ob es sich bei ihm um einen unterschätzten, einen sehr unterschätzten oder den unterschätztesten der unterschätzten Autoren handelt.

Das besagt unter anderem, daß in den Vereinigten Staaten die Zeit dieser Unterschätzung gründlich vorbei ist, aber einfach war der Weg bis dahin nicht. Salter etwa erinnert sich, daß die Originalausgabe der französischen Liebesgeschichte seinerzeit so linkisch wie erfolglos beworben wurde. Der Verlag versah sie mit dem zutreffenden Hinweis, es gehe nicht um Baseball.

James Salter: "Ein Spiel und ein Zeitvertreib". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Beatrice Howeg. Berlin Verlag, Berlin 1998. 217 S., geb., 38,- DM.

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