Ein einziges Jahr ist ein Roman, bei dem das Gefallen stark von den Erwartungen des Lesers abhängig ist. Wer einen Liebesroman erwartet – wie ihn der Klappentext eigentlich auch verspricht – wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Besonders viel Romantik hat das Buch nämlich nicht zu bieten, aber
darum geht es in diesem Buch auch gar nicht.
Der Roman handelt vielmehr von der Suche nach sich…mehrEin einziges Jahr ist ein Roman, bei dem das Gefallen stark von den Erwartungen des Lesers abhängig ist. Wer einen Liebesroman erwartet – wie ihn der Klappentext eigentlich auch verspricht – wird auf jeden Fall enttäuscht werden. Besonders viel Romantik hat das Buch nämlich nicht zu bieten, aber darum geht es in diesem Buch auch gar nicht.
Der Roman handelt vielmehr von der Suche nach sich selbst und der Frage, was Heimat ist bzw. was sie ausmacht. Dementsprechend ist die Handlung eher ruhig gestaltet, plätschert allerdings stellenweise nur vor sich hin. Zum Teil ist das Buch zwischendurch auch etwas langatmig, da manchmal nicht besonders viel passiert und einfach nur das normale, alltägliche Leben von Eve beschrieben wird.
Leider ist das Geschehen daher auch nicht sonderlich spannend oder fesselnd. Erst kurz vor Schluss gelingt es Louise Brown mit einer überraschenden Wendung doch noch ein wenig Spannung aufzubauen.
Kritikwürdig ist auch die Struktur bzw. der Aufbau des Romans. An vielen Stellen wird die Szene, inklusive Handlungszeitpunkt und –ort, so schnell gewechselt, dass man es als Leser gar nicht mitbekommt und es sehr schwierig ist, wieder in die Handlung hineinzufinden und einzuordnen, worum es eigentlich gerade geht. Das sorgt für Verwirrung und unterbricht den Lesefluss.
Des Weiteren ist die Sichtweise der Protagonistin Eve ein wenig zu klischeelastig. Das bezieht sich sowohl auf die Unterschiede zwischen englischen und deutschen Männern als auch die Beziehung zwischen Männern und Frauen im Allgemeinen. So sind deutsche Männer selbstverständlich immer pünktlich, ordentlich und überaus ernsthaft, was ihre Beziehungen betrifft, wohingegen die Engländer viel lockerer seien, dafür aber keine Emotionen zeigten und wenigstens wüssten, wie ein Anzug ordentlich zu sitzen hat – was ja bei deutschen Männern nie der Fall ist. Frauen wiederum dürfen sich ihrer Meinung nach nicht beklagen, wenn sie betrogen werden!?
Ein paar dieser Klischees mögen ja sicherlich auf einige Männern und Frauen zutreffen, aber sicher nicht auf alle und die strenge Unterscheidung zwischen den Eigenschaften deutscher und englischer Männern wirkt nach einer Weile eher störend.
Ein Pluspunkt des Romans ist dafür der Schauplatz. London ist eine wundervolle Stadt und wird von der Autorin in all seinen Facetten dargestellt. Sie beleuchtet sowohl die positiven Seiten der Stadt, als auch die negativen, wie z.B. die Armut, und stellt sie damit sehr realistisch dar.
Positiv zu erwähnen sind auch die überwiegend sehr interessanten Charaktere, allen voran natürlich die Hauptfigur Eve. Da sie sich in Deutschland immer fremd gefühlt hat, kehrt sie nun nach London zurück, in der Hoffnung hier ein zu Hause zu finden. Obwohl sie ihrem Freund Mark gegenüber durch ihren Entschluss zunächst etwas kühl wirkt, so ist ihre Entscheidung doch verständlich. Sie ist auf der Suche nach einer Heimat, muss aber erst einmal herausfinden, was Heimat überhaupt für sie bedeutet.
Dabei bekommt sie Hilfe von dem charmanten Queen-Double Elizabeth. Diese alte Dame ist wirklich das Highlight des Buches und macht Eve schließlich klar, was im Leben wirklich wichtig ist. Daneben zeigt ihr aber auch noch ihr Vater, der allerdings viel zu selten auftaucht, was Heimat wirklich bedeutet.
Außerdem gibt es da auch noch den Künstler William Hope, der Eve ein paar neue Seiten der englischen Hauptstadt zeigt, und den schwer durchschaubaren Hoteldirektor Julian Sommersby, der vielleicht der nächste Mann in Eve’s Leben werden könnte.
Letzterer bleibt jedoch bis zum Ende hin ein Rätsel und man erfährt nicht, ob und was er wirklich für Eve empfindet.
Das Ende ist insgesamt eher offen gehalten und lässt den Leser mit vielen Fragen zurück. Obwohl Eve nun erkannt hat, was eine Heimat wirklich ausmacht, weiß man am Ende nicht, für welches Land oder für welche Stadt sie sich am Ende entscheidet und welcher Mann dabei an ihrer Seite sein wird.