Marktplatzangebote
15 Angebote ab € 1,89 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Der große Gesellschaftsroman Martin Walsers: die Geschichte des jungen, erfolgreichen Aufsteigers Hans Beumann, der schon bald in den besten Kreisen verkehrt. Den kritischen Zustand dieser Gesellschaft aber zeigen die Ehen, die nur durch Ehrgeiz und Gewohnheit zusammengehalten werden. Ein Roman, der die Ambitionen, Heucheleien und Liebschaften der High-Society einer süddeutschen Stadt schildert.
Der Krieg ist vorbei, die Wirtschaft kommt langsam wieder in Schwung, und in der Bundesrepublik macht sich so etwas wie Selbstgefälligkeit breit: Es geht aufwärts im Jahre 1957. Auch im privaten
…mehr

Produktbeschreibung
Der große Gesellschaftsroman Martin Walsers: die Geschichte des jungen, erfolgreichen Aufsteigers Hans Beumann, der schon bald in den besten Kreisen verkehrt. Den kritischen Zustand dieser Gesellschaft aber zeigen die Ehen, die nur durch Ehrgeiz und Gewohnheit zusammengehalten werden. Ein Roman, der die Ambitionen, Heucheleien und Liebschaften der High-Society einer süddeutschen Stadt schildert.
Der Krieg ist vorbei, die Wirtschaft kommt langsam wieder in Schwung, und in der Bundesrepublik macht sich so etwas wie Selbstgefälligkeit breit: Es geht aufwärts im Jahre 1957. Auch im privaten Leben kehrt Ruhe ein. Manchmal jedoch zu viel, wie Walsers Erstlingsroman zeigt: Gleichgültig leben hier die Ehepartner nebeneinander her, geradezu teilnahmslos betrügen sie sich gegenseitig. Wahre Leidenschaft wird zum Fremdwort in dieser Welt, in der allein Karriere, Geld und die Befriedigung eigener Wünsche eine Rolle spielen. Mittendrin in dieser zerrütteten, egoistischen Gesellschaft steht der aufstrebende Journalist Hans Beumann, der zu ihrem scharf beobachtenden Chronisten wird. In mehreren Portraits unterschiedlicher Beziehungen zeigt er die Verlogenheit, die um ihn regiert, gnadenlos auf. Es sind Geschichten von Eheschwüren, heimlichen Geliebten und Selbstmordgedanken - und von der Frage, ob inmitten dieser heuchlerischen Welt noch Platz ist für die wahre Liebe.
Walsers mit dem Hermann-Hesse-Preis ausgezeichneter Roman ist ein Portrait der bundesrepublikanischen Gefühlslandschaft in den Fünfzigerjahren. Endlich war man wieder wer. Nur wer? "Ehen in Philippsburg“ beschreibt die Nachkriegsgesellschaft ebenso einfühlsam wie schonungslos.
Autorenporträt
Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg/Bodensee, lebt heute in Nußdorf/Bodensee. 1957 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, 1962 den Gerhart-Hauptmann-Preis und 1965 den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis. 1981 wurde Martin Walser mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und 1998, dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Corine - Internationaler Buchpreis; Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten 2008 ausgezeichnet. 2015 wurde Martin Walser der Internationale Friedrich-Nietzsche-Preis für sein Lebenswerk verliehen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.05.2004

Band 9
Die Erotik des Wirtschaftswunders
Martin Walsers Roman „Ehen in Philippsburg”
Als gerade Adenauer zum dritten Mal Bundeskanzler geworden und der Sputnik auf dem Mond gelandet war, 1957 also, führte Martin Walser den Bürgern in ihren niedrigen Neubauwohnungen jene große Welt vor, von der sie nur träumen konnten, von der sie aber in Zukunft abhängig sein sollten. Wer es sich vor den Nierentischen und in den Schalensesseln gemütlich gemacht hatte, vor dessen Phantasie erstand, wenn er „Ehen in Philippsburg” las, ein deutsches Hollywood, in dem reiche Damen die Mächtigen zu Partys in ihre feudalen Villen einluden. Als reines Glück erstrahlt in diesem Luxus der Daseinskampf; Neid und Eifersucht jedoch schwelen unter den Gästen, den potenten Wirtschafts- und Medienunternehmern, hinter den Kulissen werden Geschäfte abgeschlossen, in den freien Minuten Liebesbande geknüpft, die den Besitzerstolz der eitlen Ehefrauen beleidigen. Walser macht den kühlen Beobachter, der sich nicht davor scheut, mit Verve zwar, aber doch auch mit grellen Überzeichnungen den neuen Reichtum und das Land zu kritisieren, „wo die Tüchtigen wachsen wie das Unkraut”.
Sein Held, Hans Beumann, wird in dieser Gesellschaft zum Aufsteiger ohne Zutun und fast auch wider Willen. Sein Versuch, eine Laufbahn als Journalist zu beginnen, scheitert zwar, dafür spielt ihm das Schicksal die Redaktion des Firmenblattes eines Radio- und Fernsehunternehmers zu und noch dazu die Tochter des Besitzers. Auch der Dichter, ein „undurchdringlicher Dachstubenbewohner”, der „mehr Wärme brauchte als er gab”, fehlt in Walsers Gesellschaftssatire nicht. Er ist der Außenseiter, der Kritiker, der die Korruptheit durchschaut und daran stirbt. Ein poetisches Opfer fordert der Luxus allemal.
In diesen kurzen Bildungsroman – anspielungsreich endet das Werk mit der Einführung Beumanns in den Herrenclub „Sebastian”, mit einer Szene also, die Walser ganz der Initiation Wilhelm Meisters, des Bildungshelden par excellence, in die Turmgesellschaft nachgebildet hat – in diesen Roman, in dem der Bildungsweg zur Berufskarriere verkommen ist, schiebt Walser die Erzählung zweier Ehetragödien ein. Es bleibt abzusehen, dass auch Beumanns Ehe mit der reizlosen Unternehmertochter Anne dieselbe trostlose Entwicklung nehmen wird wie diese Partnerschaften, die einmal in den Selbstmord der Ehefrau, das andere Mal in einen Autounfall münden, den der Ehemann durch sein Liebesgeplänkel herbeiführt und der denn auch seine politischen Pläne zunichte macht: „Cécile schrie auf, Alwin nahm den Blick aus dem Rückspiegel durch den er seinen Flirt mit ihr begonnen hat], sah im Bruchteil einer Sekunde noch das Licht, das auf ihn zuschoss, dann folgten zwei harte metallische Schläge . . .”.
Haus und Heim sind in diesem männlichen Daseinskampf nur die Feldlager, von denen aus die Eroberungszüge in die Frauenwelt unternommen werden. Das höchste Luxusgut der neuen Republik, die so erfolgreich am Wiederaufbau arbeitet, ist der Hautgout der Sünde. Während die Frauen das zusammengeraffte Geld ausgeben, beanspruchen die Männer als Gratifikation für ihre Leistung die Geliebte. Mit dem Wohlstandsbauch wächst die Lüsternheit.
„Ehen in Philippsburg” ist das Pendant zu den Sexskandalen von Franz Josef Strauß. Hier findet zwischen Buchdeckeln statt, was dort wenig später die Zeitung ans Tageslicht zog. Dem gloriosen Wirtschaftaufstieg haucht Martin Walser den erotischen Atem ein.
HANNELORE SCHLAFFER
Martin Walser
Foto: SZ-Archiv
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr