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Die Düsseldorfer Künstler sind geistige Nomaden. Sie binden ihr Rößlein heute an diesen Pfahl, morgen an jenen Strauch. Sie mahlen nicht nur, sie verkleiden sich auch, machen Knittelreime, oder gelegentlich Ottaven, extemporiren Schnurren, oder führen geschriebene Komödien auf. Wie auf der Universität, wächst in der akademischen Stadt jährlich eine frische Jugend nach. Wie aber nicht auf der Universität, bleibt mit wenigen Ausnahmen der alte Stock und Stamm. Der Student wird nach seinem Triennio ein Philister, den Künstler erhält die Kunst länger grün. Unsere Dreißigjährigen, zum Theil ehrsame…mehr

Produktbeschreibung
Die Düsseldorfer Künstler sind geistige Nomaden. Sie binden ihr Rößlein heute an diesen Pfahl, morgen an jenen Strauch. Sie mahlen nicht nur, sie verkleiden sich auch, machen Knittelreime, oder gelegentlich Ottaven, extemporiren Schnurren, oder führen geschriebene Komödien auf. Wie auf der Universität, wächst in der akademischen Stadt jährlich eine frische Jugend nach. Wie aber nicht auf der Universität, bleibt mit wenigen Ausnahmen der alte Stock und Stamm. Der Student wird nach seinem Triennio ein Philister, den Künstler erhält die Kunst länger grün. Unsere Dreißigjährigen, zum Theil ehrsame Gatten und Väter, verschmähen nicht, »die kurzen bunten Lumpen um des Lebens arme Blöße zu schlagen,« die Egmont mit so rührender Bitte für sich in Anspruch nimmt. Der Darstellungstrieb der Düsseldorfer Mahler erlebt im Karneval seine Blüte. Der italienische Karneval ist ein Impromptu toller Volkslust, der Kölnische schmeckt etwas nach Absicht und Berechnung; die Fastnachtsscherze unserer Künstler sind eine Fete, welche eine geistreiche Kaste sich und ihren Anhängern gibt. Diese Fete hat sich nun schon mehrere Jahre hindurch wiederholt, sie ist zur Tradition geworden. Ein geräumiges Haus draußen vor dem Thore, zwischen Gärten, thut seinen weiten Saal auf; lampenhelle ist er; da hinein laden sich die Mahler ihre Freunde, die Ersten der Stadt, den Hof. Die bunten Masken kommen eine nach der andern an, man begrüßt sich, man sucht sich zu enträthseln, Possen und Anspielungen fliegen durch den Saal. Plötzlich ertönt ein Zeichen hinter dem Vorhange, der einen Theil des Raums verhüllt, die mythischen, romantischen, exotischen Figuren ordnen sich still auf den Sitzen, die Gardine hebt sich, das Stück ¿ eines von denen, welches Anlaß zu reicher Kostümirung gibt ¿ beginnt, und eine Zeitlang vergißt der zuschauende Türke seinen Turban, der schlanke, schöne Minnesänger sogar, welch ein hübsches Mädchen vom Peloponnes in seiner Nachbarschaft sitzt.
Autorenporträt
Karl Immermann war Sohn des Kriegs- und Domänenrats Gottlieb Leberecht Immermann. Von 1807 bis 1813 besuchte er das Pädagogium des Klosters ¿Unser Lieben Frauen¿ in Magdeburg. Danach studierte er von 1813 bis 1817 an der Universität Halle-Wittenberg Jura und nahm 1815 während des Studiums als Freiwilliger am Krieg gegen Napoléon Bonaparte teil. 1817 wurde Immermann erstmals literarisch aktiv, als er die schlagende Verbindung ¿Teutoniä in Halle im Zusammenhang studentischer Auseinandersetzungen bis hin zum preußischen Thron polemisch attackierte. Seine in diesem Zusammenhang entstandene Schrift ¿Ein Wort zur Beherzigung¿ (1817) wurde auf dem Wartburgfest ein Opfer der Bücherverbrennung.[1]