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»Eine neue Art amerikanisches Epos.« The New York TimesJacquie ist endlich nüchtern und will zu der Familie zurückkehren, die sie vor Jahren verlassen hat. Dene sammelt mit einer alten Kamera Geschichten von indianischem Leben. Edwin sucht seinen Vater. Und Orvil will zum ersten Mal den Tanz der Vorfahren tanzen. Ihre Leben sind miteinander verwoben und sie sind zum großen Powwow in Oakland gekommen, um ihre Traditionen zu feiern. Doch auch Tony ist dort, und er ist mit dunklen Absichten gekommen. 'Dort dort' ist ein bahnbrechender Roman, der die Geschichte der Native Americans neu erzäh...
»Eine neue Art amerikanisches Epos.« The New York Times
Jacquie ist endlich nüchtern und will zu der Familie zurückkehren, die sie vor Jahren verlassen hat. Dene sammelt mit einer alten Kamera Geschichten von indianischem Leben. Edwin sucht seinen Vater. Und Orvil will zum ersten Mal den Tanz der Vorfahren tanzen. Ihre Leben sind miteinander verwoben und sie sind zum großen Powwow in Oakland gekommen, um ihre Traditionen zu feiern. Doch auch Tony ist dort, und er ist mit dunklen Absichten gekommen. 'Dort dort' ist ein bahnbrechender Roman, der die Geschichte der Native Americans neu erzählt und ein Netz aufwühlend realer Figuren aufspannt, die alle an einem schicksalhaften Tag aufeinandertreffen.
Jacquie ist endlich nüchtern und will zu der Familie zurückkehren, die sie vor Jahren verlassen hat. Dene sammelt mit einer alten Kamera Geschichten von indianischem Leben. Edwin sucht seinen Vater. Und Orvil will zum ersten Mal den Tanz der Vorfahren tanzen. Ihre Leben sind miteinander verwoben und sie sind zum großen Powwow in Oakland gekommen, um ihre Traditionen zu feiern. Doch auch Tony ist dort, und er ist mit dunklen Absichten gekommen. 'Dort dort' ist ein bahnbrechender Roman, der die Geschichte der Native Americans neu erzählt und ein Netz aufwühlend realer Figuren aufspannt, die alle an einem schicksalhaften Tag aufeinandertreffen.
Tommy Orange ist Mitglied der Cheyenne und Arapaho Tribes. Er wuchs in Oakland auf, studierte und lehrt am Institute of American Indian Art und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Angels Camp, Kalifornien.
Produktdetails
- Verlag: DTV
- Originaltitel: There there
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 283
- Erscheinungstermin: 18. Juni 2021
- Deutsch
- Abmessung: 189mm x 120mm x 22mm
- Gewicht: 292g
- ISBN-13: 9783423147842
- ISBN-10: 3423147849
- Artikelnr.: 60472283
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
© BÜCHERmagazin, Tina Schraml (ts)
Kein leichter Stoff, doch voller literarischer Wucht und heiligem Zorn. Ferien-Brigitte, Sommer 2021
Nimm deinen Namen, verfolge ihn zurück
Kein Klagelied, kein Triumphmarsch: Tommy Orange hat mit "Dort Dort" ein starkes Debüt über Amerikas Ureinwohner vorgelegt.
Dies ist ein Gegenwartsroman, auch wenn er weder in der Gegenwart noch mit Romanhaftem beginnt. "Massaker als Prolog" steht über einer der essayistischen Miniaturen am Anfang von "Dort Dort". Keine Fiktion ist notwendig, um die vulgäre körperliche Gewalt darzustellen, die Nordamerikas ersten Bewohnern über Jahrhunderte zugefügt wurde. Manhattan, 1637: Um ein "erfolgreiches Massaker" zu feiern, werden Köpfe von Pequot "wie Fußbälle durch die Straßen geschossen". Plymouth, 1676: Der Kopf des Wampanoag-Häuptlings Metacomet (King Philip) wird auf eine Lanze
Kein Klagelied, kein Triumphmarsch: Tommy Orange hat mit "Dort Dort" ein starkes Debüt über Amerikas Ureinwohner vorgelegt.
Dies ist ein Gegenwartsroman, auch wenn er weder in der Gegenwart noch mit Romanhaftem beginnt. "Massaker als Prolog" steht über einer der essayistischen Miniaturen am Anfang von "Dort Dort". Keine Fiktion ist notwendig, um die vulgäre körperliche Gewalt darzustellen, die Nordamerikas ersten Bewohnern über Jahrhunderte zugefügt wurde. Manhattan, 1637: Um ein "erfolgreiches Massaker" zu feiern, werden Köpfe von Pequot "wie Fußbälle durch die Straßen geschossen". Plymouth, 1676: Der Kopf des Wampanoag-Häuptlings Metacomet (King Philip) wird auf eine Lanze
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gespießt und ein Vierteljahrhundert als Sehenswürdigkeit ausgestellt. Wir kennen diese Geschichten, selbst wenn wir sie nicht gelesen haben. Sie handeln vom großen indianischen Elend, angerichtet durch weiße Geldgier und weißen Rassismus. Sie sind wahr.
Aber nein, in diesem Buch geht es nicht um Opfer, nicht um Sand Creek, Wounded Knee oder traurige Reservate - sondern um ein gutes Dutzend indianischer Bewohner von Oakland, Kalifornien, heute. Sie wollen kein Mitleid, aber auch keine Bewunderung. "Macht nicht den Fehler, uns zäh zu nennen", mahnt eine der Miniaturen. "Nicht zerstört worden zu sein, nicht aufgegeben zu haben, überlebt zu haben ist kein Ehrenzeichen. Würdet ihr das Opfer eines Mordversuchs zäh nennen?" So klingt Kunst, die sich weigert, ein Klagelied zu sein, und sich doch alles andere als triumphal fühlt.
Mal in erster, mal in zweiter, mal in dritter Person erzählt Tommy Orange in seinem bewegenden Debütroman von Menschen, die sich "Natives" nennen oder "Indians" oder "Native American Indians". Einige kennen sich schon, andere treffen erst bei dem Powwow zusammen, auf das die Handlung zustrebt.
Tony Loneman, mit dem die Erzählung beginnt, leidet an fetalem Alkoholsyndrom, noch so ein biographischer Prolog. Über sein Umfeld als Drogendealer gelangen Waffen aus dem 3D-Drucker in seine Hände. Auf dem Powwow, weiß Tony, wird viel Bargeld im Umlauf sein. Und dann steht da diese brutale Vorausdeutung: "Die Tragik des Ganzen wird unbeschreiblich sein, die Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten darum kämpfen, als Volk der Gegenwart anerkannt zu werden, modern und relevant, lebendig, nur um dann mit Federschmuck im Gras zu sterben."
Und doch hat dieser Roman, der von der amerikanischen Kritik hoch gelobt wurde, etwas Linderndes, Hoffnungsvolles. "There there", das sind die tröstenden Worte, die man einem Kind zuflüstert, das sich die Knie aufgeschlagen hat: Ist schon gut. Gleichzeitig fungiert der Titel als Lokalverankerung, indem er Gertrude Steins Bemerkung zu ihrer (und Oranges) Heimatstadt Oakland zitiert: "Es gibt kein dort dort."
Ein Niemandsland, niemandes Land. Sind Natives unsichtbar, dort, wo die amerikanische Regierung sie lange nicht wollte: in der Stadt? "Früher nannten sie uns Bürgersteigindianer . . . Äpfel. Ein Apfel ist außen rot und innen weiß." So fühlt sich der vierzehnjährige Orvil Red Feather, der endlich den Mut zusammengenommen hat, zu seinem ersten Powwow zu gehen. Seit er im Fernsehen einen indianischen Tänzer erblickt hat, erkundet er zaghaft seine Cheyenne-Identität. Und kann beim Powwow doch nicht anders, als in sich und den anderen Tänzern "als Indianer verkleidete Indianer" zu sehen.
Das ist für Tommy Orange das Paradox moderner indigener Literatur: Orvils Geschichte kann nicht vorwärts, ohne sich umzudrehen. Also führt sie zurück, zu Orvils entfremdeter Großmutter Jacquie. 1970 besetzt diese als Jugendliche mit ihrer Familie die Insel Alcatraz, wo indianische Aktivisten gegen die Assimilationspolitik der Regierung protestieren. Dort lernt sie einen Jungen kennen. Sie trinken zu viel, kommen sich näher - bis Jacquie sagt, sie habe genug, er solle aufhören. Er hört nicht auf.
Die mit jedem Kapitel wechselnde Erzählperspektive ist deshalb so wirkungsvoll, weil durch sie auch die Gewalt und die Missverständnisse zwischen Natives fokussiert werden. "We Indians often get ourselves wrong", schrieb kürzlich der Ojibwe-Autor David Treuer in seinem Buch "The Heartbeat of Wounded Knee". Orange hat das begriffen und findet eine bewundernswerte Balance zwischen selbstbewusstem Wortführer und stets noch lernendem Zuhörer. Der Fremddefinierung erteilt der 1982 geborene Autor eine flammende Absage, die als Roman hochspannend und als Essay im besten Sinne polemisch ist. Der Nachname des Autors erklärt sich dadurch, dass Behörden Indianern mitunter schlicht die Farbbezeichnungen amerikanischer Truppenverbände aufzwängten: Black, Brown, Orange.
Der große Zuhörer des Romans, der Dokumentarfilmer Dene Oxendene, gehört, wie Orange, den Cheyenne- und Arapaho-Stämmen an und will auf dem Powwow Ureinwohner aus Oakland interviewen. In der Kommission, die ihm vorher ein Stipendium bewilligen soll, sitzt ein Skeptiker: der einzige Indianer. "Dene wusste, dass es der Native sein würde. Der wahrscheinlich nicht mal glaubt, dass Dene selbst einer ist."
Auch das ist die komplizierte Identität moderner Natives: Welches Schiedsgericht soll entscheiden, wer ein "echter" ist und wer ein "Pretendian"? Einer der Protagonisten hat eine Masterarbeit über Blutanteilsregelungen geschrieben; die umstrittene Methode des "blood quantum" wird noch heute von einigen Stämmen genutzt. Wer die amerikanische Politik verfolgt, weiß um die Aktualität der Debatte. Vergangenes Jahr ließ die Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren mittels eines DNA-Tests ermitteln, dass sie vor sechs bis zehn Generationen indianische Vorfahren hatte. Neulich hat sie sich für diese Rechnerei entschuldigt. Beschämender war Donald Trumps rassistische Bezeichnung Warrens als "Pocahontas", bei der er vermutlich den gleichnamigen Disney-Film vor Augen hatte - nur ein Beispiel für die Verzerrung, die Orange als "Abklatsch eines Abklatsches eines Bildes eines Indianers in einem Schulbuch" verurteilt.
Wie anders geht dieses Buch mit den Generationen um, die es umfasst: respektvoll und deshalb bereit, auf ein sauberes Happy End zu verzichten. Es blickt tief hinein ins indianische Bewusstsein. Einmal auch ins weiße: "Nimm nur deinen Nachnamen. Verfolge ihn zurück, und vielleicht findest du heraus, dass euer Weg mit Gold gepflastert war oder mit Fallen." Dieser Appell ist hierzulande mindestens so einleuchtend wie in den Vereinigten Staaten. Wir sind noch nicht fertig, sagt Tommy Orange. Wir sind gerade erst über den Prolog hinausgekommen.
CORNELIUS DIECKMANN
Tommy Orange:
"Dort Dort". Roman.
Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Hanser
Berlin Verlag, Berlin 2019. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aber nein, in diesem Buch geht es nicht um Opfer, nicht um Sand Creek, Wounded Knee oder traurige Reservate - sondern um ein gutes Dutzend indianischer Bewohner von Oakland, Kalifornien, heute. Sie wollen kein Mitleid, aber auch keine Bewunderung. "Macht nicht den Fehler, uns zäh zu nennen", mahnt eine der Miniaturen. "Nicht zerstört worden zu sein, nicht aufgegeben zu haben, überlebt zu haben ist kein Ehrenzeichen. Würdet ihr das Opfer eines Mordversuchs zäh nennen?" So klingt Kunst, die sich weigert, ein Klagelied zu sein, und sich doch alles andere als triumphal fühlt.
Mal in erster, mal in zweiter, mal in dritter Person erzählt Tommy Orange in seinem bewegenden Debütroman von Menschen, die sich "Natives" nennen oder "Indians" oder "Native American Indians". Einige kennen sich schon, andere treffen erst bei dem Powwow zusammen, auf das die Handlung zustrebt.
Tony Loneman, mit dem die Erzählung beginnt, leidet an fetalem Alkoholsyndrom, noch so ein biographischer Prolog. Über sein Umfeld als Drogendealer gelangen Waffen aus dem 3D-Drucker in seine Hände. Auf dem Powwow, weiß Tony, wird viel Bargeld im Umlauf sein. Und dann steht da diese brutale Vorausdeutung: "Die Tragik des Ganzen wird unbeschreiblich sein, die Tatsache, dass wir seit Jahrzehnten darum kämpfen, als Volk der Gegenwart anerkannt zu werden, modern und relevant, lebendig, nur um dann mit Federschmuck im Gras zu sterben."
Und doch hat dieser Roman, der von der amerikanischen Kritik hoch gelobt wurde, etwas Linderndes, Hoffnungsvolles. "There there", das sind die tröstenden Worte, die man einem Kind zuflüstert, das sich die Knie aufgeschlagen hat: Ist schon gut. Gleichzeitig fungiert der Titel als Lokalverankerung, indem er Gertrude Steins Bemerkung zu ihrer (und Oranges) Heimatstadt Oakland zitiert: "Es gibt kein dort dort."
Ein Niemandsland, niemandes Land. Sind Natives unsichtbar, dort, wo die amerikanische Regierung sie lange nicht wollte: in der Stadt? "Früher nannten sie uns Bürgersteigindianer . . . Äpfel. Ein Apfel ist außen rot und innen weiß." So fühlt sich der vierzehnjährige Orvil Red Feather, der endlich den Mut zusammengenommen hat, zu seinem ersten Powwow zu gehen. Seit er im Fernsehen einen indianischen Tänzer erblickt hat, erkundet er zaghaft seine Cheyenne-Identität. Und kann beim Powwow doch nicht anders, als in sich und den anderen Tänzern "als Indianer verkleidete Indianer" zu sehen.
Das ist für Tommy Orange das Paradox moderner indigener Literatur: Orvils Geschichte kann nicht vorwärts, ohne sich umzudrehen. Also führt sie zurück, zu Orvils entfremdeter Großmutter Jacquie. 1970 besetzt diese als Jugendliche mit ihrer Familie die Insel Alcatraz, wo indianische Aktivisten gegen die Assimilationspolitik der Regierung protestieren. Dort lernt sie einen Jungen kennen. Sie trinken zu viel, kommen sich näher - bis Jacquie sagt, sie habe genug, er solle aufhören. Er hört nicht auf.
Die mit jedem Kapitel wechselnde Erzählperspektive ist deshalb so wirkungsvoll, weil durch sie auch die Gewalt und die Missverständnisse zwischen Natives fokussiert werden. "We Indians often get ourselves wrong", schrieb kürzlich der Ojibwe-Autor David Treuer in seinem Buch "The Heartbeat of Wounded Knee". Orange hat das begriffen und findet eine bewundernswerte Balance zwischen selbstbewusstem Wortführer und stets noch lernendem Zuhörer. Der Fremddefinierung erteilt der 1982 geborene Autor eine flammende Absage, die als Roman hochspannend und als Essay im besten Sinne polemisch ist. Der Nachname des Autors erklärt sich dadurch, dass Behörden Indianern mitunter schlicht die Farbbezeichnungen amerikanischer Truppenverbände aufzwängten: Black, Brown, Orange.
Der große Zuhörer des Romans, der Dokumentarfilmer Dene Oxendene, gehört, wie Orange, den Cheyenne- und Arapaho-Stämmen an und will auf dem Powwow Ureinwohner aus Oakland interviewen. In der Kommission, die ihm vorher ein Stipendium bewilligen soll, sitzt ein Skeptiker: der einzige Indianer. "Dene wusste, dass es der Native sein würde. Der wahrscheinlich nicht mal glaubt, dass Dene selbst einer ist."
Auch das ist die komplizierte Identität moderner Natives: Welches Schiedsgericht soll entscheiden, wer ein "echter" ist und wer ein "Pretendian"? Einer der Protagonisten hat eine Masterarbeit über Blutanteilsregelungen geschrieben; die umstrittene Methode des "blood quantum" wird noch heute von einigen Stämmen genutzt. Wer die amerikanische Politik verfolgt, weiß um die Aktualität der Debatte. Vergangenes Jahr ließ die Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren mittels eines DNA-Tests ermitteln, dass sie vor sechs bis zehn Generationen indianische Vorfahren hatte. Neulich hat sie sich für diese Rechnerei entschuldigt. Beschämender war Donald Trumps rassistische Bezeichnung Warrens als "Pocahontas", bei der er vermutlich den gleichnamigen Disney-Film vor Augen hatte - nur ein Beispiel für die Verzerrung, die Orange als "Abklatsch eines Abklatsches eines Bildes eines Indianers in einem Schulbuch" verurteilt.
Wie anders geht dieses Buch mit den Generationen um, die es umfasst: respektvoll und deshalb bereit, auf ein sauberes Happy End zu verzichten. Es blickt tief hinein ins indianische Bewusstsein. Einmal auch ins weiße: "Nimm nur deinen Nachnamen. Verfolge ihn zurück, und vielleicht findest du heraus, dass euer Weg mit Gold gepflastert war oder mit Fallen." Dieser Appell ist hierzulande mindestens so einleuchtend wie in den Vereinigten Staaten. Wir sind noch nicht fertig, sagt Tommy Orange. Wir sind gerade erst über den Prolog hinausgekommen.
CORNELIUS DIECKMANN
Tommy Orange:
"Dort Dort". Roman.
Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Hanser
Berlin Verlag, Berlin 2019. 288 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Dieser Roman bietet keine Wohlfühllektüre, warnt Rezensent Eberhard Falcke. Tommy Orange erzählt in seinem grandiosen Debütroman vom Alltag der assimilierten Ureinwohner Amerikas und von ihrer brutalen Vergangenheit. Dabei gelingt es ihm, stets die Waage zu halten zwischen "sozialkritischer Anklage und nüchterner Bestandsaufnahme", zwischen Elend und Stolz seiner Figuren, zwischen Erzählung und Essay, so Falcke. Der Autor, der sich selbst den Chayenne und Arapaho-Stämmen zugehörig fühlt, hüte sich jedoch davor, seine Figuren als mitleiderregende Vertreter eines gemeinsamen Schicksals zu porträtieren. Stattdessen zeigt er sie als individuelle und facettenreiche Menschen, die sich ein möglichst gutes Leben zu erkämpfen versuchen, lobt Falcke, der "Dort dort" so differenzierend wie spannend findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ist es eine Tatsache, dass der Ursprung von Thanksgiving wirklich so ist, wie es die Amerikaner uns berichten? Also, dass die Einwanderer friedlich mit den Ureinwohnern zusammensaßen und Speise und Trank genießen konnten? Und wie geht es den Nachkommen der Natives heute? Was spielt sich …
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Ist es eine Tatsache, dass der Ursprung von Thanksgiving wirklich so ist, wie es die Amerikaner uns berichten? Also, dass die Einwanderer friedlich mit den Ureinwohnern zusammensaßen und Speise und Trank genießen konnten? Und wie geht es den Nachkommen der Natives heute? Was spielt sich in den Reservaten ab? Warum suchen viele von ihnen Trost im Alkohol und anderen Drogen? Das sind Fragen, die ich mir immer mal wieder stelle und aus dem Grund lese ich Bücher zu diesen Themen.
Dort, dort ist ein ganz besonderes Buch. Tommy Orange gehört selbst zu den Nachkommen der Natives und wer, wenn nicht er, kann authentisch über ihr Leben berichten. Er schreibt in dem Buch über die Probleme der Indianer, die nicht nur vom Rassismus der „Weißen“ geprägt sind. Bis heute werden sie diffamiert und häufig wie Ausstellungsstücke missbraucht. Sie sollen sich mit den Kostümen ihrer Vorväter schmücken und so wie sie tanzen. Alles zur Belustigung und Zeitvertreib der „Weißen“. Aber hin und wieder dürfen sie sich auch mit ihresgleichen treffen. Das Powwow in Oakland. Hier dürfen sie so sein, wie es ihnen gefällt. Die Akteure in dem Buch Dort, dort fiebern diesem Ereignis entgegen. Besonders die jungen Leute freuen sich darauf. Doch, wird ihre Hoffnung erfüllt und haben sie tatsächlich nur Freude an dem Tag?
Tommy Orange beschreibt das Leben von unterschiedlichen Charakteren, die alle eins gemeinsam haben. Sie sind „Natives“. Das bedeutet auch, dass sie vor vielen Jahren von den Eindringlingen im wahrsten Sinne des Wortes überrannt wurden. Ihnen wurde die Existenz geraubt, nie gekannte Krankheiten ins Land geschleppt und sie waren nur noch Menschen zweiter Klasse. Dass das wohl nie endet, davon bin ich überzeugt. Und dass hier das Problem vieler „Indianer“ liegt, ist wohl jedem klar. Zumal sich ihr Dasein unter Präsidenten wie dem jetzigen keinesfalls zum Guten wendet. Auch er vergisst, was seine Vorfahren den Ureinwohnern antaten und diese keinerlei Recht für ihr Vorgehen hatten.
Ich las nicht das Buch, sondern hörte es mir an. Es wird von Christian Brückner gelesen. Für mich war es ein Hochgenuss, diese markante Stimme über 550 Minuten zu hören. Er entführte mich eindrucksvoll in die Lebenssituation der Natives und ja, ich litt mit ihnen mit. Also ist es selbstverständlich, dass ich fünf Sterne plus und eine Hör- oder Leseempfehlung gebe.
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Gebundenes Buch
Jacquie ist endlich clean...kein einfacher Weg. Nun will sie ihre Familie wiedersehen. Ihre Familie ist eine ganz besondere, aber das weiß sie. Sie sind anders. Dene liebt es zu fotografieren und Orvil traut sich endlich an den Tanz seiner Vorfahren heran. Das „Powwow“ in Oakland …
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Jacquie ist endlich clean...kein einfacher Weg. Nun will sie ihre Familie wiedersehen. Ihre Familie ist eine ganz besondere, aber das weiß sie. Sie sind anders. Dene liebt es zu fotografieren und Orvil traut sich endlich an den Tanz seiner Vorfahren heran. Das „Powwow“ in Oakland wird sie wieder alle vereinen, denn es ist ihre Tradition. Aber leider wird auch der dunkle Toni dort zugegen sein....Toni mit den dunklen Absichten...keine gute Voraussetzung für so ein Fest.
Ja, es gibt sie wirklich, die Native Americans. Viele sprechen nicht von ihnen, andere haben sie aus den eigenen Vorstellungen gestrichen, andere respektieren sie, andere dulden sie - kein einfaches Leben also. Autor Tommy Orange hat sich in diesem Roman diesem Volk verschrieben und hat mit seinen Protagonisten einen bedeuteten Roman verfasst. Seine Figuren sind laut und schrill, leise und schüchtern, bunt und schwarz-weiß und genauso ist die gesamte Geschichte - kurz: einfach nur aufwühlend und das Wichtigste dazu, sie sind real. Sein Schreibstil ist recht eigen und man muss schon etwas Lust mitbringen und sich auf ihn einlassen. Hat man das ein Mal getan, eröffnet sich eine sehr bewegende und riskante Story die einen fesselt bis zum Schluss. Wie bereits erwähnt, sind seine Protagonisten etwas besonderes: sie sind die „Ureinwohner“ die den Fleck, hier Oakland, in dem die Geschichte spielt, zu dem Land gemacht haben...hier geht es um Ahnen, Tradition, Wut, Gerechtigkeit, ein verhasstes Menschenbild und die Sichtweise aus allen Seiten. „Dort dort“....es gibt kein dort?! Oder doch? Wo ist es? Für wem, für was? Wem gehört es?
Ein sehr spannender und an manchen Stellen harter Roman mit einer besonderen Seite. Ich mochte Oranges Schreibstil sehr und bereue keine Leseminute! 4 von 5 Sterne dafür!
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