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SPIEGEL-Bestseller - Die Wiederentdeckung eines Klassikers der deutschsprachigen Literatur.In einer Truhe fand Günter Kunert ein Manuskript, das er vor fast fünfundvierzig Jahren geschrieben hatte - einen Roman, so frech, brisant und »politisch unmöglich«, dass Kunert, der damals noch in der DDR lebte, ihn gar nicht erst einem Verlag vorlegte. »Absolut undruckbar«, wusste er und vergrub das Manuskript so tief in seinem Archiv, dass er selbst es vollkommen vergaß und nur zufällig wiederfand.Der männliche Protagonist sucht nach einem Geschenk zum vierzigsten Geburtstag seiner Frau; die...
SPIEGEL-Bestseller - Die Wiederentdeckung eines Klassikers der deutschsprachigen Literatur.
In einer Truhe fand Günter Kunert ein Manuskript, das er vor fast fünfundvierzig Jahren geschrieben hatte - einen Roman, so frech, brisant und »politisch unmöglich«, dass Kunert, der damals noch in der DDR lebte, ihn gar nicht erst einem Verlag vorlegte. »Absolut undruckbar«, wusste er und vergrub das Manuskript so tief in seinem Archiv, dass er selbst es vollkommen vergaß und nur zufällig wiederfand.
Der männliche Protagonist sucht nach einem Geschenk zum vierzigsten Geburtstag seiner Frau; die Auswahl in den Geschäften ist ebenso entmutigend wie seine Einfallslosigkeit, schließlich tauscht er Mark der DDR in Westgeld, um im Intershop einzukaufen, und macht dort unbedachte Bemerkungen. So nimmt eine Tragikomödie um Montaigne, Missverständnisse und Stasi-Tumbheit ihren Lauf.
In einer Truhe fand Günter Kunert ein Manuskript, das er vor fast fünfundvierzig Jahren geschrieben hatte - einen Roman, so frech, brisant und »politisch unmöglich«, dass Kunert, der damals noch in der DDR lebte, ihn gar nicht erst einem Verlag vorlegte. »Absolut undruckbar«, wusste er und vergrub das Manuskript so tief in seinem Archiv, dass er selbst es vollkommen vergaß und nur zufällig wiederfand.
Der männliche Protagonist sucht nach einem Geschenk zum vierzigsten Geburtstag seiner Frau; die Auswahl in den Geschäften ist ebenso entmutigend wie seine Einfallslosigkeit, schließlich tauscht er Mark der DDR in Westgeld, um im Intershop einzukaufen, und macht dort unbedachte Bemerkungen. So nimmt eine Tragikomödie um Montaigne, Missverständnisse und Stasi-Tumbheit ihren Lauf.
Günter Kunert, (1929-2019) reiste 1979 aus der DDR in die Bundesrepublik aus und lebte bis zu seinem Tod in Itzehoe. Für sein außerordentlich vielfältiges und umfangreiches Werk - Gedichte, Essays, Reisebücher, ein Roman, Erzählungen, Kinderbücher, Theaterstücke, Filmdrehbücher - wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Von 2005 bis 2018 war er Präsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland.
Produktdetails
- btb 77006
- Verlag: btb
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 12. Juli 2021
- Deutsch
- Abmessung: 185mm x 118mm x 18mm
- Gewicht: 195g
- ISBN-13: 9783442770069
- ISBN-10: 3442770068
- Artikelnr.: 59135157
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Preis dem Romancier
Vor mehr als vierzig Jahren verfasste Günter Kunert, damals noch in der DDR lebend, das Manuskript zu "Die zweite Frau". Jetzt wird es endlich veröffentlicht.
Ich wurde früh zu einem Sympathisanten, Anhänger, Mitläufer, Interessenten, Freund und Süchtigen der Archäologie gemacht", verrät Günter Kunert in seinen 2018 unter dem Titel "Ohne Umkehr" veröffentlichten Aufzeichnungen aus den letzten Jahren. "Dadurch, dass ich als Kind die Zerstörung meiner Umwelt und das Verschwinden meiner Verwandten erleiden musste, suchte ich in allen Relikten und Rudimenten meiner Vergangenheit."
Der Autor als Archäologe gräbt selbstverständlich von Zeit zu Zeit auch seinen Keller um, und so entdeckte
Vor mehr als vierzig Jahren verfasste Günter Kunert, damals noch in der DDR lebend, das Manuskript zu "Die zweite Frau". Jetzt wird es endlich veröffentlicht.
Ich wurde früh zu einem Sympathisanten, Anhänger, Mitläufer, Interessenten, Freund und Süchtigen der Archäologie gemacht", verrät Günter Kunert in seinen 2018 unter dem Titel "Ohne Umkehr" veröffentlichten Aufzeichnungen aus den letzten Jahren. "Dadurch, dass ich als Kind die Zerstörung meiner Umwelt und das Verschwinden meiner Verwandten erleiden musste, suchte ich in allen Relikten und Rudimenten meiner Vergangenheit."
Der Autor als Archäologe gräbt selbstverständlich von Zeit zu Zeit auch seinen Keller um, und so entdeckte
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Kunert vor ein paar Jahren ein Romanmanuskript wieder, das er 1974/75 geschrieben hatte und dessen Protagonist ein Archäologe ist. Das Skript verschwand damals sofort in der Schublade, weil sein Autor in der DDR nicht die geringste Chance auf Veröffentlichung sah. Man muss nur die Eingangsszene lesen, einen Albtraum, in dem der Protagonist Barthold in London Walter Ulbricht begegnet, um diese Einschätzung zu teilen. Der erste Staatsratsvorsitzende war zwar damals schon geschasst und durch Erich Honecker abgelöst, aber als literarische Schreckens- oder Witzfigur nicht zugelassen.
Barthold, verheiratet mit Margarete Helene (in deren Namen sich Fausts Gretchen mit der schönen Helena vermählt), sucht ein Geschenk für deren vierzigsten Geburtstag. In der DDR ist das schon damals, anderthalb Jahrzehnte vor ihrem wirtschaftlichen Ruin, weniger eine Frage des Geldes als des nicht vorhandenen Angebots. Barthold aber muss auf jeden Fall etwas Besonderes finden, um seine Frau milde zu stimmen, hat diese doch einen Büstenhalter gefunden, der zweifelsfrei nicht ihr gehört: das Ganze beim Abreißen eines alten Schuppens, auch einer Form der Archäologie. Diese Form bringt später auch noch vergrabene Knochen ans Licht und eine alte Postkarte von einer gewissen Elfi, und aus beiden reimt sich Margarete Helene die Vorstellung zusammen, ihr Mann könne weit vor ihrer Zeit einen Mord begangen haben.
Dieser, wegen vegetativer Dystonie krankgeschrieben, tröstet sich über den Zustand seines Landes wie der Welt mit der Lektüre von Montaigne. Als ihm die rettende Möglichkeit eröffnet wird, an Westgeld zu kommen und in der magischen Welt des Intershops einkaufen zu können, unterhält er sich mit dem dort hinter ihm wartenden Mann und zitiert fleißig aus den "Essais".
Nicht der Einkauf im Intershop, nicht das Westgeld ist es, das die Staatssicherheit auf den Plan ruft, sondern Bartholds offensichtlicher Kontakt zu einem Ausländer, einem gewissen "Mohnteine". Barthold will erst laut lachen, aber "Besserwissen führt bestenfalls zu nichts, schlimmstenfalls zu negativen Auswirkungen. Der Andere führte aus, der Ausländer, wohl Franzose, wie?, habe keine positive Einstellung erkennen lassen, wie aus Bartholds Reden zu entnehmen sei, doch ginge es in der Hauptsache darum, dass er, Barthold, doch ganz genau wisse, dass jede Bekanntschaft mit Ausländern für ihn meldepflichtig sei." Barthold will dem Abgesandten der Stasi - "Sie können mich Müller nennen" - seinen Band Montaigne zeigen, der immer auf seinem Nachttisch liegt, aber seine Frau hat ihn am Tag zuvor weggeschmissen, eifersüchtig nicht nur auf die ominöse Elfi, sondern seit langem auch schon auf das Lieblingsbuch, ja den unverzichtbaren Lebensbegleiter ihres Mannes. Barthold kann sich nicht entlasten, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Wie, das soll nicht verraten werden.
Kunerts Roman, sowohl aus der Perspektive Bartholds als auch aus der seiner Frau erzählt, ist eine derbe Komödie mit todernstem Hintergrund. Er verrät eine bei diesem Autor überraschende Lust am Erzählen und hat, im Gegensatz zu den Verhältnissen, die er schildert, keinen Grünspan angesetzt. Der Lust am Erzählen gesellt sich die an der Reflexion bei, vertreten hier durch Montaigne und vermittelt durch Barthold. Dass eben diese Lust an der Reflexion dem Helden zum Verhängnis wird, liegt an der Gegenseite. Bekanntlich war die Stasi so gut wie allwissend und doch zugleich stockdoof: eine überaus gefährliche Mischung.
Spannend ist nun die Frage, welchen Stellenwert die Arbeit an diesem Roman im Werk eines Autors hatte, der sich bewusst war, dass er diese Geschichte in der DDR niemals würde veröffentlichen können. Geschrieben Mitte der siebziger Jahre und ein gutes Jahr vor der Ausbürgerung Wolf Biermanns, gegen die Kunert dann als einer der ersten protestiert hat, hatte das Manuskript wohl vor allem die Funktion einer Selbstverständigung und Standortbestimmung. Kunert, der reisen durfte und schon damals mehr von der Welt gesehen hatte als die meisten seiner Mitbürger, hatte aus diesem Grund sicher einen schärferen Blick für die grotesken Verhältnisse im eigenen Land, das er dann konsequenterweise auch wenige Jahre danach verlassen hat. Wer als vierzehn-, fünfzehnjähriger sogenannter Halbjude im Nazireich überlebt und die Bombennächte von Berlin miterlebt hatte und danach den Umschlag der frühen sozialistischen Hoffnungen in deren vom Mangel gesteuerte Perversion, der war spätestens in der DDR der Mittsiebziger gegen alle Versuchungen gefeit, Weltgeschichte als Heilsgeschehen misszuverstehen, in welcher Form auch immer. Die Groteske, die Kunert damals für die Schublade schrieb - und später dann für den Keller, aus dem sie nun unverhofft aufgetaucht ist -, lässt sich durchaus als der erzählerische Befreiungsschlag lesen, der seinen Autor ein für alle Male von eventuell noch schwelenden Illusionen erlöste.
Seitdem, so können wir dem weiteren Werk des Lyrikers und Essayisten Günter Kunert, der heute neunzig Jahre alt wird, entnehmen, "ist mein Interesse am Fiktionalen erloschen. Die Realität hat alle Fantasie übertroffen und aus dem Feld geschlagen." So heißt es in "Ohne Umkehr", den Aufzeichnungen aus den letzten Jahren. Dennoch hält Kunert an der Schrift fest, möglichst Tag für Tag, "um sich schreibend bei Bewusstsein zu halten, um der allgemeinen Lethargie zu entgehen . . . Es gilt, das eigene Bewusstsein nicht in die billige Akzeptanz des Bestehenden absinken zu lassen." Mit Altersmilde hat das herzlich wenig zu tun. Man darf ihm deshalb wünschen, dass dieser Kampf gegen Bewusstseinstrübung und für skeptische Klarsicht, für die Montaigne gewiss der angemessene Ahne und Schirmherr ist, noch lange anhält. Uns als seinen Lesern käme das jedenfalls zugute.
JOCHEN SCHIMMANG
Günter Kunert: "Die zweite Frau". Roman.
Wallstein Verlag, Göttingen 2019. 204 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Barthold, verheiratet mit Margarete Helene (in deren Namen sich Fausts Gretchen mit der schönen Helena vermählt), sucht ein Geschenk für deren vierzigsten Geburtstag. In der DDR ist das schon damals, anderthalb Jahrzehnte vor ihrem wirtschaftlichen Ruin, weniger eine Frage des Geldes als des nicht vorhandenen Angebots. Barthold aber muss auf jeden Fall etwas Besonderes finden, um seine Frau milde zu stimmen, hat diese doch einen Büstenhalter gefunden, der zweifelsfrei nicht ihr gehört: das Ganze beim Abreißen eines alten Schuppens, auch einer Form der Archäologie. Diese Form bringt später auch noch vergrabene Knochen ans Licht und eine alte Postkarte von einer gewissen Elfi, und aus beiden reimt sich Margarete Helene die Vorstellung zusammen, ihr Mann könne weit vor ihrer Zeit einen Mord begangen haben.
Dieser, wegen vegetativer Dystonie krankgeschrieben, tröstet sich über den Zustand seines Landes wie der Welt mit der Lektüre von Montaigne. Als ihm die rettende Möglichkeit eröffnet wird, an Westgeld zu kommen und in der magischen Welt des Intershops einkaufen zu können, unterhält er sich mit dem dort hinter ihm wartenden Mann und zitiert fleißig aus den "Essais".
Nicht der Einkauf im Intershop, nicht das Westgeld ist es, das die Staatssicherheit auf den Plan ruft, sondern Bartholds offensichtlicher Kontakt zu einem Ausländer, einem gewissen "Mohnteine". Barthold will erst laut lachen, aber "Besserwissen führt bestenfalls zu nichts, schlimmstenfalls zu negativen Auswirkungen. Der Andere führte aus, der Ausländer, wohl Franzose, wie?, habe keine positive Einstellung erkennen lassen, wie aus Bartholds Reden zu entnehmen sei, doch ginge es in der Hauptsache darum, dass er, Barthold, doch ganz genau wisse, dass jede Bekanntschaft mit Ausländern für ihn meldepflichtig sei." Barthold will dem Abgesandten der Stasi - "Sie können mich Müller nennen" - seinen Band Montaigne zeigen, der immer auf seinem Nachttisch liegt, aber seine Frau hat ihn am Tag zuvor weggeschmissen, eifersüchtig nicht nur auf die ominöse Elfi, sondern seit langem auch schon auf das Lieblingsbuch, ja den unverzichtbaren Lebensbegleiter ihres Mannes. Barthold kann sich nicht entlasten, und die Dinge nehmen ihren Lauf. Wie, das soll nicht verraten werden.
Kunerts Roman, sowohl aus der Perspektive Bartholds als auch aus der seiner Frau erzählt, ist eine derbe Komödie mit todernstem Hintergrund. Er verrät eine bei diesem Autor überraschende Lust am Erzählen und hat, im Gegensatz zu den Verhältnissen, die er schildert, keinen Grünspan angesetzt. Der Lust am Erzählen gesellt sich die an der Reflexion bei, vertreten hier durch Montaigne und vermittelt durch Barthold. Dass eben diese Lust an der Reflexion dem Helden zum Verhängnis wird, liegt an der Gegenseite. Bekanntlich war die Stasi so gut wie allwissend und doch zugleich stockdoof: eine überaus gefährliche Mischung.
Spannend ist nun die Frage, welchen Stellenwert die Arbeit an diesem Roman im Werk eines Autors hatte, der sich bewusst war, dass er diese Geschichte in der DDR niemals würde veröffentlichen können. Geschrieben Mitte der siebziger Jahre und ein gutes Jahr vor der Ausbürgerung Wolf Biermanns, gegen die Kunert dann als einer der ersten protestiert hat, hatte das Manuskript wohl vor allem die Funktion einer Selbstverständigung und Standortbestimmung. Kunert, der reisen durfte und schon damals mehr von der Welt gesehen hatte als die meisten seiner Mitbürger, hatte aus diesem Grund sicher einen schärferen Blick für die grotesken Verhältnisse im eigenen Land, das er dann konsequenterweise auch wenige Jahre danach verlassen hat. Wer als vierzehn-, fünfzehnjähriger sogenannter Halbjude im Nazireich überlebt und die Bombennächte von Berlin miterlebt hatte und danach den Umschlag der frühen sozialistischen Hoffnungen in deren vom Mangel gesteuerte Perversion, der war spätestens in der DDR der Mittsiebziger gegen alle Versuchungen gefeit, Weltgeschichte als Heilsgeschehen misszuverstehen, in welcher Form auch immer. Die Groteske, die Kunert damals für die Schublade schrieb - und später dann für den Keller, aus dem sie nun unverhofft aufgetaucht ist -, lässt sich durchaus als der erzählerische Befreiungsschlag lesen, der seinen Autor ein für alle Male von eventuell noch schwelenden Illusionen erlöste.
Seitdem, so können wir dem weiteren Werk des Lyrikers und Essayisten Günter Kunert, der heute neunzig Jahre alt wird, entnehmen, "ist mein Interesse am Fiktionalen erloschen. Die Realität hat alle Fantasie übertroffen und aus dem Feld geschlagen." So heißt es in "Ohne Umkehr", den Aufzeichnungen aus den letzten Jahren. Dennoch hält Kunert an der Schrift fest, möglichst Tag für Tag, "um sich schreibend bei Bewusstsein zu halten, um der allgemeinen Lethargie zu entgehen . . . Es gilt, das eigene Bewusstsein nicht in die billige Akzeptanz des Bestehenden absinken zu lassen." Mit Altersmilde hat das herzlich wenig zu tun. Man darf ihm deshalb wünschen, dass dieser Kampf gegen Bewusstseinstrübung und für skeptische Klarsicht, für die Montaigne gewiss der angemessene Ahne und Schirmherr ist, noch lange anhält. Uns als seinen Lesern käme das jedenfalls zugute.
JOCHEN SCHIMMANG
Günter Kunert: "Die zweite Frau". Roman.
Wallstein Verlag, Göttingen 2019. 204 S., geb., 20,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Die Geschichte hinter Günter Kunerts neuem alten Roman wirkt ausgedachter als der Roman selbst, findet Rezensentin Elke Schlinsog. 1974/75 hat Kunert ein Buch über das Leben in der DDR geschrieben, über den Mangel, die Langeweile, die Tristheit, über das ständige Misstrauen, das Abwarten. Veröffentlicht hat er ihn jedoch nie, lesen wir. Wusste er doch, dass ein so brisanter, ein so ungehörig kritischer, und hochgradig ironischer Text niemals publiziert werden würde. Glücklicherweise, so die Rezensenten, hat er ihn nun wieder gefunden und beschlossen, dass es jetzt an der Zeit ist. Der Leser wird ihm danken, denn "Die zweite Frau" ist unterhaltsam, spannend, witzig, ehrlich, er eckt an und lässt den Leser so die ganz authentische DDR (wieder-)erleben, so Schlinsog. Ganz besonders schätzt die Rezensentin diesen kecken, humorvollen Ton, in dem Kunert auch die schmerzhaften und gefährlichen Seiten des Lebens schildert. Ein abenteuerlicher Kurztrip durch das eine Deutschland in den Siebzigern, meint die Rezensentin, und: Unbedingt lesen!
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ich habe schon lange keinen deutschsprachigen Roman gelesen, der mich so amüsiert hat.« (Gert Scobel, 3sat Buchzeit, 17.03.2019) »Einfach ein tolles Buch!« (Barbara Vinken, 3sat Buchzeit, 17.03.2019) »Der Autor ist ein Feuerwerk an Ideen.« (Sandra Kegel, 3sat Buchzeit, 17.03.2019) »Als er kürzlich aufräumte - ein Glück, dass er's tat -, fand er das längt vergessene Machwerk und fand es gar nicht schlecht. Mit Recht.« (Ulrich Greiner, Die ZEIT, 07.03.2019) »Der Lust am Erzählen gesellt sich die an der Reflexion bei.« (Jochen Schimmang, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2019) »Eines zeichnet auch 'Die zweite Frau' (...) wieder aus, etwas, das Kunerts Sonderstatus innerhalb der DDR-Literatur hervorhebt. Und das ist Witz« (Tilman Krause,
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Die literarischen Welt, 02.03.2019) »Wir können nun dem Autor nicht nur zum neunzigsten Geburtstag, sondern auch zu diesem Fund gratulieren« (Helmut Böttiger, Süddeutsche Zeitung, 06.03.2019) »Dieser wunderbare, wiederentdeckte Roman hat nach 45 Jahren Schublade nichts von seinem brillanten Humor verloren.« (Romy Gehrke, MDR Thüringen Journal, 05.03.2019) »ein tollkühner Roman über die DDR« (Tim Evers, 3sat Kulturzeit, 06.03.2019) »ein sprachlich total faszinierendes Buch - elegant, geschmeidig, witzig« (Kirsten Voigt, SWR2 Lesenswert, 05.02.2019) »Ein unverhofftes Geschenk dieses glänzenden Autors an die Leser.« (Stefan Dosch, Augsburger Allgemeine, 06.03.2019) »Es ist grotesk, es ist bitter und es ist vertraut. (...) Und zeitgemäß ist es auch.« (Janina Fleischer, Leipziger Volkszeitung, 05.02.2019) »Das in der Truhe verwahrte Manuskript erweist sich als ein kunstvoll gebauter Roman, frei von Verletzungen, die ein Zahn der Zeit hineingeknabbert hätte.« (Cornelia Geißler, Berliner Zeitung, 06.02.2019) »Das lässt sich anschauen wie ein alter, gutgemachter Film. Und wie Hitchcock in seinen Filmen, huscht auch Kunert durchs Bild.« (Jürgen Verdofsky, Frankfurter Rundschau, 06.03.2019) »Auch nach gut vierzig Jahren unfreiwilliger Ruhezeit hat dieser kriminalistisch-politische Liebesroman nichts an Brisanz verloren und lässt das satirische Talent seines Verfassers aufs Prächtigste schillern.« (Katrin Hillgruber, Deutschlandfunk Büchermarkt »Buch der Woche«, 03.03.2019) »gewitzt und unterhaltsam« (Christian Eger, Mitteldeutsche Zeitung, 13.02.2019) »ein funkelndes Stück Literatur« (Elke Schlinsog, Deutschlandfunk Kultur »Buchkritik«, 14.02.2019) »ein starkes Buch, wirklich komisch. (...) sehr, sehr böse und bissig geschrieben« (Sigrid Hoff, rbb Kulturradio, 15.02.2019) »Dieses Fundstück erweist sich als ein Kunert'sches Goldstück; ironisch, skeptisch, humorvoll, geistreich« (Michael Wüstefeld, Sächsische Zeitung, 22.02.2019) »Unbedingt lesenswert« (Torsten Unger, MDR Kultur, 03.03.2019) »Ein vergnügliches Stück Literatur, das uns in einen verblichenen Staat zurückbringt.« (Reinhard Düsterhöft, Märker Zeitung, 20.03.2019) »eine glasklare Gesellschaftsanalyse« (Katrin Wenzel, MDR Kultur, 02.03.2019) »eine wortmächtige Tragikomödie über ein untergegangenes Land« (Grit Warnat, Volksstimme, 05.03.2019) »ein bezaubernder Roman, voller Fabulierkunst« (Welf Grombacher, Rheinische Post, 05.03.2019) »Dieser Roman ist ein intensives Zeitzeugnis der vergangenen DDR-Realität gleich auf mehreren Ebenen.« (Matthias Hoenig, dpa, 12.02.2019) »Damit kann man bestehen, vor sich selber und vor der Lesewelt dieser schwierigen Zeitabläufe« (Klaus Walther, Lesart 1/19, Frühjahr 2019) »Für die Kunert-Gemeinde ist dies (...) ein Leckerbissen.« (Stefan Berkholz, SR 2 KulturRadio, 06.02.2019) »frech und witzig, entlarvend und zugleich eine Warnung vor einer Verdunklung der Vernunft« (Wolf Scheller, Jüdische Allgemeine, 21.03.2019) »funkelnd und frisch« (Badische Neueste Nachrichten, 24.03.2019) »Nun erschien dieses Stück bester kafkaesker Komik - verspätet, aber nicht vergilbt.« (Hans-Dieter Schütt, neues deutschland, März 2019) »ein überaus gelungenes Werk, das den Autor als scharfen Beobachter des tristen DDR-Alltags zeigt.« (Kevin Zdiara, Allgemeine Zeitung, 31.05.2019) »Eine atemlos-wortgewaltige, satirische Tragikomödie, ein Liebesroman, ein Zeitbild der frühen 1970er-DDR-Jahre.« (F.F. dabei, 25.05.2019) »ein Roman aus der DDR, der rundheraus lustig ist, respektlos, unterhaltsam, glänzend geschrieben« (Walter Klier, Wiener Zeitung, 31.08./01.09.2019)
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Gebundenes Buch
Wo Realität die Fantasie übertrifft
Der dieser Tage neunzig Jahre alt gewordene Schriftsteller Günter Kunert hat ein vielseitiges Werk geschaffen. Die schier endlose Liste allein seiner über 150 Buchveröffentlichungen endet aktuell mit einem Roman, dessen Manuskript er …
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Wo Realität die Fantasie übertrifft
Der dieser Tage neunzig Jahre alt gewordene Schriftsteller Günter Kunert hat ein vielseitiges Werk geschaffen. Die schier endlose Liste allein seiner über 150 Buchveröffentlichungen endet aktuell mit einem Roman, dessen Manuskript er vor kurzem zufällig wiederentdeckt habe und der nun erstmalig unter dem Titel «Die zweite Frau» erschienen ist. Mit fast 45 Jahren Verspätung, in seiner Lebensmitte also - aus heutiger Sicht. Denn an eine Veröffentlichung war damals nicht zu denken, der satirische Roman nimmt nämlich mit beißender Ironie die DDR auf die Schippe, den ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden, sichtbarer Beweis für die Überlegenheit des real existierenden Sozialismus. Keine Angst, es geht nicht um trockene Dialektik in diesem Band, den übrigens eine Zeichnung von Hand des Autors ziert, denn bereits sein Titel deutet stimmig eine andere Thematik an: Die zweite Frau hat Probleme mit der ersten.
Margarete Helene, Faustsches Gretchen und schöne Helena zugleich, die wenige Tage vor ihrem 40ten Geburtstag steht, findet beim Abriss eines Schuppens in ihrem Garten einen halb verrotteten Büstenhalter, - mit beeindruckender Körbchengröße. Barthold, ihr Mann, der im Liegestuhl döst und aus einem wüsten Traum mit Walter Ulbricht erwacht, kann die misstrauische Frage seiner Liebsten nach der vormaligen Trägerin des BHs nicht beantworten, der Schuppen stehe ja schon seit Jahrzehnten. Anders als seine tatkräftige Frau ist Barthold ein introvertierter Archäologe, elf Jahre älter als seine Frau, die beiden leben in einem bescheidenen Häuschen und sind glücklich miteinander, beide wissen sehr genau, was sie aneinander haben. Während Margarete Helene nun eifersüchtig weiter nach der Besitzerin des BHs forscht, eine vergilbte Postkarte von einer gewissen Elfi findet und eine erste Ehe vermutet, die er ihr verschwiegen habe, macht sich ihr Ehegespons auf die schwierige Suche nach einem passenden Geschenk für sie. Und landet schließlich angesichts deprimierend leerer Regale im Intershop, wo er mit illegal beschafftem Westgeld einen Goldring mit Rubin ersteht. In der langen Warteschlange dort kommt er mit einem Mann ins Gespräch, zitiert dabei Montaigne und erklärt auf Nachfrage, es handele sich um die Worte eines Franzosen. Derweil findet seine Holde im Erdreich unter dem Schuppen Knochen, die menschlich sein könnten, - sofort denkt sie an Elfi. Das Ganze gerät vollends zu Farce, als tags darauf ein tumber Stasi-Mitarbeiter auftaucht und gottlob nicht nach den vermeintlichen Knochen von Elfi fragt, sondern von Barthold Auskünfte über diesen Franzosen namens «Mohnteine» haben will, Kontakte ins feindliche Ausland seien ja schließlich meldepflichtig.
Der systemkritische Autor spricht Klartext, er rechnet in seinem derben Roman geradezu zynisch mit dem Staat ab, in dem er damals lebte. Seine scharfe Kritik ist jedoch nicht nur umwerfend witzig in eine wohldurchdachte, peinlich entlarvende Handlung verpackt, sie wird auch in zum Brüllen komischen Satzgebilden und Wortschöpfungen erzählt, die besonders in den Dialogen geradezu funkeln. Der Leser kommt aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus, vor allem dann nicht, wenn ihm das Zeitkolorit einigermaßen vertraut ist. Nebenbei lässt Günter Kunert in seinem, damals todsicher als staatszersetzend angesehenen und in Ost und West gleichermaßen undruckbaren Roman seiner überquellenden Lust am Reflektieren freien Lauf, - wobei ihm Michel de Montaigne stets hilfreich zur Seite steht.
Diese Trouvaille, die man nun so schenkelklopfend liest, ist sicherlich keine große Literatur, aber eine herrliche Persiflage mit hohem Unterhaltungswert. Es ist außerdem, das sei besonders den DDR-Nostalgikern ins Stammbuch geschrieben, auch das beklemmende Zeugnis einer menschenverachtenden Diktatur. Also etwas, das der Autor sich damals wohl von der Seele schreiben musste, denn die Realität, sagt er altersweise, übertrifft die Fantasie bei weitem.
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Gebundenes Buch
Absatzlose Stasi-Geschichte
Für die Behauptung, dass dieses Buch als Manuskript 44 Jahre auf dem Dachboden gelegen hat, gibt es keinen Stern. Komisch auch, dass er 1979 nach Norddeutschland zog und trotzdem diesen Roman vergessen hat.
Wie dem auch sei, die Handlung wäre eigentlich …
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Absatzlose Stasi-Geschichte
Für die Behauptung, dass dieses Buch als Manuskript 44 Jahre auf dem Dachboden gelegen hat, gibt es keinen Stern. Komisch auch, dass er 1979 nach Norddeutschland zog und trotzdem diesen Roman vergessen hat.
Wie dem auch sei, die Handlung wäre eigentlich spannend. Barthold will seiner Frau Margerete Helene eine Ring zum 40. Geburtstag aus dem Intershop schenken. Anstatt wegen Schwarztausch von Devisen wird er dann von der Stasi verfolgt, weil er im Laden von Montaigne gesprochen hat und deswegen angeblich Auslandskontakte hat. Dem Stasispitzel will er dessen Buch zeigen, aber seine Frau hat es weggeschmissen, weil sie im Garten einen Riesen-BH gefunden hat, der nicht von ihr sein kann. Bei Recherchen findet sie eine Postkarte von Elfi und glaubt an eine frühere Affäre. Das beichtet sie ihrem Mann. Was sie nicht beichtet, sind die Knochen, die sie ebenfalls im Garten gefunden hat und die sie ihrem Frauenarzt gibt, um zu überprüfen, ob es Knochen eines Menschen, also von Elfi, sind.
Ich fand das leider alles mühsam zu lesen, weil manchmal drei Seiten lang ohne Absatz geschrieben wird, nicht klar ist, wer was denkt, ob sich um eine Rückblende, um eine Traum oder um die Gegenwart handelt. So verlor ich auch die Lust am Witz und an der Erotik. 2 Sterne.
Zitate: Hauptsache, man ist gesund und die Frau hat Arbeit. (S.19)
Die Hälfte des Lebens / Wartet der Mensch vergebens! (S.22)
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