Joachim Meyerhoff
Gebundenes Buch
Die Zweisamkeit der Einzelgänger / Alle Toten fliegen hoch Bd.4
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Joachim Meyerhoff 'Die Zweisamkeit der Einzelgänger' - der Bestseller im attraktiven Geschenkbuchformat, das in jede Hand- und Hosentasche passt.Als stabil erfolgloser Schauspieler landet Joachim Meyerhoff in der tiefsten Provinz. Dort begegnet er Hanna, einer ehrgeizigen und blitzgescheiten Studentin. Es ist die erste große Liebe seines Lebens. Wenige Wochen später tritt Franka in Erscheinung, eine Tänzerin mit unwiderstehlichem Hang, die Nächte durchzufeiern. Und dann ist da auch noch Ilse, eine füllige Bäckersfrau, in deren Backstube er sich so glücklich fühlt wie sonst nirgends. D...
Joachim Meyerhoff 'Die Zweisamkeit der Einzelgänger' - der Bestseller im attraktiven Geschenkbuchformat, das in jede Hand- und Hosentasche passt.
Als stabil erfolgloser Schauspieler landet Joachim Meyerhoff in der tiefsten Provinz. Dort begegnet er Hanna, einer ehrgeizigen und blitzgescheiten Studentin. Es ist die erste große Liebe seines Lebens. Wenige Wochen später tritt Franka in Erscheinung, eine Tänzerin mit unwiderstehlichem Hang, die Nächte durchzufeiern. Und dann ist da auch noch Ilse, eine füllige Bäckersfrau, in deren Backstube er sich so glücklich fühlt wie sonst nirgends. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse ist physisch und logistisch kaum zu meistern. Kann das gut gehen? Die Antwort ist: nein.
Als stabil erfolgloser Schauspieler landet Joachim Meyerhoff in der tiefsten Provinz. Dort begegnet er Hanna, einer ehrgeizigen und blitzgescheiten Studentin. Es ist die erste große Liebe seines Lebens. Wenige Wochen später tritt Franka in Erscheinung, eine Tänzerin mit unwiderstehlichem Hang, die Nächte durchzufeiern. Und dann ist da auch noch Ilse, eine füllige Bäckersfrau, in deren Backstube er sich so glücklich fühlt wie sonst nirgends. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse ist physisch und logistisch kaum zu meistern. Kann das gut gehen? Die Antwort ist: nein.
Joachim Meyerhoff, geboren 1967 in Homburg/Saar, aufgewachsen in Schleswig, hat als Schauspieler an verschiedenen Theatern gespielt, unter anderem am Burgtheater in Wien, am Schauspielhaus in Hamburg, an der Berliner Schaubühne und den Münchner Kammerspielen. Dreimal wurde er für seine Arbeit zum Schauspieler des Jahres gewählt. 2011 begann er mit der Veröffentlichung seines mehrteiligen Zyklus 'Alle Toten fliegen hoch'. Seine Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2024 mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor.
Produktdetails
- Alle Toten fliegen hoch 4
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- Artikelnr. des Verlages: 4002400
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 560
- Erscheinungstermin: 7. April 2022
- Deutsch
- Abmessung: 143mm x 91mm x 26mm
- Gewicht: 257g
- ISBN-13: 9783462002812
- ISBN-10: 3462002813
- Artikelnr.: 62858168
Herstellerkennzeichnung
Kiepenheuer & Witsch GmbH
Bahnhofsvorplatz 1
50667 Köln
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Intensiv sein ist alles, auch in der Bäckerei nachts um halb eins
Und alle Toten fliegen hoch: "Die Zweisamkeit der Einzelgänger" bildet den Schlussakkord von Joachim Meyerhoffs autobiographischer Phantasie.
Von Sandra Kegel
Willst du dich umbringen?", bricht es aus Hanna heraus, als sie bei einer Premierenfeier wie ein Wirbelsturm ins Leben des Ich-Erzählers hereinbricht. "Ich bring mich jetzt um" wird Jahre später der letzte Satz sein, den er von ihr zu hören bekommt. Was dazwischen liegt, hochfliegende Dramatik und innigste Zweisamkeit zweier Ungleicher, peitschende Auseinandersetzungen und irrwitzige Versteckspiele zwischen Mann und Frau, Theater und Welt, Bielefeld und Dortmund - das ist kühne
Und alle Toten fliegen hoch: "Die Zweisamkeit der Einzelgänger" bildet den Schlussakkord von Joachim Meyerhoffs autobiographischer Phantasie.
Von Sandra Kegel
Willst du dich umbringen?", bricht es aus Hanna heraus, als sie bei einer Premierenfeier wie ein Wirbelsturm ins Leben des Ich-Erzählers hereinbricht. "Ich bring mich jetzt um" wird Jahre später der letzte Satz sein, den er von ihr zu hören bekommt. Was dazwischen liegt, hochfliegende Dramatik und innigste Zweisamkeit zweier Ungleicher, peitschende Auseinandersetzungen und irrwitzige Versteckspiele zwischen Mann und Frau, Theater und Welt, Bielefeld und Dortmund - das ist kühne
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Gefühlsakrobatik auf dem Hochseil.
Joachim Meyerhoff, der schreibende Schauspieler oder spielende Autor, in jedem Fall ein Verausgabungskünstler, dem es um Drastik geht, um Körperlichkeit, um Rhythmus auch, hat jetzt den letzten Band seines Erinnerungszyklus, der nach dem ersten Teil "Alle Toten fliegen hoch" heißt, geschrieben. Seit 2011 hat der heute Fünfzigjährige Buch für Buch als autobiographische Fiktion verschriftlicht, was ehedem mit einem Theaterabend begonnen hatte. Dass er ein Gespür für Situationen hat, macht den Reiz dieser Prosa aus. Es sind traurige, selbstironische, erschütternde und komische Bücher. Wobei der Witz immer schon das eigene Scheitern in sich birgt, und die Angst davor. Denn das Seil wird lebensbedrohlich, sobald es an Spannung verliert.
Auch in "Die Zweisamkeit der Einzelgänger" springt der Autor aufs Neue durch die Zeiten, um einzelne Momente zugleich ins Unermessliche zu dehnen. Wir begegnen noch einmal dem Ich-Erzähler als Kind. Wie er als Sohn des Direktors einer psychiatrischen Einrichtung unter Verrückten aufwuchs, während der Wahnsinn nicht selten auch im eigenen Zuhause tobte. Von den älteren Brüdern ist die Rede, von denen der eine, der traumatische Einschnitt im Leben dieser Familie, bei einem Unfall ums Leben kam.
Noch in "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" kreiste der Erzähler, damals Student in München, unaufhörlich um diesen Verlust bei gleichzeitiger Gier nach Leben. Umstellt von Todesgedanken, drängte es ihn zugleich fort, ins Leben oder das, was er dafür hielt, das Theater. Nun, im neuen Buch, findet er sich ebendort wieder. Doch hat ihn sein Weg nicht etwa an die Schaubühne nach Berlin geführt oder an sonst eine renommierte Bühne. Nach einem Gastspiel in Kassel ist er in Bielefeld gelandet.
Die mitunter bizarren Rituale eines Provinztheaters malt er zwar komisch, aber nicht denunziatorisch aus. Und immer richtet sich der Spott auch auf den Erzähler selbst, einen Starkstromschauspieler, der zusehends heißläuft, weil er auf der Bühne kein Ventil findet. Stattdessen wird ihm in einer Minirolle die Gesangseinlage gestrichen. Und von einem Jungregisseur mit Totenkopfring muss er sich als überforderter und zugleich unterforderter Tybalt sagen lassen: "Ik seh deinen Schmerz nich, Alter!"
Den Verlust beruflicher Ideale kompensiert der junge Schauspieler mit hemmungsloser Lust. Als Stürmer und Dränger stürzt er sich in immer neue Amouren, als hätte er sich das Lebensmotto Arthur Schnitzlers zu eigen gemacht: "Intensiv sein ist alles." Wie da Gefühle und Emotionen um jeden Preis gesteigert und zugleich Strategien ausgetüftelt werden, die eigene Erschöpfung aufzuhalten, durch Beschleunigung, Variation oder Tabletten, das kippt vom Komischen immer wieder ins Geisterhafte. "Du warst der Schlimmste", attestiert Hanna ihm nach einer Vorstellung: "Und wie du gestorben bist. Sie lachte los." Weil aber der Schauspieler, anders als ein Maler oder Musiker, immer mit seinem ganzen Sosein für seine Kunst herhalten muss, er sich von sich als Instrument nicht distanzieren kann, entfalten die Fliegenpilzworte erst ihre giftige Wirkung. Der Gedemütigte verharrt einerseits reglos und möchte andererseits wegrennen. Und entdeckt im höhnischen Gelächter des Gegenübers einen Gleichklang des eigenen Ichs.
Momente wie diesen, den sich Meyerhoff assoziativ erarbeitet, dreht er so lange durch die Gedankenmaschine, bis er in kleinste Gefühlseinheiten zerlegt ist. Das zeichnet dieses manische Erinnerungswerk aus. Es gibt andere Episoden, die allzu lapidar oder auf den Effekt getrimmt sind. Wenn es etwa gilt, die Frauen aneinander vorbei zu navigieren, damit der Betrug nicht auffliegt, ist das irgendwann redundant. Aber dann kommt Ilse, die Bäckerin aus der Nachbarschaft. Zu ihr schleicht sich der Erzähler nicht der Liebe wegen, sondern um mit ihr zu backen. Nacht für Nacht hantieren sie gemeinsam am Ofen. Als sie ihn aber eines Abends im Theater überraschen will und dort aufkreuzt, in zu grellem Kleid und zu blondem Haar, schämt er sich vor seinen Künstlerfreunden für sie und läuft davon. Auch das macht der Erzähler: den Leser zum Zeugen seiner peinlichen Arroganz.
Zentral in all diesen Büchern sind der Tod, das Sterben. Indem Meyerhoff erfindend rekonstruiert, versucht er Nähe zur Vergangenheit herzustellen. Am Ende ruft er, der Überlebende, alle noch einmal auf. Den Bruder, den Vater, die Großeltern. Er sitzt am Tisch und hämmert mit den Fingern so lange auf die Platte, bis es schmerzt. Dann wirft er die Arme hoch und ruft: "Alle Toten fliegen hoch." Vorhang.
Joachim Meyerhoff: "Die Zweisamkeit der Einzelgänger". Roman.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 416 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Joachim Meyerhoff, der schreibende Schauspieler oder spielende Autor, in jedem Fall ein Verausgabungskünstler, dem es um Drastik geht, um Körperlichkeit, um Rhythmus auch, hat jetzt den letzten Band seines Erinnerungszyklus, der nach dem ersten Teil "Alle Toten fliegen hoch" heißt, geschrieben. Seit 2011 hat der heute Fünfzigjährige Buch für Buch als autobiographische Fiktion verschriftlicht, was ehedem mit einem Theaterabend begonnen hatte. Dass er ein Gespür für Situationen hat, macht den Reiz dieser Prosa aus. Es sind traurige, selbstironische, erschütternde und komische Bücher. Wobei der Witz immer schon das eigene Scheitern in sich birgt, und die Angst davor. Denn das Seil wird lebensbedrohlich, sobald es an Spannung verliert.
Auch in "Die Zweisamkeit der Einzelgänger" springt der Autor aufs Neue durch die Zeiten, um einzelne Momente zugleich ins Unermessliche zu dehnen. Wir begegnen noch einmal dem Ich-Erzähler als Kind. Wie er als Sohn des Direktors einer psychiatrischen Einrichtung unter Verrückten aufwuchs, während der Wahnsinn nicht selten auch im eigenen Zuhause tobte. Von den älteren Brüdern ist die Rede, von denen der eine, der traumatische Einschnitt im Leben dieser Familie, bei einem Unfall ums Leben kam.
Noch in "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" kreiste der Erzähler, damals Student in München, unaufhörlich um diesen Verlust bei gleichzeitiger Gier nach Leben. Umstellt von Todesgedanken, drängte es ihn zugleich fort, ins Leben oder das, was er dafür hielt, das Theater. Nun, im neuen Buch, findet er sich ebendort wieder. Doch hat ihn sein Weg nicht etwa an die Schaubühne nach Berlin geführt oder an sonst eine renommierte Bühne. Nach einem Gastspiel in Kassel ist er in Bielefeld gelandet.
Die mitunter bizarren Rituale eines Provinztheaters malt er zwar komisch, aber nicht denunziatorisch aus. Und immer richtet sich der Spott auch auf den Erzähler selbst, einen Starkstromschauspieler, der zusehends heißläuft, weil er auf der Bühne kein Ventil findet. Stattdessen wird ihm in einer Minirolle die Gesangseinlage gestrichen. Und von einem Jungregisseur mit Totenkopfring muss er sich als überforderter und zugleich unterforderter Tybalt sagen lassen: "Ik seh deinen Schmerz nich, Alter!"
Den Verlust beruflicher Ideale kompensiert der junge Schauspieler mit hemmungsloser Lust. Als Stürmer und Dränger stürzt er sich in immer neue Amouren, als hätte er sich das Lebensmotto Arthur Schnitzlers zu eigen gemacht: "Intensiv sein ist alles." Wie da Gefühle und Emotionen um jeden Preis gesteigert und zugleich Strategien ausgetüftelt werden, die eigene Erschöpfung aufzuhalten, durch Beschleunigung, Variation oder Tabletten, das kippt vom Komischen immer wieder ins Geisterhafte. "Du warst der Schlimmste", attestiert Hanna ihm nach einer Vorstellung: "Und wie du gestorben bist. Sie lachte los." Weil aber der Schauspieler, anders als ein Maler oder Musiker, immer mit seinem ganzen Sosein für seine Kunst herhalten muss, er sich von sich als Instrument nicht distanzieren kann, entfalten die Fliegenpilzworte erst ihre giftige Wirkung. Der Gedemütigte verharrt einerseits reglos und möchte andererseits wegrennen. Und entdeckt im höhnischen Gelächter des Gegenübers einen Gleichklang des eigenen Ichs.
Momente wie diesen, den sich Meyerhoff assoziativ erarbeitet, dreht er so lange durch die Gedankenmaschine, bis er in kleinste Gefühlseinheiten zerlegt ist. Das zeichnet dieses manische Erinnerungswerk aus. Es gibt andere Episoden, die allzu lapidar oder auf den Effekt getrimmt sind. Wenn es etwa gilt, die Frauen aneinander vorbei zu navigieren, damit der Betrug nicht auffliegt, ist das irgendwann redundant. Aber dann kommt Ilse, die Bäckerin aus der Nachbarschaft. Zu ihr schleicht sich der Erzähler nicht der Liebe wegen, sondern um mit ihr zu backen. Nacht für Nacht hantieren sie gemeinsam am Ofen. Als sie ihn aber eines Abends im Theater überraschen will und dort aufkreuzt, in zu grellem Kleid und zu blondem Haar, schämt er sich vor seinen Künstlerfreunden für sie und läuft davon. Auch das macht der Erzähler: den Leser zum Zeugen seiner peinlichen Arroganz.
Zentral in all diesen Büchern sind der Tod, das Sterben. Indem Meyerhoff erfindend rekonstruiert, versucht er Nähe zur Vergangenheit herzustellen. Am Ende ruft er, der Überlebende, alle noch einmal auf. Den Bruder, den Vater, die Großeltern. Er sitzt am Tisch und hämmert mit den Fingern so lange auf die Platte, bis es schmerzt. Dann wirft er die Arme hoch und ruft: "Alle Toten fliegen hoch." Vorhang.
Joachim Meyerhoff: "Die Zweisamkeit der Einzelgänger". Roman.
Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2017. 416 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Besser noch als Knausgard, weil weniger "pathetisch" detailreich, erscheint Rezensentin Kristina Maidt-Zinke Joachim Meyerhoffs autobiografisches Buchprojekt, dessen vierter Band nun vorliegt. Einmal mehr lässt sich die Kritikerin von dem Beschreibungskünstler auf einen mit literarischen Erfindungen angereicherten Streifzug durch dessen Leben nehmen, das sie inzwischen in die neunziger Jahre und somit ans Stadttheater Bielefeld führt. Ebenso vergnügt wie gerührt erlebt die Rezensentin, wie Meyerhoff zwischen Dortmund und Bielefeld, Provinztheater und Aushilfsjob in der Bäckerei und vor allem zwischen der sensiblen Hannah, der sexsüchtigen Franka und der älteren, "resoluten" Bäckerin Ilse hin- und herpendelt, dabei Melancholie und "boulevardeske Komik" geschickt verknüpft und schließlich auch sein Hauptthema, die Erinnerung an die Toten, einflicht. Ein wunderbarer, "narrenhaft verkappter Bildungsroman", lobt sie.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Wie Meyerhoff uns Meyerhoff schildert, um ihm dabei zuzuschauen, wie andere ihn sehen beim Scheitern, [...] das ist so tief anrührend wie hochkomisch - eine rare Kombination in der Literatur.« Anne Haeming spiegel.de 20171110
Gebundenes Buch
Also die ersten 49 Seiten sind die Besten, die ich seit langem gelesen habe.
Aus zwei kreativen Geistern sprüh nur so der Witz der frischen Verliebtheit. „Judith? Was für ein Blödsinn, nie und nimmer heißt die Judith.“, so endet das dritte Kapitel.
Mir …
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Also die ersten 49 Seiten sind die Besten, die ich seit langem gelesen habe.
Aus zwei kreativen Geistern sprüh nur so der Witz der frischen Verliebtheit. „Judith? Was für ein Blödsinn, nie und nimmer heißt die Judith.“, so endet das dritte Kapitel.
Mir gefällt es auch sprachlich sehr: „Ich jedenfalls war äußerlich ein umarmtes Moment und innerlich ein Ameisenhaufen im Ausnahmezustand. Ich schloss meine Augen und wurde schlagartig schläfrig“ (S.34). Diese Alliterationen, diese Bilder.
Ja, auch ich habe die vorherigen Bände gelesen und selten so gelacht, auch wenn der Tod zum Leben dazu gehört. Hier auch, aber im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zu drei Frauen. Dass dies auch zu Probleme führt, wird vor allem im hinteren Teil beschrieben.
In den Kritiken lese ich, das mit den drei Frauen ginge nicht gut. Ansichtssache. Es geht insofern gut, als keine von Ihnen wirklich Verdacht schöpft. Solche Beziehungen halten natürlich nicht ewig, das ist ja klar.
Der Ich-Erzähler schimpft über sein Leben als Schauspieler. Immer wieder gibt es z.B. Rückblenden bevor ein Darsteller auf der Bühne stirbt, einfach abkratzen geht nicht. Und so wundert sich der Leser, dass Meyerhoff dennoch selbst Rückblenden einbaut, etwa die Elba-Geschichte, in der ich keinen anderen Sinn sehe, als dass sie seine Liebe zur Nacktheit erklären soll.
Da aber der Anfang 6 Sterne verdient hat, sind 5 Sterne für das ganze Buch vollkommen berechtigt.
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„Die Zweisamkeit der Einzelgänger“- das lang ersehnte 4. Buch von Joachim Meyerhoff!
Wer die ersten Bücher von ihm gelesen hat, der hat sich mit Sicherheit rechtzeitig den Erscheinungstag, den 9.November 2017, rot in seinen Kalender geschrieben und den Buchhändler …
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„Die Zweisamkeit der Einzelgänger“- das lang ersehnte 4. Buch von Joachim Meyerhoff!
Wer die ersten Bücher von ihm gelesen hat, der hat sich mit Sicherheit rechtzeitig den Erscheinungstag, den 9.November 2017, rot in seinen Kalender geschrieben und den Buchhändler gebeten, das Buch bitte, bitte zurückzulegen.
Entspricht es den ersehnten Erwartungen?
Ja, das tut es! Es ist wie bei der Ferrante-Trilogie: Mann-Frau macht es sich gemütlich, stellt Tee und Plätzchen bereit und den Anrufbeantworter an, schlägt die erste Seite auf … und liest… und liest.
Alles ist wieder präsent: Die Sprache. Der Witz. Die Dialoge. Die lautmalenden Charaktere und der zappelige Protagonist, der überall und nirgends ist.
Ob er nächtens hüllenlos bei Deichmann Schuhe anprobiert, die Fünf-Minuten-Terrine madig macht, sich mit Lakritzschnecken knotig verbandelt oder sich den von Zecken verseuchten Rücken absucht, man ist dabei und Komplize in der abgefahrenen Welt des Provinztheater-Mimen. Bielefeld und Dortmund sind Kulissen, die ihm -nicht- die Welt bedeuten, im Gegenteil.
Darf er das? Darf der Protagonist Namen und Orte und Zeiten verwenden, die wenig Schmeichelhaftes preisgeben? Könnte man nicht aufdecken, wer Hase und wer Intendant gewesen ist? Hat Meyerhoff mit Absicht tief in die Klamottenkiste gegriffen und sich in Rage fabuliert, Wahrheit und Fiktion verzwirbelt? Als Romanautor muss er das. Er nimmt wahrlich kein Blatt vor den eloquenten Mund und auch nicht vor Körperteile, die im Drama der Liebe wichtige Rollen spielen. Und darum geht es in diesem 4. Band: Liebe.
Der Solo-Auftritt als Pubertier mit Taucherbrille splitternackt am Strand von Elba, wo sich nackte Frauenkörper im Sand rekeln, ist zu komisch. Ebenso die „String- und Weihnachtskatastrophe“- zu witzig! Eine Ratte zu spielen und sich gleichzeitig vor sich selbst zu ekeln: schaurig-schön. Der Komödiant dreht auf und durch, der Leser kichert sich durch die Seiten.
Aber das ist nicht alles. Joachim, das Sensibelchen, will geliebt werden und sucht sie, die ultimative Beziehung. Eine reicht nicht aus, verschiedene Bedürfnisse können nur von verschiedenen Frauen angemessen befriedigt werden. Ob Hanna oder Franka oder Ilse, jede ist für Amor die Psyche. Das kann dauerhaft nicht gut gehen und verlangt dem Mann eine Menge Slapsticks ab.
Es ist ein Roman und doch fragt sich der amüsierte Leser, ob nicht mehr autobiografische Züge enthalten sind als vielleicht beabsichtigt. Meyerhoff zieht seinen Protagonisten aus. Er stülpt sein Innerstes nach außen, macht es für alle lesbar und zeigt ihn nackt und bloß und groß für alle sichtbar. Seine sprachwitzigen Dialoge übertünchen seine innere Zerrissenheit nur so lange, wie ein Gesprächspartner zugegen ist. Seine Einsamkeit holt ihn immer wieder ein. Ist er in einer Szene laut und chaotisch, wird er wieder leise und grüblerisch und hadert mit allem, vor allem mit sich selbst. Es gibt Seiten, die traurig und nachdenklich machen. Der Unfalltod seiner Jugendfreundin nimmt ihn dermaßen mit, dass er vollends seine Mitte verliert. Zu viele Menschen hat er verloren und die Toten bleiben gegenwärtig.
Diese Zweisamkeit der Einzelgänger ist ein brüllend komisches Buch und ein tieftrauriges.
Wann bitte kommt Band 5?
Möge Meyerhoff noch einmal in sich gehen. Hinterm Horizont ging´s doch weiter!?
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