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Uppsala 1909. Elisabet Gran - 25 Jahre alt, Dozentin der Literaturwissenschaft und einzige Frau an der Fakultät - geht mit ihrem Professor eine Wette ein. Gelingt es ihr, Lebenszeugnisse der Poetin Sophia Elisabeth Brenner (1659-1730), genannt die schwedische Sappho, aufzuspüren, liegt ihr die wissenschaftliche Welt zu Füßen. Bleibt Elisabet der Erfolg versagt, muß sie die Universitätskarriere an den Nagel hängen . . . Im Gewand eines Detektivromans präsentiert uns Carina Burman ein spannendes literarisches Abenteuer um drei couragierte Frauen und einen Geheimbund.

Produktbeschreibung
Uppsala 1909. Elisabet Gran - 25 Jahre alt, Dozentin der Literaturwissenschaft und einzige Frau an der Fakultät - geht mit ihrem Professor eine Wette ein. Gelingt es ihr, Lebenszeugnisse der Poetin Sophia Elisabeth Brenner (1659-1730), genannt die schwedische Sappho, aufzuspüren, liegt ihr die wissenschaftliche Welt zu Füßen. Bleibt Elisabet der Erfolg versagt, muß sie die Universitätskarriere an den Nagel hängen . . . Im Gewand eines Detektivromans präsentiert uns Carina Burman ein spannendes literarisches Abenteuer um drei couragierte Frauen und einen Geheimbund.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.07.1998

Allzeit eifrige Zikade
Carina Burmans Roman "Die zehnte Göttin des Gesangs"

Wer seinen Roman mit einem "Prolog im Himmel" beginnen läßt, muß sich seiner Tollheit zumindest halb bewußt sein. Was in solcher Höhe anhebt, sei es auch in parodierender Absicht, wird um so tiefer enttäuschen, wenn es auf eine Platitüde hinausläuft.

Carina Burman hat den Vorteil, daß sie einerseits als Literaturwissenschaftlerin auf beglaubigtem Bildungsparkett tanzen, andererseits mit schwedischer Nonchalance den deutschen Dichterfürsten als Schutzpatron herbeizitieren kann. Zwar ist es mit ihrem Prolog wie mit manchen barocken Opernouvertüren, in denen der Komponist schon so freigebig sein Pulver verschossen hat, daß der Rest des Werkes dagegen ein wenig verblaßt. Aber sie zeigt in diesem ironisch-märchenhaften Vorspiel, was ihr an Charme und erzählerischem Schwung zu Gebote steht, ohne dabei dem Leser Bedeutenderes zu avisieren als gehobene Kurzweil. Das nimmt nachhaltig für sie ein.

Allein die Schilderung des Büfetts, das Anno 1909 einen Kongreß der Schwedischen Literaturgesellschaft zu Uppsala krönt, rechtfertigt es schon, für dieses Buch ebensoviel Geld auszugeben wie für ein Abendessen. Wie hungrig lassen uns andere Schriftsteller oft zu Bett gehen! Hier wird zur wunderbaren Fettigkeit nordischer Fischvariationen eine augenzwinkernde Metaphorik mitgeliefert, so daß Sinnenreiz und Hintersinn sich auf das Angenehmste verbinden. Die daraus erblühende Heiterkeit trägt auch Leser, die sich für Stockholmer Barockpoetinnen eher weniger interessieren, durch die neun Kreise des Forschungsjournals der Literaturdozentin Elisabet Gran, die fünf Jahre vor dem Ersten Weltkrieg auszieht, um Lebensdokumente der "schwedischen Sappho" Sophia Elisabeth Brenner (1659 bis 1730) aufzuspüren.

Über diese Dame heißt es im "Nordischen Familienbuch" von 1905, daß sie "als erste Frau Schwedens öffentlich der Dichtkunst huldigte", was sie nicht davon abhielt, fünfzehn Kinder in die Welt zu setzen und sich auch sonst als "Prachtweib" notorisch zu machen. Dozentin Gran, von ihrer Erfinderin Carina Burman mit einer Mischung aus Sympathie und humorvoller Distanz porträtiert, ist die erste und einzige Frau an ihrer Fakultät, bleibt trotz gelegentlicher Ausschweifungen in standhafter Monogamie mit der Wissenschaft verheiratet und wirkt entschieden mehr blaustrümpfig als barock. Wer seinen "Faust" im Kopfe hat, kann in der emsigen Forscherin das mephistophelische Menschenbild entdecken: "Dieser Person haftet etwas Flüchtiges an, sie gleicht einer Zikade, die immer fliegt, fliegt und fliegend springt, allzeit eifrig, allzeit von neuen Aufgaben gefesselt."

Mit ihrem Professor, einer Art Gottvater-Karikatur, geht Fräulein Gran eine Wette ein: Findet sie die verschollenen Briefe der Dichterin Brenner, steht ihr eine glänzende Karriere bevor; mißlingt das Unternehmen, soll sie die Universitätslaufbahn aufgeben. Mit zwei Freundinnen bereist sie die schwedische Provinz und halb Europa, durchstöbert Archive und Bibliotheken, entziffert eine Geheimschrift und kommt dabei einem exklusiven Frauenbund des achtzehnten Jahrhunderts auf die Spur, der die Mondgöttin anbetete und sich friedensstiftend in Staatsaffären einmischte. In die Zeit dieser abenteuerlichen Recherchen fallen der Untergang der "Titanic", der Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die Russische Revolution, lauter Großereignisse, die Carina Burman mit leichter Hand in ihren Wissenschaftskrimi eingeflochten hat. Literarisch fruchtbarer sind die Flirts der Elisabet Gran mit einem schwedischen Studenten, dessen Name auf deutsch "Mondsohn" bedeutet, und mit einem vatikanischen Monsignore, der über "Augen wie ein unbeleuchtetes Schlafzimmer" verfügt.

In ein veritables Techtelmechtel stürzt sich die Heldin mit dem Fürsten Felix Felixowitsch Jussupow, in dessen Petersburger Residenz sie vorübergehend Zuflucht vor den Revolutionswirren findet. Hier, wo sich das Schicksal des Forschungsprojekts entscheidet, rutscht die Handlung, die bis dahin zwischen Historie und Fiktion fliegend springt, ein wenig ungraziös ins Phantastische ab.

Das Nachspiel im Wirtshaus "Luken zu den sieben Höllen" führt in die handfeste Geborgenheit der Universitätsstadt Uppsala zurück, wo freilich die Zeit der üppigen Büfetts vorüber ist und statt dessen ein Hallenser Gastdozent namens Schleppfuß bei qualmendem Kachelofen über Selma Lagerlöf referiert. Dieser Herr, der in seinem schwarzen Mantel einer Fledermaus ähnelt, tritt als akademischer Versucher an die Dozentin Gran heran, doch sie vermag jetzt den Verlockungen der Wissenschaft zu widerstehen. Der Mond, die Männer und Sophia Elisabeth Brenner, zu ihrer Zeit als "zehnte Sangesgöttin" gepriesen, haben aus der umtriebigen Zikade eine sanfte Melancholikerin gemacht.

Wenn sie sich nun noch auf das Verfassen anmutiger Unterhaltungsromane verlegte, würde unsere Vermutung bestätigt, daß sie das Alter ego ihrer jüngeren Kollegin Carina Burman ist. KRISTINA MAIDT-ZINKE

Carina Burman: "Die zehnte Göttin des Gesangs". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Gisela Kosubek. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1998. 432 S., geb., 46,- DM.

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