Franzen über Franzen: sein persönlichstes Buch
Jonathan Franzen hatte als Junge nicht nur vor Umkleideräumen und Quallen Angst. Zu Hause kam er sich wie Snoopy vor, der zwischen größeren Wesen einer anderen Spezies lebt. Wenigstens unter Gleichaltrigen wollte er dazugehören, also mied er auf einer Fahrt ins christliche Feriencamp den Bus des »sozialen Tods«. Von einer Österreicherin in irritierend kurzem Rock lernte er erste Brocken Deutsch, und bei seinem Versuch, seine Jungfräulichkeit zu verlieren, spielte Kafka eine Rolle, wie auch auf seinem Weg zum Schreiben. 'Die Unruhezone' ist beides: Geschichte einer Jugend im amerikanischen Mittelwesten und eines Erwachsenenlebens in New York. Ein vielfarbiges, mitunter komisch-trotziges Selbstporträt eines Menschen in seiner Zeit.
Jonathan Franzen hatte als Junge nicht nur vor Umkleideräumen und Quallen Angst. Zu Hause kam er sich wie Snoopy vor, der zwischen größeren Wesen einer anderen Spezies lebt. Wenigstens unter Gleichaltrigen wollte er dazugehören, also mied er auf einer Fahrt ins christliche Feriencamp den Bus des »sozialen Tods«. Von einer Österreicherin in irritierend kurzem Rock lernte er erste Brocken Deutsch, und bei seinem Versuch, seine Jungfräulichkeit zu verlieren, spielte Kafka eine Rolle, wie auch auf seinem Weg zum Schreiben. 'Die Unruhezone' ist beides: Geschichte einer Jugend im amerikanischen Mittelwesten und eines Erwachsenenlebens in New York. Ein vielfarbiges, mitunter komisch-trotziges Selbstporträt eines Menschen in seiner Zeit.
Rezensent Helmut Böttiger versteht den jüngsten Roman Jonathan Franzen als einen "Zwischentext", in dem der Autor nach einer neuen Schreibweise suche. Der Untertitel sei nicht nur autobiografisch gemeint, sondern Franzen schmuggele auch eine "scharfe" ästhetische Selbsthinterfragung ein. Einen glatten Realismus a la Thomas Mann sei Franzen inzwischen, und vor allem nach der Lektüre Kafkas, nicht mehr möglich, und er versuche hier, neu auf seine Biografie und seine Ästhetik zu blicken. Franzens normale amerikanische Mittelschichtsherkunft bietet dem Rezensenten zufolge zwar nichts Neues, was in der amerikanischen Literatur nicht schon erzählt worden sei, doch in "Die Unruhezone" seien die Streitereien der Eltern um die Klimaanlage letztlich nicht lustig, weil die Verunsicherung des Autors tiefer reiche. Bis zu Kafka nämlich, bei dem er gelernt habe, seine Eltern als Comicfiguren zu betrachten. Literarisch präsentiere Jonathan Franzen seine autobiografischen Rückblicke beispielsweise zu den ersten sexuellen Beunruhigungen ohne chronologischen roten Faden und gewissermaßen "ohne ästhetische Konstruktion". Nur mache er dies so schonungslos, so der Rezensent, dass "hinterrücks" wieder ein gutes Stück Literatur dabei herausschaue.
© Perlentaucher Medien GmbH
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«Die Unruhezone» ist ein ganz und gar ungewöhnliches, persönliches Bekenntnisbuch, mit allem Mut zum Pathos, der ganzen Schamlosigkeit des Künstlers, immer politisch, immer engagiert und wahr. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung