Andrzej Szczypiorski
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Die schöne Frau Seidenman
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Dieser Roman handelt von der Rettung der Irma Seidenman, einer blauäugigen, schlanken und schönen Polin, und einer Vielfalt von Gestalten und Geschichten, die der Autor in einer großartigen Komposition um sie herum gruppiert. Ein Roman wie ein unvergleichliches Gemälde, voller Poesie und leisen Humors, scharf beobachtet und unsentimental.
Andrzej Szczypiorski, geboren 1928 in Warschau, nahm 1944 am Aufstand dieser Stadt gegen die deutsche Besatzung teil, kam ins KZ, betätigte sich nach dem Krieg als Schriftsteller und Publizist und wurde Mitglied des Vorstandes des polnischen PEN-Clubs und des Schriftstellerverbandes. 1989 wurde er von Solidarnosc als Kandidat aufgestellt und vom Volk in den polnischen Senat gewählt. Er erhielt den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur und das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Szczypiorski starb 2000 in Warschau.
Produktdetails
- diogenes deluxe 26109
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Poczatek
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 18. Dezember 2013
- Deutsch
- Abmessung: 152mm x 93mm x 20mm
- Gewicht: 201g
- ISBN-13: 9783257261097
- ISBN-10: 3257261098
- Artikelnr.: 38071069
Herstellerkennzeichnung
Diogenes Verlag AG
Sprecherstr 8
8032 Zürich, CH
info@diogenes.ch
www.diogenes.ch
0041 442548511
»Andrzej Szczypiorski war ein hochkarätiger Literat, dessen reflexive, anschauliche Texte satt sind von Erlebtem und durchtränkt von einer schier übermenschlichen Menschlichkeit.« DER SPIEGEL
Noch ist Polen nicht verloren
In der ehemaligen Dienstvilla des Kommandanten von Sachsenhausen befindet sich heute das «Haus Szczypiorski», eine Jugendbegegnungsstätte, die der polnisch/deutschen Aussöhnung dient. Damit wurde ein politisch engagierter, polnischer …
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Noch ist Polen nicht verloren
In der ehemaligen Dienstvilla des Kommandanten von Sachsenhausen befindet sich heute das «Haus Szczypiorski», eine Jugendbegegnungsstätte, die der polnisch/deutschen Aussöhnung dient. Damit wurde ein politisch engagierter, polnischer Schriftsteller geehrt, der als Jude am Warschauer Aufstand teilgenommen hatte und in diesem KZ interniert war. Sein Roman «Die schöne Frau Seidenman» ist sein bekanntestes Werk, es wurde 1984 in einem Exilverlag in Paris veröffentlicht, stieß allerdings in seiner Heimat auf Empörung. Denn was hier erzählt wird aus Warschau im Frühling des Kriegsjahres 1943, ist nicht nur für Deutsche unsäglich beschämend, es ist auch für Polen wenig schmeichelhaft.
Irma Seidenmann, 36jährige Witwe eines früh an Krebs verstorbenen Röntgenologen, kinderlos, schön, blond, blauäugig, ist Jüdin, hat sich aber durch ihr Aussehen und gefälschte Papiere bisher vor der Deportation schützen können. Bis der Denunziant Bronek, selbst Jude und Polizeispitzel, sie erkennt und als Jüdin meldet. Trotz perfekter Papiere besteht sie nur mit viel Glück eine penible Untersuchung, und welches Räderwerk an Helfern daran beteiligt war, sie aus den Fängen der Nazis zu befreien, oft selbstlos und mit viel Courage, das bildet im Wesentlichen den Handlungsfaden für diesen Roman. In 21 Kapiteln, die sich schwerpunktmäßig mit allen diesen Figuren beschäftigen, schildert der Autor deren teils groteske Lebensumstände, bedingt durch die deutsche Besetzung dieses gedemütigten Landes. Da ist der Richter Romnicki, der Schneider Kujawski, die Freunde Pawelek und Henryk, die Nonne Schwester Weronika, der Rechtsanwalt Fichtelbaum, Irmas Nachbar, der Altphilologe Dr. Korda, der Eisenbahner Filipek, der Berufsbandit Wiktor, der schöne Lolo, Judenjäger und Erpresser, der Mathematiker Professor Winiar, der deutsch-polnische Johann Müller, wichtigster Helfer mit höchstem Risiko, schließlich der SS-Mann Stuckler, dem die schöne Frau Seidenman so glücklich entronnen ist. Wie ein Reigen sind die Geschichten dieser Figuren ineinander verwoben, und jede der Geschichten beleuchtet eine der vielen Facetten dieser furchtbaren Zeit.
In einer trotz der todernsten Thematik ironischen, gelegentlich sogar amüsierenden Sprache schildert Szczypiorski die politischen Verhältnisse in Warschau am Beispiel seiner liebevoll und stimmig beschriebenen Protagonisten, deren unterschiedliche Schicksale, die ganze Bandbreite der einfachen Bevölkerung umfassend, ebenso berührend sind wie spannend zu lesen. Die Menschen stehen bei ihm im Mittelpunkt, mit allen ihren Ängsten, Schwächen, Charakterfehlern, mit ihrer angesichts des täglichen Grauens verzweifelten Ratlosigkeit, bei der ihnen die Religion, ob jüdisch oder katholisch, auch nicht hilft, Gott schaut geflissentlich weg. Der auktoriale Erzähler springt zeitlich nicht nur zurück, er greift auch vor auf die Zukunft, erzählt vorab vom Tod oder dem späteren Schicksal seiner Figuren. Mit diesem relativ seltenen Stilmittel wird kunstvoll die Spannung erhöht, obwohl ja die erzählerische Gegenwart nicht abgeschlossen ist, die Figuren also noch weiter agieren. Viele Details der damaligen Lebenswirklichkeit schildert der Autor so wirklichkeitsnah und anschaulich, wie man sie in keinem Geschichtsbuch findet, insoweit ist seine Erzählung gleichermaßen als wichtiges Dokument der Zeitgeschichte anzusehen.
Während die Deutschen unter der «Die Tyrannei der Perfektion» stehen, auch was das Töten anbelangt, erfüllen die Kommunisten mit ihren «ideologischen Streitigkeiten, die in Todesurteilen endeten», den Autor mit Abscheu. Sein Patriotismus ist sehr skeptisch, seine Sicht der Nachkriegszeit nicht minder. «Noch ist Polen nicht verloren» ist Hymne und Devise für ein von der Geschichte gebeuteltes Volk, das sich nicht unterkriegen lässt. Der Roman beleuchtet klug und feinfühlig dessen innerste Bindekräfte, eine alles überwindende, tief empfundene Menschlichkeit. Unbedingt lesen, kann ich nur sagen!
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Broschiertes Buch
Eine wahrhaft brillant geschilderte Geschichte aus dem NS-besetzten Warschau, in der pointiert erzählte Kurzgeschichten zusammen einen schockierenden Eindruck über das Wesen des Menschen, gerade in solch furchtbaren Zeiten, vermitteln - und zwar ohne Klischees, Tabus und Stereotypen, …
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Eine wahrhaft brillant geschilderte Geschichte aus dem NS-besetzten Warschau, in der pointiert erzählte Kurzgeschichten zusammen einen schockierenden Eindruck über das Wesen des Menschen, gerade in solch furchtbaren Zeiten, vermitteln - und zwar ohne Klischees, Tabus und Stereotypen, sondern auf äußerst feinfühlige Weise.
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1943 steht Polen unter deutscher Besatzung. In Warschau wird die jüdische Witwe Irma Seidenman verhaftet und von der Gestapo verhört. Dies setzt eine Kette in Bewegung, denn viele Freunde und Bekannte der Frau versuchen ihre Freilassung zu bewirken. Neben Frau Seidenmans Geschichte …
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1943 steht Polen unter deutscher Besatzung. In Warschau wird die jüdische Witwe Irma Seidenman verhaftet und von der Gestapo verhört. Dies setzt eine Kette in Bewegung, denn viele Freunde und Bekannte der Frau versuchen ihre Freilassung zu bewirken. Neben Frau Seidenmans Geschichte behandelt der Roman auch noch weitere Einzelschicksale von Menschen verschiedener Alters-, und Berufsgruppen. Er spiegelt damit die ganze Bandbreite von Polens Bevölkerung wieder und zeigt beispielhaft in welche moralischen Zwickmühlen Krieg bei Einzelpersonen führen kann.
In diese Kurzporträts hat Andrzej Szczypiorski geschickt politische Ausführungen und philosophische Gedanken verwoben. Die einzelnen Personen sind gut gezeichnet und ihre Handlungen erscheinen dadurch logisch. Zudem wird ein Ausblick gegeben, was die jeweilige Person nach Ende des Krieges erlebt. Das Buch ist angenehm zu lesen, nicht nur durch die schöne Sprache, sondern auch weil die Personen so natürlich wirken.
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