10,99 €
inkl. MwSt.

Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
5 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Auch wenn noch so viele Bücher, Zeitschriften oder Modemacher das Hohelied der klugen, erfolgreichen, schönen, erotischen und attraktiven Fünzigjährigen singen, eines werden wir nicht bleiben: forever young. Älter werden ist kompliziert und anstrengend. Präventivmaßnahmen können nicht früh genug ergriffen werden. Hanne Kulessa schlägt vor, mit Witz, Humor und Komik vorzubeugen. Von A(ndrea) bis Z(ora): In ihrem Alphabet sprechen Frauen im besten Alter von ihren Stärken und Schwächen. Sie sind Künstlerinnen, Journalistinnen, Buchhändlerinnen, Lehrerinnen oder Hausfrauen. Sie träumen von…mehr

Produktbeschreibung
Auch wenn noch so viele Bücher, Zeitschriften oder Modemacher das Hohelied der klugen, erfolgreichen, schönen, erotischen und attraktiven Fünzigjährigen singen, eines werden wir nicht bleiben: forever young. Älter werden ist kompliziert und anstrengend. Präventivmaßnahmen können nicht früh genug ergriffen werden. Hanne Kulessa schlägt vor, mit Witz, Humor und Komik vorzubeugen. Von A(ndrea) bis Z(ora): In ihrem Alphabet sprechen Frauen im besten Alter von ihren Stärken und Schwächen. Sie sind Künstlerinnen, Journalistinnen, Buchhändlerinnen, Lehrerinnen oder Hausfrauen. Sie träumen von jugendlichen Liebhabern, setzen auf Kosmetik für die reifere Haut, fürchten die junge Konkurrenz, bringen sich durch Yin und Yang in eine neue Balance, fühlen sich durch eine E-Mail-Bekanntschaft erregt, sehen den Schmelz der Jugend immer nur bei den anderen schwinden.
Wie altern wir schöner? Hanne Kulessa destilliert aus 24 Bekenntnissen entscheidende Hinweise. Sie erzählt von Berührungen, Jahresringen, Nebenwirkungen, Problemzonen, Unterwäsche und anderen Dingen mehr.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2004

Krähen- und andere Füße
"Vierundzwanzig Bekenntnisse": Hanne Kulessa hat ein Buch über Frauen um die Fünfzig geschrieben

Frauen schweigen am liebsten über ihr Alter. Bis auf jene Diven, die sich jenseits der Fünfzig zwanghaft toll fühlen, weil ihr Geburtsdatum in jedem Lexikon steht. Nicht einmal selbstbewußte Schriftstellerinnen wie Simone de Beauvoir oder Natalia Ginsburg waren gegen die Tristesse des Alterns gefeit. Daß der Körper verfällt, während der Geist immer wacher wird, beklagte die eine, und die andere schrieb in einem Essay über "Die Frauen", die ihr Alter verdrängen: "Sie wissen aber, daß in jenem Winkel, von Nebel eingehüllt, ihr Alter existiert. Nicht nur existiert es, sondern es wächst jeden Tag wie ein giftiges Unkraut." Auch Hanne Kulessa kennt dieses "giftige Unkraut" und weiß, daß es da ist. "Wie meine scheue Nachbarin: Man hört sie, man sieht sie, man spürt sie, aber sie, sie möchte partout nicht wahrgenommen werden."

"Trotzdem bin ich ihr nähergekommen und habe ihr einiges entlocken können", schreibt die Frankfurter Autorin im Nachwort zu ihrem neuen Buch und bedankt sich bei den vielen Frauen, die ihr "durch gewollte und ungewollte Indiskretionen" dabei geholfen haben. Unter dem ebenso irritierenden wie poetischen Titel "Die scheue Nachbarin" sind im Suhrkamp Verlag "24 Bekenntnisse" in alphabetischer Reihenfolge erschienen: von Andrea, die über das "Alter" als solches lamentiert, bis Zora, der die "Zähne" zu schaffen machen. Dazwischen sinniert Franziska über ihre ausgelatschten "Füße", Corinna sammelt luxuriöse "Creme"-Pröbchen, Helga läßt sich die stumpfen "Haare" schneiden, und Ruth studiert erotische "Rezepte".

Nicht daß Hanne Kulessa, Jahrgang 1951, Probleme mit ihrem Alter hätte. Aber: "Es ist einfach traurig, das Altern", muß auch sie zugeben. Dennoch hat sie in ihrem schmalen Bändchen auf Larmoyanz und Ratgeber-Moralin verzichtet und sich aufs Pointieren verlegt. Mit resignativem Humor und leichter Hand hat sie kurzweilige Geschichten über Frauen geschrieben, "die das Älterwerden nicht komisch finden, es aber komisch nehmen". Das ist ihr vorzüglich gelungen, wie das ausverkaufte Holzhausenschlößchen bewies, wo die Autorin ihre erste Lesung hielt. Auch männliche Leser fühlen sich von dem Buch angetan, weil sie daraus manches über jene Spezies erfahren haben, die ihnen bisher ein Rätsel war: die "Frau mittleren Alters", die Natalia Ginsburg als "lächerliches, unsympathisches und trauriges Tier" denunziert.

Zu den ambivalentesten und daher interessantesten dieser Heldinnen von der schrumpelnden Gestalt gehört Luise, die ihre 13 Jahre alte Tochter zugleich besorgt und eifersüchtig umhegt, zu den komischsten die ahnungslose Vera, die in einem Miederwarengeschäft Herrenunterhosen mit und ohne Eingriff kennenlernt. Alle diese Frauen sind zwar einsam und die meisten erotisch gefrustet, aber keine versinkt deshalb in Depressionen. Geziert von Jahresringen und Krähenfüßen, sehen sie dem eigenen Verfall ins Auge, wie die serielle Figur im "little black dress" von Heather Allen, die auf dem Titelbild erhobenen Hauptes in den Spiegel blickt. Schließlich haben sie Strategien entwickelt, um jenseits der Jugend zu überleben.

Auch Hanne Kulessa hat solch eine Strategie: Bisher hat sie als Herausgeberin zahlreicher Anthologien, als Organisatorin im Hessischen Literaturbüro, als Rezensentin und HR-Moderatorin vor allem Literatur vermittelt, jetzt will sie selber mehr schreiben. Drei Kinderbücher hatte sie schon Anfang der Neunziger publiziert. Mit ihren "24 Bekenntnissen" ist nun ihr erster Erzählband erschienen, und einen weiteren Band mit Erzählungen bereitet sie vor. Ganz will sie sich vom Vermitteln und Moderieren allerdings doch nicht verabschieden: Für den Juni plant sie eine Diskussion über Frankfurt unter dem Titel "Stadt der Türme". Als Expertin fürs Alter fühlt sie sich jedenfalls nicht, und der Devise, die Ferdinand Raimunds "Hohes Alter" ausgab, brauchen ihre Heldinnen noch nicht zu folgen: "Tun'S mich nur gut pflegen, damit wir lange beisamm' bleiben, mit mir muß man gar haiglich umgehn."

CLAUDIA SCHÜLKE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr