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Schweizer Buchpreis 2018Das eigene Leben noch einmal erleben. Soll man sich das wünschen?Christoph verabredet sich in Stockholm mit der viel jüngeren Lena. Er erzählt ihr, dass er vor 20 Jahren eine Frau geliebt habe, die ihr ähnlich, ja, die ihr gleich war. Er kennt das Leben, das sie führt, und weiß, was ihr bevorsteht. So beginnt ein beispiellos wahrhaftiges Spiel der Vergangenheit mit der Gegenwart, aus dem keiner unbeschadet herausgehen wird. Können wir unserem Schicksal entgehen oder müssen wir uns abfinden mit der sanften Gleichgültigkeit der Welt? Peter Stamm, der große Erzä...
Schweizer Buchpreis 2018
Das eigene Leben noch einmal erleben. Soll man sich das wünschen?
Christoph verabredet sich in Stockholm mit der viel jüngeren Lena. Er erzählt ihr, dass er vor 20 Jahren eine Frau geliebt habe, die ihr ähnlich, ja, die ihr gleich war. Er kennt das Leben, das sie führt, und weiß, was ihr bevorsteht. So beginnt ein beispiellos wahrhaftiges Spiel der Vergangenheit mit der Gegenwart, aus dem keiner unbeschadet herausgehen wird.
Können wir unserem Schicksal entgehen oder müssen wir uns abfinden mit der sanften Gleichgültigkeit der Welt? Peter Stamm, der große Erzähler existentieller menschlicher Erfahrung, erzählt auf kleinstem Raum eine andere Geschichte der unerklärlichen Nähe, die einen von dem trennt, der man früher war.
»Würde Albert Camus heute leben, würde er vielleicht Bücher schreiben wie Peter Stamm ...«
The New Yorker
Das eigene Leben noch einmal erleben. Soll man sich das wünschen?
Christoph verabredet sich in Stockholm mit der viel jüngeren Lena. Er erzählt ihr, dass er vor 20 Jahren eine Frau geliebt habe, die ihr ähnlich, ja, die ihr gleich war. Er kennt das Leben, das sie führt, und weiß, was ihr bevorsteht. So beginnt ein beispiellos wahrhaftiges Spiel der Vergangenheit mit der Gegenwart, aus dem keiner unbeschadet herausgehen wird.
Können wir unserem Schicksal entgehen oder müssen wir uns abfinden mit der sanften Gleichgültigkeit der Welt? Peter Stamm, der große Erzähler existentieller menschlicher Erfahrung, erzählt auf kleinstem Raum eine andere Geschichte der unerklärlichen Nähe, die einen von dem trennt, der man früher war.
»Würde Albert Camus heute leben, würde er vielleicht Bücher schreiben wie Peter Stamm ...«
The New Yorker
Peter Stamm, geboren 1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Er lebt in der Schweiz. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt 'Agnes' 1998 erschienen sechs weitere Romane, fünf Erzählungssammlungen und ein Band mit Theaterstücken, zuletzt die Romane 'Weit über das Land', 'Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt', 'Das Archiv der Gefühle' und zuletzt 'In einer dunkelblauen Stunde' sowie die Erzählung 'Marcia aus Vermont'. Unter dem Titel 'Die Vertreibung aus dem Paradies' erschienen 2014 seine Bamberger Poetikvorlesungen sowie 2024 die Züricher Poetikvorlesungen 'Eine Fantasie der Zeit'. 'Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt' wurde mit dem Schweizer Buchpreis 2018 ausgezeichnet. Literaturpreise: Rheingau Literatur Preis 2000 Bodensee-Literaturpreis 2012 Friedrich-Hölderlin-Preis 2014 Cotta Literaturpreis 2017 ZKB-Schillerpreis 2017 Solothurner Literaturpreis 2018 Schweizer Buchpreis 2018

Produktdetails
- Fischer Taschenbücher 29784
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- Artikelnr. des Verlages: 1021557
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 160
- Erscheinungstermin: 22. Mai 2019
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 124mm x 14mm
- Gewicht: 143g
- ISBN-13: 9783596297849
- ISBN-10: 3596297842
- Artikelnr.: 54407709
Herstellerkennzeichnung
FISCHER Taschenbuch
Hedderichstr. 114
60596 Frankfurt
produktsicherheit@fischerverlage.de
© BÜCHERmagazin, Katharina Manzke
Peter Stamm _konstruiert in seinem neuen Roman eine raffinierte Versuchsanordnung: Aus dem Leben wird Literatur und umgekehrt. Paul Jandl Neue Zürcher Zeitung 20180221
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Bei Katharina Teutsch hinterlässt auch die Lektüre von Peter Stamms neuem Roman eine "sanfte Gleichgültigkeit", auch wenn sie das Buch gar nicht ungern gelesen hat. Die Lakonie des Textes scheint ihr aber nicht so recht zu passen zu den Gedankenspielen eines alternden Romanciers um manipulierte Schicksale, Doppelgänger und die Frage nach der Authentizität des gelebten Lebens. Ob der sich mit dem Selbstbetrug im mitteleuropäischen Wohlstandsmilieu auskennende Autor eben diese Wirkung kalkuliert hat, vermag Teutsch nicht zu sagen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Das ist die La-La-Lakonie
Peter Stamms neuer Roman betreibt ein Doppelspiel
Peter Stamm gilt vielen Lesern und Teilen der Kritik seit Jahren als stille Größe im Betrieb. In Sachen Liebe, Ehe und Selbstbetrug im mitteleuropäischen Wohlstandsmilieu weiß er bestens Bescheid. Insofern er weiß, dass es in diesen Dingen nicht allzu viel zu wissen gibt. Was machen seine Romane dann? Sie zeigen mit provokanter Ruhe die Optionen auf, die ein Mensch so hat. Mit den Konsequenzen macht er einen auch vertraut. Aber die sind dann nicht mehr das Geschäft des Schriftstellers, sondern das des Lesers.
Das ungelebte Leben ist das Grundthema aller Peter-Stamm-Romane. In seinem jüngsten Buch hat er das noch einmal
Peter Stamms neuer Roman betreibt ein Doppelspiel
Peter Stamm gilt vielen Lesern und Teilen der Kritik seit Jahren als stille Größe im Betrieb. In Sachen Liebe, Ehe und Selbstbetrug im mitteleuropäischen Wohlstandsmilieu weiß er bestens Bescheid. Insofern er weiß, dass es in diesen Dingen nicht allzu viel zu wissen gibt. Was machen seine Romane dann? Sie zeigen mit provokanter Ruhe die Optionen auf, die ein Mensch so hat. Mit den Konsequenzen macht er einen auch vertraut. Aber die sind dann nicht mehr das Geschäft des Schriftstellers, sondern das des Lesers.
Das ungelebte Leben ist das Grundthema aller Peter-Stamm-Romane. In seinem jüngsten Buch hat er das noch einmal
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festgeschrieben. Der alternde Romancier Christoph schreibt der jungen Lena eine Nachricht. Er notiert Uhrzeit und Ort - wir befinden uns in Stockholm - und dass er ihr eine Geschichte erzählen möchte. Lena kommt und erfährt nun von Christoph, dass dieser, genau wie Lenas Freund Chris, ein einziges Buch geschrieben habe - vor Jahren. In diesem Buch sei die gescheiterte Beziehung zu einer gewissen Magdalena dokumentiert. Nach dem Babuschkaprinzip entpuppt sich jetzt die Liebes- und Lebensgeschichte von Christoph (und Magdalena) als die noch bevorstehende Liebes- und Lebensgeschichte von Lena und Chris.
Doch muss bei Lena und Chris alles so kommen, wie es bei Christoph und Magdalena hat kommen müssen? Lässt sich das Schicksal manipulieren? Kann der Zeitstrahl umgedreht werden? Wenn die Liebe von Lena und Chris einen anderen Ausgang hat als die von Magdalena und Christoph, kann dann auch das bereits gelebte Leben der beiden aufgehoben und korrigiert werden? Und was, wenn alles am Ende nur Literatur ist? Wenn das Leben, das das Buch seinem Autor unterstellt, in Wahrheit gerade wegen dieses Buchs gar nicht stattgefunden hat?
Das Buch, von dem Christoph mit Lena und Chris spricht, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Weder die Nationalbibliothek hat ein Exemplar vorrätig noch dessen Verfasser selbst, denn er vergisst das nach Stockholm geschleppte Manuskript in einer Kneipe. Erinnert er sich überhaupt an das, was in diesem Buch steht über ihn und Magdalena? Vielleicht ist es gar nicht so schwer, sich von diesem Skript zu befreien, wenn man sich falsch daran erinnert. Wäre da nur nicht Chris, der mit seinem eigenen Roman Christophs Leben radikal in Frage stellt.
Was den Erzähler in Bezug auf Magdalena einst aus der Fassung bringen konnte, war die Erkenntnis, "dass unsere Liebe nicht die einzige Möglichkeit war, die in ihr steckte". Zumal sowohl Magdalena als auch Lena Schauspielerinnen sind und eben - Achtung! - Rollen spielen. Aber die Frage ist natürlich berechtigt: Was, wenn man in Schlüsselmomenten seines Lebens anders entschieden hätte? Wäre man dann ein anderer geworden? Oder ist das eine müßige Frage, denn selbstverständlich ist man ja der geworden, der man ist, weil man eben so und gerade nicht anders entschieden hat? "Wenn er ist wie Sie", sagt Lena einmal zu Christoph, "und ich wie Ihre Magdalena und wenn wir dasselbe Leben führen wie Sie beide vor fünfzehn oder zwanzig Jahren, dann müssten doch auch unsere Eltern dieselben sein und unsere Freunde, die Häuser, in denen wir leben, die Inszenierungen, in denen ich und Ihre Magdalena aufgetreten sind, die Texte, die Chris und Sie schreiben. Dann müsste die ganze Welt sich verdoppelt haben."
Solchen Gedankenspielen kann man sich mit Peter Stamms Helden genussvoll hingeben. Das Doppelgängermotiv, in der Romantik ein beliebter Topos, mit dem Autoren Selbstverlustängste thematisierten, wird in "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt" konzise durchgeführt und auf sein Gruselpotential abgeklopft. Lakonie heißt es, sei die stille Kraft aller Romane Peter Stamms. Hier schlottert sie allerdings wie ein viel zu dünnes Leibchen auf einem Denkgerippe, das im 21. Jahrhundert seltsam morsch wirkt. Andererseits, und das muss man Peter Stamm zugutehalten, liest man dieses Buch nicht ungern. Man hat es allerdings schnell wieder vergessen. Es hinterlässt eine "sanfte Gleichgültigkeit", und vielleicht ist das ja gewollt.
KATHARINA TEUTSCH
Peter Stamm: "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt". Roman.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 156 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Doch muss bei Lena und Chris alles so kommen, wie es bei Christoph und Magdalena hat kommen müssen? Lässt sich das Schicksal manipulieren? Kann der Zeitstrahl umgedreht werden? Wenn die Liebe von Lena und Chris einen anderen Ausgang hat als die von Magdalena und Christoph, kann dann auch das bereits gelebte Leben der beiden aufgehoben und korrigiert werden? Und was, wenn alles am Ende nur Literatur ist? Wenn das Leben, das das Buch seinem Autor unterstellt, in Wahrheit gerade wegen dieses Buchs gar nicht stattgefunden hat?
Das Buch, von dem Christoph mit Lena und Chris spricht, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Weder die Nationalbibliothek hat ein Exemplar vorrätig noch dessen Verfasser selbst, denn er vergisst das nach Stockholm geschleppte Manuskript in einer Kneipe. Erinnert er sich überhaupt an das, was in diesem Buch steht über ihn und Magdalena? Vielleicht ist es gar nicht so schwer, sich von diesem Skript zu befreien, wenn man sich falsch daran erinnert. Wäre da nur nicht Chris, der mit seinem eigenen Roman Christophs Leben radikal in Frage stellt.
Was den Erzähler in Bezug auf Magdalena einst aus der Fassung bringen konnte, war die Erkenntnis, "dass unsere Liebe nicht die einzige Möglichkeit war, die in ihr steckte". Zumal sowohl Magdalena als auch Lena Schauspielerinnen sind und eben - Achtung! - Rollen spielen. Aber die Frage ist natürlich berechtigt: Was, wenn man in Schlüsselmomenten seines Lebens anders entschieden hätte? Wäre man dann ein anderer geworden? Oder ist das eine müßige Frage, denn selbstverständlich ist man ja der geworden, der man ist, weil man eben so und gerade nicht anders entschieden hat? "Wenn er ist wie Sie", sagt Lena einmal zu Christoph, "und ich wie Ihre Magdalena und wenn wir dasselbe Leben führen wie Sie beide vor fünfzehn oder zwanzig Jahren, dann müssten doch auch unsere Eltern dieselben sein und unsere Freunde, die Häuser, in denen wir leben, die Inszenierungen, in denen ich und Ihre Magdalena aufgetreten sind, die Texte, die Chris und Sie schreiben. Dann müsste die ganze Welt sich verdoppelt haben."
Solchen Gedankenspielen kann man sich mit Peter Stamms Helden genussvoll hingeben. Das Doppelgängermotiv, in der Romantik ein beliebter Topos, mit dem Autoren Selbstverlustängste thematisierten, wird in "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt" konzise durchgeführt und auf sein Gruselpotential abgeklopft. Lakonie heißt es, sei die stille Kraft aller Romane Peter Stamms. Hier schlottert sie allerdings wie ein viel zu dünnes Leibchen auf einem Denkgerippe, das im 21. Jahrhundert seltsam morsch wirkt. Andererseits, und das muss man Peter Stamm zugutehalten, liest man dieses Buch nicht ungern. Man hat es allerdings schnell wieder vergessen. Es hinterlässt eine "sanfte Gleichgültigkeit", und vielleicht ist das ja gewollt.
KATHARINA TEUTSCH
Peter Stamm: "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt". Roman.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 156 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Das ist die La-La-Lakonie
Peter Stamms neuer Roman betreibt ein Doppelspiel
Peter Stamm gilt vielen Lesern und Teilen der Kritik seit Jahren als stille Größe im Betrieb. In Sachen Liebe, Ehe und Selbstbetrug im mitteleuropäischen Wohlstandsmilieu weiß er bestens Bescheid. Insofern er weiß, dass es in diesen Dingen nicht allzu viel zu wissen gibt. Was machen seine Romane dann? Sie zeigen mit provokanter Ruhe die Optionen auf, die ein Mensch so hat. Mit den Konsequenzen macht er einen auch vertraut. Aber die sind dann nicht mehr das Geschäft des Schriftstellers, sondern das des Lesers.
Das ungelebte Leben ist das Grundthema aller Peter-Stamm-Romane. In seinem jüngsten Buch hat er das noch einmal
Peter Stamms neuer Roman betreibt ein Doppelspiel
Peter Stamm gilt vielen Lesern und Teilen der Kritik seit Jahren als stille Größe im Betrieb. In Sachen Liebe, Ehe und Selbstbetrug im mitteleuropäischen Wohlstandsmilieu weiß er bestens Bescheid. Insofern er weiß, dass es in diesen Dingen nicht allzu viel zu wissen gibt. Was machen seine Romane dann? Sie zeigen mit provokanter Ruhe die Optionen auf, die ein Mensch so hat. Mit den Konsequenzen macht er einen auch vertraut. Aber die sind dann nicht mehr das Geschäft des Schriftstellers, sondern das des Lesers.
Das ungelebte Leben ist das Grundthema aller Peter-Stamm-Romane. In seinem jüngsten Buch hat er das noch einmal
Mehr anzeigen
festgeschrieben. Der alternde Romancier Christoph schreibt der jungen Lena eine Nachricht. Er notiert Uhrzeit und Ort - wir befinden uns in Stockholm - und dass er ihr eine Geschichte erzählen möchte. Lena kommt und erfährt nun von Christoph, dass dieser, genau wie Lenas Freund Chris, ein einziges Buch geschrieben habe - vor Jahren. In diesem Buch sei die gescheiterte Beziehung zu einer gewissen Magdalena dokumentiert. Nach dem Babuschkaprinzip entpuppt sich jetzt die Liebes- und Lebensgeschichte von Christoph (und Magdalena) als die noch bevorstehende Liebes- und Lebensgeschichte von Lena und Chris.
Doch muss bei Lena und Chris alles so kommen, wie es bei Christoph und Magdalena hat kommen müssen? Lässt sich das Schicksal manipulieren? Kann der Zeitstrahl umgedreht werden? Wenn die Liebe von Lena und Chris einen anderen Ausgang hat als die von Magdalena und Christoph, kann dann auch das bereits gelebte Leben der beiden aufgehoben und korrigiert werden? Und was, wenn alles am Ende nur Literatur ist? Wenn das Leben, das das Buch seinem Autor unterstellt, in Wahrheit gerade wegen dieses Buchs gar nicht stattgefunden hat?
Das Buch, von dem Christoph mit Lena und Chris spricht, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Weder die Nationalbibliothek hat ein Exemplar vorrätig noch dessen Verfasser selbst, denn er vergisst das nach Stockholm geschleppte Manuskript in einer Kneipe. Erinnert er sich überhaupt an das, was in diesem Buch steht über ihn und Magdalena? Vielleicht ist es gar nicht so schwer, sich von diesem Skript zu befreien, wenn man sich falsch daran erinnert. Wäre da nur nicht Chris, der mit seinem eigenen Roman Christophs Leben radikal in Frage stellt.
Was den Erzähler in Bezug auf Magdalena einst aus der Fassung bringen konnte, war die Erkenntnis, "dass unsere Liebe nicht die einzige Möglichkeit war, die in ihr steckte". Zumal sowohl Magdalena als auch Lena Schauspielerinnen sind und eben - Achtung! - Rollen spielen. Aber die Frage ist natürlich berechtigt: Was, wenn man in Schlüsselmomenten seines Lebens anders entschieden hätte? Wäre man dann ein anderer geworden? Oder ist das eine müßige Frage, denn selbstverständlich ist man ja der geworden, der man ist, weil man eben so und gerade nicht anders entschieden hat? "Wenn er ist wie Sie", sagt Lena einmal zu Christoph, "und ich wie Ihre Magdalena und wenn wir dasselbe Leben führen wie Sie beide vor fünfzehn oder zwanzig Jahren, dann müssten doch auch unsere Eltern dieselben sein und unsere Freunde, die Häuser, in denen wir leben, die Inszenierungen, in denen ich und Ihre Magdalena aufgetreten sind, die Texte, die Chris und Sie schreiben. Dann müsste die ganze Welt sich verdoppelt haben."
Solchen Gedankenspielen kann man sich mit Peter Stamms Helden genussvoll hingeben. Das Doppelgängermotiv, in der Romantik ein beliebter Topos, mit dem Autoren Selbstverlustängste thematisierten, wird in "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt" konzise durchgeführt und auf sein Gruselpotential abgeklopft. Lakonie heißt es, sei die stille Kraft aller Romane Peter Stamms. Hier schlottert sie allerdings wie ein viel zu dünnes Leibchen auf einem Denkgerippe, das im 21. Jahrhundert seltsam morsch wirkt. Andererseits, und das muss man Peter Stamm zugutehalten, liest man dieses Buch nicht ungern. Man hat es allerdings schnell wieder vergessen. Es hinterlässt eine "sanfte Gleichgültigkeit", und vielleicht ist das ja gewollt.
KATHARINA TEUTSCH
Peter Stamm: "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt". Roman.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 156 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Doch muss bei Lena und Chris alles so kommen, wie es bei Christoph und Magdalena hat kommen müssen? Lässt sich das Schicksal manipulieren? Kann der Zeitstrahl umgedreht werden? Wenn die Liebe von Lena und Chris einen anderen Ausgang hat als die von Magdalena und Christoph, kann dann auch das bereits gelebte Leben der beiden aufgehoben und korrigiert werden? Und was, wenn alles am Ende nur Literatur ist? Wenn das Leben, das das Buch seinem Autor unterstellt, in Wahrheit gerade wegen dieses Buchs gar nicht stattgefunden hat?
Das Buch, von dem Christoph mit Lena und Chris spricht, scheint wie vom Erdboden verschluckt. Weder die Nationalbibliothek hat ein Exemplar vorrätig noch dessen Verfasser selbst, denn er vergisst das nach Stockholm geschleppte Manuskript in einer Kneipe. Erinnert er sich überhaupt an das, was in diesem Buch steht über ihn und Magdalena? Vielleicht ist es gar nicht so schwer, sich von diesem Skript zu befreien, wenn man sich falsch daran erinnert. Wäre da nur nicht Chris, der mit seinem eigenen Roman Christophs Leben radikal in Frage stellt.
Was den Erzähler in Bezug auf Magdalena einst aus der Fassung bringen konnte, war die Erkenntnis, "dass unsere Liebe nicht die einzige Möglichkeit war, die in ihr steckte". Zumal sowohl Magdalena als auch Lena Schauspielerinnen sind und eben - Achtung! - Rollen spielen. Aber die Frage ist natürlich berechtigt: Was, wenn man in Schlüsselmomenten seines Lebens anders entschieden hätte? Wäre man dann ein anderer geworden? Oder ist das eine müßige Frage, denn selbstverständlich ist man ja der geworden, der man ist, weil man eben so und gerade nicht anders entschieden hat? "Wenn er ist wie Sie", sagt Lena einmal zu Christoph, "und ich wie Ihre Magdalena und wenn wir dasselbe Leben führen wie Sie beide vor fünfzehn oder zwanzig Jahren, dann müssten doch auch unsere Eltern dieselben sein und unsere Freunde, die Häuser, in denen wir leben, die Inszenierungen, in denen ich und Ihre Magdalena aufgetreten sind, die Texte, die Chris und Sie schreiben. Dann müsste die ganze Welt sich verdoppelt haben."
Solchen Gedankenspielen kann man sich mit Peter Stamms Helden genussvoll hingeben. Das Doppelgängermotiv, in der Romantik ein beliebter Topos, mit dem Autoren Selbstverlustängste thematisierten, wird in "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt" konzise durchgeführt und auf sein Gruselpotential abgeklopft. Lakonie heißt es, sei die stille Kraft aller Romane Peter Stamms. Hier schlottert sie allerdings wie ein viel zu dünnes Leibchen auf einem Denkgerippe, das im 21. Jahrhundert seltsam morsch wirkt. Andererseits, und das muss man Peter Stamm zugutehalten, liest man dieses Buch nicht ungern. Man hat es allerdings schnell wieder vergessen. Es hinterlässt eine "sanfte Gleichgültigkeit", und vielleicht ist das ja gewollt.
KATHARINA TEUTSCH
Peter Stamm: "Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt". Roman.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2018. 156 S., geb., 20,- [Euro].
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Möglichkeiten und Erinnerung
„Lola rennt“ zeigte, was alles möglich ist, in einer kurzen Lebenssequenz.
Peter Stamm beschreibt die Möglichkeit, dass ein Leben sich wiederholt.
Der Schriftsteller Christoph hat nach seiner Trennung von Magdalena ein Paar gefunden, das …
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Möglichkeiten und Erinnerung
„Lola rennt“ zeigte, was alles möglich ist, in einer kurzen Lebenssequenz.
Peter Stamm beschreibt die Möglichkeit, dass ein Leben sich wiederholt.
Der Schriftsteller Christoph hat nach seiner Trennung von Magdalena ein Paar gefunden, das 15 Jahre jünger genauso lebt, wie er zu damaliger Zeit. Sein Glauben, dass es so sei, bespricht er mit Lena, Chris Freundin, das sind die beiden jüngeren.
Erinnerungen können irren. Chris hat Christoph gezeigt, dass er kein Buch geschrieben, doch noch unterschiedlicher sind die Liebesgeschichten. Chris heiratet Lena, während Christoph und Magdalena nie geheiratet haben. Magdalena soll heute einen Mann haben, dessen Beschreibung auf Christoph zutrifft. Kompliziert.
Im letzten Kapitel blendet Christoph noch einmal in seine Jugend zurück, wo er ein alten Mann aufhilft, der in einem Altersheim für alleinstehende Männer lebt. Er fürchtet wohl so zu enden.
Gerade im Liebesleben sind die Chancen zahlreich, die Trennungen aber leider auch.
Mir hat der lakonische Stil des Autors gut gefallen. Ebenso die kurzen Kapitel, die viel Zeit zum Nachdenken lassen. Wenn ein Buchpreis dazu anregt, dass auch Wenigleser mal ein Buch in die Hand nehmen, dann ist es dem Schweizer Buchpreis besser gelungen als dem Deutschen.
4 Sterne, da die Handlung zu verschachtelt ist. Für 5 Sterne fehlt mir auch das Gefühl, das dieses Buch unbedingt zu lesen ist. Aber eher 5 Sterne als 3.
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