Shakespeares Lieder - die der Ophelia und Desdemona, des Orlando und Autolykus, der Hexen und Feen, der Narren und Liebenden - bilden das poetische Nervengeflecht der Stücke, sie erhellen die Bühne aus dem Raum des Unter- und Überbewußten. Ihre dramatische Funktion aber degradiert sie nicht zur Gebrauchslyrik. Es sind eigenständige Gebilde von funkelnder Sprachkraft und schöner Bildlichkeit - rhythmische und sprachmusikalische Ereignisse.
Noch nie hat sich ein einzelner Übersetzer der Lieder in ihrer Gesamtheit angenommen. Oberstes Gesetz für eine Neuübertragung der - vielfach vertonten - Lieder und Gedichte aus den Stücken mußte neben der inhaltlichen Genauigkeit die metrische Ebenbildlichkeit sein.
Der Band enthält sämtliche Lieder aus den Shakespeareschen Stücken - mit Kommentar.
Noch nie hat sich ein einzelner Übersetzer der Lieder in ihrer Gesamtheit angenommen. Oberstes Gesetz für eine Neuübertragung der - vielfach vertonten - Lieder und Gedichte aus den Stücken mußte neben der inhaltlichen Genauigkeit die metrische Ebenbildlichkeit sein.
Der Band enthält sämtliche Lieder aus den Shakespeareschen Stücken - mit Kommentar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.12.2011Shakespeares Gedichte
Die Idee einer Ausgabe nur der Lieder und Gedichte aus den Shakespeare-Stücken ist aller Ehren wert - stehen diese doch hinter den Sonetten des Meisters zum Teil keineswegs zurück. "Ihre dramatische Funktion degradiert sie nicht zu Gebrauchslyrik", heißt es in dem von Kurt Kreiler bearbeiteten zweisprachigen Band. Er beginnt mit dem Tischgebet des Misanthropen Apemantus aus "Timon von Athen", der bittet, niemals dumm genug zu werden, "zu glauben an der Männer Trug / oder an der Hure Tränen / oder an des Hundes Gähnen". Trinklieder und Maireigen aus den Komödien, den Totengräbersong aus dem "Hamlet" und die Hexensprüche aus dem "Macbeth" bringt Kreiler zielsicher ins Deutsche. Doch gibt es eine Probe aufs Exempel, die der Übersetzer nicht recht besteht - nämlich Ariels Lied aus dem "Sturm", das jene wunderbaren Verse birgt, die auch Shelleys Grabstein in Rom zieren: "Nothing of him that doth fade / But doth suffer a sea-change / Into something rich and strange." An das weiche Meer der englischen Sprache wird das Deutsche hier ohnehin nie heranreichen. Kreiler bietet an: "Niemals soll sein Leib verfallen: / Er erlebt in See-Umarmung / Einzigartige Verwandlung." Das ist dann doch bei weitem zu prosaisch für die drei schönsten Zeilen der englischen Dichtung. (William Shakespeare: "Die Lieder und Gedichte aus den Stücken". Englisch und deutsch. Übertragen und mit Anmerkungen versehen von Kurt Kreiler. Insel Verlag, Berlin 2011. 211 S., geb., 24,90 [Euro].) wiel
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Idee einer Ausgabe nur der Lieder und Gedichte aus den Shakespeare-Stücken ist aller Ehren wert - stehen diese doch hinter den Sonetten des Meisters zum Teil keineswegs zurück. "Ihre dramatische Funktion degradiert sie nicht zu Gebrauchslyrik", heißt es in dem von Kurt Kreiler bearbeiteten zweisprachigen Band. Er beginnt mit dem Tischgebet des Misanthropen Apemantus aus "Timon von Athen", der bittet, niemals dumm genug zu werden, "zu glauben an der Männer Trug / oder an der Hure Tränen / oder an des Hundes Gähnen". Trinklieder und Maireigen aus den Komödien, den Totengräbersong aus dem "Hamlet" und die Hexensprüche aus dem "Macbeth" bringt Kreiler zielsicher ins Deutsche. Doch gibt es eine Probe aufs Exempel, die der Übersetzer nicht recht besteht - nämlich Ariels Lied aus dem "Sturm", das jene wunderbaren Verse birgt, die auch Shelleys Grabstein in Rom zieren: "Nothing of him that doth fade / But doth suffer a sea-change / Into something rich and strange." An das weiche Meer der englischen Sprache wird das Deutsche hier ohnehin nie heranreichen. Kreiler bietet an: "Niemals soll sein Leib verfallen: / Er erlebt in See-Umarmung / Einzigartige Verwandlung." Das ist dann doch bei weitem zu prosaisch für die drei schönsten Zeilen der englischen Dichtung. (William Shakespeare: "Die Lieder und Gedichte aus den Stücken". Englisch und deutsch. Übertragen und mit Anmerkungen versehen von Kurt Kreiler. Insel Verlag, Berlin 2011. 211 S., geb., 24,90 [Euro].) wiel
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