Monika Helfer
Broschiertes Buch
Die Jungfrau
Roman 'Ein Zauberkunststück.' Meike Feßmann, Deutschlandfunk Kultur
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»Ein Zauberkunststück.« Meike Feßmann, Deutschlandfunk KulturGloria und Moni sind beste Jugendfreundinnen - die eine reich, die andere arm. Ein halbes Jahrhundert später begegnen sich die beiden Frauen wieder und Gloria beichtet ihr Lebensgeheimnis: Nie hat sie mit jemandem geschlafen. Früher kam Gloria immer gut an, war exzentrisch und schön, wollte Schauspielerin werden, war viel unter Menschen. Gloria und Moni wachsen auf im Mief der sechziger Jahre, sind konfrontiert mit Ehe, Enge und Gewalt. Wie wurden die beiden zu denen, die sie sind?Atemlos und feinfühlig erzählt Monika Helfer...
»Ein Zauberkunststück.« Meike Feßmann, Deutschlandfunk Kultur
Gloria und Moni sind beste Jugendfreundinnen - die eine reich, die andere arm. Ein halbes Jahrhundert später begegnen sich die beiden Frauen wieder und Gloria beichtet ihr Lebensgeheimnis: Nie hat sie mit jemandem geschlafen. Früher kam Gloria immer gut an, war exzentrisch und schön, wollte Schauspielerin werden, war viel unter Menschen. Gloria und Moni wachsen auf im Mief der sechziger Jahre, sind konfrontiert mit Ehe, Enge und Gewalt. Wie wurden die beiden zu denen, die sie sind?
Atemlos und feinfühlig erzählt Monika Helfer von der inspirierenden Konkurrenz unter Freundinnen und von Verbundenheit und Vertrauen, die Jahrzehnte währen.
Gloria und Moni sind beste Jugendfreundinnen - die eine reich, die andere arm. Ein halbes Jahrhundert später begegnen sich die beiden Frauen wieder und Gloria beichtet ihr Lebensgeheimnis: Nie hat sie mit jemandem geschlafen. Früher kam Gloria immer gut an, war exzentrisch und schön, wollte Schauspielerin werden, war viel unter Menschen. Gloria und Moni wachsen auf im Mief der sechziger Jahre, sind konfrontiert mit Ehe, Enge und Gewalt. Wie wurden die beiden zu denen, die sie sind?
Atemlos und feinfühlig erzählt Monika Helfer von der inspirierenden Konkurrenz unter Freundinnen und von Verbundenheit und Vertrauen, die Jahrzehnte währen.
Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht und wurde u.a. mit dem Robert-Musil-Stipendium, dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Solothurner Literaturpreis und dem Johann-Peter-Hebel-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihr die Romane ¿Die Bagage¿, für den sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen erhielt, ¿Vati¿ - damit war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert - und ¿Löwenherz¿.
Produktdetails
- Verlag: DTV
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 152
- Erscheinungstermin: 13. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 188mm x 113mm x 13mm
- Gewicht: 140g
- ISBN-13: 9783423149266
- ISBN-10: 3423149264
- Artikelnr.: 71957483
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wie vorige Bücher der Autorin, so Rezensentin Anna-Louisa Schönfeld, hat auch der neue Roman Monika Helfers einen autobiografischen Kern, wobei die Hauptfigur Gloria laut Autorin aus mehreren realen Vorbildern synthetisiert wurde. In charakteristischer Kürze und Eindrücklichkeit entwirft die Autorin, zeichnet Schönfeld nach, die Geschichte zweier Freundinnen - Gloria und die Erzählerin, Monika -, die sich im Alter wiederbegegnen und auf ihre Lebensläufe zurückblicken. Die Verbindung der beiden war eng, aber nicht konfliktfrei, es gab, lernen wir, immer wieder Episoden der Eifersucht. Die Jungfrau des Titels, erläutert die Rezensentin, ist Gloria, allerdings lediglich in technischer Hinsicht, denn nur weil sie nie mit einem Mann geschlafen hat, war sie keineswegs enthaltsam.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ophelias Chronistin
Monika Helfers neuer Roman "Die Jungfrau"
Mit Büchern über ihre Familie ist Monika Helfer berühmt geworden. Mit "Die Bagage" gelang ihr 2020 der literarische Durchbruch. Geschrieben hat die österreichische Autorin aber schon viel länger. Und ihr neuer Roman, "Die Jungfrau", handelt nun nicht nur über eine inspirierende Frauenfreundschaft, sondern auch über das, was die Jahre überdauert.
Monika Helfer hat zu ihrer Jugendfreundin Gloria seit fast einem halben Jahrhundert kaum Kontakt mehr. Dann, zum siebzigsten Geburtstag, bekommt sie plötzlich einen Brief von ihr. Sie wolle Monika noch einmal sehen, bevor sie sterbe. Die von Krankheit geplagte Gloria bittet die Schriftstellerin, etwas
Monika Helfers neuer Roman "Die Jungfrau"
Mit Büchern über ihre Familie ist Monika Helfer berühmt geworden. Mit "Die Bagage" gelang ihr 2020 der literarische Durchbruch. Geschrieben hat die österreichische Autorin aber schon viel länger. Und ihr neuer Roman, "Die Jungfrau", handelt nun nicht nur über eine inspirierende Frauenfreundschaft, sondern auch über das, was die Jahre überdauert.
Monika Helfer hat zu ihrer Jugendfreundin Gloria seit fast einem halben Jahrhundert kaum Kontakt mehr. Dann, zum siebzigsten Geburtstag, bekommt sie plötzlich einen Brief von ihr. Sie wolle Monika noch einmal sehen, bevor sie sterbe. Die von Krankheit geplagte Gloria bittet die Schriftstellerin, etwas
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über sie zu verfassen: "Ja, Moni, schreib eine Seite über mich, denn wenn ich sterbe, ist dann noch etwas von mir da."
Es geht also um zwei Freundinnen, die sich im Laufe ihres Lebens aus den Augen verloren haben und im Alter wieder zueinanderfinden. Mit 150 Seiten ist das trotz der langen Freundschaft ein sehr kurzer Roman, stilgetreu für Helfer. Auch wenn man durch die lakonischen Erinnerungen fliegt, wirkt die Erzählung noch lange nach. Wie seine drei Vorgängerromane ist "Die Jungfrau" autobiographisch angelegt, und dass ländliche Vorarlberg, wo Monika Helfer mit ihrem Mann lebt, wird auch wieder zum Schauplatz. In diesem Roman spricht die österreichische Autorin von sich als Monika und erzählt über ihr Leben als Schriftstellerin und ihre Ehe mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Michael Köhlmeier, mit dem sie seit 1981 verheiratet ist. Trotz dieser autobiographischen Authentizität gibt Monika Helfer in einem Interview mit dem "Stern" aber an, dass nur dreißig Prozent Wahrheit in dem Buch steckten, siebzig Prozent habe sie erfunden: "Ich habe Gloria aus vielen Freundinnen zusammengesetzt. Sie sagt Sätze, die ich mir gemerkt habe."
Die beiden Freundinnen, beide inzwischen jenseits der siebzig, begegnen sich wieder und stellen fest, dass sich zwischen ihnen kaum etwas verändert hat. Dabei hätten ihre Wege nicht unterschiedlicher verlaufen können. Während Monika eine berühmte Autorin geworden ist und eine Familie gegründet hat, scheint sich Glorias vielversprechende Schauspielkarriere verfangen zu haben. Sie verharrt in einem einsamen Dasein im Haus ihrer verstorbenen Mutter. Die einst schillernde, exzentrische Gloria ist nicht mehr da.
Monika und Gloria verbindet eine intensive und doch zuweilen unbehagliche Beziehung. So entstand neben all der Bewunderung, die sie füreinander empfanden, in manchen Situationen ein Konkurrenzdenken, bei dem sich die beiden als junge Frauen miteinander verglichen. So bei einer Theateraufführung in der Schule, bei der Monika unbedingt die Rolle des Hamlet spielen wollte, um im Stück Gloria, die Ophelia darstellte, eines auswischen zu können. Auch bei der eigenen Hochzeit, so verrät die Ich-Erzählerin im Buch, empfand Monika so etwas wie Eifersucht: "Gloria war meine Trauzeugin. Ich fand, sie war schöner als ich." Gloria erging es aber nicht anders. Später, als Monika ihren Sohn zur Welt brachte, empfing sie eine Glückwunschkarte von ihrer Freundin, auf der stand: "Glückwunsch, Du hast gewonnen!"
Bei der Wiederbegegnung gesteht Gloria ihrer Freundin, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie mit einem Mann geschlafen habe. Die abenteuerlustige, schöne Gloria blieb bis zuletzt allein. Dabei spielten Männer durchaus eine Rolle in ihrem Leben. Sie begann mit ihrem Uniprofessor Andrea, der verheiratet war und Kinder hatte, eine Affäre. Verschiedene sexuelle Handlungen blieben dabei nicht aus, doch zum Geschlechtsverkehr kam es zwischen beiden nie - nicht zuletzt aufgrund der strengen katholischen Moralvorstellungen von Andrea.
Es wird klar: Der Begriff der "Jungfrau", der Enthaltsamkeit impliziert, trifft auf Gloria nicht zu; es stecke "viel Widersprüchliches im Begriff der Jungfrau", sagt Helfer in einem Interview. Von ihren Töchtern wisse sie, dass es dabei um viel mehr gehe als um die reine Tatsache, ob man mit einem Mann geschlafen habe. Mit dem Buch gibt sie ihnen recht: "Die Jungfrau", so steht dort zu lesen, sei ein "seltsamer, völlig altmodischer Begriff". ANNA-LOUISA SCHÖNFELD
Monika Helfer: "Die Jungfrau". Roman.
Hanser Verlag, München 2023. 150 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es geht also um zwei Freundinnen, die sich im Laufe ihres Lebens aus den Augen verloren haben und im Alter wieder zueinanderfinden. Mit 150 Seiten ist das trotz der langen Freundschaft ein sehr kurzer Roman, stilgetreu für Helfer. Auch wenn man durch die lakonischen Erinnerungen fliegt, wirkt die Erzählung noch lange nach. Wie seine drei Vorgängerromane ist "Die Jungfrau" autobiographisch angelegt, und dass ländliche Vorarlberg, wo Monika Helfer mit ihrem Mann lebt, wird auch wieder zum Schauplatz. In diesem Roman spricht die österreichische Autorin von sich als Monika und erzählt über ihr Leben als Schriftstellerin und ihre Ehe mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Michael Köhlmeier, mit dem sie seit 1981 verheiratet ist. Trotz dieser autobiographischen Authentizität gibt Monika Helfer in einem Interview mit dem "Stern" aber an, dass nur dreißig Prozent Wahrheit in dem Buch steckten, siebzig Prozent habe sie erfunden: "Ich habe Gloria aus vielen Freundinnen zusammengesetzt. Sie sagt Sätze, die ich mir gemerkt habe."
Die beiden Freundinnen, beide inzwischen jenseits der siebzig, begegnen sich wieder und stellen fest, dass sich zwischen ihnen kaum etwas verändert hat. Dabei hätten ihre Wege nicht unterschiedlicher verlaufen können. Während Monika eine berühmte Autorin geworden ist und eine Familie gegründet hat, scheint sich Glorias vielversprechende Schauspielkarriere verfangen zu haben. Sie verharrt in einem einsamen Dasein im Haus ihrer verstorbenen Mutter. Die einst schillernde, exzentrische Gloria ist nicht mehr da.
Monika und Gloria verbindet eine intensive und doch zuweilen unbehagliche Beziehung. So entstand neben all der Bewunderung, die sie füreinander empfanden, in manchen Situationen ein Konkurrenzdenken, bei dem sich die beiden als junge Frauen miteinander verglichen. So bei einer Theateraufführung in der Schule, bei der Monika unbedingt die Rolle des Hamlet spielen wollte, um im Stück Gloria, die Ophelia darstellte, eines auswischen zu können. Auch bei der eigenen Hochzeit, so verrät die Ich-Erzählerin im Buch, empfand Monika so etwas wie Eifersucht: "Gloria war meine Trauzeugin. Ich fand, sie war schöner als ich." Gloria erging es aber nicht anders. Später, als Monika ihren Sohn zur Welt brachte, empfing sie eine Glückwunschkarte von ihrer Freundin, auf der stand: "Glückwunsch, Du hast gewonnen!"
Bei der Wiederbegegnung gesteht Gloria ihrer Freundin, dass sie in ihrem ganzen Leben noch nie mit einem Mann geschlafen habe. Die abenteuerlustige, schöne Gloria blieb bis zuletzt allein. Dabei spielten Männer durchaus eine Rolle in ihrem Leben. Sie begann mit ihrem Uniprofessor Andrea, der verheiratet war und Kinder hatte, eine Affäre. Verschiedene sexuelle Handlungen blieben dabei nicht aus, doch zum Geschlechtsverkehr kam es zwischen beiden nie - nicht zuletzt aufgrund der strengen katholischen Moralvorstellungen von Andrea.
Es wird klar: Der Begriff der "Jungfrau", der Enthaltsamkeit impliziert, trifft auf Gloria nicht zu; es stecke "viel Widersprüchliches im Begriff der Jungfrau", sagt Helfer in einem Interview. Von ihren Töchtern wisse sie, dass es dabei um viel mehr gehe als um die reine Tatsache, ob man mit einem Mann geschlafen habe. Mit dem Buch gibt sie ihnen recht: "Die Jungfrau", so steht dort zu lesen, sei ein "seltsamer, völlig altmodischer Begriff". ANNA-LOUISA SCHÖNFELD
Monika Helfer: "Die Jungfrau". Roman.
Hanser Verlag, München 2023. 150 S., geb., 22,- Euro.
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"Eine hintersinnig schöne Geschichte über versäumte Leben und die Macht des Erzählens... Monika Helfer spielt in ihrer bescheiden amüsanten Art die dringenden Fragen von Kunst und Leben im 21. Jahrhundert durch." Marie Schmidt, SZ online, 21.11.23 "Und wieder ein Text von Monika Helfer, der einen gefangen nimmt. ... Helfer, eine Meisterin des Dialogs, schreibt in unverwechselbarem Ton und Duktus. Der Text ist so verdichtet, dass er im Kopf des Lesers ausufert. Und er ist gleichzeitig so rücksichtslos gegenüber den eigenen Figuren, dass es einen fröstelt. Das ist, abermals, große Literatur." Peer Teuwsen, NZZ am Sonntag, 24.09.23 "Ein locker schwingender Roman über eine tragische Figur, die keinen roten Faden in ihrem Leben findet. ... Mit
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großer Virtuosität und vielen Zeitsprüngen zieht Helfer eine Pointe nach der anderen aus dem Ärmel. Mitunter schwingt auch ein untergründiger Humor mit." Franziska Wolffheim, Tagesspiegel, 02.09.2023 "Wie Monika Helfer das gelingt - die Menschen, über die sie schreibt, so nah erscheinen zu lassen, dabei aber auf jede Übertreibung und jedes Pathos zu verzichten, die sich bei solchen Zooms aufs Intimste manchmal einschleichen! Wie wohlwollend und doch auch rücksichtslos sie ihre aus dem Leben gegriffenen Figuren zeichnet ... ein Buch über die Literatur, darüber, was sie vermag und was sie darf, und wie ein Leben selbst zu einem literarischen wird." Ulrich Rüdenauer, SWR2, 27.08.23 "Himmelweit entfernt von Routine und Erfolgsmasche. Neuerlich erweist sich Helfer als Virtuosin des abrupten Wechsels, die ihre Aufmerksamkeit auf das sogenannte Nebensächliche richtet.", Wolfgang Paterno, Profil, 27.08.2023 "In der Kürze, der Lakonie, im leicht Angedeuteten fühlt Monika Helfer sich am wohlsten. Das Seltsame ist nur: An einem kurzen Buch von ihr liest man länger als an jedem Tausend-Seiten-Wälzer. Ganz langsam nur wandert man durch die Sätze, weil sie so kostbar sind, und singt mit." Alexander Solloch, NDR Kultur, 21.08.23"Sehr raffiniert erzählt Monika Helfer diese Freundinnengeschichte ... Es ist wirklich ein Zauberkunststück, wie sie das macht - am Anfang denkt man, es ist eine kleine Geschichte und dann kommt eine Geschichte nach der anderen aus diesem kleine Schächtelchen und man fragt sich: wie schafft sie dieses Raumwunder? Das ist wirklich großartig." Meike Feßmann, Deutschlandfunk Kultur, 21.08.23 "Geheimnisvoll und stellenweise tragisch-komisch ist die Geschichte dieser jungfräulichen Freundin. Helfers prosaisch-nüchterner, niemals wehleidiger Ton geht auch diesmal direkt ins Herz." Barbara Beer, Kurier, 20.08.23
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»In ihrem neuen Roman erzählt Monika Helfer von einer Freundschaft, einem Leben, von mindestens einer eigenwilligen Persönlichkeit und von einer Wiederbegegnung nach Jahrzehnten.«
Auf der Suche nach dem Ich
Im Reigen der bei auffallend vielen Autoren derzeit sehr beliebten, autofiktionalen Romane steht Monika Helfers «Die Jungfrau» für das Erkunden des ‹Ich›, was hier exemplarisch an der lebenslangen Freundschaft zweier Frauen dargestellt …
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Auf der Suche nach dem Ich
Im Reigen der bei auffallend vielen Autoren derzeit sehr beliebten, autofiktionalen Romane steht Monika Helfers «Die Jungfrau» für das Erkunden des ‹Ich›, was hier exemplarisch an der lebenslangen Freundschaft zweier Frauen dargestellt wird. Eine der beiden ist eine Schriftstellerin mit dem Vornamen Monika (sic!), die andere, wie die österreichische Autorin im Interview erklärt hat, allerdings nur zu dreißig Prozent reale Figur ist deren Freundin Gloria. Die eher unscheinbare, brave, aber blitzgescheite Moni kommt aus bescheidenen Verhältnissen, die exzentrische Gloria hingegen entstammt dem gehobenen bürgerlichen Milieu. Beide sind mit unterschiedlichen Talenten gesegnet. Moni ist eine sehr gute Schülerin, die ihrer Freundin bei Klassenarbeiten die Lösungen zuflüstert und dabei ganz bewusst auch Fehler einbaut, damit der Lehrer keinen Verdacht schöpft, weil die Versagerin plötzlich alles richtig macht. Gloria macht ihrem Namen alle Ehre, sie ist abenteuerlustig, äußerst attraktiv, erfolgreich und atemberaubend sexy, alle Männer schwärmen von ihr, und sie hat Talent als Schauspielerin, träumt von ihrer künftigen Karriere.
Der in acht Kapiteln erzählte, schmale Roman beginnt fünfzig Jahre später mit einem Hilferuf der kranken Gloria, die vor ihrem Tod unbedingt noch mal mit Moni reden will. Die Beiden haben sich völlig auseinander gelebt und sich schon jahrelang nicht mehr gesehen. Sofort fährt Moni zu ihr und findet sie verwahrlost in der ziemlich herunter gekommenen alten Villa, eine Nichte, die in der Nachbarschaft wohnt, betreut sie dort – und hofft mangels Blutsverwandten auf eine Erbschaft. Während Moni in zweiter Ehe mit einem Schriftsteller namens Michael (sic!) glücklich verheiratet ist und Kinder hat, ist Gloria ledig geblieben und, wie sie der Freundin gesteht, immer Jungfrau geblieben. Trotz ihrer umwerfenden Attraktivität habe sie nämlich nie mit einem Mann geschlafen. Auch eine einzige, leidenschaftliche Affäre mit einem verheirateten italienischen Professor blieb in diesem einen Punkte keusch, weil dieser Mann sich aus tiefer Religiosität strikt an sein Ehegelübde gebunden fühlte, woran auch Glorias sehnlicher Wunsch nach eigenen Kindern damals partout nichts ändern konnte.
In vielen chronologisch wild durcheinander gewürfelten Rückblenden beschreibt die Autorin, wie ihre Protagonistinnen zu denen wurden, die sie nun im Alter tatsächlich geworden sind. An einer Stelle im Roman werden diese von der Autorin selbstkritisch erkannten Zeitsprünge von ihr damit erklärt, dass Erinnern ja immer ein chaotischer Prozess sei, den sie nur getreulich abbilde in ihrer Geschichte. Und auch die Frage bleibt jeweils offen, ab wo der voyeuristische Zoom auf das Innerste ihrer Figuren von der Realität ins Fiktive abgleitet, reale Wahrheit also zur puren Fantasie wird. Das alles gipfelt in dem Wunsch von Gloria, ihre Freundin möge doch ein Buch über sie schreiben, denn wenigstens das würde zurückbleiben von ihr, wenn sie erst tot sei. Moni erkennt in den intensiven Gesprächen, die sie nach einer sehr langen, getrennt nebeneinander her gelebten Zeit nun führen, dass sie immer einen gewissen Neid empfunden hat und oft auch ziemlich eifersüchtig war auf Gloria.
Der eher konservativen, angepassten, bescheidenen Lebensweise der spät zu Ansehen gekommenen Schriftstellerin steht in diesem Roman das abenteuerliche, exaltierte, unter glänzenden Vorzeichen stehende Künstlerleben der exaltierten Jugendfreundin Gloria diametral gegenüber, was der Autorin reichlich Stoff bietet für allerlei kontemplative Exkursionen. Sie bleibt dabei aber auffallend distanziert, schreibt wie nebenbei über ihre Thematik, sie stellt weder selbst Fragen noch gibt sie Antworten auf Zweifel oder Widersprüche. Am Ende haben die alten Rollenbilder der ungleichen Freundinnen die biografischen Umbrüche und Verwerfungen fast allesamt überlebt, und das eigene Ich bleibt weiterhin rätselhaft. Die Autorin macht auch das Schreiben selbst zum Thema ihres Romans und bereichert ihn damit zusätzlich.
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Gebundenes Buch
Gloria ist in allem besser als Moni, jedenfalls war sie es in den sogenannten coolen Disziplinen. Aber das ist ja nichts Ungewöhnliches, dass man als Jugendliche so von seiner Freundin denkt. Und irgendwie war diese Gloria auch extrem - aber nicht so sehr, dass es sich lohnen würde, einen …
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Gloria ist in allem besser als Moni, jedenfalls war sie es in den sogenannten coolen Disziplinen. Aber das ist ja nichts Ungewöhnliches, dass man als Jugendliche so von seiner Freundin denkt. Und irgendwie war diese Gloria auch extrem - aber nicht so sehr, dass es sich lohnen würde, einen Roman über sie zu schreiben.
Finde ich, die ich die Autorin Monika Helfer durchaus schätze: "Die Bagage" und mehr noch "Vati" habe ich gerne gelesen und denke auch heute, Jahre später noch gern an die Lektüre zurück. Diesen Roman jedoch empfand ich als ausgesprochen schwer zu lesen. Und ich denke auch nicht allzu gern daran zurück, muss ich gestehen.
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Gebundenes Buch
Als Monika Helfer am 70. Geburtstag Post von ihrer langjährigen Schulfreundin Gloria erhält, ist sie überrascht, denn zu dieser hatte sie seit Jahren keinen Kontakt mehr. Nun ist die Frau offenbar schwer erkrankt und wünscht sich, dass die Autorin über sie schreibt, bevor …
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Als Monika Helfer am 70. Geburtstag Post von ihrer langjährigen Schulfreundin Gloria erhält, ist sie überrascht, denn zu dieser hatte sie seit Jahren keinen Kontakt mehr. Nun ist die Frau offenbar schwer erkrankt und wünscht sich, dass die Autorin über sie schreibt, bevor Gloria stirbt. Kein leichtes Unterfangen für Monika, denn die Beziehung zu der einst so glamourösen und exzentrischen Frau war einerseits durch Nähe und Vertrauen geprägt, andererseits aber auch durch Lügen und Wut. Doch Monika stellt sich dieser Herausforderung und begibt sich zurück in die 60er-Jahre, als ein Mädchen wie Gloria immer nur auffiel und nicht hineinpassen wollte in die verstaubte Nachkriegsgesellschaft...
Nach der Trilogie um Monika Helfers "Bagage" ist "Die Jungfrau" der neueste Roman der Bestseller-Autorin, der kürzlich bei Hanser erschienen ist. Erneut ist er im Bereich der Autofiktion anzusiedeln, doch anstatt eines Familienmitglieds steht diesmal mit Gloria eine höchst ambivalente Freundin im Mittelpunkt des Interesses. Stilistisch bleibt sich Helfer mit ihren kurzen, prägnanten Sätzen und den pointierten und unprätentiösen Beobachtungen hingegen treu. Dabei schont sie weder sich noch die Freundin.
Der Roman beginnt im wahrsten Sinne des Wortes mit einem Knalleffekt, der bezeichnend für den Rest des Buches ist. In einer beschaulichen, fast schon transzendentalen Szene, in der zwei Mädchen in ihrer Reinheit einen sommerlichen Sonnenaufgang erwarten - bis ein Schuss den Morgen zerreißt. In der Folge wird es immer wieder so sein, dass die Beziehung der beiden Mädchen durch Aktionen der einen oder der anderen gestört werden. Die reine, freundschaftliche Liebe bleibt so wie das Bild der beiden Mädchen beim Sonnenaufgang eine Illusion.
Gloria ist keine einfache Person. Das Mädchen lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter in einem riesigen Haus inklusive Hausangestellter. Sie ist reich und verschwenderisch und zieht mit ihrer glamourösen Art die Blicke der Jungen und Männer auf sich. Dennoch bleibt sie laut eigener Aussage bis zum Wiedertreffen der mittlerweile 70-jährigen Frauen die titelgebende Jungfrau. Dieser Widerspruch bleibt nicht der einzige dieses zutiefst zerrissenen Charakters. So wie auch die Freundschaft mit Monika eine widersprüchliche ist. Die beiden können nicht mit-, aber auch nicht ohneinander. Für Monika ist Gloria eine Art Flucht aus dem Alltag und aus der Armut. Andersherum ist Monika für Gloria die Flucht aus der Einsamkeit und Langeweile.
Bei der Beurteilung des Romans sollte man bedenken, dass er zwar autobiografische Anteile enthält, aber eben ein Roman ist. Ansonsten könnte man Helfer dafür kritisieren, eine Freundin in manchen Szenen doch einigermaßen bloßzustellen. Schon der Beginn spielt mit Fakt und Fiktion. Die Post zum 70. Geburtstag müsste die Schrifstellerin Helfer nämlich 2017 erreicht haben, was in "Die Jungfrau" unmöglich ist, da es später beispielsweise um eine Corona-Infektion geht. In einem Interview mit dem "Standard" stellt Helfer klar, dass Gloria ihre "erfundene Freundin" und aus verschiedenen zusammengesetzt sei.
Insgesamt beweist Monika Helfer mit "Die Jungfrau" einmal mehr ihr großes schriftstellerisches Können, ihre Weisheit und ihre Begabung, tiefgehende Beobachtungen und Gefühle in wenigen Worten präzise und pointiert wiederzugeben. Was im Vergleich zur Familien-Trilogie fehlt, sind die Empathie und die großen Emotionen, die sich insbesondere in "Die Bagage" und "Löwenherz" so unmittelbar auf die Leserschaft übertrugen. Dennoch ist auch der neue Roman ein sehr lesenswertes Buch, das insbesondere mit der Darstellung der pubertären Monika auch einmal eine ganz andere Seite der Autorin bzw. ihres romanhaften Ichs präsentiert.
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