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Dorothee Elmigers bildgewaltiger Roman - eine mitreißende Erfahrung. Wer diesen Text betritt, fällt in den Abgrund unserer Welt und blickt mit aufgerissenen Augen in die Finsternis. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2025, nominiert für den Schweizer Buchpreis und den Bayerischen Buchpreis 2025.Mit blinkenden Warnlichtern fährt die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, an den Straßenrand, als ein unerwarteter Anruf sie erreicht. Am Apparat ist ein gefeierter Theatermacher, der sie für sein neuestes Vorhaben zu gewinnen versucht - ein in den Tropen angesiedeltes Stück, die...
Dorothee Elmigers bildgewaltiger Roman - eine mitreißende Erfahrung. Wer diesen Text betritt, fällt in den Abgrund unserer Welt und blickt mit aufgerissenen Augen in die Finsternis. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2025, nominiert für den Schweizer Buchpreis und den Bayerischen Buchpreis 2025.Mit blinkenden Warnlichtern fährt die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, an den Straßenrand, als ein unerwarteter Anruf sie erreicht. Am Apparat ist ein gefeierter Theatermacher, der sie für sein neuestes Vorhaben zu gewinnen versucht - ein in den Tropen angesiedeltes Stück, die Rekonstruktion eines Falls. Wenige Wochen später bricht sie auf, um sich der Theatergruppe auf ihrem Gang ins tiefe Innere des Urwalds anzuschließen. Dorothee Elmiger erzählt eine beunruhigende Geschichte von Menschen und Monstren, von Furcht und Gewalt, von der Verlorenheit im Universum und vom Versagen der Erzählungen.
Dorothee Elmiger, geboren 1985 in der Schweiz, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in New York. Ihre Bücher 'Einladung an die Waghalsigen' (2010), 'Schlafgänger' (2014) und 'Aus der Zuckerfabrik' (2020) wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, für die Bühne adaptiert und vielfach ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/28298
- 4. Aufl. 2025.
- Seitenzahl: 160
- Erscheinungstermin: 19. August 2025
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 126mm x 21mm
- Gewicht: 270g
- ISBN-13: 9783446282988
- ISBN-10: 344628298X
- Artikelnr.: 73679164
Herstellerkennzeichnung
Carl Hanser Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Interessant, aber leider nicht gelungen, findet Rezensentin Nadine Brügger die Umsetzung von Dorothee Elmigers Roman. Dieser knüpft an das mysteriöse Verschwinden zweier junger Niederländerinnen im panamaischen Dschungel an und verarbeitet die daraus entstandenen Gerüchte, Spekulationen und Mythen als literarisches Spiel mit Hörensagen und Nacherzählung. Dabei entstehe ein komplexes, aber oft überfrachtetes Geflecht aus indirekter Rede, kulturellen Anspielungen und Grenzerfahrungen, dem jegliche Leichtigkeit fehle und das eher die Mechanik von Geschichten als deren Wahrheitsgehalt beleuchte. Misslungen findet Brügger die konsequente Verwendung der indirekten Rede, die sich durch den gesamten Text zieht, aber auch die Fülle an Referenzen, Hommagen und Symbolen. Elmiger parallelisiere Form und Inhalt, indem sie nicht nur die verirrten Holländerinnen, sondern auch die Leserschaft an die "Grenzen des Erträglichen" treibe.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Der beste Roman dieses Bücherherbstes.« Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.25 »Ein hypnotischer, dichter Roman, der seine Geheimnisse erst nach und nach preisgibt. In 'Die Holländerinnen' entpuppt sich Dorothee Elmiger als eine Meisterin des Unheimlichen.« Kais Harrabi, MDR, Kultur erleben, 20.08.25 »Wenn man das Buch liest, wird man wie von einer unsichtbaren Hand in das Dickicht gezogen. Literarisch großes Kino.« Simon Leuthold, SRF Kultur, 19.08.25 »Ein Roman, in dem sich zu verlieren großes intellektuelles Vergnügen bereitet.« Julia Hubernagel, taz, 16.08.25 »'Die Holländerinnen' zeigt, wie man aus großer alter Literatur große neue Literatur macht. Diese Lektüre lässt nicht mehr los.« Andreas Platthaus, FAZ,
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03.09. »Ein staunenswerter Roman.« Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung, 24.08.25 »Spannend, abwechslungsreich, klug, souverän Literatur und Kunst zitierend, immer um die Kernfrage kreisend: Wie kann Erzählen gelingen? Die Autorin schreibt auf höchstem Niveau gegen die von ihrer Romanfigur verkündete Unmöglichkeit an - und rettet damit vielleicht nicht ihre Figur, sicher aber die Literatur.« Carsten Hueck, DLF, 06.09.25 »Elmiger spielt mit der Verunsicherung zwischen Fakt und Fiktion, was besonders sprachlich durch die indirekte Rede verstärkt wird. Es entsteht 'ein narratologischer Teufelskreis' - wie ihn die Erzählerin selbst bezeichnet - der nachhaltig begeistert.« Susanne Hofinger, ORF, ex Libris, 21.09.25 »Dorothee Elmiger lässt einen ganz und gar eigenwilligen, in seiner Fülle geradezu betörenden Text-Raum entstehen. Sich darin zu verlieren ist ein großes Lesevergnügen.« Andrea Gerk, WDR3, Westart, 29.08.25 »Eine vielschichtige Meditation über die (Ohn-)Macht des Erzählens. Elmiger hat mit ihrem aktuellen Roman ihr bislang smartestes Werk geschrieben.« Anja Kümmel, Tagesspiegel, 01.09.25 »Elmigers schmaler, großer Roman erzählt lebhaft vom Unerzählbaren.« Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 20.08.25
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Dieses Buch habe ich im Rahmen des #loglistenlesens gelesen und auch tappe nach wie vor im Dunkeln. Ich habe eben eine schöne Rezension dazu gelesen, die genau das ausdrückt, was ich empfinde: ich habe mich durch einen Urwald geschlagen um den Inhalt wahrzunehmen und zu verstehen, was ich …
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Dieses Buch habe ich im Rahmen des #loglistenlesens gelesen und auch tappe nach wie vor im Dunkeln. Ich habe eben eine schöne Rezension dazu gelesen, die genau das ausdrückt, was ich empfinde: ich habe mich durch einen Urwald geschlagen um den Inhalt wahrzunehmen und zu verstehen, was ich gelesen habe. Fazit: ich habe es nicht verstanden. Die junge Hauptprotagonistin erzählt von einem True Crime Fall - zwei Holländerinnen sind verschwunden. Ich gebe mir jetzt wirklich Mühe, aber ich verstehe in diesem Urwald voller Wörter und Sätze nichts. Es ist für mich nicht klar, wieso dieses Buch nicht nur für den deutschen Buchpreis 2025, sondern auch für den bayrischen Buchpreis nominiert wurde - es wird einen Grund geben. Ich kann ihn leider nicht erkennen, eine Bewertung von mir kann es eigentlich nicht geben- und dennoch versuche ich mich. Ich kann keine Leseempfehlung aussprechen.
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Leider konnte ich so gar keinen Zugang zur Handlung und zur Protagonistin finden. Die namenlose Erzählerin berichtet von einer Reise in die Tropen, wo sie für einen Theatermacher die Geschehnisse rund um das Stück, welches das Verschwinden zweier Holländerinnen in der Gegend …
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Leider konnte ich so gar keinen Zugang zur Handlung und zur Protagonistin finden. Die namenlose Erzählerin berichtet von einer Reise in die Tropen, wo sie für einen Theatermacher die Geschehnisse rund um das Stück, welches das Verschwinden zweier Holländerinnen in der Gegend thematisiert, dokumentieren soll. Dabei weicht sie immer wieder vom roten Faden ab, erinnert sich an andere Begebenheiten aus ihrer Vergangenheit oder Anekdoten, die sie gehört hat. Das alles in einem atemlosen Ton, der keine Zeit zum Nachdenken lässt und hastig eine Szene an die nächste reiht, so dass man völlig den Überblick verliert, wo in der Geschichte (oder besser: in welcher) man sich gerade befindet. Am Ende war ich genauso schlau wie vorher, mit dem Unterschied kostbare Lesezeit an diese für mich persönlich leider nichtssagende und abstrus-wirre Story verschenkt zu haben.
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Eigentlich sollte die namenlose Schriftstellerin einen Vortrag über ihre Arbeit halten, merkt aber in der Vorbereitung, dass ihr dieser einfach nicht gelingen will. Darum beschließt sie kurzerhand, stattdessen von einem Projekt zu erzählen, dem sie drei Jahre vorher beigewohnt hat. …
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Eigentlich sollte die namenlose Schriftstellerin einen Vortrag über ihre Arbeit halten, merkt aber in der Vorbereitung, dass ihr dieser einfach nicht gelingen will. Darum beschließt sie kurzerhand, stattdessen von einem Projekt zu erzählen, dem sie drei Jahre vorher beigewohnt hat. Damals hatte sie ein Theatermacher eingeladen, mit ihm und einem Team aus Theaterleuten und Laiendarstellern in den südamerikanischen Urwald zu fliegen, um sich dort auf die Spuren zweier junger Holländerinnen zu machen, die vor einigen Jahren dort verschwunden sind. Die Reise wird – und hier muss ich aus unten näher erläuterten Gründen ausnahmsweise einmal den Verlagstext zitieren – „eine beunruhigende Geschichte von Menschen und Monstren, von Furcht und Gewalt, von der Verlorenheit im Universum und vom Versagen der Erzählungen.“
Auch wenn keine Namen genannt werden, wenn man sich ein wenig in den Untiefen des True Crimes aufgehalten hat, errät man schnell, welchen bis heute ungelösten Fall Dorothee Elmiger für ihren neuen Roman „Die Holländerinnen“ gewählt hat. Wirklich weitergeholfen hat zumindest mir dieses Hintergrundwissen nicht. Ich stehe, was das Anliegen der Autorin betrifft, völlig im Dunkeln. Dabei ist das Buch nicht einmal arm an Geschichten, im Gegenteil, das Erzählte schachtelt sich munter ineinander, sie erzählt, wie er erzählte, als ihm erzählt wurde … Aber trotz allem Erzählens konnte ich eine wirkliche Handlung nicht entdecken.
Was erstmal nicht grundsätzlich schlimm ist. Es gibt großartige Romane, in denen so ziemlich gar nichts passiert, die ganz von ihren Personen, Dialogen oder Atmosphären leben. Im vorliegenden Fall würde ich davon ausgehen, dass letzteres die größte Stärke des Werkes ist. Nur hat auch sie mich leider nicht wirklich erreicht. Ich habe weder die Monstren, noch die Furcht vor Gewalt oder die Verlorenheit im Universum gespürt. Ich könnte jetzt sagen, dass ich mich ziellos durch einen Urwald an Wörtern geschlagen habe, um wenigstens eine pseudo-clevere Anmerkung zu machen, aber auch damit würde ich meiner Verwirrung nach dieser Lektüre nur unzulänglich gerecht werden.
Warum dieses Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2025 steht, kann ich nicht wirklich sagen. Vielleicht entgeht mir in meiner Verwirrung einfach das Wesentliche. Vielleicht liegt es aber ja schlicht daran, dass es aus der breiten Masse heraussticht, unter anderem auch wegen der Entscheidung der Autorin, ihr Buch fast komplett in die indirekte Rede zu setzen. Was übrigens weniger anstrengend ist, als ich erst vermutet hätte.
Fazit: Mein Buch war es bedauerlicherweise und trotz großer Hoffnung nicht, ich habe schlicht gar nichts verstanden. Es sei denn, Elmigers erklärtes Ziel war es, ihren Lesern Fragezeichen in den Kopf zu pflanzen. Das üble Gefühl, etwas Wesentliches verpasst
zu haben, zu unaufmerksam durch die Seiten gerast zu sein, wurmt mich durchaus. Sollte also jemand mehr Einsicht erlangt haben, als ich, möge er mich aufklären. Aber so kann ich vorerst keine Leseempfehlung aussprechen.
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Kurz aber dennoch von bemerkenswerter Tiefe präsentiert sich Dorothee Elmigers neuer Roman „Die Holländerinnen“. Was sofort ins Auge fällt, ist die ungewöhnliche und zugleich äußerst präzise durchdachte Konstruktion des Textes. Die eigentliche Handlung …
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Kurz aber dennoch von bemerkenswerter Tiefe präsentiert sich Dorothee Elmigers neuer Roman „Die Holländerinnen“. Was sofort ins Auge fällt, ist die ungewöhnliche und zugleich äußerst präzise durchdachte Konstruktion des Textes. Die eigentliche Handlung wird nicht in klassischer Erzählform vermittelt, sondern erscheint den Lesern als Bericht. Eine namenlose Schriftstellerin, deren beruflicher Erfolg angedeutet wird, trägt im Rahmen eines Vortrags die Aufzeichnungen einer Reise in einen südamerikanischen Urwald vor. Auslöser für diese Expedition war die Bitte eines bekannten Theatermachers, ihr bei der Erarbeitung eines Kriminalfalls behilflich zu sein: Zwei Holländerinnen sind in dieser abgeschiedenen Gegend spurlos verschwunden. Es geht dabei jedoch nicht nur um die bloße Nachahmung einer realen Recherche für ein Schauspiel, sondern vielmehr um den Versuch, Kunst in ihrer ganzen Tiefe und Vielschichtigkeit greifbar zu machen.
Die Erzählerin begibt sich jedoch nicht allein in die Wildnis. Begleitet wird sie von einer Gruppe weiterer Reisender, die ebenfalls Teil des Projekts werden. Während das ursprüngliche Ziel – die Rekonstruktion des Verschwindens – zunächst den Anstoß liefert, tritt es im Verlauf zunehmend in den Hintergrund. Denn die Mitreisenden beginnen, ihre eigenen Lebensgeschichten preiszugeben. Schlag auf Schlag eröffnen sich neue Erzählungen, die sich übereinanderlegen und die Schriftstellerin nicht nur tiefer in den Dschungel führen, sondern zugleich in die unauflösbaren Verwicklungen menschlicher Existenz. Abgründe, Geheimnisse und Widersprüche tun sich auf, die weit über die äußere Reise hinausweisen.
Die literarische Raffinesse Elmigers zeigt sich vor allem in der vielschichtigen Konstruktion des Romans. Da der Text ausschließlich aus dem Bericht der Schriftstellerin besteht, wird alles in indirekter, vermittelter Rede erzählt. Diese Form wirkt zunächst ungewohnt und mitunter sperrig, entfaltet jedoch nach einer kurzen Eingewöhnung ihren eigenen Reiz. Die Distanz, die dadurch entsteht, ist kein Mangel, sondern ein bewusst eingesetztes Stilmittel: Sie schafft eine Sprachfärbung, die dem Werk seine besondere Note verleiht.
Bemerkenswert ist zudem, dass der Roman nahezu ohne klassische Hauptfigur auskommt. Zwar fungiert die Schriftstellerin als berichtende Instanz, doch sie selbst tritt kaum als handelnde Figur auf. Stattdessen übernehmen die Erzählungen der Begleiter die Führung. Eine Geschichte geht in die nächste über, Figuren aus einer vorangegangenen Episode beginnen selbst wieder zu erzählen. Auf diese Weise entsteht ein „Bericht im Bericht“, der das Werk zu einem literarischen Geflecht aus mehreren Erzählebenen macht. Elmiger jongliert gekonnt mit diesen Überlagerungen, sodass die Vielzahl der Stimmen und Episoden nicht zerfasert, sondern in eine komplexe, aber stringente Gesamtarchitektur mündet.
Gerade durch diese Bauweise entfaltet „Die Holländerinnen“ eine neuartige Komplexität, die Elmiger bis zum Ende souverän durchhält. Die vielen kleinen Anekdoten und Episoden verdichten sich nicht nur zu einem Gesamtbild, sondern beginnen dieses am Ende beinahe zu sprengen: Das Erzählte läuft über, wird mehr als die Summe seiner Teile. Der Kriminalfall um die verschwundenen Holländerinnen, der an einen True-Crime-Stoff erinnert, bleibt dabei eher Kulisse. Er dient als Bühne, auf der unterschiedliche Formen von Existenz, Realität und Fiktion zusammentreffen – teils realistisch, teils surreal.
Insgesamt ist „Die Holländerinnen“ ein Roman, der vor allem durch seine Erzählweise fasziniert. Das Ineinandergreifen von Einzelgeschichten und die Verknüpfung zu einem großen Ganzen eröffnen eine neue Perspektive auf Literatur. Nicht jede Episode ist gleich stark, manche Themen wie Kapitalismus oder Kolonialismus werden eher angerissen als vertieft. Dennoch überzeugt die Ausführung durch Präzision und Geschlossenheit. Es ist kein gefälliger Roman, den man leicht „liebgewinnt“, sondern ein Experiment, das herausfordert – und gerade deshalb zur näheren Beschäftigung einlädt.
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„Der Wald sei feucht gewesen, er habe gepocht, pulsiert, wie ein inneres Organ, Herz oder Lunge, ein großer, dunkelgrüner Mund.“
In dem Roman der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2025 werden Geschichten in einer Geschichte verpackt in einem fast atemlosen …
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„Der Wald sei feucht gewesen, er habe gepocht, pulsiert, wie ein inneres Organ, Herz oder Lunge, ein großer, dunkelgrüner Mund.“
In dem Roman der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises 2025 werden Geschichten in einer Geschichte verpackt in einem fast atemlosen Erzähltempo entsteht auch ein Metatext über das Erzählen.
Ein Theatermacher möchte eine Geschichte rekonstruieren, die der Holländerinnen, die 2014 spurlos bei einer Wanderung im Dschungel von Panama verschwunden sind, indem er ihre Spuren verfolgt.
Eine Schriftstellerin in der Schreibkrise berichtet auf einem Kongress, wie sie das Angebot des Theatermachers bekommen hat, dieses Theaterprojekt im Dschungel zu begleiten und zu dokumentieren.
Und nun berichtet sie über dieses Erlebnis, erzählt von den beteiligten Personen und erzählt die Geschichten, die diese Personen erzählt haben. Das alles in indirekter Rede.
Sie nimmt die Zuhörerer*innen auch mit in die Wildheit, Unberechenbarkeit, Unheimlichkeit des Dschungels.
„Das Donnern der weit unter ihr brechenden Wellen, das irre, tausendfach widerhallende Pfeifen und Rufen der Tiere, das laute Wuchern und Bersten der Vegetation hätten einen unüberschaubar großen, gewissermaßen koordinatenlosen Raum aufgespannt, und fraglos habe sie eine Art Furcht verspürt, eine lächerliche Furcht, panisch und ehrfürchtig habe sie dagelegen in dieser pechschwarzen Nacht.“
Die Geschichten, die die Beteiligten erzählen sind düster, morbide, verstörend, oft ohne Auflösung, unerklärlich, kafkaesk.
Die Autorin selber reflektiert ihren Schreibprozess und auch den Inhalt des Geschriebenen: „Falls man etwas anderes von ihr erwartet habe, entschuldigt sie sich.“ (die Schriftstellerin beim Auditorium), sie findet zu allen Ereignissen literarische Bezüge und Zitate, reflektiert die Dialektik der Aufklärung (das Lieblingsthema des Theatermachers) und ist mit Herzogs Verfilmungen beschäftigt (auch ein Thema des Theatermachers).
„Als hätte etwas Fremdes Niederschlag gefunden in ihrem Denken“ beschreibt sie ihre innere Haltung.
„Aber in der ungelenken, nach unten und oben ausschlagenden Schrift, den unkontrolliert über die Seiten schlingernden Zeilen, den zahllosen Verschreibern und durchgestrichenen Passagen habe sich ihr Zustand gezeigt, eine fiebrige Haltlosigkeit, wenn man so wolle, eine Zerrüttung, eine Erosion, die sich im Laufe jener Tage zwischen den Wendekreisen vollzogen haben müsse.“
„Die zersplitterten Sätze, Gesprächsfetzen, die isolierten, blitzhaften Szenen und Bilder, für die der Theatermacher später keine Verwendung gehabt, das ganze Material, das ihn nicht interessiert habe, das in seinen Augen redundant, das irrelevant gewesen sei, dieser Schutt des Protokolls, den sie selbst aber nicht losgeworden sei, nicht habe loswerden wollen, habe sich für sie zu einem eigenen Text zusammengefügt, einem zweiten, gewissermaßen rückseitigen Text (…)“
Und so ist dieses Buch auch eher eine Literaturvorlesung, gespickt mit Reflexion über das Schreiben und die Bedeutung der Literatur.
„Ja, das Schreiben habe immer etwas mit dem Tod zu tun, (…), aber es sei stets ihre Überzeugung gewesen, dass die Arbeit am Schreibtisch, werde sie ernsthaft beschrieben, nichts anderes bedeute, als sich gegen diesen Tod aufzulehnen, ihm Sätze, Sprache abzuringen, von ihm weg, aufs ganz Lebendige, Offene zu.“
Dieses Buch ist sicher keine Unterhaltungslektüre, es ist irritierend und komplex, verwirrend und voller literarischer und philosophischer Bezüge. Das ist manchmal zu viel.
Aber Wissen und Erfahrung entstehen durch Literatur und die Schriftstellerin schreibt selber „(…) übrigens dürfe man nicht glauben, ihr Verhältnis zu dieser Erzählung sei unkompliziert, unbelastet, (…)“
Sprachlich ein Meisterwerk.
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