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Die Gruppe 47 ist zu einem Markenzeichen geworden. Jeder nimmt Bezug auf diese von Hans Werner Richter 1947 ins Leben gerufene lose Schriftstellervereinigung. Jeder hat eine Vorstellung von ihrer Wirkung. Helmut Böttiger legt nun den ersten umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institution vor, die unseren Literaturbetrieb erfunden und die politische Öffentlichkeit Nachkriegsdeutschlands mitgeprägt hat. Bei näherer Betrachtung wird aber klar: Vieles von dem, was man zu wissen glaubt, verkehrt sich ins Gegenteil. Die Gruppe 47 war erstaunlich pluralistisch; Paul Celan hatte ihr...
Die Gruppe 47 ist zu einem Markenzeichen geworden. Jeder nimmt Bezug auf diese von Hans Werner Richter 1947 ins Leben gerufene lose Schriftstellervereinigung. Jeder hat eine Vorstellung von ihrer Wirkung. Helmut Böttiger legt nun den ersten umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institution vor, die unseren Literaturbetrieb erfunden und die politische Öffentlichkeit Nachkriegsdeutschlands mitgeprägt hat. Bei näherer Betrachtung wird aber klar: Vieles von dem, was man zu wissen glaubt, verkehrt sich ins Gegenteil. Die Gruppe 47 war erstaunlich pluralistisch; Paul Celan hatte ihr seinen Erfolg zu verdanken; und wenn es eine Symbolfigur für die Mechanismen der Gruppe 47 gibt, heißt sie viel eher Hans Magnus Enzensberger als Günter Grass. Durch die Auswertung vieler bisher unbekannter Dokumente und Gespräche mit Zeitzeugen entsteht ein lebendiges Bild der Frühgeschichte der BRD: von den Schwierigkeiten, die Prägungen durch den Nationalsozialismus abzustreifen, bis zu einem neuen, prekären Wechselspiel zwischen Literatur, Markt und Mediengesellschaft, das bis heute anhält. Es ist an der Zeit, die Ursprünge kennenzulernen!
Ausstattung: mit Abb.
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Helmut Böttiger, geboren 1956, ist einer der renommiertesten Literaturkritiker des Landes. Nach Studium und Promotion war er als Literaturredakteur u.a. bei der Frankfurter Rundschau tätig. Seit 2002 lebt er als freier Autor und Kritiker in Berlin und veröffentlichte u.a. 'Nach den Utopien. Eine Geschichte der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur' (2004) und 'Celan am Meer' (2006). Er war Kurator der Ausstellung 'Doppelleben. Literarische Szenen aus Nachkriegsdeutschland' (2009) und Verfasser des Begleitbuchs. 1996 erhielt er den Ernst-Robert-Curtius-Förderpreis für Essayistik, 2012 den Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik. Für sein zuletzt veröffentlichtes Buch 'Die Gruppe 47' wurde er mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2013 ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: DVA
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 480
- Erscheinungstermin: 12. November 2012
- Deutsch
- Abmessung: 238mm x 162mm x 44mm
- Gewicht: 786g
- ISBN-13: 9783421043153
- ISBN-10: 3421043159
- Artikelnr.: 36265466
Herstellerkennzeichnung
DVA Dt.Verlags-Anstalt
Neumarkter Str. 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit diesem Überblicksband zur Geschichte der "Gruppe 47", den der Literaturkritiker und Essayist Helmut Böttiger nun pünktlich zu deren 65. Geburtstag herausgegeben hat, ist Rezensent Jochen Hieber absolut zufrieden. Trotz der Fülle an Brief-, Memoiren- und Sekundärliteratur gelinge es Böttiger, verständlich, schwungvoll und "eigenständig" zu erzählen, lobt der Kritiker. Hieber liest hier nicht nur eine Vielzahl interessanter Exkurse, etwa zum Hörfunk in der Nachkriegsepoche oder zur tragischen Geschichte des Literatenpaares Gisela Elsner und Klaus Roehler, sondern rühmt auch Böttigers sorgfältige Recherche: Den Vorwurf des Literaturhistorikers Klaus Briegleb oder des Schriftstellers W. G. Sebald, Hans Werner Richter und die von ihm gegründete Gruppe seien den aus der Emigration zurückgekehrten Autoren "feindselig und antisemitisch" entgegengetreten, könne Böttiger mithilfe seiner Quellen stark relativieren. Nur manchmal findet Hieber die Gruppe 47 auf eine Art "Betriebserfindungsmaschine" reduziert, was ihr seiner Ansicht nach nicht gerecht wird. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt in einer ansonsten durchweg lobenden Kritik.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Verständnis für den wechselnden Zeitgeist
Zwischen Adenauer und Celan: Helmut Böttiger stellt im Frankfurter Literaturhaus sein Buch über die Gruppe 47 vor
Taktgefühl und Empathie waren ihm offenbar fremd. Er lese wie Goebbels, sagte Hans Werner Richter 1952 über den pathetischen Auftritt Paul Celans vor der Gruppe 47 in Niendorf. In einem Tagebucheintrag von 1970 hingegen versuchte der Spiritus Rector der Autorengruppe den Lyriker jüdischer Herkunft zu vereinnahmen. Erst durch die Gruppe 47 sei Celan bekannt geworden, doch werde dies nie öffentlich erwähnt, monierte Richter. Bei der legendären Lesung hatten ihn Celans Lyrik und vor allem sein Vortragsgestus an Priesterpoeten wie Stefan George
Zwischen Adenauer und Celan: Helmut Böttiger stellt im Frankfurter Literaturhaus sein Buch über die Gruppe 47 vor
Taktgefühl und Empathie waren ihm offenbar fremd. Er lese wie Goebbels, sagte Hans Werner Richter 1952 über den pathetischen Auftritt Paul Celans vor der Gruppe 47 in Niendorf. In einem Tagebucheintrag von 1970 hingegen versuchte der Spiritus Rector der Autorengruppe den Lyriker jüdischer Herkunft zu vereinnahmen. Erst durch die Gruppe 47 sei Celan bekannt geworden, doch werde dies nie öffentlich erwähnt, monierte Richter. Bei der legendären Lesung hatten ihn Celans Lyrik und vor allem sein Vortragsgestus an Priesterpoeten wie Stefan George
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erinnert.
"So verschieden sind die antifaschistischen Welten, die hier aufeinanderprallten", resümierte der Literaturkritiker und Essayist Helmut Böttiger, der im Frankfurter Literaturhaus nun sein Buch "Die Gruppe 47 - Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb" vorstellte, im Gespräch mit Richard Kämmerlings, Literaturredakteur der Tageszeitung "Die Welt". Nicht nur Kämmerlings hat "viel gelernt" durch das Buch, das für den Preis der diesjährigen Leipziger Buchmesse nominiert ist, auch die Besucher im gut gefüllten Lesekabinett des Literaturhauses zeigten sich erfreut über den informationsgesättigten Abend.
Zunächst war eine recht unbekannte Autorin kennenzulernen. In seinem "Vorspiel - Die Hex' vom Bannwaldsee" stellte Böttiger die exzentrische Künstlerin und Autorin Ilse Schneider-Lengyel vor, die Richter und seinen Mannen am 9. September 1947 für ihre erste Zusammenkunft das Quartier bereitete: in ihrem Elternhaus im Schongau nahe Füssen. Damals, zur Stunde null, waren die Autoren noch bereit, auf einem Heuboden zu schlafen. Richter habe immer wieder abgelegene Orte in der Provinz für die Tagungen der Gruppe ausgesucht, sagte Böttiger, zum Beispiel den Gasthof "Adler" im allgäuischen Großholzleute bei Isny, wo Günter Grass im Oktober 1958 seine "Blechtrommel" vorstellte. Erst damals wurde die Gruppe 47 schlagartig bekannt. Zuvor waren religiös geprägte Autoren wie Rudolf Alexander Schröder, Werner Bergengruen und Gertrud von le Fort tonangebend in der deutschen Literatur der Adenauerzeit. "Nur die Gruppe 47 trat in Opposition zum Adenauerstaat", sagte Böttiger.
Für den wechselnden Zeitgeist brachte er jedoch Verständnis auf. Er habe mit seinem Buch keinerlei Ehrenrettung der Gruppe im Sinn gehabt, die wegen ihrer Zurückhaltung gegenüber Exilautoren immer wieder kritisiert worden sei. Auch habe Richter nicht absehen können, wie weit sich die jüngeren Autoren von seinem Realismus-Begriff entfernen würden. Nicht nur Celan mit seinen Surrealismen lag jenseits seines Horizonts, auch Peter Weiss, Alexander Kluge und Hubert Fichte setzten sich mit ihren experimentellen Formen über den Realismus der Generation von Grass und Böll hinweg. Jedenfalls sei die Gruppe 47 nicht so monolithisch gewesen, wie sie heute im Rückblick oft wirke.
Als sich in den sechziger Jahren mehr und mehr Verleger und Kritiker zu den Sitzungen einstellten, gaben die Autoren ihre Zurückhaltung auf. Ein Literaturbetrieb entstand, der auch den Kritikern ein Auskommen sicherte - "ein deutsches Sonderphänomen", sagte Böttiger. Allerdings sagte er seiner Spezies nun den baldigen Untergang voraus. So pessimistisch wollte Kämmerlings das nicht sehen. Für den Gasthof "Adler" wird aber schon ein Investor gesucht.
CLAUDIA SCHÜLKE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"So verschieden sind die antifaschistischen Welten, die hier aufeinanderprallten", resümierte der Literaturkritiker und Essayist Helmut Böttiger, der im Frankfurter Literaturhaus nun sein Buch "Die Gruppe 47 - Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb" vorstellte, im Gespräch mit Richard Kämmerlings, Literaturredakteur der Tageszeitung "Die Welt". Nicht nur Kämmerlings hat "viel gelernt" durch das Buch, das für den Preis der diesjährigen Leipziger Buchmesse nominiert ist, auch die Besucher im gut gefüllten Lesekabinett des Literaturhauses zeigten sich erfreut über den informationsgesättigten Abend.
Zunächst war eine recht unbekannte Autorin kennenzulernen. In seinem "Vorspiel - Die Hex' vom Bannwaldsee" stellte Böttiger die exzentrische Künstlerin und Autorin Ilse Schneider-Lengyel vor, die Richter und seinen Mannen am 9. September 1947 für ihre erste Zusammenkunft das Quartier bereitete: in ihrem Elternhaus im Schongau nahe Füssen. Damals, zur Stunde null, waren die Autoren noch bereit, auf einem Heuboden zu schlafen. Richter habe immer wieder abgelegene Orte in der Provinz für die Tagungen der Gruppe ausgesucht, sagte Böttiger, zum Beispiel den Gasthof "Adler" im allgäuischen Großholzleute bei Isny, wo Günter Grass im Oktober 1958 seine "Blechtrommel" vorstellte. Erst damals wurde die Gruppe 47 schlagartig bekannt. Zuvor waren religiös geprägte Autoren wie Rudolf Alexander Schröder, Werner Bergengruen und Gertrud von le Fort tonangebend in der deutschen Literatur der Adenauerzeit. "Nur die Gruppe 47 trat in Opposition zum Adenauerstaat", sagte Böttiger.
Für den wechselnden Zeitgeist brachte er jedoch Verständnis auf. Er habe mit seinem Buch keinerlei Ehrenrettung der Gruppe im Sinn gehabt, die wegen ihrer Zurückhaltung gegenüber Exilautoren immer wieder kritisiert worden sei. Auch habe Richter nicht absehen können, wie weit sich die jüngeren Autoren von seinem Realismus-Begriff entfernen würden. Nicht nur Celan mit seinen Surrealismen lag jenseits seines Horizonts, auch Peter Weiss, Alexander Kluge und Hubert Fichte setzten sich mit ihren experimentellen Formen über den Realismus der Generation von Grass und Böll hinweg. Jedenfalls sei die Gruppe 47 nicht so monolithisch gewesen, wie sie heute im Rückblick oft wirke.
Als sich in den sechziger Jahren mehr und mehr Verleger und Kritiker zu den Sitzungen einstellten, gaben die Autoren ihre Zurückhaltung auf. Ein Literaturbetrieb entstand, der auch den Kritikern ein Auskommen sicherte - "ein deutsches Sonderphänomen", sagte Böttiger. Allerdings sagte er seiner Spezies nun den baldigen Untergang voraus. So pessimistisch wollte Kämmerlings das nicht sehen. Für den Gasthof "Adler" wird aber schon ein Investor gesucht.
CLAUDIA SCHÜLKE
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»Die erste breit angelegte und gut lesbare Gesamtdarstellung. Sie überzeugt, weil sie fair urteilt und weder in Ehrfurcht noch in hämischer Polemik erstarrt.« DIE WELT
»Böttiger beschreibt detailliert und faktenreich, wie aus einem literarischen >Gesinnungsclub< für ein paar wenige das Zentrum neuer deutschsprachiger Literatur werden konnte, wo Verleger auf Suche nach jungen Autoren gingen und Verträge abgewickelt wurden.«
Die erste umfassende Geschichte der Gruppe 47
Obwohl sie fast seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr existiert, geistert die Gruppe 47 immer noch durch die Debatten: mal als Popanz, mal als Vorbild, mal als abschreckendes Beispiel. Großen Einfluss auf die Art und Weise, wie über die …
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Die erste umfassende Geschichte der Gruppe 47
Obwohl sie fast seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr existiert, geistert die Gruppe 47 immer noch durch die Debatten: mal als Popanz, mal als Vorbild, mal als abschreckendes Beispiel. Großen Einfluss auf die Art und Weise, wie über die Gruppe 47 gesprochen wird, hat zudem die unübersehbare Tatsache, dass einige ihrer Protagonisten im Grunde bis heute den literarischen Diskurs bestimmen.
Durch die Auswertung bislang unbekannter Dokumente und Gespräche, die er mit Zeitzeugen geführt hat, zeichnet Helmut Böttiger ein lebendiges Bild dieser Institution und der Frühgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von den Schwirigkeiten, die Prägungen durch den Nationalsozialismus abzustreifen, bis hin zu einem neuen, prekären Wechselspiel zwischen Literatur, Markt und Mediengesellschaft, das bis heute anhält, reicht das Spektrum der vorliegenden Darstellung. Es ist an der Zeit, genauer hinzuschauen und zu fragen, was es mit dieser Schriftstellervereinigung auf sich hatte, die Literatur und Geschichte der Bundesrepublik so tief geprägt hat. "Die weitaus beste publizistische darstellung, die es gegenwärtig über die Gruppe 47 gibt", meinte der Kritiker-Papst Joachim Kaiser. Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Von literarischem Kannibalismus
Bei der Lesung Helmut Böttigers im Münchner Literaturhaus, mit der sein neu erschienenes Buch über die Gruppe 47 vorgestellt wurde, folgte das zahlreich erschienene Publikum gespannt den Ausführungen über eine literarische Epoche, die …
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Von literarischem Kannibalismus
Bei der Lesung Helmut Böttigers im Münchner Literaturhaus, mit der sein neu erschienenes Buch über die Gruppe 47 vorgestellt wurde, folgte das zahlreich erschienene Publikum gespannt den Ausführungen über eine literarische Epoche, die Vielen durchaus noch gut in Erinnerung war. Mich eingeschlossen, der ich mich seinerzeit zwar literaturfern mit ganz anderen Dingen beschäftigte, die nicht gerade seltenen Meldungen über diese Gruppierung aber am Rande durchaus registrierte. Jetzt war nun plötzlich Anlass und Gelegenheit, sich näher mit dieser Episode der Zeitgeschichte zu beschäftigen, das Thema für sich persönlich aufzuarbeiten, damals Versäumtes nachzuholen, den Mythen mal auf den Grund zu gehen.
Ohne Frage ist es dem Literaturkritiker Böttiger mit seinem informativen Sachbuch gelungen, die Entwicklungsgeschichte dieser literarischen Gruppierung, für die es kein Vorbild gab und auch keine vergleichbare Nachfolge, sehr anschaulich und detailreich darzustellen. Dem heutigen Leser dürften viele der teilnehmenden Schriftsteller bei den Treffen der Gruppe 47 vom Namen her weitgehend unbekannt sein, erst recht aber vom Werk, so kurzlebig ist Literatur in der Tat! Auch die Thematik der heftigen Diskurse ist heute kaum noch nachzuvollziehen, von einem für alle gültigen Konsens konnte jedenfalls kaum die Rede sein, vernünftig Argumentierende gehörten damals wie heute zu einer raren Spezies. Man staunt schon, was diese hochgeistige Elite sich gegenseitig an den Kopf geworfen hat, wie gnadenlos die Verrisse ausgefallen sind. Es war purer literarischer Kannibalismus, der da praktiziert wurde in den sogenannten Werkstattgesprächen, meist destruktiv statt konstruktiv, den beurteilten Autor somit oft total entmutigend. Mit der triumphalen Lesung der «Blechtrommel» hat Günter Grass eines der raren Gegenbeispiele geliefert, wo das ziemlich einhellige Lob und die unumstrittene Verleihung des Preises der Gruppe 47 dem späteren Erfolg auf dem Buchmarkt vorausgeeilt war.
Überhaupt hat sich die Entwicklung der Berufskritiker, die jedenfalls ziemlich komplett versammelt waren und untereinander sowie mit den Autoren die Klingen gekreuzt haben, zu einem maßgeblichen Teil in der Gruppe 47 vollzogen. Walter Jens, Joachim Kaiser, Walter Höllerer, Marcel Reich-Ranicki und Hans Mayer saßen da in der ersten Reihe auf der «Kritikerbank» und nutzten ihre Anwesenheit zu persönlicher Profilierung. Sie wurden ihrerseits grandios verspottet, als «Großkritiker» regelrecht auseinander genommen von niemand Geringerem als Martin Walser, und zwar in einem Zeitungsartikel, dessen Text «zu den besten gehört, die er jemals geschrieben hat», und den Böttiger deshalb genüsslich zitiert. Man kann also auch herzhaft lachen bei dieser Lektüre, und staunen obendrein, was für einen Nonsens diese sich klug wähnenden Herren, es gab ja noch keine Damen in der Riege, selbstgefällig abgesondert haben. Dem Rundfunk ist es zu danken, dass durch Mitschnitte bei den späteren Treffen heute vieles rekonstruierbar ist, was da so alles gesagt wurde, Walsers köstliche Satire teils wortwörtlich bestätigend.
Mit dem Datum war Helmut Böttiger beim Signieren meines Buchexemplars der wahren Zeit zwar einen Tag hinterher, sein ausgezeichnetes Buch ist fachlich aber anderen recht deutlich voraus, und brillant geschrieben ist es obendrein. Es zu lesen lohnt sich somit für Leute, die tiefer einsteigen wollen in die deutsche Literaturgeschichte mit Autoren, von denen einige inzwischen ja schon fast Denkmalstatus erlangt haben. Dieses Buch erweitert den Horizont jedenfalls ganz ungemein, und man kann ihm als seriösem Sachbuch sogar hin und wieder einen gewissen Unterhaltungswert attestieren.
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