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Wallander soll die brutalen Morde an fünf Männern - alles scheinbar achtbare Bürger - aufklären. Wallanders sechster Fall.
Bei der Mordserie, die Kurt Wallander gerade aufzuklären hat, kann es selbst erfahrenen Polizisten kalt den Rücken hinunterlaufen: Einen alten Mann findet man in einer Pfahlgrube aufgespießt, einen anderen halbverhungert, beinahe nackt an einen Baum gebunden und erwürgt. Ein dritter wurde in einem mit Steinen beschwerten Sack in einem See ertränkt.
Die Opfer scheinen auf den ersten Blick achtbare Bürger gewesen zu sein, doch stellt sich bei genaueren
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Produktbeschreibung
Wallander soll die brutalen Morde an fünf Männern - alles scheinbar achtbare Bürger - aufklären. Wallanders sechster Fall.

Bei der Mordserie, die Kurt Wallander gerade aufzuklären hat, kann es selbst erfahrenen Polizisten kalt den Rücken hinunterlaufen: Einen alten Mann findet man in einer Pfahlgrube aufgespießt, einen anderen halbverhungert, beinahe nackt an einen Baum gebunden und erwürgt. Ein dritter wurde in einem mit Steinen beschwerten Sack in einem See ertränkt.

Die Opfer scheinen auf den ersten Blick achtbare Bürger gewesen zu sein, doch stellt sich bei genaueren Nachforschungen sehr bald heraus, daß auch sie Frauen grausam mißhandelt haben. Wenn nun aber der Mord die Rache eines Opfers an Mördern und Vergewaltigern ist, muß Wallander sich beeilen, bevor das nächste, noch grausamere Verbrechen geschieht ...

Autorenporträt
Henning Mankell, geboren 1948 in Härjedalen, war einer der großen schwedischen Gegenwartsautoren, von Lesern rund um die Welt geschätzt. Sein Werk wurde in über vierzig Sprachen übersetzt, es umfasst etwa vierzig Romane und zahlreiche Theaterstücke. Nicht nur sein Werk, sondern auch sein persönliches Engagement stand im Zeichen der Solidarität. Henning Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik, wo er künstlerischer Leiter des Teatro Avenida in Maputo war. Er starb am 5. Oktober 2015 in Göteborg. Seine Taschenbücher erscheinen bei dtv.    
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.12.1998

Die Löcher in den Wollsocken
Mord in einem grauen Land: Henning Mankells "Die fünfte Frau"

Ein alter Mann stürzt in eine Pfahlgrube, hängt stundenlang in den spitzen Stangen, bis er an seinem Blut erstickt. Ein zweiter wird im Wald gefunden, an einen Baum gebunden und erwürgt, offensichtlich war er wochenlang gefangengehalten worden. Ein dritter ertrinkt, langsam, denn der Sack, in dem er steckt, ist genau so schwer gemacht worden, daß Gewicht und Auftrieb sich eine Weile die Waage halten. Es sind Morde von ausgesuchter Grausamkeit, die Henning Mankells Kommissar Wallander in "Die fünfte Frau" aufklären muß. Die drei Männer kannten sich nicht, nur ihr Tod verbindet sie. Wie sie zu Tode kamen: Damit will der Mörder etwas ausdrücken. Er spricht eine Sprache, die die Polizei entziffern muß.

Wieviel man mitteilen darf, was man verschweigen muß, ist immer das Dilemma, wenn man einen Kriminalroman rezensiert. Hier darf verraten werden, daß der Mörder eine Mörderin ist und ihr Motiv Rache; denn das ist auch dem Leser schnell klar. Mankell läßt ihn ein wenig in die Karten schauen, nimmt für Momente die Perspektive der Opfer, der Täterin ein, ehe er zu Wallander zurückkehrt, um ihn über die ermüdende Ermittlungsarbeit nicht die Leselaune verlieren zu lassen.

Wallander bekommt diese Einblicke natürlich nicht. Da er den Sinn der Morde nicht versteht, das "geheime Zentrum" nicht kennt, kann er nicht gezielt suchen, sondern nur flächig, indem er möglichst genaue Profile der drei toten Männer erstellen läßt, nach möglichen Verbindungen sucht, den geringsten Hinweis überprüft. Das ist manchmal vielversprechend, oft ergebnislos, immer arbeitsintensiv und im Ergebnis schrecklich ermüdend. Polizeiarbeit eben, Routine, auch und gerade bei diesem einzigartigen Fall.

Das muß auch der Leser einsehen, der, von Fernsehkrimis gewöhnt an einen schnellen Aufklärungsrhythmus, sich erst einmal schwertut mit der Entdeckung der Langsamkeit. Endlose Konferenzen, bei denen die Faktenlage ständig gewendet wird, bei der Bekanntes immer noch einmal präsentiert wird, in der Hoffnung auf ein vergessenes Indiz. "In den Zwischenräumen entsteht die Wahrheit." Und tatsächlich zieht sich das Netz allmählich zu, nähern sich die Ermittler dem verborgenen Zentrum der Morde, das der Leser schon kennt. Dann löst die Spannung der Jagd die Spannung der Ermittlung ab.

Ein verborgenes Zentrum hat auch dieser Roman. Der Leser findet es, ziemlich genau in der Mitte plaziert, auf Seite 284. Krimis weisen gemeinhin neben ihrer an der Oberfläche liegenden Moral - "murder doesn't pay" - eine zweite, untergründige auf, die der ersten widerspricht: Viele Verbrechen werden nicht nur aufgeklärt, sondern nachträglich geradezu gerechtfertigt, und manchen Mörder verhaftet die Polizei nur unwillig (oder der Autor läßt ihn der irdischen Gerechtigkeit entgehen).

Dies ist auch hier der Fall, und auch wieder nicht. Es ist die Mörderin, die nach dem Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" verfährt, und sosehr man die Opfer, sobald man mehr über sie weiß, verabscheut, so inakzeptabel ist und bleibt die Selbstjustiz. Diese Rächerin mißhandelter Frauen ist, wie Kommissar Wallander einmal bemerkt, "ihre eigene Bürgerwehr". Und eine solche Anmaßung unterhöhlt das Rechtssystem selbst, stellt es stärker in Frage als jede profane Mordtat.

Daß es aber zu solchen Morden kommen kann, soll beweisen, daß etwas faul sein muß im Staate Schweden. Was das ist, erklärt der Kommissar seiner Tochter auf Seite 284. Alles Unglück, sagt er, komme daher, daß "wir unsere Wollsocken nicht mehr selbst stopfen". Wie bitte? Jawohl: Darin drücke sich mangelnder Respekt gegenüber den Dingen aus. "Verbrauchen und Wegwerfen wurde zur einzigen Regel, die wirklich alle vereinte."

Zurück zum Stopfgarn - so lautet natürlich nicht die kulturkonservative Moral des Autors Mankell (der ganz wunderbare und preisgekrönte Kinderbücher schreibt und in Moçambique ein Theater leitet), sondern nur die hilflose Erklärung seiner Hauptfigur, der ja seinerseits der Inbegriff eines Pflichtmenschen ist. Wallanders Moral steht in der skandinavischer Tradition der Selbstgeißelung und muß selbst als Symptom verstanden werden. In den Zwischenräumen entsteht die Wahrheit: auch in diesem Kriminalroman, der einen sehr pessimistischen Blick auf Schweden wirft. Auf ein graues Land, in dem wenig gelacht, viel gearbeitet und viel gegrübelt wird und die Zukunft nur die Aussicht verheißt, "daß alles noch schlimmer kommt". MARTIN EBEL

Henning Mankell: "Die fünfte Frau". Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Wolfgang Butt. Zsolnay Verlag, Wien und München 1998. 544 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Wer sich bis jetzt kein deutliches Bild von den Amis machen konnte, soll sich flugs dieses Buch besorgen, denn wenn es um Wertvorstellungen, Ansichten und den American Way of Life geht, ist es bestimmt aussagekräftiger als jeder Reiseführer."'Fritz'

"Waldherrs unterhaltsame Beschreibungen entblößen gnadenlos die amerikanische Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit; doch genau das scheint ihm am meisten an den Amerikanern zu gefallen."'Uncle Sally´s Magazine'

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.01.2006

Band 2
Die Eiskönigin des Bösen
Henning Mankells Roman „Die fünfte Frau”
Die Wucht, mit der das Verbrechen immer wieder in derselben flachen, bäuerlichen Gegend eines für seine Ruhe und Friedlichkeit bekannten Landes niedergeht, hat etwas von einer kapitalen Heimsuchung. Da ist Ystad, die kleine Fachwerkstadt, der vergessene Fährhafen für die Reise auf den europäischen Kontinent. Da sind die Dünen von Kåseberga und die endlosen Rübenfelder von Löderup und die Buchenwälder von Kronovall, und mitten hindurch stapft, vom ewigen Regen durchnässt und von Kummer beschwert, der gutmütige, ein wenig dickliche, ein wenig ältliche Kommissar Wallander. Dann geschieht ein Verbrechen. Es fährt wie ein Blitz durch die grauen, niedrigen Wolken und schlägt einen rauchenden Krater, der für das kriminelle Potential einer internationalen Großstadt ausgereicht hätte.
Alle Romane, die Henning Mankell diesem Polizeibeamten in der südschwedischen Provinz widmete, funktionieren nach diesem Muster. Sie alle werden getragen von der unaufgeregten Kühnheit dieses Autors, der mit nicht nachlassender Akribie und offensichtlicher Liebe zu Land und Leuten immer neue erzählerische Bögen schlägt, die aus der Kleinheit der geschilderten Verhältnisse hinausschießen in die größtmöglichen Verhängnisse. Auch der Roman „Die fünfte Frau”, dessen schwedische Originalausgabe 1996 erschien, ist ein solches Buch, und einer der spannendsten Wallander-krimis zumal: Es beginnt mit einem zurückgezogen lebenden Dichter und Vogelbeobachter, der plötzlich verschwindet. Als die Polizisten aus Ystad ihn finden, liegt er aufgespießt in einer Pfahlgrube, und dann rast ein mörderisches Schicksal los, schlägt Kreise, reißt Menschen auf anderen Kontinenten mit, wird von globalen politischen Bewegungen erfasst, und am Ende stapft wieder ein dicklicher, bekümmerter Kommissar durch den Regen von Schonen. Spannend ist diese Geschichte, und virtuos ist es, wie Henning Mankell diese schnellen Wechsel vom Kleinen zum Großen und zurück zusammenhält.
Der große, ja überwältigende Erfolg, den diese Romane vor allem in Deutschland haben, geht auf dieses Wechselspiel zurück - denn Schweden, das ist nach wie vor eines der deutschen Traumländer, nah und exotisch zugleich, vertraut und auf eine manchmal irritierende Weise kalt und schön. Irgendwo im Hintergrund spukt immer noch Michel aus Lönneberga herum, aber es ist, als hätte ihn eine radikal modernisierte Eiskönigin in den Bann des Bösen geschlagen. Die Geschichten, die Henning Mankell in der schwedischen Provinz stattfinden lässt, sind gewaltige Belastungsproben einer wenn auch nur vermeintlichen Idylle, Materialprüfungen für scheinbar geordnete Verhältnisse. Und hinter ihnen steht ein Autor, der sagt: „In Wirklichkeit ist vielleicht alles noch viel schlimmer.” Das mag so sein, aber so spannend ist die Wirklichkeit bestimmt nicht.
THOMAS STEINFELD
Henning Mankell
Foto:
dpa
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Brillant geschrieben. Ariane Mönikes Neue Westfälische 20151013