Olga Ravn
Broschiertes Buch
Die Angestellten
Ein Roman über Arbeit im 22. Jahrhundert
Übersetzung: Sitzmann, Alexander
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Eine Fallstudie im 22. Jahrhundert: Die Besatzung des Sechstausender-Raumschiffes setzt sich zusammen aus menschlichen und humanoiden Angestellten, deren Aufgabe darin besteht, Produktivität zu untersuchen. Als eine Reihe seltsamer Objekte vom Planeten »Neuentdeckung« mit an Bord genommen werden, wecken sie unter der Besatzung vergessen geglaubte Gefühle. Das Gefüge an Bord gerät ins Wanken: Menschliche wie humanoide Angestellte beginnen, sich nach Wärme und Intimität zu sehnen und von Verstorbenen, Einkäufen und Kindererziehung zu träumen. Nach und nach sehen die Crewmitglieder ihre...
Eine Fallstudie im 22. Jahrhundert: Die Besatzung des Sechstausender-Raumschiffes setzt sich zusammen aus menschlichen und humanoiden Angestellten, deren Aufgabe darin besteht, Produktivität zu untersuchen. Als eine Reihe seltsamer Objekte vom Planeten »Neuentdeckung« mit an Bord genommen werden, wecken sie unter der Besatzung vergessen geglaubte Gefühle. Das Gefüge an Bord gerät ins Wanken: Menschliche wie humanoide Angestellte beginnen, sich nach Wärme und Intimität zu sehnen und von Verstorbenen, Einkäufen und Kindererziehung zu träumen. Nach und nach sehen die Crewmitglieder ihre Arbeit mit anderen Augen. Sie alle müssen sich schließlich der Frage stellen, ob sie so weitermachen können wie bisher.
»Das ist lyrisch, poetisch und liest sich organisch und warm, gleichzeitig geht es um knallharte Fragen der Existenz - rührend und überraschend und toll!« - Maria-Christina Piwowarski, blauschwarzberlin
»Die Geburt eines neuen Sterns am Science-Fiction-Himmel.« - MDR
»Das ist lyrisch, poetisch und liest sich organisch und warm, gleichzeitig geht es um knallharte Fragen der Existenz - rührend und überraschend und toll!« - Maria-Christina Piwowarski, blauschwarzberlin
»Die Geburt eines neuen Sterns am Science-Fiction-Himmel.« - MDR
Olga Ravn, 1986 in Kopenhagen geboren, studierte Literarisches Schreiben an der dortigen Autorenschule. Neben der Veröffentlichung diverser Lyrikbände arbeitete sie als Literaturkritikerin, Lektorin und Übersetzerin. Auf Deutsch erschien zuletzt ihr Gedichtband Rose werden. 2020 wurde sie mit dem Politikens-Literaturpreis ausgezeichnet.
Produktdetails
- MSB Paperback 067
- Verlag: Matthes & Seitz Berlin
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 143
- Erscheinungstermin: 1. August 2024
- Deutsch
- Abmessung: 371mm x 241mm x 2mm
- Gewicht: 105g
- ISBN-13: 9783751845120
- ISBN-10: 3751845127
- Artikelnr.: 70379787
Herstellerkennzeichnung
Matthes & Seitz Verlag
Großbeerenstraße 57A
10965 Berlin
vertrieb@matthes-seitz-berlin.de
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Steffen Herrmann scheint nur langsam vorzudringen zum Kern von Olga Ravns Erzählung. Es geht um humanoide Arbeiter auf einem Raumschiff im All und um eine Irritation an Bord: den Einbruch der Produktivität. Eine ungewöhnliche Annäherung an das Thema Arbeit, erkennt Herrmann. Die Kapitalismuskritik im Band ist eher verhalten, stellt er fest, die Sprache effizient und nüchtern. Dass schließlich etwas Hoffnung aufscheint am Ende dieser eher dunklen Geschichte, erleichtert den Rezensenten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein ungewöhnlicher SF-Roman.
Worum geht es:
Ein Raumschiff umkreist einen neu entdeckten Planeten. An Bord sind sowohl menschliche als auch künstliche Arbeitskräfte, sogenannte Humanoide, sowie einige seltsame außerirdische Objekte. Diese Objekte rufen unerwartete …
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Ein ungewöhnlicher SF-Roman.
Worum geht es:
Ein Raumschiff umkreist einen neu entdeckten Planeten. An Bord sind sowohl menschliche als auch künstliche Arbeitskräfte, sogenannte Humanoide, sowie einige seltsame außerirdische Objekte. Diese Objekte rufen unerwartete Gefühle in der Besatzung hervor. Insbesondere die Humanoiden entwickeln Gefühle, die so nicht vorgesehen sind und die - Schockschwerenot - die Arbeitsproduktivität bedrohen.
Die Missionsleitung ergreift Gegenmaßnahmen und es kommt zur Eskalation.
Das Buch ist dabei in Form von Zeugenaussagen der Besatzungsmitglieder geschrieben.
Kommentar:
Keine leichte Lektüre, denn man muss sich beim Lesen die Geschehnisse aus den Zeugenaussagen zusammen puzzeln. Daraus ergibt sich ein zunächst verwirrendes, aber zunehmend beklemmendes Bild. Deutlich wird, wie brutal alle, egal ob Menschen oder Humanoide, der Produktivitätslogik unterworfen sind. (Die Humanoiden wurden geschaffen, weil sie nach nur zwei Jahren Aufzucht arbeitsfähig sind und nicht wie Menschen erst nach ca 18 Jahren und weil sie keine Pausen brauchen.) So enthält das Buch eine gewisse Portion Kapitalismuskritik, ohne erhobenen Zeigefinger.
Die Sprache ist sehr lyrisch (die Autorin hat zuvor Lyrikbände veröffentlicht), für meinen Geschmack manchmal zu Lasten der Verständlichkeit. Insgesamt eine Lektüre, die einen mit mehr Fragen als Antworten zurücklässt. Aber genau das kann ja zum Nachdenken anregen.
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Gebundenes Buch
Der Roman spielt im 22. Jahrhundert an Bord des „Sechstausender-Schiffs“, einem Raumschiff, das von einer gemischten Besatzung aus Menschen und Humanoiden bewohnt und bearbeitet wird.
Die Welt im 22. Jh. in einem Raumschiff zusammengepackt, nicht ganz sicher, ob die Gefühle …
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Der Roman spielt im 22. Jahrhundert an Bord des „Sechstausender-Schiffs“, einem Raumschiff, das von einer gemischten Besatzung aus Menschen und Humanoiden bewohnt und bearbeitet wird.
Die Welt im 22. Jh. in einem Raumschiff zusammengepackt, nicht ganz sicher, ob die Gefühle von Software erzeugt wurden oder genetisch in einem schlummern. Neben allen Ängsten von Weltuntergang und Kriegen jetzt auch noch jene der Zukunft aushalten? Humanoiden und Menschen leben zusammen, arbeiten, fühlen und denken, die Grenzen verschwimmen hin zum Unerträglichen. Eine Art Kunstwerk aus Gefühlen, Stoffen, Dingen und Software.
Man fühlt sich mit diesem Buch leicht überfordert und liest z.B. das: „Nachdem ich 28 Tage lang einen Arbeitsablauf in den Räumen gehabt hatte, begann ich mich selbst zu fragen, wer ich überhaupt bin. Ein Angestellter, ein Mensch, ein Programmierer, Schiffskadett 17 auf dem auf dem Sechstausender Schiff.“
Der Fortgang dieses Romans wird in Zeugenaussagen nach Nummern strukturiert, von 1 bis 179, gefolgt vom Nachtrag. Eine Art Versuchsanordnung über Mensch-Maschine Strukturen. Erahnt und skizziert wird die Arbeitswelt im 22. Jahrhundert als eine entmenschlichte, technokratische und leistungsorientierte Ordnung, die Identität und Menschlichkeit untergräbt, emotionale Bedürfnisse ignoriert und letztlich in eine Krise alle Angestellten mündet.
Lebensformen treffen sich in diesem Roman in Räumen, unsicher ob die Gegenstände für sie da sind oder sie für diese. Die Abstufung der Gefühle bis hin zum einfachen Ding ohne Emotionen, alle mixen sich zu einer merkwürdigen, entfremdeten Gesellschaft.
Wäre es so schlimm kein Mensch zu sein, lesen wir. Wenn die anwesenden Menschen schon tot sind, seien die Gegenstände immerhin noch da. Haben sie Anspruch auf den Rechtsweg, wird gefragt.
Lyrik, Science Fiction, Zusammensein, Sinn, Menschlichkeit, mir fiel es schwer, hier Optimistisches zu extrahieren. Beziehungen und Erinnerungen sind puzzleartig geschichtet, fremd, unmenschlich, unsichtbar verwoben. Ein sehr anspruchsvolles luzides Leseerlebnis mit fröstelnden Wesenszügen der zukünftigen Menschheit.
Das Ganze in ein Raumschiff zu verlagern, verlangt natürlich strenge Regeln und durchgestaltetes Arbeiten, vielleicht nicht die beste Location über das Arbeiten in einigen Jahrzehnten. Das Zusammenspiel von Humanoiden mit echten Menschen folgt dem Hollywood Klischee des emotional lernenden Roboters, dessen Seelentiefe aber auf der Festplatte bzw. der Programmierung endet.
Offensichtlich transportiert das Raumschiff organische Stoffe und Essenzen, die man riechen kann. Sie werden zu emotionalen Begleitern, Ruhepolen, Raumbefeuchtern. „Du brauchst ein Update, das sagt man, wenn jemand etwas Dummes tut.“
Mitfliegende Mütter werden mit Kinderhologrammen beruhigt, alles ist aufs Beste fürs Funktionieren durchdekliniert, eine abgeschlossene Welt höchster Konzentration und Effizienz. Die Sehnsucht nach Mutter Erde, trotz Schalmeien des Fast-So-Gut-Wie-Dort. Träume, die festigen: „Ich lebe in dieser neuen Mischung aus Melancholie und Glück, dieses doppelte Gefühl ist mir zum Alltag geworden.“ Die Liebe zu Humanoiden ist real und unvergleichlich, die Zeugenaussage 064 erklärt es, denn Kadett 4 scheint perfekt modelliert.
Insgesamt: warum nicht, kann man machen. Es ist Ideen- und Wortkunst, die man selbst fügen muss und hinterfragen, skeptisch bleiben, hat es mich berührt? Eher nicht, aber einiges schon. Schwer zu erklären sind Sätze wie dieser: „Ich möchte gern von einem humanoiden Kollegen mit einem Messer gestochen werden.“ Humanoiden aber verstehen den Tod nicht richtig, weil sie immer wieder hergestellt werden können.
Sie töten mit Kernen, unzähligen Kernen und werden sich bald auf etwas Neues regenerieren, im ewigen Anflug auf Neuentdeckung, und in der großen Hoffnung auf die Begegnung einer großen Liebe. Sie können perfekt täuschen und sich immer wieder neu erfinden, die Humanoiden, die uns bald im Griff haben werden?
Was also werden die entschwundenen Humanoiden tun? Ins Tal gehen, in die Natur, auf die Gefahr hin, dass sie nicht wieder neu geladen werden können?
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Gebundenes Buch
Olga Ravn wirft uns mit Die Angestellten ins 22. Jahrhundert auf ein Raumschiff mit Menschen, Humanoiden und rätselhaften Gegenständen. Etherisch-poetisch lesen sich die nüchtern gehaltenen Miniaturen aus dem Weltall. Spherisch hallen die nummerierten Zeugenaussagen der Besatzung von …
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Olga Ravn wirft uns mit Die Angestellten ins 22. Jahrhundert auf ein Raumschiff mit Menschen, Humanoiden und rätselhaften Gegenständen. Etherisch-poetisch lesen sich die nüchtern gehaltenen Miniaturen aus dem Weltall. Spherisch hallen die nummerierten Zeugenaussagen der Besatzung von Schiff Sechstausend in uns wider. Es soll untersucht werden, welche Beziehungen die Angestellten mit den Gegenständen haben mit dem Ziel der Steigerung der Arbeitsabläufe und der Produktivität. Die Forschenden bleiben unsichtbar und greifen scheinbar nicht ein in das Geschehen und die Objekte ihrer Untersuchung, oder sind es Subjekte?
»Zeugenaussage 022
Mir wurde gesagt, es gäbe ein Problem mit meinem emotionalen Reaktionsmuster... Ich soll meine kognitive Flexibilität trainieren, wenn ich auf Augenhöhe mit denen, die geboren wurden, Teil der Besatzung sein will. Ist dieses Problem 𝑚𝑒𝑛𝑠𝑐ℎ𝑙𝑖𝑐ℎ? In dem Fall würde ich es gern behalten.«
Die erforschte Besatzung des Raumschiffs, das sind Die Angestellten. Was sie arbeiten, für was ihre Produktivität aufrechterhalten und gesteigert werden soll, wird kaum berichtet. Sie haben Aufgaben zugewiesen bekommen und sie alle versuchen, ihre Sache gut zu machen.
Einige Angestellte sind von der Erde, aus einem Menschen geboren, andere sind humanoid, künstliche Wesen, die den Menschen ganz ähnlich sind, aber effizienter, anders vom Wesen, vermeintlich und sie haben keine Vergänglichkeit, vermeintlich.
Die Angestellten reisen durch das Universum, sie sind alle bemüht, störende Gedanken, Impulse und Gefühle zu unterdrücken, Fehlbarkeiten und Fehlprogrammierungen auszulöschen.
»Zeugenaussage 067
...Warum hab ich all diese Gedanken, wenn ich doch vor allen Dingen eine technische Aufgabe lösen soll? Warum habe ich diese Gedanken, wenn es vor allen Dingen meine Aufgabe ist, die Produktion zu erhöhen? Aus welcher Perspektive sind diese Gedanken 𝑝𝑟𝑜𝑑𝑢𝑘𝑡𝑖𝑣? Ist ein Fehler beim Update passiert? In diesem Fall möchte ich gerne neu gestartet werden.«
Der Plot entspannt sich durch die Miniaturen hindurch. Es gibt Objekte, organische Gegenstände von einem Planeten, die eine magische Gravitationskraft ausüben. Sie evozieren Träume, Sehnsüchte, romantische Gefühle, Triebe, Wut, die durch die Zeugenaussagen der Angestellten schwirren und die Koordinaten durcheinander bringen. Eine vielstimmige Unruhe steigt an, mit voranschreitendem Text werden die Aussagen immer vielfältiger, kritischer, dringlicher und lauter. Es baut sich eine Ahnung auf, irgendetwas ist passiert, das alles verändert, der Kontakt zur Homebase, zum Creator ist vom Kurs abgekommen.
»Zeugenaussage 021
Ich weiß, dass ihr sagt, ich sei ein Gefangener hier, aber die Gegenstände haben mir etwas anderes erzählt.«
Ohne die Künstlerin Lea Gulditte Hestelund würde das Buch nicht existieren, so Ravn. Schaue ich auf ihre Skulpturen und Installationen, verstehe ich sofort wieso, denn sie wirken organisch, auf eine Art erotisch anziehend und wie aus einer anderen Welt. Ravn findet eine Entsprechung in den Gegenständen und in der Sprache, die zugleich nüchtern wissenschaftlich-reporthaft und organisch-warm-poetisch anklingt. Ist Die Angestellten in der Tradition von Science Fiction, Prosa, Popliteratur, Lyrik zu sehen? All das und jenseits davon. Es ist eine Freude für Autofiktion-ermüdete Leser:innen wie mich, diese hoffnungsvoll-subversive Dystopie aus dem Weltall der Zukunft zu lesen. Das Streben nach Steigerung von Produktivität, die Konzentration auf Lohnarbeit und Sachzwängen, wird der subversiven Kraft der Kunst, der Liebe, des Übersinnlichen gestellt. Eigentlich sind keine Gedanken der Angestellten neu. In Ravns Text wirken sie aber frisch, als hätte ich sie das erste Mal gehört. Wir können es als aktuellen Trend betrachten, Dystopien von Frauen, mir fallen spontan einige weitere ein, auch einige, die sich zwischen den Genres bewegen. Aber lesen sie sich wie Ravn? Mit diesem Gefühl für Sprache, Form und Symbolik? Nein, keine kann schreiben wie sie und einen Perfektionisten wie Alexander Sitzmann als Übersetzer gewinnen zu können, hat sicherlich geholfen, dass der Text auch in der deutschen Sprache großartig ist. Völlig zu Recht ist Ravn der internationale Durchbruch gelungen. In der englischen Übersetzung landete Die Angestellten 2021 auf der Shortlist des Booker Prizes.
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