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Produktdetails
- Verlag: De Gruyter
- 1811.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 1. April 1811
- Deutsch
- Abmessung: 236mm x 160mm x 16mm
- Gewicht: 371g
- ISBN-13: 9783111190242
- ISBN-10: 3111190242
- Artikelnr.: 33488386
Herstellerkennzeichnung
Walter de Gruyter
Genthiner Straße 13
10785 Berlin
productsafety@degruyterbrill.com
Wer soll das ernst nehmen, Gevatterchen?
Es war immer etwas schwierig, wenn über die Bücher, die man in der Schule lesen musste, behauptet wurde, dass sie besonders lustig seien. Man misstraute ihnen natürlich sofort, weshalb, als wir in der Oberstufe waren, unser Deutschlehrer am Ende auch nicht so richtig punkten konnte, als er mit uns Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" durchnahm (und sich damit natürlich sehr fortschrittlich vorkam), auf dessen Klappentext stand, dass er einer der "witzigsten" Romane der vergangenen Jahre sei.
Er war nicht "witzig". Genauso wenig wie das sogenannte "Lustspiel" (!) von Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", in Klasse 9F3 "lustig" gewesen war. Es war
Es war immer etwas schwierig, wenn über die Bücher, die man in der Schule lesen musste, behauptet wurde, dass sie besonders lustig seien. Man misstraute ihnen natürlich sofort, weshalb, als wir in der Oberstufe waren, unser Deutschlehrer am Ende auch nicht so richtig punkten konnte, als er mit uns Milan Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" durchnahm (und sich damit natürlich sehr fortschrittlich vorkam), auf dessen Klappentext stand, dass er einer der "witzigsten" Romane der vergangenen Jahre sei.
Er war nicht "witzig". Genauso wenig wie das sogenannte "Lustspiel" (!) von Heinrich von Kleist, "Der zerbrochne Krug", in Klasse 9F3 "lustig" gewesen war. Es war
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sogar sehr unlustig. Von der ersten Seite an wurden dort kryptische Kalauer rausgehauen oder Merksätze wie "denn jeder trägt, den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst", die wir laut vorlesen und uns dazu etwas einfallen lassen mussten. Diese Sätze, die hier alle so bedeutend sein sollten, versperrten aber völlig den Blick auf das, worum es eigentlich ging, und wieso dieser Richter Adam, der am Anfang offenbar aussieht, als habe man ihn zusammengeschlagen, seine nervige Perücke verloren hatte.
Dass die Figuren sich ständig "Gevatterchen!" nannten, trug auch nicht gerade dazu bei, dass wir das Stück irgendwie ernst nahmen. Und klar, "Adam" wollte was von "Eve", und ein Herr "Licht" wollte Licht in die Angelegenheit bringen. So weit, so originell. So schleppten wir uns von jedem bedeutungsschweren Satz zum nächsten. Und hätten es bestimmt viel besser gefunden, wenn Heinrich von Kleist, über den wir leider nicht erfuhren, dass er sich umgebracht hatte, "Tragödie" über sein Stück geschrieben hätte; das hätte vielversprechender geklungen und viel mehr nach dem, wie wir uns gerade fühlten. Dann wäre auch gleich viel besser zu erkennen gewesen, dass dieser Adam nicht lustig, sondern ein ekliger Lustmolch war, der nur herumredete, um von sich selbst abzulenken.
Aber dahin kamen wir nicht, weil, was er sagte, einfach überhaupt nicht auszuhalten war, schon mal gar nicht, wenn wir das laut vorlesen mussten: "Ein Krug! So! Ei! - Ei, wer zerbrach den Krug?" - "Wer ihn zerbrochen?" - "Ja, Gevatterchen." Sätze, die vor allem bewirkten, dass, wenn von da an (eigentlich bis heute) irgendjemand in launigem Ton besonders bedeutungsvoll daherkam, man immer nur dachte: "Genau, Gevatterchen."
Julia Encke
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass die Figuren sich ständig "Gevatterchen!" nannten, trug auch nicht gerade dazu bei, dass wir das Stück irgendwie ernst nahmen. Und klar, "Adam" wollte was von "Eve", und ein Herr "Licht" wollte Licht in die Angelegenheit bringen. So weit, so originell. So schleppten wir uns von jedem bedeutungsschweren Satz zum nächsten. Und hätten es bestimmt viel besser gefunden, wenn Heinrich von Kleist, über den wir leider nicht erfuhren, dass er sich umgebracht hatte, "Tragödie" über sein Stück geschrieben hätte; das hätte vielversprechender geklungen und viel mehr nach dem, wie wir uns gerade fühlten. Dann wäre auch gleich viel besser zu erkennen gewesen, dass dieser Adam nicht lustig, sondern ein ekliger Lustmolch war, der nur herumredete, um von sich selbst abzulenken.
Aber dahin kamen wir nicht, weil, was er sagte, einfach überhaupt nicht auszuhalten war, schon mal gar nicht, wenn wir das laut vorlesen mussten: "Ein Krug! So! Ei! - Ei, wer zerbrach den Krug?" - "Wer ihn zerbrochen?" - "Ja, Gevatterchen." Sätze, die vor allem bewirkten, dass, wenn von da an (eigentlich bis heute) irgendjemand in launigem Ton besonders bedeutungsvoll daherkam, man immer nur dachte: "Genau, Gevatterchen."
Julia Encke
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der vielstimmige Kaminski hat keine Probleme damit, ein Theaterstück (in Auszügen) vorzutragen. Für sich genommen - und für Kaminski-Fans sowieso - ist diese Ein-Mann-Theateraufführung ein hörenswerter Spaß." -- Quelle: hörBÜCHER
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Voll gespannter Vorfreude hat Rezensent Jens Bisky drei verschiedene Hörspiel-CDs mit Texten und Dramen von Heinrich von Kleist eingelegt, weil, wie er darlegt, sich gerade dessen Stücke zum Vorlesen bestens anbieten und Kleist-Lesungen mehr sein können als lediglich eine "Schwundstufe" von Theateraufführungen. Von den drei CDs aber hat ihm nur die von Stefan Kaminski vorgetragene Version des "Zerbrochenen Krugs" gefallen, weil sie einen frischen, eigenen Ton findet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Stefan Kaminski steigt mit Elan und Witz ein in den altertümlichen Text, der nicht leicht zu vermitteln ist. Kaminski findet eine Art, dem Klassiker eine Natürlichkeit zu geben. Er belegt jede Figur mit einer virtuosen eigenen Sprache und lebt eine wahre Lust am Schauspiel aus. Ausgezeichnet! Die Fassung von GoyaLiT aus dem Hause Jumbo ist außerordentlich gut gelungen.
Dramaturgisches Glanzstück
Heinrich von Kleist
Der zerbrochene Krug
Zum 200. Todestag Heinrich von Kleists (1777–1811) im November 2011 erschien im Christoph Merian Verlag das wohl berühmteste Werk dieser literarischen Ausnahmeerscheinung als Hörbuch: „Der zerbrochene …
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Dramaturgisches Glanzstück
Heinrich von Kleist
Der zerbrochene Krug
Zum 200. Todestag Heinrich von Kleists (1777–1811) im November 2011 erschien im Christoph Merian Verlag das wohl berühmteste Werk dieser literarischen Ausnahmeerscheinung als Hörbuch: „Der zerbrochene Krug“ – bei seiner Uraufführung 1808 in Weimar unter Goethes Leitung noch katastrophal durchgefallen – ist heute aus dem Kanon der deutschsprachigen Literatur nicht mehr wegzudenken. Die Hörspiel-Inszenierung aus dem Jahr 1961 macht nicht nur Kleists sprachliche Virtuosität, sondern auch sein großes komödiantisches Talent erlebbar.
„Den Krug hat jener Schlingel mir zerbrochen“, klagt Frau Marthe Rull vor Dorfrichter Adam und bezichtigt dabei Ruprecht, den Verlobten ihrer Tochter Eve, dieser Untat. Dass der Krug dabei als Metapher für etwas ganz anderes steht, das vergangene Nacht in Eves Schlafgemach beschädigt worden sein könnte, wird bald klar. Und ebenso klar ist, dass der scheinheilige Dorfrichter am Tatbestand nicht unbeteiligt ist. Wohl gelänge es ihm auch, die Affäre zu vertuschen, wäre da nicht Gerichtsrat Walter, der mit aufgeklärtem Geist die Verhandlung überwacht. Wie Adam nun aber laviert und nicht nur seinen Ruf zu retten versucht, ist ein dramaturgisches Glanzstück und für den Zuhörer ein köstliches Vergnügen.
Die Produktion des Schweizer Radio und Fernsehens – entstanden zum Kleist-Jubiläum 1961 – ist selbst schon ein Klassiker und vereint in diesem Lustspiel unvergessene Künstler wie Walter Richter als Dorfrichter Adam, Erwin Kohlund als Gerichtsrat Walter sowie Lina Carstens als Frau Marthe Rull – eine Trouvaille für Kleist-Liebhaberinnen und -Entdecker!
Heinrich von Kleist
Der zerbrochene Krug
Literatur/Hörspiel
1 CD, 64 Minuten, Christoph Merian Verlag, Basel, ISBN 978-3-85616-450-8, 12 Euro.
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"Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist (1777-1811) gehört zu den populärsten und meistgespielten Komödien auf deutschen Bühnen. Das Stück ist gewissermaßen das Synonym für das deutsche Lustspiel. Das war jedoch nicht immer so.
Bei seiner …
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"Der zerbrochne Krug" von Heinrich von Kleist (1777-1811) gehört zu den populärsten und meistgespielten Komödien auf deutschen Bühnen. Das Stück ist gewissermaßen das Synonym für das deutsche Lustspiel. Das war jedoch nicht immer so.
Bei seiner Uraufführung 1806 in Weimar in einer Inszenierung von Johann Wolfgang von Goethe fiel das Stück durch, ja es wurde vom Publikum gnadenlos ausgepfiffen. Erst in den 1920 Jahren konnte sich das Lustspiel allmählich auf den Theaterbühnen durchsetzen.
Die Handlung des Stückes ist eigentlich ein Verhör in einer Gerichtsstube auf dem Lande bei Utrecht. Dorfrichter Adam soll den Übeltäter überführen, der Frau Marthes kostbaren Krug zerbrochen hat. Dabei war er es doch selbst, als er Marthes Tochter Eve in der vorangegangenen Nacht nachstellte und schließlich vor ihrem Freund Ruprecht fliehen musste.
Keiner verdächtigt ihn und Eve schweigt, weil Adam droht, ihren Ruprecht zum Militärdienst zu schicken. Alles wäre für Adam vielleicht gut gelaufen, doch ausgerechnet an diesem Tag wohnt Gerichtsrat Walter der Verhandlung bei. Er will den Dorfrichter und dessen Rechtsprechung überprüfen. So nimmt die Handlung ihren turbulenten Lauf.
Nun ist zum 200. Todestag von Heinrich von Kleist im Berliner Hörbuchvertrieb AudioPool (Produktion Edition Fux.Verlag) eine vollständige Lesung des Lustspiels auf zwei CDs (Spieldauer ca. zwei Std.) erschienen. Dafür konnte der bekannte Schauspieler und Synchron- und Hörspielsprecher Hans Peter Hallwachs gewonnen werden. Ihm gelingt es wunderbar, die verschiedenen Charaktere und deren unterschiedlichen Sprechweisen hörbar zu machen.
Dorfrichter Adam ist gekennzeichnet durch die Sprache eines Juristen, die er mit volkstümlichen Allgemeinplätzen durchmischt. Gerichtsrat Walter spricht dagegen juristisch präzise. Frau Marthe ergeht sich wiederum in bildreichen und lebhaften Beschreibungen.
Neben der Komik des Dorfrichters lebt die Komödie vor allem von ihren Dialogen, die einerseits entschleiern, andererseits entlarven sollen. Dabei wechseln Rede und Widerrede mitunter sehr schnell ab. Hallwachs versteht es, die Wahrheitsfindung mit der sprachlichen Handlungen der Charaktere dem Hörer zu vermitteln.
Fazit: Eine Hörbuchproduktion, die den Text und den Kleistschen Wortwitz auch für Leser, die mit der Sprache des Dichters noch unerfahren sind, leichter zugänglich und verständlich macht.
Manfred Orlick
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