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Viet Thanh Nguyen
Gebundenes Buch
Der Sympathisant
Roman. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2016, Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction 2016 und dem Deutschen Krimi-Preis (2. Platz) in der Kategorie International 2018
Übersetzung: Müller, Wolfgang
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"Meisterhaft. DER SYMPATHISANT ist zum Klassiker bestimmt." T.C. BoyleIm April 1975 wird eine Gruppe südvietnamesischer Offiziere unter dramatischen Bedingungen aus Saigon in die USA geflogen. Darunter ein als Adjutant getarnter kommunistischer Spion. In Los Angeles soll er weiterhin ein Auge auf die politischen Gegner haben, ringt jedoch immer mehr mit seinem Doppelleben, den Absurditäten des Spionagewesens, der Konsumgesellschaft und seiner eigenen Identität: "Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass ich auch ein ...
"Meisterhaft. DER SYMPATHISANT ist zum Klassiker bestimmt." T.C. Boyle
Im April 1975 wird eine Gruppe südvietnamesischer Offiziere unter dramatischen Bedingungen aus Saigon in die USA geflogen. Darunter ein als Adjutant getarnter kommunistischer Spion. In Los Angeles soll er weiterhin ein Auge auf die politischen Gegner haben, ringt jedoch immer mehr mit seinem Doppelleben, den Absurditäten des Spionagewesens, der Konsumgesellschaft und seiner eigenen Identität: "Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass ich auch ein Mann mit zwei Seelen bin."
Ein literarischer Polit-Thriller über den Vietnamkrieg und seine Folgen, eine meisterhafte Aufarbeitung über die Missverständnisse zwischen Kapitalismus und Kommunismus, ein schillerndes Werk über das Scheitern von Idealen, ein bravouröser Roman über die universelle Erfahrung von Verlust, Flucht und Vertreibung.
Im April 1975 wird eine Gruppe südvietnamesischer Offiziere unter dramatischen Bedingungen aus Saigon in die USA geflogen. Darunter ein als Adjutant getarnter kommunistischer Spion. In Los Angeles soll er weiterhin ein Auge auf die politischen Gegner haben, ringt jedoch immer mehr mit seinem Doppelleben, den Absurditäten des Spionagewesens, der Konsumgesellschaft und seiner eigenen Identität: "Ich bin ein Spion, ein Schläfer, ein Maulwurf, ein Mann mit zwei Gesichtern. Da ist es vielleicht kein Wunder, dass ich auch ein Mann mit zwei Seelen bin."
Ein literarischer Polit-Thriller über den Vietnamkrieg und seine Folgen, eine meisterhafte Aufarbeitung über die Missverständnisse zwischen Kapitalismus und Kommunismus, ein schillerndes Werk über das Scheitern von Idealen, ein bravouröser Roman über die universelle Erfahrung von Verlust, Flucht und Vertreibung.
Nguyen, Viet Thanh
Viet Thanh Nguyen, geboren 1971 in Südvietnam, floh nach dem Fall von Saigon 1975 mit seinen Eltern in die USA. Er studierte Anglistik und Ethnic Studies in Berkeley und arbeitet seit seiner Promotion 1997 als Hochschullehrer an der University of Southern California in Los Angeles. Für sein Romandebüt, den internationalen Bestseller »Der Sympathisant« (Blessing, 2017), erhielt er 2016 den Pulitzer-Preis und den Edgar Award.
Viet Thanh Nguyen, geboren 1971 in Südvietnam, floh nach dem Fall von Saigon 1975 mit seinen Eltern in die USA. Er studierte Anglistik und Ethnic Studies in Berkeley und arbeitet seit seiner Promotion 1997 als Hochschullehrer an der University of Southern California in Los Angeles. Für sein Romandebüt, den internationalen Bestseller »Der Sympathisant« (Blessing, 2017), erhielt er 2016 den Pulitzer-Preis und den Edgar Award.
Produktdetails
- Verlag: Blessing
- Seitenzahl: 528
- Erscheinungstermin: 9. August 2017
- Deutsch
- Abmessung: 220mm x 145mm x 41mm
- Gewicht: 716g
- ISBN-13: 9783896675965
- ISBN-10: 3896675966
- Artikelnr.: 48069874
Herstellerkennzeichnung
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© BÜCHERmagazin, Sonja Hartl (sh)
Die Toten brauchen jemanden, der sie vertritt
Viet Thanh Nguyens Roman "Der Sympathisant" über das Verhältnis von Amerika und Vietnam nach dem Krieg
Mit dem Fall von Saigon war der Vietnam-Krieg nicht zu Ende. Die Amerikaner mögen ihn real verloren haben, aber auf dem symbolischen Terrain von Film und Literatur haben sie ihn weitergeführt, mit der effizientesten aller amerikanischen Kampfmaschinen: Hollywood. Und diesen Krieg um die kulturelle Vormachtstellung der Repräsentation, in der ein vietnamesischer Bürgerkrieg ein amerikanisches Spektakel wurde, haben sie gewonnen. In dieser Erinnerung an einen Krieg, in der für vietnamesische Perspektiven wenig Platz war, ist Viet Thanh Nguyen in den Vereinigten Staaten
Viet Thanh Nguyens Roman "Der Sympathisant" über das Verhältnis von Amerika und Vietnam nach dem Krieg
Mit dem Fall von Saigon war der Vietnam-Krieg nicht zu Ende. Die Amerikaner mögen ihn real verloren haben, aber auf dem symbolischen Terrain von Film und Literatur haben sie ihn weitergeführt, mit der effizientesten aller amerikanischen Kampfmaschinen: Hollywood. Und diesen Krieg um die kulturelle Vormachtstellung der Repräsentation, in der ein vietnamesischer Bürgerkrieg ein amerikanisches Spektakel wurde, haben sie gewonnen. In dieser Erinnerung an einen Krieg, in der für vietnamesische Perspektiven wenig Platz war, ist Viet Thanh Nguyen in den Vereinigten Staaten
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aufgewachsen - als Flüchtlingskind aus Südvietnam, also doppelter Verlierer des Krieges und lange unliebsames wandelndes Zeugnis der Niederlage.
"Die Missdeutung von Vietnamesen im amerikanischen Film und Literatur hat mich tief getroffen", erzählt er im Gespräch in der Lobby eines Berliner Hotels. Nguyen lehrt Englisch und Amerika-Studien in Kalifornien, er ist der Inbegriff eines amerikanischen Intellektuellen. Sein Debütroman "Der Sympathisant" ist eine kluge und unterhaltende Erzählung: Kriegsroman, Agententhriller, Einwanderergeschichte, politische Satire und Ideologiekritik.
Die namenlose Hauptfigur ist ein eigentümliches Zwitterwesen aus seinen Erfahrungen als Sohn eines katholischen französischen Priesters und eines minderjährigen vietnamesischen Dorfmädchens, ausgebildet von Amerikanern, ein Weltenwanderer, der zwanghaft alles von zwei Seiten betrachtet. In einem politischen Geständnis erzählt er, wie er als kommunistischer Spion unter einem südvietnamesischen General im Chaos der letzten Kriegstage über Guam nach Amerika geflohen ist und seinen Genossen über konterrevolutionäre Bewegungen im Exil berichtet hat.
Dieses Geständnis ist eine hypersensitive Beobachtung Amerikas und der vietnamesischen Flüchtlingsgemeinschaft in Kalifornien, durchzogen von einem Loblied auf die Popkultur und tragisch-komischer Kritik am weißen Blick, so überladen mit Erkenntnissen wie ein pollocksches action painting, auf dem kein Quadratmillimeter unbedeckt bleibt. Der Spion ist ein vorbildlicher Schüler, ebenso wie sein Autor ein vorbildlicher Schüler ist, der die amerikanischen Stilmittel so verinnerlicht hat, dass er sie bisweilen zu opulent einsetzt, etwa wenn er zwischen Popkultur und Politik balanciert.
Der Vietnam-Krieg wird hier nicht wie sonst als Kulisse für den Blick ins dunkle Herz des weißen Mannes benutzt, sondern als Ausgangspunkt universeller Kommentare über die politischen Verhältnisse zwischen Ost und West aus der Perspektive eines Doppelagenten. Das wird besonders anschaulich, als der Erzähler zum technischen Berater bei einer Hollywood-Produktion über den Vietnam-Krieg wird und gegen einen megalomanen Autor-Regisseur ankämpft - eine köstliche Parodie auf Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" und ein Fallbeispiel für das, was in der Unterhaltungsindustrie falsch läuft, die diesen Film als Meisterwerk feiert: "In der egomanen Vorstellungswelt des Autors war sein Kunstwerk schon jetzt wichtiger als die drei oder vier oder sechs Millionen Toten, die die wahre Bedeutung des Krieges ausmachten. Sie können sich nicht vertreten, sie müssen vertreten werden", stellt der Erzähler während der Dreharbeiten fest, bei denen vietnamesische Flüchtlinge nur als Komparsen für Kanonenfutter eingesetzt werden und im wahrsten Sinne des Wortes den body count der amerikanischen Soldaten verkörpern. Am Ende wird der Erzähler aus den Credits gestrichen, weil er Kritik am Regisseur äußert.
In einer tragisch-komischen Wendung verschlägt es den Erzähler am Ende doch wieder in das nun kommunistische Vietnam, wo er in einem Umerziehungslager endet und das besagte Geständnis schreibt. "Wir haben jetzt die Macht und brauchen keine Franzosen oder Amerikaner mehr, die uns verarschen. Wir verarschen uns jetzt ganz wunderbar selbst", sagt ein durch Napalm gesichtslos gewordener Kommissar dem Spion mit den zwei Gesichtern dort - eine allgemeine Erkenntnis, dass Imperialisten Revolutionäre schaffen und aus den Revolutionären am Ende wieder Imperialisten werden.
"Flüchtlinge wie wir durften es niemals wagen, die von den meisten Amerikanern propagierte Disneyland-Ideologie in Frage zu stellen", sagt Nguyen in Berlin. Aber wer es so unterhaltsam macht und es dabei gleichzeitig schafft, Amerika doch noch zu preisen, der wird am Ende doch gefeiert. Im Falle von Viet Thanh Nguyen verdientermaßen mit dem Pulitzer-Preis. Die erste Auflage der jetzt erschienenen deutschen Übersetzung war nach wenigen Tagen ausverkauft.
QUYNH TRAN
Viet Thanh Nguyen: "Der Sympathisant". Roman.
Aus dem Englischen von Wolfgang Müller. Karl Blessing Verlag, München 2017. 528 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Die Missdeutung von Vietnamesen im amerikanischen Film und Literatur hat mich tief getroffen", erzählt er im Gespräch in der Lobby eines Berliner Hotels. Nguyen lehrt Englisch und Amerika-Studien in Kalifornien, er ist der Inbegriff eines amerikanischen Intellektuellen. Sein Debütroman "Der Sympathisant" ist eine kluge und unterhaltende Erzählung: Kriegsroman, Agententhriller, Einwanderergeschichte, politische Satire und Ideologiekritik.
Die namenlose Hauptfigur ist ein eigentümliches Zwitterwesen aus seinen Erfahrungen als Sohn eines katholischen französischen Priesters und eines minderjährigen vietnamesischen Dorfmädchens, ausgebildet von Amerikanern, ein Weltenwanderer, der zwanghaft alles von zwei Seiten betrachtet. In einem politischen Geständnis erzählt er, wie er als kommunistischer Spion unter einem südvietnamesischen General im Chaos der letzten Kriegstage über Guam nach Amerika geflohen ist und seinen Genossen über konterrevolutionäre Bewegungen im Exil berichtet hat.
Dieses Geständnis ist eine hypersensitive Beobachtung Amerikas und der vietnamesischen Flüchtlingsgemeinschaft in Kalifornien, durchzogen von einem Loblied auf die Popkultur und tragisch-komischer Kritik am weißen Blick, so überladen mit Erkenntnissen wie ein pollocksches action painting, auf dem kein Quadratmillimeter unbedeckt bleibt. Der Spion ist ein vorbildlicher Schüler, ebenso wie sein Autor ein vorbildlicher Schüler ist, der die amerikanischen Stilmittel so verinnerlicht hat, dass er sie bisweilen zu opulent einsetzt, etwa wenn er zwischen Popkultur und Politik balanciert.
Der Vietnam-Krieg wird hier nicht wie sonst als Kulisse für den Blick ins dunkle Herz des weißen Mannes benutzt, sondern als Ausgangspunkt universeller Kommentare über die politischen Verhältnisse zwischen Ost und West aus der Perspektive eines Doppelagenten. Das wird besonders anschaulich, als der Erzähler zum technischen Berater bei einer Hollywood-Produktion über den Vietnam-Krieg wird und gegen einen megalomanen Autor-Regisseur ankämpft - eine köstliche Parodie auf Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" und ein Fallbeispiel für das, was in der Unterhaltungsindustrie falsch läuft, die diesen Film als Meisterwerk feiert: "In der egomanen Vorstellungswelt des Autors war sein Kunstwerk schon jetzt wichtiger als die drei oder vier oder sechs Millionen Toten, die die wahre Bedeutung des Krieges ausmachten. Sie können sich nicht vertreten, sie müssen vertreten werden", stellt der Erzähler während der Dreharbeiten fest, bei denen vietnamesische Flüchtlinge nur als Komparsen für Kanonenfutter eingesetzt werden und im wahrsten Sinne des Wortes den body count der amerikanischen Soldaten verkörpern. Am Ende wird der Erzähler aus den Credits gestrichen, weil er Kritik am Regisseur äußert.
In einer tragisch-komischen Wendung verschlägt es den Erzähler am Ende doch wieder in das nun kommunistische Vietnam, wo er in einem Umerziehungslager endet und das besagte Geständnis schreibt. "Wir haben jetzt die Macht und brauchen keine Franzosen oder Amerikaner mehr, die uns verarschen. Wir verarschen uns jetzt ganz wunderbar selbst", sagt ein durch Napalm gesichtslos gewordener Kommissar dem Spion mit den zwei Gesichtern dort - eine allgemeine Erkenntnis, dass Imperialisten Revolutionäre schaffen und aus den Revolutionären am Ende wieder Imperialisten werden.
"Flüchtlinge wie wir durften es niemals wagen, die von den meisten Amerikanern propagierte Disneyland-Ideologie in Frage zu stellen", sagt Nguyen in Berlin. Aber wer es so unterhaltsam macht und es dabei gleichzeitig schafft, Amerika doch noch zu preisen, der wird am Ende doch gefeiert. Im Falle von Viet Thanh Nguyen verdientermaßen mit dem Pulitzer-Preis. Die erste Auflage der jetzt erschienenen deutschen Übersetzung war nach wenigen Tagen ausverkauft.
QUYNH TRAN
Viet Thanh Nguyen: "Der Sympathisant". Roman.
Aus dem Englischen von Wolfgang Müller. Karl Blessing Verlag, München 2017. 528 S., geb., 24,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi Preis 2018" www.krimilexikon.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Quynh Thanh beschließt sein Treffen mit dem vietnamesisch-amerikanischen Autor Viet Thanh Ngyuen mit einer hymnischen Besprechung seines Debütromans "Der Sympathisant". Nicht weniger als eine intelligente und unterhaltsame Mischung aus "Kriegsroman, Agententhriller, Einwanderergeschichte, politischer Satire und Ideologiekritik" liest der Kritiker hier, der dieser an feinnervigen Beobachtungen reichen Geschichte über Amerika und die vietnamesische Flüchtlingsgesellschaft in Kalifornien einen Erkenntnisgewinn so bunt wie ein "pollocksches action painting" verdankt. Allein wie süffisant der Autor seinen Doppelagenten die an Francis Ford Coppolas "Apocalypse Now" angelehnten Dreharbeiten eines Hollywood-Kriegsfilms kommentieren lässt, hat dem Kritiker so gut gefallen, dass er den gelegentlich ein wenig zu üppigen Umgang mit "amerikanischen Stilmitteln" gern verzeiht. qu
© Perlentaucher Medien GmbH
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Üblicherweise werden historische Ereignisse aus der Sicht des Siegers geschildert. Anders verhält es sich mit dem Vietnamkrieg, an dem sich die Vereinigten Staaten aktiv seit Beginn der sechziger Jahre (und der Präsidentschaft JFKs) im großen Stil bis zum bitteren Ende …
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Üblicherweise werden historische Ereignisse aus der Sicht des Siegers geschildert. Anders verhält es sich mit dem Vietnamkrieg, an dem sich die Vereinigten Staaten aktiv seit Beginn der sechziger Jahre (und der Präsidentschaft JFKs) im großen Stil bis zum bitteren Ende beteiligten. Und entgegen der festen Überzeugung der Amerikaner gingen sie aus diesem Krieg nicht als Sieger sondern als Verlierer hervor. Ein Trauma, das bis heute nicht wirklich verarbeitet wurde. Was die Amerikaner aber nicht davon abhielt, die westliche Welt mit ihre Sichtweise dieses Krieges zu fluten. Man denke nur an die unzähligen Blockbuster, TV-Serien und B-Movies zur Vietnam-Thematik, mit denen Hollywood phasenweise den Markt überschwemmt hat, aber auch die unterschiedlichsten Romane und Sachbücher.
Viet Thanh Nguyen, geboren in Vietnam und als Vierjähriger 1975 mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten geflohen, hat nun mit „Der Sympathisant“ einen Polit-Thriller geschrieben, in welchem er die Sichtweise umkehrt. Und offenbar hat er damit einen Nerv getroffen, denn für diesen Roman wurde er 2016 sowohl mit dem Pulitzer Preis als auch mit dem Edgar Award ausgezeichnet.
Der titelgebende „Sympathisant ist ein namenloser halbvietnamesischer Ich-Erzähler, der nach dem Fall Saigons in die USA eingeschleust wird. Angeheuert wird er nicht nur von den Amerikanern sondern auch von den Vietnamesen. Und so lebt er sein Leben als Undercover-Doppelagent mit zwei Dienstherren und zwei Seelen.
Es ist diese Dualität, die die Schilderung seiner Vergangenheit und Gegenwart so interessant macht. Die Reflexionen über den Vietnamkrieg und dessen Folgen für die amerikanische Gesellschaft. Aber auch seine Rolle als Maulwurf in dem Land der Verlierer, das noch immer die Strippen ziehen will. Von daher geht es dem Autor nicht nur um Vietnam, sondern ebenso um all die anderen Kriege, in die sich die Vereinigten Staaten einmischen und eingemischt haben. Um die USA als moralische Instanz, die entscheidet, wer oder was gut oder böse ist.
Vernetzt ist der Namenlose nach allen Seiten und in alle Richtungen, kann aber doch nicht immer unter dem Radar durchschlüpfen. Und so gerät er in ein Umerziehungslager, wo er diese seine Geschichte, sein Geständnis, niederschreibt.
Mich hat diese anspruchsvolle Story voller Querverweise sehr gut unterhalten. Viet Thanh Nguyen gibt dem Leser jede Menge Denkanstöße. Sei es die Thematik der medialen Verwertung des Krieges wie in Coppolas „Apocalypse Now“, die Integration, die in der neuen Heimat nicht gelingen will, weil trotz Anpassung die Akzeptanz des Fremden fehlt, die Suche nach der eigenen Identität, die unter einer Vielzahl von Maskierungen verborgen ist.
Spannend und ironisch, politisch und dennoch höchst unterhaltsam – eine klare Leseempfehlung!
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Ein ganz ausgezeichnetes Buch!
Es könnte fast ein Lehrbuch sein über das Zusammenspiel von Werten und Idealen und wie sie verkommen - immer in der Geschichte. Die Revolution verrät ihre Kinder. Das ist nicht neu, aber es bestätigt sich beeindruckend auch in der Geschichte …
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Ein ganz ausgezeichnetes Buch!
Es könnte fast ein Lehrbuch sein über das Zusammenspiel von Werten und Idealen und wie sie verkommen - immer in der Geschichte. Die Revolution verrät ihre Kinder. Das ist nicht neu, aber es bestätigt sich beeindruckend auch in der Geschichte Vietnams. Das Buch ist exzellent und zugleich hoch spannend geschrieben, es faszinierte mich vor allem auch in der Vielschichtigkeit der Betrachtungsebenen: woher kommt man und welcher Ort ist das Exil, Fremdheit unter den Eigenen, Vertrautheit unter Fremden, was glauben wir, vom Fühlen und Denken der Anderen zu wissen und was ahnen diese von uns? All das ist aktueller denn je und umso erschütternder die Erkenntnis, dass der Mensch offenbar nicht lernfähig ist.
Ich empfand es nicht als eine leichte Lektüre, aber das ist auch gut so!
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Broschiertes Buch
Ironischer Spionageroman
Mit dem Debüt-Roman «Der Sympathisant» hat der vietnamesisch-amerikanische Schriftsteller Viet Thanh Nguyen 2016 den Pulitzer Prize gewonnen. Es geht thematisch dabei um nichts weniger als um das falsche amerikanische Narrativ zum verlorenen Vietnamkrieg. …
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Ironischer Spionageroman
Mit dem Debüt-Roman «Der Sympathisant» hat der vietnamesisch-amerikanische Schriftsteller Viet Thanh Nguyen 2016 den Pulitzer Prize gewonnen. Es geht thematisch dabei um nichts weniger als um das falsche amerikanische Narrativ zum verlorenen Vietnamkrieg. Ein Trauma für die Weltmacht, die Verlieren nicht gewohnt ist und diese Schmach bis heute nicht verarbeitet hat. Genüsslich widerlegt der als Professor an der Universität in Kalifornien lehrende, als Vierjähriger 1975 mit seinen Eltern in die USA emigrierte Schriftsteller diese verlogene Umdeutung der politischen Realitäten.
Der namenlos bleibende, in Saigon lebende Ich-Erzähler führt ein Doppelleben, er ist als Hauptmann Adjutant eines Generals der Armee Südvietnams, spioniert aber als Maulwurf für den Vietcong. Als Saigon 1975 von den Kommunisten erobert wird, flieht er auf Anordnung seiner Auftraggeber ich letzter Stunde mit dem General, dessen Frau und zweihundert anderen Exilanten zunächst nach Guam und weiter in die USA. In Los Angeles angekommen, bleibt er weiter in Dienste des Generals, der davon träumt, den Vietcong mit einer patriotischen Befreiungs-Armee wieder aus Vietnam vertreiben zu können, und der dafür vorbereitende Aktivitäten betreibt. Der beste Freund und Kampfgefährte des Protagonisten erweist sich in dieser Exilanten-Gruppe als der Mann fürs Grobe. er ermordet im Auftrag des Generals kaltblütig einen mutmaßlichen kommunistischen Undercover-Agenten, der jedoch völlig schuldlos denunziert wurde. Wenig später bekommt der Protagonist den Auftrag, einen amerikanischen Journalisten zu liquidieren, der Details über die reaktionären vietnamesischen Aktivitäten in den USA veröffentlicht hat. Mit Bildern seiner Minox Spionage-Kamera und in Dossiers, die er mit unsichtbarer Tinte in Briefe an seine «Tante in Paris» einfügt, versorgt der Protagonist regelmäßig seine kommunistischen Führungskader in Vietnam. Bis er schließlich den Auftrag erhält, mit einem reaktionären Voraus-Kommando nach Vietnam zurückzukehren, um dort bei der Rekrutierung von Freiwilligen mitzuwirken.
Der titelgebende «Sympathisant» leidet als Ich-Erzähler zunehmend an seinem Doppelleben, fühlt sich hin und her gerissen, verzweifelt auch mehr und mehr an den Absurditäten, die sein Agentenleben mit sich bringt. Er empfindet seine Identität als Mann mit zwei Gesichtern als problematisch, es sei deshalb auch kein Wunder, «dass ich auch ein Mann mit zwei Seelen bin». Mit kräftigen Seitenhieben auf den American Way of Live beschreibt der Autor die Probleme des halb-vietnamesischen Protagonisten, der in den USA aufgewachsen ist, dort studiert hat, hochintelligent ist und akzentfrei amerikanisch spricht. Aufgrund seines asiatischen Aussehens bezüglich Augen, Hautfarbe und Körpergröße wird er aber manchmal sogar offen als «Bastard» bezeichnet, was ihn jedes Mal zutiefst verletzt.
In bester amerikanischer Erzähl-Tradition schildert Viet Thanh Nguyen locker, sprachlich virtuos und unverkennbar ironisch seine Story aus einer schon fast vergessenen Epoche kriegerischer Auseinandersetzungen in Vietnam. Ein Land, das zuerst von den Franzosen und anschließend von den Amerikanern in hegemonialer Überheblichkeit unterdrückt worden ist, dem es schließlich aber gelang, sich zu befreien. Der Roman wirft viele politische Fragen auf, die darin gipfeln, ob die mühsam errungene, politische Selbstbestimmung bei gleichzeitiger ökonomischer Misere durch die kommunistische Diktatur nicht zu teuer bezahlt worden ist vom vietnamesischen Volk. Der Roman ist als schriftliches Geständnis an einen Kommandanten des Vietcong angelegt, das der Protagonist in einem Umerziehungslager auf 417 Seiten handschriftlich niedergeschrieben hat. Flüssig lesbar, süffig wie der viele Alkohol, der in diesem Spionage-Roman getrunken wird, viele Denkanstöße gebend und immer wieder höchst amüsant, ist «Der Sympathisant» nicht nur eine erfreuliche, sondern auch eine bereichernde Lektüre.
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