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Auf dem Gelände eines ehemaligen Waisenhauses steht eine Voliere, in der ganz unterschiedliche Vogelarten gehalten werden: Kanarienvögel, Haussperlinge und Prachtfinken, aber auch Papageien. Jeden Tag besucht ein Mann die Voliere, um im Schatten eines Ginkgos dem Gesang der Vögel zu lauschen und mit ihnen zu sprechen. Eines Nachmittags jedoch bricht er neben dem Käfig zusammen und stirbt kurze Zeit später. Die Vögel sind über den Verlust ihres treuen Freundes so bestürzt, dass seinem jüngeren Bruder die Obhut der Voliere anvertraut wird, um sie zu beruhigen. Von den Kindern in der Sta...
Auf dem Gelände eines ehemaligen Waisenhauses steht eine Voliere, in der ganz unterschiedliche Vogelarten gehalten werden: Kanarienvögel, Haussperlinge und Prachtfinken, aber auch Papageien. Jeden Tag besucht ein Mann die Voliere, um im Schatten eines Ginkgos dem Gesang der Vögel zu lauschen und mit ihnen zu sprechen. Eines Nachmittags jedoch bricht er neben dem Käfig zusammen und stirbt kurze Zeit später. Die Vögel sind über den Verlust ihres treuen Freundes so bestürzt, dass seinem jüngeren Bruder die Obhut der Voliere anvertraut wird, um sie zu beruhigen. Von den Kindern in der Stadt wird der jüngere Bruder fortan der "Herr der kleinen Vögel" genannt - so aufopferungsvoll kümmert er sich um die Tiere. Er lebt einsam und zurückgezogen, nur zwei Menschen gelingt es, sein Vertrauen zu gewinnen. Einer jungen Bibliothekarin, die er kennenlernt, als er in der Stadtbücherei Fachbücher über Vogelkäfige konsultiert. Und einem alten Mann, der stets eine kleine Holzschachtel mit einer Grille bei sich trägt, um sich an ihrem Gesang zu erfreuen ... Als eines Tages ein kleines Mädchen vermisst gemeldet wird, gerät die ansonsten so friedliche Stadt in helle Aufregung. Und der Herr der kleinen Vögel wird von zwei Polizisten über seinen merkwürdigen Bekannten mit der Grille befragt, der ebenfalls spurlos verschwunden ist.
Yoko Ogawa gilt als eine der wichtigsten japanischen Autorinnen ihrer Generation. Für ihr umfangreiches Werk wurde sie mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Tanizaki-Jun'ichiro-Preis. Für ihren Roman 'Das Geheimnis der Eulerschen Formel' erhielt sie den begehrten Yomiuri-Preis. Bei Liebeskind erschienen u.a. die Romane 'Hotel Iris', 'Das Museum der Stille' und 'Schwimmen mit Elefanten'. Yoko Ogawa lebt mit ihrer Familie in der Präfektur Hyogo.
Produktdetails
- Verlag: Liebeskind
- Seitenzahl: 272
- Erscheinungstermin: 18. August 2015
- Deutsch
- Abmessung: 193mm x 132mm x 25mm
- Gewicht: 350g
- ISBN-13: 9783954380503
- ISBN-10: 3954380501
- Artikelnr.: 42645203
Herstellerkennzeichnung
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"Yoko Ogawa ist ein traurig-schönes Buch gelungen, das auch Nicht-Schachspieler begeistert." -- Angela Wittmann, BRIGITTE
"Es ist das Beiläufige, Unaufgeregte, Unprätentiöse, das die Romane von Yoko Ogawa so großartig macht." -- Simone Hamm, DEUTSCHLANDFUNK
"Yoko Ogawa vermag innere Zustände in oft erschreckend intensiver Weise in literarische Bilder zu übersetzen." -- Katharina Granzin, FRANKFURTER RUNDSCHAU
"Es ist das Beiläufige, Unaufgeregte, Unprätentiöse, das die Romane von Yoko Ogawa so großartig macht." -- Simone Hamm, DEUTSCHLANDFUNK
"Yoko Ogawa vermag innere Zustände in oft erschreckend intensiver Weise in literarische Bilder zu übersetzen." -- Katharina Granzin, FRANKFURTER RUNDSCHAU
Frei in der Voliere
Federleichte Gegenwelt: Yoko Ogawas Roman "Der Herr der kleinen Vögel"
Tiere spielen schon immer eine wichtige Rolle im Werk von Yoko Ogawa. Die 1962 geborene, mehrfach ausgezeichnete japanische Schriftstellerin hat einen Erzählstil entwickelt, der eingängig ist, aber nie seicht. Und so folgt man ihr gerne auch in ihren neuen Roman, in dem Vögel die eigentliche Hauptrolle spielen. Zitronensittiche. Oder Harzvögel. Oder der "Zosteropidae", der im Käfig eines aufgefundenen Toten sitzt und gar nicht mehr aufhört zu singen, "kristallklar wie ein rauschender Bach". Die Polizisten sind derart gebannt von seinem Gesang, dass sie den Brillenvogel, wie er auch heißt, aus Versehen
Federleichte Gegenwelt: Yoko Ogawas Roman "Der Herr der kleinen Vögel"
Tiere spielen schon immer eine wichtige Rolle im Werk von Yoko Ogawa. Die 1962 geborene, mehrfach ausgezeichnete japanische Schriftstellerin hat einen Erzählstil entwickelt, der eingängig ist, aber nie seicht. Und so folgt man ihr gerne auch in ihren neuen Roman, in dem Vögel die eigentliche Hauptrolle spielen. Zitronensittiche. Oder Harzvögel. Oder der "Zosteropidae", der im Käfig eines aufgefundenen Toten sitzt und gar nicht mehr aufhört zu singen, "kristallklar wie ein rauschender Bach". Die Polizisten sind derart gebannt von seinem Gesang, dass sie den Brillenvogel, wie er auch heißt, aus Versehen
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Vorhang für Vorhang zieht die japanische Schriftstellerin nach dieser Eingangsszene beiseite, um uns vom Leben eines Sonderlings zu berichten, der zwanzig Jahre lang hingebungsvoll eine Vogelvoliere auf dem Gelände eines Kindergartens pflegte. Mit jedem Kapitel ändert sich der Blick auf ihn, wie bei einem japanischen Garten, der so angelegt ist, dass man immer nur Teile zu sehen bekommt, nie das Ganze. Der Tote hatte einen sieben Jahre älteren Bruder, der vor ihm die Voliere reinigte - auch er eine Art Autist, in noch stärkerem Ausmaß. Dieser Bruder war der eigentliche Ornithomane. Und wenn es von ihm heißt, er redete ausschließlich in einer Phantasiesprache, die niemand außer dem jüngeren Bruder verstand, dann ist dies auch als Gleichnis zu verstehen: Die Innenwelt wucherte so mächtig, dass sie jeden Kontakt zu anderen Menschen unterband. Nur die Vögel, so wird suggeriert, teilten diese Sprache.
Aber wer weiß, ob das nicht nur eine Wunschvorstellung des Bruders war? Als "Herr der kleinen Vögel" folgt er nach dem Tod des Älteren diesem eher absichtslos ins Ehrenamt der Fürsorge, findet dann aber in der "asketischen Übung" viel Gefallen am Füllen der Futternäpfe und dem Gesang. Hier ist er eins mit dem Bruder, den er sehr vermisst. Nur vor den Kindern des Horts, die manchmal auftauchen, fürchtet er sich. Und es ist dann eben doch sehr modern, wie Yoko Ogawa das klassische Motiv kontemplativer Arbeit mit den Problemen und Ängsten der heutigen Zeit verknüpft.
Dieser zweite, bedrohliche Erzählfaden entspinnt sich geradezu schicksalsträchtig und unaufhaltsam wie in einer Tragödie. Es beginnt harmlos auf einer Parkbank mit der Bekanntschaft eines alten, leicht verwahrlosten Mannes. Er führt stets eine Schachtel mit einer Zikade bei sich. Doch immer, wenn der "Herr der kleinen Vögel" Vertrauen zu einem Menschen fasst, reißt der zarte Beziehungsfaden abrupt ab. Der Bekannte kommt eines Tages nicht mehr. Stattdessen wird in der Nähe ein fünfjähriges Mädchen missbraucht. Der Verdacht trifft den Vogelmann, dessen Namen Yoko Ogawa uns nie verrät.
Kunstvoll und zugleich unaufdringlich beschreibt die Autorin ihre Figuren. So heißt es etwa über den Vater der Brüder, der sich dem Sprachproblem einfach durch Schweigen entzieht: "Ein abgewetztes Sitzkissen lag auf dem Lehnstuhl. Der Abdruck war jedoch so schwach, dass der Junge sich verwundert fragte, ob sein Vater schwerelos sei." Ohne ihre Protagonisten zu bewerten, schildert Ogawa das jahrelange, streng ritualisierte Zusammenleben der beiden Brüder als organisches Modell, das gut funktioniert und viele Rücksichten verlangt. Da ist zum Beispiel der Versuch, eine Reise zu unternehmen. Nach den ersten Anzeichen von Panik - ein solches psychologisches Wort fällt allerdings nie - wird der Versuch sofort abgebrochen. Stattdessen "spielen" sie fortan das Reisen in den eigenen Wänden nach, in fest verteilten Rollen.
Das Anderssein der Brüder wird durch solche Schilderungen ebenso respektvoll wie poetisch erfasst. Schön auch die Passagen, in denen die Vögel beschrieben werden: aus realen Bausteinen wird eine federleichte Gegenwelt gezeichnet. Und so folgt man dem Buch auch ins Unglaubwürdige, Märchenhafte.
Und doch handelt "Der Herr der kleinen Vögel", der mit dem Phantastischen turtelt, von der tiefen Einsamkeit einer zunehmend anonymisierten Gesellschaft. Der Sonderling als literarische Figur, der eher Tieren als Menschen traut, hat eine lange Tradition nicht nur in der japanischen Literatur. Sie brachte mit dem "Hikikomori", der sein Zimmer nicht mehr verlässt, eine spezifische Variante hervor, herausgegriffen aus der Realität des hypermodernen Leistungsdogmas. Yoko Ogawa geht einen Schritt weiter. Auch sie erfasst zwar die Symptome. Ihr Schwerpunkt liegt aber auf dem in dieser Welt verankerten Zauberhaften. In Sabine Mangolds klangvoller deutscher Übersetzung scheint es auf.
ANJA HIRSCH
Yoko Ogawa: "Der Herr der kleinen Vögel". Roman.
Aus dem Japanischen von Sabine Mangold. Liebeskind Verlag, München 2015. 272 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vorhang für Vorhang zieht die japanische Schriftstellerin nach dieser Eingangsszene beiseite, um uns vom Leben eines Sonderlings zu berichten, der zwanzig Jahre lang hingebungsvoll eine Vogelvoliere auf dem Gelände eines Kindergartens pflegte. Mit jedem Kapitel ändert sich der Blick auf ihn, wie bei einem japanischen Garten, der so angelegt ist, dass man immer nur Teile zu sehen bekommt, nie das Ganze. Der Tote hatte einen sieben Jahre älteren Bruder, der vor ihm die Voliere reinigte - auch er eine Art Autist, in noch stärkerem Ausmaß. Dieser Bruder war der eigentliche Ornithomane. Und wenn es von ihm heißt, er redete ausschließlich in einer Phantasiesprache, die niemand außer dem jüngeren Bruder verstand, dann ist dies auch als Gleichnis zu verstehen: Die Innenwelt wucherte so mächtig, dass sie jeden Kontakt zu anderen Menschen unterband. Nur die Vögel, so wird suggeriert, teilten diese Sprache.
Aber wer weiß, ob das nicht nur eine Wunschvorstellung des Bruders war? Als "Herr der kleinen Vögel" folgt er nach dem Tod des Älteren diesem eher absichtslos ins Ehrenamt der Fürsorge, findet dann aber in der "asketischen Übung" viel Gefallen am Füllen der Futternäpfe und dem Gesang. Hier ist er eins mit dem Bruder, den er sehr vermisst. Nur vor den Kindern des Horts, die manchmal auftauchen, fürchtet er sich. Und es ist dann eben doch sehr modern, wie Yoko Ogawa das klassische Motiv kontemplativer Arbeit mit den Problemen und Ängsten der heutigen Zeit verknüpft.
Dieser zweite, bedrohliche Erzählfaden entspinnt sich geradezu schicksalsträchtig und unaufhaltsam wie in einer Tragödie. Es beginnt harmlos auf einer Parkbank mit der Bekanntschaft eines alten, leicht verwahrlosten Mannes. Er führt stets eine Schachtel mit einer Zikade bei sich. Doch immer, wenn der "Herr der kleinen Vögel" Vertrauen zu einem Menschen fasst, reißt der zarte Beziehungsfaden abrupt ab. Der Bekannte kommt eines Tages nicht mehr. Stattdessen wird in der Nähe ein fünfjähriges Mädchen missbraucht. Der Verdacht trifft den Vogelmann, dessen Namen Yoko Ogawa uns nie verrät.
Kunstvoll und zugleich unaufdringlich beschreibt die Autorin ihre Figuren. So heißt es etwa über den Vater der Brüder, der sich dem Sprachproblem einfach durch Schweigen entzieht: "Ein abgewetztes Sitzkissen lag auf dem Lehnstuhl. Der Abdruck war jedoch so schwach, dass der Junge sich verwundert fragte, ob sein Vater schwerelos sei." Ohne ihre Protagonisten zu bewerten, schildert Ogawa das jahrelange, streng ritualisierte Zusammenleben der beiden Brüder als organisches Modell, das gut funktioniert und viele Rücksichten verlangt. Da ist zum Beispiel der Versuch, eine Reise zu unternehmen. Nach den ersten Anzeichen von Panik - ein solches psychologisches Wort fällt allerdings nie - wird der Versuch sofort abgebrochen. Stattdessen "spielen" sie fortan das Reisen in den eigenen Wänden nach, in fest verteilten Rollen.
Das Anderssein der Brüder wird durch solche Schilderungen ebenso respektvoll wie poetisch erfasst. Schön auch die Passagen, in denen die Vögel beschrieben werden: aus realen Bausteinen wird eine federleichte Gegenwelt gezeichnet. Und so folgt man dem Buch auch ins Unglaubwürdige, Märchenhafte.
Und doch handelt "Der Herr der kleinen Vögel", der mit dem Phantastischen turtelt, von der tiefen Einsamkeit einer zunehmend anonymisierten Gesellschaft. Der Sonderling als literarische Figur, der eher Tieren als Menschen traut, hat eine lange Tradition nicht nur in der japanischen Literatur. Sie brachte mit dem "Hikikomori", der sein Zimmer nicht mehr verlässt, eine spezifische Variante hervor, herausgegriffen aus der Realität des hypermodernen Leistungsdogmas. Yoko Ogawa geht einen Schritt weiter. Auch sie erfasst zwar die Symptome. Ihr Schwerpunkt liegt aber auf dem in dieser Welt verankerten Zauberhaften. In Sabine Mangolds klangvoller deutscher Übersetzung scheint es auf.
ANJA HIRSCH
Yoko Ogawa: "Der Herr der kleinen Vögel". Roman.
Aus dem Japanischen von Sabine Mangold. Liebeskind Verlag, München 2015. 272 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Anja Hirsch ist ganz verzaubert von Yoko Ogawas "Herr der kleinen Vögel". Poesie und Märchenhaftigkeit attestiert sie diesem Buch ebenso wie einen scharfen Blick auf die Einsamkeit des modernen Menschen in der anonymisierten und leistungsorientierten Gesellschaft. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der aus Liebe und Sehnsucht zu seinem verstorbenen älteren Bruder hingebungsvoll dessen Brillenvogel pflegt bis auch er stirbt. Die Kritikerin taucht tief ein in die Innenwelten von zwei zurückgezogen lebenden Sonderlingen, bewundert wie respektvoll Ogawa die Eigensinnigkeiten ihrer Helden schildert und lässt sich gebannt von den kontemplativen Betrachtungen mitreißen. Auch mit Sabine Mangolds Übersetzung ist sie sehr zufrieden.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Die Geschichte um den Herrn der kleinen Vögel beginnt mit seinem Tod, ein Zeitungsjunge findet ihn tot in seinem Garten liegend und einen Bambuskäfig mit kleinem Vogel in den Armen haltend, seine Miene zeigte nicht die leiseste Spur von Agonie, ein friedliches Bild.
Und so ist dieses Buch …
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Die Geschichte um den Herrn der kleinen Vögel beginnt mit seinem Tod, ein Zeitungsjunge findet ihn tot in seinem Garten liegend und einen Bambuskäfig mit kleinem Vogel in den Armen haltend, seine Miene zeigte nicht die leiseste Spur von Agonie, ein friedliches Bild.
Und so ist dieses Buch auch, friedlich, zärtlich, ruhig, leise, stellenweise still und doch voller Veränderungen und Entwicklung.
Nach dem Fund des toten jüngeren Bruders wird die Geschichte der beiden Brüder erzählt.
Namen werden keine genannt, der eine ist der ältere Bruder, der andere der jüngere und Herr der kleinen Vögel.
Die beiden Brüder teilen sich die elterliche Wohnung, die Eltern sind früh verstorben.
Der Herr der kleinen Vögel kümmert sich aufopferungsvoll und verantwortungsbewußt von diesem Zeitpunkt an alleine um seinen älteren Bruder. Dieser lebt in seiner eigenen Welt, spricht seine eigene Sprache seit dem 11. Lebensjahr und einzig der jüngere Bruder versteht seine Sprache unter den Mitmenschen, die Vögel jedoch verstehen ihn ebenso, wie er sie.
Der Alltag ist völlig ritualisiert und auf die Bedürfnisse des älteren Bruders abgestimmt. Ausnahmen darf keine geben, da der Ältere sonst sehr verstört reagiert und unruhig wird.
Die Vögel, die Musik und der wöchentliche Lutscherkauf verbinden die beiden.
Mit dem Tod des Älteren verändert sich das Leben des Jüngeren sehr, denn seine sortierte Welt, die ganzen Abläufe fehlen und zum ersten Mal lebt er alleine und im Grunde frei.
Neue Rituale ziehen in sein sein Leben, das Versorgen der Vögel in der Voliere des benachbarten Kindergartens und jeden Sonntag der Besuch in der Bücherei, er leiht sich ausschließlich Bücher über Vögel aus und auch dort spricht die Biblithekarin, eine junge Frau zu der sich der Jüngere hingezogen fühlt spricht ihn mit "Herr der kleinen Vögel" an.
Trotz des Formates und der nicht allzu großen Seitenanzahl habe ich mir einige Tage Zeit gelassen mit der Geschichte, sie zu lesen, ihr zu folgen hatte etwas beruhigendes, zärtliches, warmes, meditatives. Keine Aufregung und Ruhe.
Ich habe die Zeit mit dem Herrn der kleinen Vögel sehr genossen, die leisen Töne, der Gesang der Vögel und die Veränderungen zu begleiten waren schön und entspannend.
Ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin und hoffentlich damit wieder die Zeit etwas zu entschleunigen.
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Broschiertes Buch
"Der Herr der kleinen Vögel" ist ein Buch der leisen Töne, der kleinen Dinge, des bescheidenen Glücks oder Unglücks. Der Leser wird eingeladen, zur Ruhe zu kommen und einer Geschichte zu lauschen, auf die man sich einlassen muss, die dann aber einen ganz eigenen …
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"Der Herr der kleinen Vögel" ist ein Buch der leisen Töne, der kleinen Dinge, des bescheidenen Glücks oder Unglücks. Der Leser wird eingeladen, zur Ruhe zu kommen und einer Geschichte zu lauschen, auf die man sich einlassen muss, die dann aber einen ganz eigenen poetischen Zauber entfaltet.
Behutsam erzählt Yoko Ogawa die ungewöhnliche Lebengeschichte zweier Brüder, die eine Faszination für Vögel und deren Gesang teilen, auch über den Tod des älteren hinaus. Ihre Namen werde im ganzen Buch niemals erwähnt (sie sind immer nur "der Ältere" und "der Jüngere"), und auch sonst verzichtet die Autorin weitgehend auf Etiketten.
Der ältere Bruder spricht schon seit seiner Kindheit ausschließlich in einer selbst erfundenen Sprache und braucht seine festen Rituale, um glücklich zu sein. Da kann man als Leser insgeheim spekulieren: Selektiver Mutismus? Autismus? Die Autorin verrät es uns nicht, aber das ist auch gar nicht nötig. Der jüngere Bruder findet ein wunderbares Bild: in seiner Vorstellung ist der Ältere der alleine Bewohner einer einsamen Insel, und nur sein Boot findet den Weg dorthin.
Die beiden leben fast vollkommen isoliert, ihr Leben richtet sich noch im Kleinsten nach den Ritualen des älteren Bruders. Sie essen immer das Gleiche, besuchen gemeinsam die Vogelvoliere des nahegelegenen Kindergartens und unternehmen ausgedehnte, metikulös geplante Weltreisen - Letzteres jedoch nur in ihrer Fantasie. Es ist eine Geschichte bedingungsloer Liebe, ruhig und ohne Pathos erzählt und dennoch bewegend.
Nach dem Tod des Älteren ist der Jüngere im Grunde sein ganzes restliches Leben auf der Suche nach dessen Insel. Auch, dass er die Pflege einer zu einem Kindergarten gehörenden Vogelvoliere übernimmt, obwohl er Angst vor Kindern hat, geschieht zunächst im Angedenken an seinen Bruder, entwickelt sich dann aber zu einer echten Liebe zu den Vögeln. Die Kinder nennen ihn daher "Herr der kleinen Vögel".
Die Geschichte hat in meinen Augen keinen ausgeprägten Spannungsbogen. Das Leben des Jüngeren ist meist eher ein stiller See denn ein bewegtes Meer. Menschen treten in sein Leben und verschwinden wieder, gute und schlechte Dinge passieren... All das sind nur Steine, die ins Wasser seines Sees fallen und für kurze Zeit Kreise ziehen. Manches bleibt gänzlich ungeklärt.
Diese Offenheit hat jedoch etwas beinahe Schwereloses, wie ein langer Tagtraum. Ich habe mich beim Lesen keineswegs gelangweilt. Yoko Ogawa findet wunderschön verträumte, zarte Worte. Ich habe immer wieder innegehalten, um mir einen Satz auf der Zunge zergehen zu lassen.
Der Jüngere ist mir sehr ans Herz gewachsen - er ist ein ruhiger Mensch mit einfachen, bescheidenen Wünschen. Sein Leben wirkt unspektakulär und sogar einsam, aber er findet auch immer wieder Erfüllung in den kleinen Dingen. Als ich das Buch zuschlug, hatte ich fast das Gefühl, einen alten Freund verloren zu haben.
Da die Brüder nur wenig mit anderen Menschen interagieren, bleiben die anderen Charaktere eher unvollständig. Manchmal wirken sie wie bloße Kulisse, während die Vögel lebendig und individuell geschildert werden - aber anders könnte diese Geschichte vielleicht gar nicht erzählt werden, und ich habe beim Lesen nichts vermisst.
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