Fuminori Nakamura
Broschiertes Buch
Der Dieb
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Er betreibt sein Metier in den belebten Straßen Tokios und den überfüllten Wagen der U-Bahn. Er stiehlt mit kunstvollen, fließenden Bewegungen. Der Diebstahl ist der Kick in seinem Leben, das Gefühl, seinem Schicksal zu entrinnen - für den Moment. Doch seine dunkle Vergangenheit holt ihn wieder ein. Ein grandioser Thriller und eine dunkle, abgründige Geschichte über Schicksal und Einsamkeit.
Fuminori Nakamura, geboren 1977 in Tokai, studierte Öffentliche Verwaltung und Staatsverwaltung an der Universität Fukushima. 2002 erschien sein Debüt ¿Jü (¿Der Revolver¿). Inzwischen hat er in Japan über ein Dutzend Romane veröffentlicht, die in viele Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. Fuminori Nakamura lebt in Tokio.
Produktdetails
- detebe
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Suri
- Artikelnr. des Verlages: 562/24376
- 09. Aufl.
- Seitenzahl: 224
- Erscheinungstermin: Februar 2017
- Deutsch
- Abmessung: 177mm x 110mm x 16mm
- Gewicht: 196g
- ISBN-13: 9783257243765
- ISBN-10: 3257243766
- Artikelnr.: 45014123
Herstellerkennzeichnung
Arvato Media GmbH
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
vva-handelsbetreuung@vva-arvato.de
»Fuminori Nakamura ist der preisgekrönteste japanische Jungschriftsteller. Er schreibt magische, unterkühlte Romane. Fuminori Nakamura ist Hochliteratur. Das nächste große Literaturding nach Haruki Murakami. Das Tokioter Wunderkind.« Elmar Krekeler / Die Welt Die Welt
Ästhetik des Taschendiebstahls
Im Jahre 2015 erschien als erster der mehr als ein Dutzend bisher veröffentlichten Bände des unter Pseudonym schreibenden japanischen Schriftstellers Fuminori Nakamura sein Roman «Der Dieb» auch in deutscher Sprache. Vorbild für den …
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Ästhetik des Taschendiebstahls
Im Jahre 2015 erschien als erster der mehr als ein Dutzend bisher veröffentlichten Bände des unter Pseudonym schreibenden japanischen Schriftstellers Fuminori Nakamura sein Roman «Der Dieb» auch in deutscher Sprache. Vorbild für den Titelhelden war, wie er in einem Interview erklärte, Nezumi Kozō, ein 1832 hingerichteter Dieb, der in Japan oft mit Robin Hood verglichen wird. Anders als sein Pendant in der englischen Ballade hatte der allerdings seine Beute nicht unter die Armen verteilt, sondern selbst verprasst. Unser Romanheld wiederum ist Taschendieb, er bestiehlt nur Männer und ist ausschließlich auf deren Geld aus, die leer geräumten Brieftaschen wirft er in den nächsten Postkasten, sodass der Bestohlene sie mit dem übrigen Inhalt von der Polizei zurückbekommen kann.
Wir erleben den Ich-Erzähler, dessen richtiger Name Nishimura nur ein einziges mal ganz nebenbei erwähnt wird, bei der Ausübung seiner Kunst, er streift ruhelos durch Tokio, sucht gezielt die für sein Metier geeigneten Orte auf, überfüllte U-Bahnen oder belebte Geschäftsstraßen, Einkaufszentren. Er beherrscht alle Tricks seines nicht ehrbaren Handwerks, agiert auf dem Höhepunkt seines Könnens instinktiv sicher und mit fließenden, geschmeidigen Bewegungen, behält seine Umgebung dabei stets genauestens im Auge, immer auf der Lauer nach dem richtigen Moment für seinen Zugriff. Nakamura hat all diese handwerklichen Details akribisch recherchiert, sich, um Genauigkeit bemüht, sogar selbst als Taschendieb geübt, wie er im Interview erklärt hat, mit einem Freund als Testopfer. Der Romanheld ist Taschendieb seit frühester Jugend, und so ist er ziemlich irritiert, als er im Supermarkt einen kleinen Jungen beim Ladendiebstahl beobachtet, in dem er sich selbst erkennt und den er spontan vor dem Ladendetektiv schützt. Der Junge sucht nun ständig seine Nähe, will von ihm lernen. Schon bald aber holt den Ich-Erzähler seine dunkle Vergangenheit als ehemaliges Mitglied der japanischen Mafia ein, Kizaki, ein Boss der Yakuza zwingt ihn, drei Aufträge für ihn zu erledigen, bei einem brutalen Überfall mitzuwirken, ein geradezu faustischer Pakt.
Nakamura erzählt seine verstörende Geschichte von den Randfiguren der japanischen Gesellschaft scheinbar teilnahmslos in einer knappen Sprache ohne jede Raffinesse, wobei er den Dieb als einsame, tragische Figur darstellt, der in geradezu missionarischer Absicht stielt. Kizaki stellt er hingegen als blumig sprechend und nachdenklich dar, quasi als Alltagsphilosoph, um so die Brutalität des Geschehens zu konterkarieren und Spannung zu erzeugen. Seine literarischen Vorbilder, hat er erklärt, wären Kafka, Camus und Dostojewski, und prompt wird Raskolnikow bemüht beim Briefing mit Kizaki. Der Roman ermöglicht dem Leser einen illusionslosen Blick in die Welt des Bösen, das Gute kommt im Roman nicht vor. Nakamura erzeugt seine unheilvolle Atmosphäre einerseits durch den menschenfeindlichen Moloch der Metropole Tokio, andererseits durch den Schauplatz einer mafiosen Unterwelt, ohne gleich ins Spektakel blutrünstiger Thriller abzugleiten. Eher kann man den Roman als Gesellschaftskritik auffassen oder als psychologischen Exkurs in moralische Grenzbereiche.
Kann Taschendiebstahl eine Ästhetik haben, kunstvoll sein? Man ist verunsichert, nicht zuletzt durch den Robin-Hood-Bonus, der in diesem «roman noir» auch mitschwingt. Leitmotivisch blendet der Autor immer wieder einen nur schemenhaft erkennbaren Turm in die Erzählung ein, den man als Symbol einer übergeordneten Macht, ja als Metapher für Gott deuten kann. Das düstere Geschehen ist deterministisch, ganz am Ende, beim blutigern Showdown, enthüllt Kizaki, dass alles, was passiert ist, genau so von ihm vornher bestimmt war. In seiner minimalistischen Sprache nicht überzeugend, vom Plot eher simpel und klischeehaft aufgebaut, bietet dieser Buch literarisch, abgesehen vom schelmenromanhaften Beginn, aus meiner Warte wenig Anreiz zur Lektüre.
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"Wenn ich die Wahl hatte, entschied ich mich stets für die Veränderung, das heißt für den Weg, der mich von der Welt entfernte."
Wir begleiten Nishimura, einen Taschendieb in der Großstadt Tokio.
Er ist ein einsamer junger Mann ohne Familie, ohne Kinder, ohne …
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"Wenn ich die Wahl hatte, entschied ich mich stets für die Veränderung, das heißt für den Weg, der mich von der Welt entfernte."
Wir begleiten Nishimura, einen Taschendieb in der Großstadt Tokio.
Er ist ein einsamer junger Mann ohne Familie, ohne Kinder, ohne Freunde. Seine Motivation, seine Wünsche, seine Ziele werden nicht klar. Die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt, er erzählt aus seinem Leben.
Tokio ist nahezu ein Paradies für Taschendiebe wie ihn, jedoch ist Geld für ihn nicht wichtig, er lebt in einem billigen, Appartement, vielmehr haust er dort und auch sonst geht er keinem Vergnügen nach.
Einzig Dosenkaffee und Zigaretten scheinen seine Laster.
"Während ich spürte, wie meine Körpertemperatur weiter anstieg, beobachtete ich aus dem Augenwinkel die Umgebung. Das elektrisierende Gefühl beim Berühren des verbotenen Objekts, die Benommenheit nach dem Eindringen in die Privatsphäre einer fremden Person waren noch immer da. Kleine Schweißperlen rannen mir den Nacken runter."
Auch über die Gefühlswelt von Nishimura außerhalb seines "Jobs", der jedoch der einzige Lebensinhalt zu sein scheint, erfährt der Leser nicht sehr viel.
Trostlosigkeit, Aussichtslosigkeit, Stillstand, wirklich tut sich zunächst nichts....doch irgendwann zieht der Autor "das Böse" aus dem Hut und die Geschichte nimmt etwas an Fahrt auf, zeitgleich lernt Nishimura im Supermarkt einen kleinen Jungen kennen, den er beim Stehlen beobachtet und sich selber als kleiner Junge in ihm wiedersieht.
Das Böse ist in dem Fall die "Yakuza", die japanische Mafia und seine Vergangenheit holt ihn ein.
Ich war während des Lesens unterhalten, Anspruch war kaum da, ich empfand die Geschichte ziemlich deprimierend, kurzweilig.
Beschäftigt hat er mich nicht, hängenbleiben wird wohl auch nichts und ich vermute ich werde ein weiteres Buch des Autors nicht lesen.
Eine nette Darstellung eines modernen Meisterdiebes in der Anonymität einer Großstadt.
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