Dement, aber nicht bescheuert
Für einen neuen Umgang mit Demenzkranken
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Michael Schmieder leitet das Heim Sonnweid, das als eine der besten Pflegeeinrichtungen für Demenzkranke weltweit gilt. Sein erklärtes Ziel ist es, den Patienten ihre Würde wiederzugeben. Wenn wir die Kranken mit Medikamenten ruhig stellen, sie gar fixieren oder ihnen eine falsche Realität vorgaukeln, berauben wir sie ihrer Würde - selbst dann, wenn wir ihnen damit zu helfen glauben. Wenn wir sie hingegen ernst nehmen und auf ihre Ängste und Bedürfnisse eingehen, sehen wir sie als Menschen. Und darauf kommt es an.
Michael Schmieder, geboren 1955, leitet das Heim Sonnweid bei Zürich. Er ist ausgebildeter Pfleger und hat einen Master in Ethik. Uschi Entenmann, Jahrgang 1963, ist Autorin bei Zeitenspiegel Reportagen in Weinstadt.
Produktdetails
- Ullstein Taschenbuch 37710
- Verlag: Ullstein TB
- 7. Aufl.
- Seitenzahl: 224
- Erscheinungstermin: 9. März 2018
- Deutsch
- Abmessung: 187mm x 121mm x 25mm
- Gewicht: 206g
- ISBN-13: 9783548377100
- ISBN-10: 3548377106
- Artikelnr.: 47073019
Herstellerkennzeichnung
Ullstein Taschenbuchvlg.
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
Diesmal habe ich mich mal wieder einem Sachbuch angenommen. Es wurde auch mal wieder Zeit. Und dann war es auch noch ein Buch was mich wirklich sehr mitgenommen hat. Es geht um Demenz und wie man mit den Bewohnern in einem Pflegeheim umgehen kann.
Die Betonung liegt eindeutig auf können. Wir …
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Diesmal habe ich mich mal wieder einem Sachbuch angenommen. Es wurde auch mal wieder Zeit. Und dann war es auch noch ein Buch was mich wirklich sehr mitgenommen hat. Es geht um Demenz und wie man mit den Bewohnern in einem Pflegeheim umgehen kann.
Die Betonung liegt eindeutig auf können. Wir alle wissen, dass es in Deutschland in den vielen Fällen eher menschenunwürdig abläuft und man eher das Gefühl hat, dass es nicht um den Menschen geht sondern um den Profit. Viele in meinem Alter, haben ihre eigenen Erfahrungen im Zivildienst gemacht und könnten darüber Bücher schreiben.
Aber darum geht es in diesem Buch nicht. Der Autor beschreibt, wie es auch gehen kann. Er zeigt wie man ein schöneres Leben mit dementen Menschen gestalten kann, z.B. durch eine andere Beleuchtung oder offenere Räume. Michael Schmieder setzt sich für Gruppenzimmer oder Wohngruppen ein, wo immer etwas passiert und wo niemand alleine ist, Bereiche in denen man etwas gemeinsam tun kann.
Er fordert, dass man unkonventionelle Schritte gehen sollte, dass jeder, der in einem Pflegeheim arbeitet, auch in der Pflege was zu sagen hat. Besonders gefallen hat mir neben der Beleuchtung auch, dass keiner der Bewohner per Magensonde ernährt wurde. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit, mehr Pfleger und auch mal neue Ideen. Da wird direkt vor dem Bett des Bewohners gekocht, damit er Lust auf Essen bekommt. Wir alle kennen das doch, dass unser Appetit auch durch den Geruch hervorgerufen wird. Warum also nicht auch bei einem, der nicht mehr essen will.
Herr Schmieder setzt sich dafür ein, dass jeder seine Eigenarten haben darf; dass man nicht den Tagesablauf nach der Pflege richtet, sondern die Pflege nach dem zu Pflegenden - und noch vieles mehr. Natürlich ist nicht alles perfekt und wird es wahrscheinlich auch nie werden, aber wer will es schon perfekt?
Es ist für mich ein Buch, welches mich sehr mitgenommen hat, da ich selbst eine Oma habe, die an Demenz leidet, um die ich mich aber, weil ich mich nicht richtig traue, eigentlich viel zu wenig kümmere. Ich habe Angst Fehler zu machen. Dadurch bin ich eigentlich für meine Großmutter gar nicht mehr existent, was den Kontakt zu ihr betrifft. Irgendwie hat mir dieses Buch doch Möglichkeiten vor Auge geführt, wie ich vielleicht nun besser mit ihr umgehen kann.
Ich denke, dass ein neuer Umgang mit Demenzkranken nicht nur im Pflegeheim anfängt, sondern auch bei uns selbst, bei unserem persönlichen Umgang mit Dementen. Vielleicht kann uns dieses Buch dabei ein wenig helfen, die Augen öffnen und wir setzen uns dann eventuell automatisch für ein besseres Leben von demenzkranken Menschen ein.
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Für einen neuen Umgang mit Demenzkranken (Buchuntertitel).
Inhalt und meine Meinung:
Michael Schmieder berichtet aus seinem beruflichen Alltag, denn er ist der Leiter des Schweizer Heimes Sonnweid, einem Pflegeheim, das sich auf demenzkranke Patienten spezialisiert hat.
Er erzählt aus …
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Für einen neuen Umgang mit Demenzkranken (Buchuntertitel).
Inhalt und meine Meinung:
Michael Schmieder berichtet aus seinem beruflichen Alltag, denn er ist der Leiter des Schweizer Heimes Sonnweid, einem Pflegeheim, das sich auf demenzkranke Patienten spezialisiert hat.
Er erzählt aus seiner Anfangszeit als er das Heim als Leiter übernommen hat und welche Änderungen zum Wohle seiner Patienten er durchgesetzt habe.
Und er weiß von vielen Situationen und Diskussionen innerhalb seines Teams aus Pflegern und allen, die an den Patienten arbeiten, zu berichten.
Herr Schmieder ist als Heimleiter kein Bürokrat, sondern er kommt vom Fach: Als Pfleger begann er seinen Berufseinstieg, arbeitete in der Notaufnahme und das Wichtigste: Die Würde des Menschen und damit die Ethik steht für ihn an erster Stelle.
Dies zeigt sich in seinen Schilderungen.
Wenn er bspw. beschreibt, dass er bei der Aufnahme eines Neupatienten vorher keine Arztberichte erhalten möchte, sondern dass das Erstgespräch mit den Angehörigen ihm den ersten Eindruck für den neuen Patienten vermitteln solle: „Eine Demenz werde vor allem am Vergessen gemessen, viel weniger an den oft deutlich sichtbaren Verhaltensstörungen.“ (S. 26)
Ich habe mich für dieses Sachbuch ganz allgemein interessiert; also ohne konkreten persönlichen oder beruflichen Hintergrund.
Dieses Sachbuch ist so verständlich formuliert ist, dass selbst Laien wie ich problemlos folgen können.
Der Autor erzählt von den Auswirkungen seiner an Demenz erkrankten Patienten, die immer im Hier und Jetzt leben, und im Laufe der Zeit das Sprechen und Kommunizieren einstellen, und wie sich dies im Alltag äußert und wie er und das Team seiner Mitarbeiter versuchen damit umzugehen.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung wie die Betreuungsstandards und der Pflegealltag in deutschen Pflegeheimen aussieht, oder was der State of the Art der psychologischen Ansätze bei Demenzkranken ist, deshalb kann ich nicht wirklich beurteilen, inwiefern seine Ideen, sich (noch) nicht woanders durchgesetzt hätten, aber das, was er beschreibt hat in meiner Vorstellung Hand und Fuß.
Über die Missstände in deutschen Pflegeheimen schreibt er auf Seite 211, dass es am Geld alleine nicht liegen könnte, sondern dass es für menschenwürdige Zustände vielmehr auf die einfühlsame Haltung der Betreuenden, seien sie Heimleiter oder Reinigungskraft, Lehrling oder Arzt, Koch oder Gärtner, ankomme: „Ein Land wie Deutschland, das die besten Autos und Maschinen der Welt baut, müsste doch in der Lage sein, ein anständiges Pflegekonzept zu entwickeln! Doch statt es zu versuchen, übertrug der Staat Mitte der neunziger Jahre die Verantwortung für seine Altenheime der freien Marktwirtschaft.“
Als Leser bekommt man auch Einblicke in das Seelenleben der Demenzkranken; man kann sich vorstellen, wie sich ein Patient bei der psychologischen Testung fühlt, wenn er eine Uhr zeichnen soll und er eigentlich gar nicht mehr weiß, wo genau welche Ziffer stehen soll; dabei weiß der Patient sehr wohl um sein Unvermögen, denn er ist „dement, aber nicht bescheuert“.
Fazit: Lesenswert.
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