Jostein Gaarder
Broschiertes Buch
Das Leben ist kurz
Vita brevis. Nachw. v. Otto A. Böhmer
Übersetzung: Haefs, Gabriele
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Weitere Ausgaben:
Was ist das für ein Brief, den Jostein Gaarder in einem Antiquariat in Buenos Aires entdeckt? Ist er tatsächlich von Augustinus?
Provokante Argumentationen gegen die kirchliche Moral
Was ist das für ein Brief, den Jostein Gaarder in einem Antiquariat in Buenos Aires entdeckt? Eine Fälschung? Oder eine Enthüllung? Wahr ist, daß der berühmte Kirchenvater Augustinus, an den der Brief gerichtet ist, viele Jahre lang eine Frau namens Floria liebte, einen Sohn mit ihr hatte und ihr dann plötzlich für seine Liebe zu Gott den Laufpaß gab. Wie mußte sich Floria da fühlen? Das erzählt der aufgefundene Brief, der ihren Namen als Absender trägt.
Floria fragt Augustinus: Warum ist alles, was zwischen uns war, plötzlich Sünde in deinen Augen? Warum ist die Frau diejenige, die verführt, und der Mann der Verführte? Warum schließt deine Liebe zu Gott jede Leidenschaft für eine Frau aus? In ihrer provokanten Argumentation rüttelt Floria an einer Moral, mit der sich die Männer bis heute - nicht nur in der Kirche - über die Frauen erheben.
Was ist das für ein Brief, den Jostein Gaarder in einem Antiquariat in Buenos Aires entdeckt? Eine Fälschung? Oder eine Enthüllung? Wahr ist, daß der berühmte Kirchenvater Augustinus, an den der Brief gerichtet ist, viele Jahre lang eine Frau namens Floria liebte, einen Sohn mit ihr hatte und ihr dann plötzlich für seine Liebe zu Gott den Laufpaß gab. Wie mußte sich Floria da fühlen? Das erzählt der aufgefundene Brief, der ihren Namen als Absender trägt.
Floria fragt Augustinus: Warum ist alles, was zwischen uns war, plötzlich Sünde in deinen Augen? Warum ist die Frau diejenige, die verführt, und der Mann der Verführte? Warum schließt deine Liebe zu Gott jede Leidenschaft für eine Frau aus? In ihrer provokanten Argumentation rüttelt Floria an einer Moral, mit der sich die Männer bis heute - nicht nur in der Kirche - über die Frauen erheben.
Gaarder, Jostein
Jostein Gaarder, am 8. August 1952 in Oslo geboren, studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaft in seiner Heimatstadt und unterrichtete danach zehn Jahre lang als Lehrer Philosophie an Schulen und in der Erwachsenenbildung. Daneben schrieb er Romane und Erzählungen für Erwachsenen und Kinder. 1982 debütierte er mit der Novelle 'Katalog', 1986 erschien sein erster Erzählband für Erwachsene, 1987 das erste Kinderbuch. Nach seinem Welterfolg mit 'Sofies Welt' 1993 konnte er seinen alten Beruf aufgeben und sich ganz auf das Schreiben konzentrieren. 'Sofies Welt' wurde mittlerweile in 54 Sprachen übersetzt und weltweit viele Millionen mal verkauft. 1999 wurde das Buch verfilmt. Heute lebt Jostein Gaarder mit seiner Frau Siri, einer Theaterwissenschaftlerin, und seinen zwei Söhnen in Oslo.
Jostein Gaarder, am 8. August 1952 in Oslo geboren, studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaft in seiner Heimatstadt und unterrichtete danach zehn Jahre lang als Lehrer Philosophie an Schulen und in der Erwachsenenbildung. Daneben schrieb er Romane und Erzählungen für Erwachsenen und Kinder. 1982 debütierte er mit der Novelle 'Katalog', 1986 erschien sein erster Erzählband für Erwachsene, 1987 das erste Kinderbuch. Nach seinem Welterfolg mit 'Sofies Welt' 1993 konnte er seinen alten Beruf aufgeben und sich ganz auf das Schreiben konzentrieren. 'Sofies Welt' wurde mittlerweile in 54 Sprachen übersetzt und weltweit viele Millionen mal verkauft. 1999 wurde das Buch verfilmt. Heute lebt Jostein Gaarder mit seiner Frau Siri, einer Theaterwissenschaftlerin, und seinen zwei Söhnen in Oslo.

Produktdetails
- dtv Taschenbücher Bd.12711
- Verlag: DTV
- Originaltitel: Vita brevis
- 1999.
- Seitenzahl: 136
- Erscheinungstermin: 6. März 2001
- Deutsch
- Abmessung: 191mm x 120mm x 10mm
- Gewicht: 150g
- ISBN-13: 9783423127110
- ISBN-10: 3423127112
- Artikelnr.: 08211555
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Mein stolzer Bettpfosten
Si tacuisses: Jostein Gaarder mit weiblichen Bekenntnissen
Eine Frau hat Grund zur Klage: Zwölf Jahre lebte sie mit einem Mann zusammen, in gegenseitiger Treue und großer Intensität auf allen Ebenen; dann wird sie Knall auf Fall fortgeschickt. Es gibt zwar noch ein kurzes Wiedersehen, doch das endet nach sinnenfrohen Stunden darin, daß der Mann sie furchtbar verprügelt. Jahre später veröffentlicht der Mann ein Buch, in dem er unter anderem seine Sicht auf diese Liebesgeschichte darstellt, die aber nun gar nichts mit der Erfahrung der Frau gemein hat. Da setzt sie sich hin und schreibt ihm einen Brief. Jostein Gaarder hat ihm den Titel "Das Leben ist kurz" gegeben, denn den Satz hat der
Si tacuisses: Jostein Gaarder mit weiblichen Bekenntnissen
Eine Frau hat Grund zur Klage: Zwölf Jahre lebte sie mit einem Mann zusammen, in gegenseitiger Treue und großer Intensität auf allen Ebenen; dann wird sie Knall auf Fall fortgeschickt. Es gibt zwar noch ein kurzes Wiedersehen, doch das endet nach sinnenfrohen Stunden darin, daß der Mann sie furchtbar verprügelt. Jahre später veröffentlicht der Mann ein Buch, in dem er unter anderem seine Sicht auf diese Liebesgeschichte darstellt, die aber nun gar nichts mit der Erfahrung der Frau gemein hat. Da setzt sie sich hin und schreibt ihm einen Brief. Jostein Gaarder hat ihm den Titel "Das Leben ist kurz" gegeben, denn den Satz hat der
Mehr anzeigen
Mann manchmal geäußert. Der Mann heißt Aurelius Augustinus und gilt heute als Kirchenvater, die Frau heißt Floria Amalia, war seine Konkubine und steht jetzt auf eigenen Beinen: "Ich gelte nun als gelehrte Frau und gebe hier in Karthago Privatunterricht", gibt sie bekannt; obendrein verweist sie darauf, daß sie Philosophie studiert habe, und spickt ihren Brief reichlich mit einschlägigen Klassikerzitaten. Die dienen aber auch als Munition gegen Augustins neues Denken, wie es sich in seinem Buch "Confessiones" widerspiegelt: daß der Mann enthaltsam leben solle in jeder Hinsicht, wie dies Gottes Wille sei.
"An einen solchen Gott glaube ich nicht", schreibt sie ihrem "treulosen Tiger", weil der sich damit ja von großen Teilen seiner Schöpfung selbst distanzieren würde. Außerdem habe er doch durch seine Praxis eine durchaus weltliche Orientierung bewiesen: "Mein kleiner Hengst", "mein stolzer Bettpfosten" adressiert sie den Neu-Asketen und erinnert ihn daran, "wie du es genossen hast, mich zu pflücken, wie du meine Säfte genossen hast". Tempi passati, vergangene Zeiten, denn jetzt attestiert sie ihm: "Wahrlich, du bist zum Eunuchen geworden", dagegen "hatte unsere Beziehung von Anfang an auf einem starken sinnlichen Fundament geruht", sich darin aber nicht erschöpft, denn vor und nach dem Rückzug auf dieses Fundament sei auch immer philosophiert worden. Und daß da etwas gewesen sei, gebe Augustinus ja auch selbst zu, wenn er über den Trennungsschmerz lamentiere, und bei aller eigenen Verwundung bietet Floria ihm doch Heilung an: "Das einzige, was dich vielleicht befreien könnte, ist meine Umarmung." Dies sei nicht nur um seiner selbst willen geboten, drohten doch, wenn sein Denken geschichtsmächtig würde, durchaus großkalibrige Gefahren: "Ich fröstle, denn ich fürchte, es wird eine Zeit kommen, in der die Kirchenmänner Frauen wie mir das Leben nehmen werden."
Hier antizipiert Floria in einem großen Zeitsprung die Hexenverbrennung, aber das Zukunftsweisende scheint sie sowieso ausgezeichnet zu haben. So schrieb sie Augustinus: "Si tacuisses, philosophus manuisses", wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben. Damit verblüfft sie Jostein Gaarder ("In meinen Augen ist das Florias bemerkenswertester Ausspruch"), und dies nun nicht, weil sie statt des üblichen "mansisses" "manuisses" schreibt, sondern weil der elegante Zweizeiler bislang als Erfindung des Boethius hundert Jahre später gehandelt werde. Was nun wieder Indiz dafür sei, daß Boethius zumindest Teile von Florias Brief gekannt habe. (Wohl wirklich nur Teile, denn den Satz gibt es so bei Boethius nicht, aber das ist eine andere Geschichte.)
Nur: wie kommen wir über 1500 Jahre nach der Affäre Augustinus/Floria überhaupt zu ihren Aussprüchen, wo doch von ihrer Existenz, abgesehen von den Hinweisen in Augustinus' "Bekenntnissen", bislang nahezu nichts bekannt war? Eine entscheidende Rolle hat Gaarders Visa-Card gespielt. Die wurde gebraucht, um das Manuskript in einem Antiquariat in Buenos Aires für umgerechnet 25000 Kronen zu erstehen - und soviel Bargeld hat selbst ein Bestsellerautor nicht immer parat. Gaarder, vom Antiquar umgehend als Autor von "Sofies Welt" erkannt, hatte zwar anfangs Zweifel ob der Authentizität des Erworbenen, der ist aber nach seinen Angaben inzwischen der finsteren Gewißheit gewichen, einen Schatz gehoben zu haben. Mindestens noch der Papst von 1930, Pius XI., habe diese Augustinus-Kritik - insgeheim - gekannt; eine Leiche also in den Katakomben des Vatikans, und die um Prüfung gebetene Vatikanbibliothek habe den Fund obendrein einfach verschwinden lassen. Sein Hauptargument aber ist, daß "Satzbau und Wortwahl typisch sind für die Spätantike, und das gilt ebenfalls für Florias Mischung aus Sinnlichkeit und fast verzweifelter religiöser Reflexion". Das Argument trifft, jedenfalls wenn man davon ausgeht, daß spätantiker Briefverkehr gekennzeichnet ist durch eine Mischung aus Uta Ranke-Heinemann, Josefine Mutzenbacher und Jürgen Fliege.
Mit anderen Worten: Nichts ist dagegen zu sagen, der bislang namenlosen Konkubine eine literarische Existenz zu schaffen und sie mit gut abgehangenen Einwänden gegen Augustinus' neue Identität auszustatten, legitim ist auch die Verwendung des durchaus erprobten erzähltechnischen Vehikels eines Zufallsfundes. Was aber unangenehm aufstößt, ist der lächerliche Kontrast zwischen der penetrant vorgetragenen Echtheitsbehauptung und der inhaltlich wie sprachlich gepfuschten, weder intelligenten noch amüsanten Durchführung. Der angebliche Adressat Augustinus wird unaufhörlich mit Selbstverständlichkeiten aus seinem gemeinsamen Leben mit Floria gelangweilt wie auch mit beliebig im Text verstreuten und dort noch oft schlampig abgeschriebenen Lesefrüchten aus dem zu Florias Zeiten haushaltsüblichen Standardwerk von Büchmanns spätantikem Vorgänger "Verba pennata", "Geflügelte Worte", erschienen bei Reclam (oder Artemis?) in Rom um 380. Andererseits: daß Floria mit der ganzen Sache wenig bis nichts zu tun hat, signalisiert Gaarder schon dadurch, daß er Florias Brief unter seinem Namen in die Buchläden schickt.
Ein matter Studentenulk zur weiteren Verwirrung eh schon verwirrter Religions-und Philosophielehrer? "Interesse an der lateinischen Sprache und der klassischen Kultur überhaupt" möchte Gaarder damit laut Vorwort wecken. Den Wecker gibt's schon lange, Suetons "Caesarenleben", sex and crime für jung und alt. Der einzige Vorteil von Gaarders viertem Buch, dem Floria-Fake, ist, daß es in jeder Beziehung dünn geraten ist. Oder, wie es auf der antiken Eieruhr zu lesen ist, die kürzlich von einem nigerianischen Basketballspieler auf einem Flohmarkt in Oslo mit AfriCard erworben wurde: Vita brevis est, ars Gaarderis quoque. BURKHARD SCHERER
Jostein Gaarder: "Das Leben ist kurz. Vita brevis". Aus d. Norwegischen übers. von Gabriele Haefs. C. Hanser Verlag, München 1997. 130 S., 24,80 DM. Ab 13 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"An einen solchen Gott glaube ich nicht", schreibt sie ihrem "treulosen Tiger", weil der sich damit ja von großen Teilen seiner Schöpfung selbst distanzieren würde. Außerdem habe er doch durch seine Praxis eine durchaus weltliche Orientierung bewiesen: "Mein kleiner Hengst", "mein stolzer Bettpfosten" adressiert sie den Neu-Asketen und erinnert ihn daran, "wie du es genossen hast, mich zu pflücken, wie du meine Säfte genossen hast". Tempi passati, vergangene Zeiten, denn jetzt attestiert sie ihm: "Wahrlich, du bist zum Eunuchen geworden", dagegen "hatte unsere Beziehung von Anfang an auf einem starken sinnlichen Fundament geruht", sich darin aber nicht erschöpft, denn vor und nach dem Rückzug auf dieses Fundament sei auch immer philosophiert worden. Und daß da etwas gewesen sei, gebe Augustinus ja auch selbst zu, wenn er über den Trennungsschmerz lamentiere, und bei aller eigenen Verwundung bietet Floria ihm doch Heilung an: "Das einzige, was dich vielleicht befreien könnte, ist meine Umarmung." Dies sei nicht nur um seiner selbst willen geboten, drohten doch, wenn sein Denken geschichtsmächtig würde, durchaus großkalibrige Gefahren: "Ich fröstle, denn ich fürchte, es wird eine Zeit kommen, in der die Kirchenmänner Frauen wie mir das Leben nehmen werden."
Hier antizipiert Floria in einem großen Zeitsprung die Hexenverbrennung, aber das Zukunftsweisende scheint sie sowieso ausgezeichnet zu haben. So schrieb sie Augustinus: "Si tacuisses, philosophus manuisses", wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben. Damit verblüfft sie Jostein Gaarder ("In meinen Augen ist das Florias bemerkenswertester Ausspruch"), und dies nun nicht, weil sie statt des üblichen "mansisses" "manuisses" schreibt, sondern weil der elegante Zweizeiler bislang als Erfindung des Boethius hundert Jahre später gehandelt werde. Was nun wieder Indiz dafür sei, daß Boethius zumindest Teile von Florias Brief gekannt habe. (Wohl wirklich nur Teile, denn den Satz gibt es so bei Boethius nicht, aber das ist eine andere Geschichte.)
Nur: wie kommen wir über 1500 Jahre nach der Affäre Augustinus/Floria überhaupt zu ihren Aussprüchen, wo doch von ihrer Existenz, abgesehen von den Hinweisen in Augustinus' "Bekenntnissen", bislang nahezu nichts bekannt war? Eine entscheidende Rolle hat Gaarders Visa-Card gespielt. Die wurde gebraucht, um das Manuskript in einem Antiquariat in Buenos Aires für umgerechnet 25000 Kronen zu erstehen - und soviel Bargeld hat selbst ein Bestsellerautor nicht immer parat. Gaarder, vom Antiquar umgehend als Autor von "Sofies Welt" erkannt, hatte zwar anfangs Zweifel ob der Authentizität des Erworbenen, der ist aber nach seinen Angaben inzwischen der finsteren Gewißheit gewichen, einen Schatz gehoben zu haben. Mindestens noch der Papst von 1930, Pius XI., habe diese Augustinus-Kritik - insgeheim - gekannt; eine Leiche also in den Katakomben des Vatikans, und die um Prüfung gebetene Vatikanbibliothek habe den Fund obendrein einfach verschwinden lassen. Sein Hauptargument aber ist, daß "Satzbau und Wortwahl typisch sind für die Spätantike, und das gilt ebenfalls für Florias Mischung aus Sinnlichkeit und fast verzweifelter religiöser Reflexion". Das Argument trifft, jedenfalls wenn man davon ausgeht, daß spätantiker Briefverkehr gekennzeichnet ist durch eine Mischung aus Uta Ranke-Heinemann, Josefine Mutzenbacher und Jürgen Fliege.
Mit anderen Worten: Nichts ist dagegen zu sagen, der bislang namenlosen Konkubine eine literarische Existenz zu schaffen und sie mit gut abgehangenen Einwänden gegen Augustinus' neue Identität auszustatten, legitim ist auch die Verwendung des durchaus erprobten erzähltechnischen Vehikels eines Zufallsfundes. Was aber unangenehm aufstößt, ist der lächerliche Kontrast zwischen der penetrant vorgetragenen Echtheitsbehauptung und der inhaltlich wie sprachlich gepfuschten, weder intelligenten noch amüsanten Durchführung. Der angebliche Adressat Augustinus wird unaufhörlich mit Selbstverständlichkeiten aus seinem gemeinsamen Leben mit Floria gelangweilt wie auch mit beliebig im Text verstreuten und dort noch oft schlampig abgeschriebenen Lesefrüchten aus dem zu Florias Zeiten haushaltsüblichen Standardwerk von Büchmanns spätantikem Vorgänger "Verba pennata", "Geflügelte Worte", erschienen bei Reclam (oder Artemis?) in Rom um 380. Andererseits: daß Floria mit der ganzen Sache wenig bis nichts zu tun hat, signalisiert Gaarder schon dadurch, daß er Florias Brief unter seinem Namen in die Buchläden schickt.
Ein matter Studentenulk zur weiteren Verwirrung eh schon verwirrter Religions-und Philosophielehrer? "Interesse an der lateinischen Sprache und der klassischen Kultur überhaupt" möchte Gaarder damit laut Vorwort wecken. Den Wecker gibt's schon lange, Suetons "Caesarenleben", sex and crime für jung und alt. Der einzige Vorteil von Gaarders viertem Buch, dem Floria-Fake, ist, daß es in jeder Beziehung dünn geraten ist. Oder, wie es auf der antiken Eieruhr zu lesen ist, die kürzlich von einem nigerianischen Basketballspieler auf einem Flohmarkt in Oslo mit AfriCard erworben wurde: Vita brevis est, ars Gaarderis quoque. BURKHARD SCHERER
Jostein Gaarder: "Das Leben ist kurz. Vita brevis". Aus d. Norwegischen übers. von Gabriele Haefs. C. Hanser Verlag, München 1997. 130 S., 24,80 DM. Ab 13 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
"Vita brevis" ist das beste Beispiel dafür, wie sich das alte Rom durch das Christentum verändert hat. Früher war es nichts Besonderes, dass der Mann eine Frau hatte ohne sie zu heiraten, doch die christliche Kultur brachte dieses Leben durcheinander und ein sich liebendes …
Mehr
"Vita brevis" ist das beste Beispiel dafür, wie sich das alte Rom durch das Christentum verändert hat. Früher war es nichts Besonderes, dass der Mann eine Frau hatte ohne sie zu heiraten, doch die christliche Kultur brachte dieses Leben durcheinander und ein sich liebendes Paar auseinander. Dieses Buch macht einem sehr gut begreiflich, wie sehr sich die Gesellschaft wandeln kann. Alles besiegt die Liebe, heißt es, nur in diesem Buch nicht. Ein vorher einfacher Mann schämt sich über die Liebe, die er zu einer Frau empfunden hat, nur weil er sich als Bischof ein strenges Zölibat auferlegt hat. Sogar für den eigenen Sohn verspürt Augustus später Reue. Vita Brevis! Das Leben ist kurz und dennoch verletzt man einander.
Weniger
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Gott und die Liebe: Er selbst hat uns wissen lassen, dass man ihn nur durch bzw. in der Liebe finden kann! "Das Leben ist kurz" beinhaltet die Botschaft, Gott in der Liebe zu suchen und ihn dort anzunehmen, wo man ihn findet! Wer das Gefühl der Liebe unterdrückt oder …
Mehr
Gott und die Liebe: Er selbst hat uns wissen lassen, dass man ihn nur durch bzw. in der Liebe finden kann! "Das Leben ist kurz" beinhaltet die Botschaft, Gott in der Liebe zu suchen und ihn dort anzunehmen, wo man ihn findet! Wer das Gefühl der Liebe unterdrückt oder verdrängt, wird krank! Das Buch ist somit auch eine Ermunterung, ja ein Rezept, für ein gesundes Leben - in und mit - Liebe!
Weniger
Antworten 2 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 3 finden diese Rezension hilfreich
„Wir sind Menschen, Aurel. Zuerst müssen wir leben, und dann – ja dann können wir philosophieren!“ (44)
Das Buch handelt von einem Brief, den Floria Aemilia an den großen Kirchenlehrer Augustinus geschrieben hat. Mit ihr hatte Augustinus, bevor er Bischof wurde, …
Mehr
„Wir sind Menschen, Aurel. Zuerst müssen wir leben, und dann – ja dann können wir philosophieren!“ (44)
Das Buch handelt von einem Brief, den Floria Aemilia an den großen Kirchenlehrer Augustinus geschrieben hat. Mit ihr hatte Augustinus, bevor er Bischof wurde, über mehr als 10 Jahre eine uneheliche Verbindung, aus der ein gemeinsamer Sohn hervorgegangen ist. Augustinus hat Floria aufgrund seiner religiösen Überzeugungen verlassen. Der Sohn blieb bei ihm.
Die Schreiberin ist zweifelsohne eine sehr gebildete Frau. Ihr Brief ist ein intellektueller Hochgenuss. Sie klagt an, dass Augustinus die Welt der Sinnlichkeit verlassen hat zugunsten einer gegenstandslosen Ideologie. „Du erinnerst dich nur an Gedanken, aber kannst du nicht versuchen, dir auch eine wirklich sinnliche Erfahrung ins Gedächtnis zu rufen?“ (61)
Die Trennung wurde maßgeblich von Augustinus' Mutter Monika bewirkt, die ihren Sohn entsprechend beeinflusst hat. „Aber die Einzige, die zwischen uns stand, war Monika.“ (54) Ihrem mächtigen Einfluss konnte sich Augustinus nicht entziehen. Und nach ihrem Tod übernahm Gott ihre Funktion. „Aber es dauerte nicht lange, da hattest du Gott an die Stelle deiner Mutter [Monika] gesetzt.“ (51)
„Das ist die Welt, Aurel, und sie ist hier und jetzt“ (116), ist eine der prägnanten Aussagen aus dem Brief mit der Intention, sich für das Diesseits zu entscheiden. Der Glaube führt zu Widersprüchen. „Ihr verleugnet die Liebe zwischen Mann und Frau. … Aber ihr verleugnet sie im Namen Gottes.“ (119)
Jostein Gaarder greift mit diesem Buch ein aktuelles Thema auf. Florias Argumentation ist modern und spiegelt die Situation der Kirche und insbesondere die Rolle der Frau in der Kirche wieder. Sie nimmt Dinge vorweg, die nach Augustinus Realität waren. „Ich fürchte mich davor, was die Kirchenmänner eines Tages vielleicht mit Frauen wie mir machen werden.“ (118)
Es ist hinsichtlich der Lehren, die aus diesem Buch gezogen werden können nicht entscheidend, wie hoch der reale Anteil ist. Der moralische Konflikt, der beschrieben wird, ist real. Auch wenn manche Stellen bezogen auf den historischen Kontext zu modern wirken, stellt sich die Frage: Sind Religionen es wert, auf menschliche Liebe zu verzichten?
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Ich liebe dieses Buch ! Inzwischen kann ich es wohl schon auswendig ,
aber ich lese es trotzdem immer wieder . Egal , ob Floria diesen Brief
geschrieben hat oder nicht , sie war ein Charaktermensch ,und ihre
Ansichten sind durch die Jahrhunderte aktuell geblieben .
UNBEDINGT LESEN !
Antworten 0 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für