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Der Held dieser im 17. Jahrhundert spielenden Geschichte ist Isaac Inchbold. Er, der Inhaber einer Buchhandlung auf der London Bridge, erhält eines Tages den Auftrag, ein verschwundenes, überaus kostbares Buch wiederzubeschaffen. Sein Titel: Das Labyrinth der Welt. Die Suche stürzt Inchbold in einen Wirbel von Intrigen, in eine Welt, die von Spionen, Alchimisten, Gelehrten, Ketzern und Inquisitoren bevölkert ist. Ein glänzend recherchierter, überaus spannender Detektivroman.

Produktbeschreibung
Der Held dieser im 17. Jahrhundert spielenden Geschichte ist Isaac Inchbold. Er, der Inhaber einer Buchhandlung auf der London Bridge, erhält eines Tages den Auftrag, ein verschwundenes, überaus kostbares Buch wiederzubeschaffen. Sein Titel: Das Labyrinth der Welt. Die Suche stürzt Inchbold in einen Wirbel von Intrigen, in eine Welt, die von Spionen, Alchimisten, Gelehrten, Ketzern und Inquisitoren bevölkert ist. Ein glänzend recherchierter, überaus spannender Detektivroman.
Autorenporträt
Ross King, geboren 1962 in Kanada, Studium der Literatur und Kunstgeschichte in London und Toronto. Veröffentlichungen historischer Romane. Der Autor lebst als freier Schriftsteller in Oxford.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.1999

Am Buchende die Sintflut
Gegenreformiert: Ross King läßt die englische Welt zu Wasser

Romantitel müssen heute zwei einander widersprechende Bedingungen erfüllen. Einerseits sollen sie so aussagekräftig sein, daß Interessenten das Thema eines Werkes erahnen können; andererseits wirkt gerade eine suggestive Unbestimmtheit attraktiv, wie es sich etwa an Umberto Ecos Erfolgsroman "Der Name der Rose" gezeigt hat. Beim jüngsten Roman des gebürtigen Kanadiers und Wahl-Engländers Ross King hat man sich entschlossen, beide Anforderungen zu bedienen, allerdings für ein Publikum, das durch eine Sprachbarriere getrennt ist. Das Original deutet schon mit seinem Titel "Ex-Libris" auf das Reich der Bücher hin; die deutsche Ausgabe heißt "Das Labyrinth der Welt" und stellt damit einen Titel voran, bei dem es um alles oder nichts geht.

Aus der Perspektive des Helden Isaac Inchbold wird der wichtigste Teil der Handlung erzählt, die im London des Jahres 1660 spielt. Inchbold, ein verwitweter Buchhändler, der wie die Intellektuellen und Naturwissenschaftler seiner Zeit "in die Kraft des Verstandes" von jeher "großes Vertrauen" gesetzt hat, wird in einen Fall verwickelt, der vordergründig mit der Suche nach einem verschollenen Buch zu tun hat, in Wirklichkeit aber geradewegs in die religiösen, bündnispolitischen und militärischen Auseinandersetzungen des siebzehnten Jahrhunderts hineinführt. England, das zur Zeit der Haupthandlung soeben dem Wüten der Puritaner entronnen ist und sich der kontinentaleuropäischen Katastrophe gerade infolge seiner politischen Schwäche hat entziehen können, erweist sich trotz aller Wirren als geradezu heimelige Ausgangsbasis für Abweichler und Freigeister jeder Art: Rückblenden und Geschichten von Abenteurern wie Sir Walter Raleigh webt Ross King ebenso raffiniert in seine Handlung ein wie die des vom Autor erfundenen Sir Ambrose Plessington.

Dieser, ein "von Labyrinthen und Symmetrien besessener Architekt", aber auch Höfling, Baumeister, Diplomat, Soldat und manches mehr, steht für jenes in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bereits im Schwinden begriffene Ideal des vollkommenen Zeitgenossen, wie es einst der Elisabethaner Sir Philip Sidney verkörperte. Gejagt von schwarzbekleideten und goldbetreßten, stets in Dreiergruppen auftretenden Agenten der Habsburger (eine Heimsuchung, die vier Jahrzehnte später auch der bieder-schlaue Inchbold erdulden muß), versucht Plessington, wichtige Schriften vor dem Zugriff der Gegenreformation zu retten; mit ihnen wollen protestantische Theologen und aufrührerische Naturwissenschaftler die geistige Herrschaft der Katholiken und, seit Kopernikus, das ptolemäische Weltbild erschüttern. Inchbold schickt sich später mehr unfreiwillig an, diese Arbeit Plessingtons fortzusetzen. Zwar endet das Ganze für einen Großteil der Mitwirkenden in einem filmreifen Überflutungsdesaster, doch schwebt gleichsam über allem das Motto, das Ross King nicht ohne Ironie dem vergänglichen Werk des vielseitigen Großmeisters Plessington mitgegeben hat: "Littera scripta manet" (Das Geschriebene bleibt bestehen).

Mit seinem Buch nutzt Ross King eine Tendenz, die seit dem Werk Ecos verstärkt zu beobachten ist. "Das Labyrinth der Welt" ist zunächst ein historischer Kriminalroman, gut erfunden, glaubwürdig recherchiert und gekonnt mit Zeitkolorit angereichert. Aber es ist auch mehr: In vielen Passagen verweist der schön übersetzte Text über sich hinaus auf religiöse, weltanschauliche und philosophische Konflikte, die noch das heutige Europa mitgeprägt haben, und bietet gleichwohl einen angesichts des Gegenstandes überraschend hohen literarischen Unterhaltungswert, wie er für Erzählwerke von angloamerikanischen Autoren längst zum Gütezeichen geworden ist. WOLFGANG STEUHL

Ross King: "Das Labyrinth der Welt". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Gerald Jung. Albrecht Knaus Verlag, München 1999. 478 S., geb., 44,90 DM.

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