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Die Schulen von heute entscheiden darüber, wie unsere Welt morgen aussieht, und ob unsere Kinder gut durch schwierige Zeiten kommen. Künstliche Intelligenz wird immer mehr Aufgaben übernehmen, zahlreiche Jobs werden wegfallen, andere neu entstehen. Verena Friederike Hasel widmet sich der Frage, was und wie Kinder im 21. Jahrhundert lernen sollten. Sie fährt an Orte in Finnland und Deutschland, wo die Zukunft schon begonnen hat. Sie erklärt die lernpsychologischen Grundlagen neuer Methoden, räumt mit verbreiteten Missverständnissen auf und entwirft ein sehr konkretes Bild davon, wie Lehrer und…mehr

Produktbeschreibung
Die Schulen von heute entscheiden darüber, wie unsere Welt morgen aussieht, und ob unsere Kinder gut durch schwierige Zeiten kommen. Künstliche Intelligenz wird immer mehr Aufgaben übernehmen, zahlreiche Jobs werden wegfallen, andere neu entstehen. Verena Friederike Hasel widmet sich der Frage, was und wie Kinder im 21. Jahrhundert lernen sollten. Sie fährt an Orte in Finnland und Deutschland, wo die Zukunft schon begonnen hat. Sie erklärt die lernpsychologischen Grundlagen neuer Methoden, räumt mit verbreiteten Missverständnissen auf und entwirft ein sehr konkretes Bild davon, wie Lehrer und Lehrerinnen, Mütter und Väter Fähigkeiten wie Selbstregulation, Eigenverantwortung, Kreativität, Gemeinschaftsgefühl und Kommunikationsfähigkeit am besten fördern. Ein privates und politisches, ein theoretisches und praktisches Buch zu einem Thema, das alle umtreibt, denen Kinder am Herzen liegen.
Autorenporträt
Verena Friederike Hasel, geboren 1978 in Berlin, ist Psychologin, Drehbuchautorin und Journalistin. Sie war für den Theodor-Wolff-Preis nominiert und erhielt 2018 den Deutschen Reporterpreis. Bei Kein & Aber erschienen die Sachbücher Der tanzende Direktor, Eine Linie ist ein Punkt, der spazieren geht sowie Das krisenfeste Kind. Sie war Co-Initiatorin des #wirfürschule-Hackathon 2021. Mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern lebt sie in Deutschland und Neuseeland.
Rezensionen
»Eins meiner Lieblingsbücher ist das von Verena Friederike Hasel - wie die über Bildung schreibt, so beseelt, so voller Inbrunst, da kann man fast weinen. Das Buch heißt 'Das krisenfeste Kind'. Ich finde, das sollte Pflichtlektüre werden.« Kim Kindermann, Deutschlandfunk Kultur, Die Sachbuchbestenliste November 2023, 26.10.2023 Deutschlandfunk Kultur 20231026

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Alex Rühle spürt nach der aufschlussreichen Lektüre von Verena Friederike Hasels "Das krisenfeste Kind" so richtig Lust aufs Lernen - und mehr noch: Selten hatte der Rezensent ein so drängendes Bedürfnis, mal so richtig aufzuräumen im deutschen Schulsystem. Dieses Bedürfnis schafft die Autorin nicht etwa durch nörglerische Kritik am hiesigen System, sondern indem sie ein positives Gegenbeispiel empirisch schildert. Etliche Unterrichtsstunden hat die Berliner Psychologin und Journalistin in Finnland besucht, weiß Rühle - ihre Beobachtungen und Erkenntnisse beschreibt sie in ihrem Buch auf eindrückliche und absolut überzeugende Weise. Um nur eines von vielen Beispielen dafür zu nennen, was die Finnen und Finninnen besser machen: hier wird wesentlich mehr für Bildungsgerechtigkeit getan als in Deutschland, Einkommensunterschiede werden etwa dadurch ausgeglichen, dass nötige Utensilien von der Schule gestellt werden. Was Hasel allerdings nicht erwähnt: Dass laut Pisa Studie die soziale Herkunft der Kinder auch in Finnland ein immer größerer Faktor wird. Derartige Relativierungen lässt die Autorin bedauerlicherweise generell lieber aus, obwohl sie ihrer Studie nichts an Überzeugungskraft genommen hätten. Unbedingt lesenswert ist dieses Buch trotzdem, so der motivierte Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2023

Geliebte Lehrer
Verena Friederike Hasel hat sich auf die Suche nach den Geheimnissen des
finnischen Schulsystems gemacht – und ein begeisterndes Buch darüber geschrieben.
VON ALEX RÜHLE
Manche Bücher muss man gegen ihre eigenen Titel verteidigen. „Das krisenfeste Kind“. Klingt eher nach einem Gegenstand als nach einem Menschen: die wetterfeste Hütte. Die wasserdichten Schuhe. Worum es der Autorin Verena Friederike Hasel aber geht: Die Welt, in die unsere Kinder hineinwachsen, wird wahrscheinlich eher ungemütlich, große Umbrüche stehen bevor, ob man nun an die enormen Fortschritte in der KI-Entwicklung denkt oder an den Klimawandel. Umso wichtiger, dass die Kinder und Jugendlichen in den Schulen halbwegs adäquat darauf vorbereitet werden. Nicht indem sie isoliertes Fachwissen pauken, sondern indem sie das Lernen lernen, also eigenständiges Denken, die Fähigkeit, Zusammenhänge selbständig zu erfassen. Indem sie Zutrauen gewinnen zu ihrem Können und in Verständnis dafür entwickeln, dass man in kooperativem Miteinander oft sehr viel weiter kommt als mit egozentrischem Tunnelblick.
Die große Stärke dieses Buches ist die Empirie: Die studierte Berliner Psychologin und Journalistin Hasel hat sich wochenlang in finnische Klassenzimmer gesetzt um zu verstehen, wie dort unterrichtet wird. Sie beschreibt einzelne Stunden und Schultage und erklärt, was daran in lernpsychologischer oder atmosphärischer Hinsicht so besonders gelungen ist: Die Lehrerin, die die Kinder nicht durch lange Predigten dazu bringt, ordentliche Hefte zu führen, sondern indem sie selbst so ein Heft führt und das derart schön, dass die Kinder es ihr nachmachen wollen. Der Lehrer, der die Kinder erst mal selbst probieren lässt, bevor er ihnen den einen benötigten Kniff verrät, mit dem sie wieder selber weitermachen. Der Kunstunterricht, in dem die Drittklässler nicht malen, sondern möglichst plastisch aufschreiben sollen, was für Gefühle ein Bild von Miró oder Mondrian in ihnen auslöst.
Hasels wichtigste Referenz ist die Metastudie des neuseeländischen Schulforschers John Hattie. Der hat 2009 über 50 000 empirische Untersuchungen aus aller Welt zur Frage „Wie gelingt erfolgreiches Lernen?“ ausgewertet. Beeindruckend klares Ergebnis: Äußere Einflussfaktoren wie die Schulform, die Art der Hausaufgaben oder Klassengröße beeinflussten die Schülerleistungen kaum. Zentral sei vielmehr das Können der einzelnen Pädagogen, so Hattie: Wie bereiten sie den Stoff auf? Wie stringent führen sie durch die Stunde? Erreichen sie die Kinder? Und können sie sich für das, was sie da unterrichten, selbst begeistern?
In Finnland scheint man das auch schon vor Hattie verstanden zu haben, der Lehrerberuf hat ein völlig anderes Ansehen als hierzulande. Es gibt für das Studium ein strenges Auswahlverfahren mit mehreren Eignungstests. Nur jeder Zehnte wird am Ende überhaupt zugelassen. Hasel zitiert eine finnische Umfrage, bei der die Mehrheit der Männer auf die Frage, „welchen Job sie bei einem potenziellen Ehepartner am attraktivsten fänden, sagte, dass sie gerne eine Lehrerin heiraten würden. Die Frauen sagten, sie würden sich einen Arzt, Tierarzt oder Lehrer wünschen. Mit anderen Worten: Finnland liebt seine Lehrer und Lehrerinnen.“
Als sie einer finnischen Lehrerin begeistert sagt, dass die finnischen Schulen auf so vielen verschiedenen Ebenen versuchen, alle Kinder mitzunehmen, entgegnet die: „Was sollen wir sonst machen? Wir haben keine Bodenschätze in Finnland, wir haben nur unsere Menschen. Und deshalb müssen wir dafür sorgen, dass keiner von ihnen in einer Sackgasse endet.“ Bislang wurden auch in Deutschland weder Öl noch Gold gefunden. Warum ist dann aber hierzulande noch immer der Bildungserfolg so eng an die Herkunft gekoppelt wie in kaum einem anderen Land?
Und warum wird dann nicht mehr dafür getan, den Lehrerberuf aufzuwerten? In Deutschland kann im Grunde jeder auf das Lehramt studieren, der will, man muss schließlich froh sein, wenn man überhaupt noch jemanden findet, der den Job machen will, so schlecht wie sein Ansehen ist. Inzwischen werden sogar Quereinsteiger genommen, um die Lücken zu stopfen. Als der Erziehungswissenschaftler Udo Rauin für eine Langzeitstudie 1100 Lehramtsstudenten nach Fachwissen, Motivation und Eignung befragte, gaben 25 Prozent der Studienanfänger an, dass sie nie Lehrer werden wollten und beschrieben ihre Wahl als „Notlösung“. Keiner von ihnen wäre in Finnland auch nur zum ersten Eignungstest eingeladen worden.
Hasel begibt sich auch in Deutschland auf die Suche nach gelingendem Unterricht, konstruktivem Miteinander und weniger lebensfernen Schulformen. Bei den Best-Practice-Beispielen, die sie hierzulande findet, ist es meist ein fortschrittliches Direktorat, das gegen den herrschenden Verwaltungszwang wenigstens im eigenen Schulhaus Freiräume schafft – sowie die einzelne Lehrkraft, die mit großem Elan und viel Einfühlungsvermögen ein Lernklima erzeugt, bei dem jedes einzelne Kind das Gefühl bekommt, wirklich gesehen zu werden. In Finnland ermöglichen dagegen die fundamental anderen Lehr- und Lernstrukturen von vornherein besseren Unterricht. Zum einen wird mehr für Bildungsgerechtigkeit getan: Es gibt kaum Privatschulen. In den ärmeren Vierteln werden mehr Lehrerstellen pro Schule geschaffen. Und es gibt an allen Schulen zusätzliche Assistenten, die sich flexibel um einzelne Kinder kümmern können.
Es wird versucht, Einkommensunterschiede wenigstens im Klassenzimmer zu nivellieren, indem die nötigen Utensilien von der Schule gestellt werden, während bei uns ja oft schon am Federmäppchen zu sehen ist, ob da zu Hause Eltern sind, die sich kümmern, oder das Kind eben irgendwie allein zurechtkommen muss. Eine Schulleiterin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und zu Hause kaum gefördert wurde, spricht in Bezug auf ihre beeindruckende Karriere und diese Chancengerechtigkeit von der „großen Schönheit des finnischen Systems.“
Zum anderen haben die Lehrkräfte, die alle immer wieder auf Fortbildungen geschickt werden, enorme Gestaltungsräume, freie Lehrmittelwahl und die Möglichkeit, ihre Schwerpunkte selbst zu wählen. Zwei Lehrerinnen würden gern ihren Unterricht dauerhaft zusammenlegen? Dann werden eben Bauarbeiter bestellt, die die Wand zwischen ihren Klassen einreißen.
All das führt nach Hasels Schilderungen dazu, dass Lernen sehr viel häufiger als bei uns als beglückendes Abenteuer gesehen wird statt als beängstigende Klippe, an der man wahrscheinlich auch bei der nächsten Schulaufgabe leiden wird. Überhaupt: Warum zur Hölle dieses bulimische Lernen, für das man Stoff in sich hineinstopft, den man dann wieder auskotzt, ohne ihn wirklich verdaut zu haben? Nach der Lektüre des Kapitels über Tests, Prüfungen und Noten möchte man endgültig eine Bildungskonferenz einberufen und mal so richtig aufräumen im föderalen deutschen Schuldschungel.
Nun ist es unbedingt richtig, nicht 200 Seiten lang über Fehler, Mängel und strukturelle Schwächen des deutschen Bildungssystems zu jammern, sondern stattdessen mittels der Beschreibung geglückter pädagogischer Momente Lust auf Schule und Lernen zu machen. Ähnlich und erfolgreich hat Hasel das schon in ihrem Vorgängerbuch gemacht. „Der tanzende Direktor“ war ein Erfahrungsbericht aus Neuseeland, wo sie mit ihrem Mann und den drei Töchtern mehrere Jahre lang gelebt und ein ähnlich progressives Schulsystem wie in Finnland kennengelernt hat.
Gelegentlich gerät ihre Gegenüberstellung aber doch etwas zu schematisch. Wenn Hasel schreibt, dass in Deutschland „etwa ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten“ zeigen und „vor der Pandemie bis zu zehn Prozent der Kinder über zwölf Jahren an einer Depression erkrankten“, wäre es doch interessant zu wissen, wie das im Vergleich dazu im finnischen Bildungsparadies ist. Laut einer Untersuchung des staatlichen Rundfunksenders Yle litten dort 2018 etwa 90 000 Kinder an psychischen Probleme. Das wären dann ebenfalls 13 Prozent.
Und die Pisa-Studie von 2015 ergab, dass die Ungleichheit auch in Finnland wächst, der soziale Hintergrund ist viel entscheidender als noch 15 Jahre zuvor, und der Unterschied zwischen Schülern mit und ohne Migrationshintergrund ist fast nirgendwo so groß wie in Finnland. Solche Einordnungen und Relativierungen würden Hasels Befunden und all den pädagogischen Forschungsergebnissen, die sie immer wieder einschaltet, nicht die Wirkung oder Geltung nehmen. So aber wirkt das Ganze streckenweise etwas geschönt. Trotzdem: Lange nicht mehr solche Lust auf Schule, Lernen und Fortbildungen gehabt wie nach der Lektüre dieses Buches. Gleich mal schauen, wann die nächste Fähre nach Helsinki ablegt.
In den ärmeren Vierteln
werden mehr Lehrerstellen
pro Schule geschaffen
Nach der Lektüre
will man mal richtig
aufräumen im
Schuldschungel
Verena Friederike Hasel: Das krisenfeste
Kind – Lernen für
die Welt von morgen.
Kein & Aber, Zürich 2023.
240 Seiten, 22 Euro.
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