Martin Mosebach
Gebundenes Buch
Das Blutbuchenfest
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Mitten in der Stadt, im Garten unter der blutroten Buche, organisiert ein windiger Geschäftemacher ein teures Fest. Das ist der Auslöser für erotische Verwicklungen, Liebe, Betrug und Eifersucht. Der Erzähler, ein verbummelter Kunsthistoriker, verliebt sich in die zerbrechliche Winnie. Marusha, eine schillernde Figur, dient gleich mehreren Herren als Geliebte. Hochstapler treffen auf Kreative und Verliebte auf Verlassene. Bei allen aber putzt Ivana aus Bosnien, die ihren Kundenstamm energisch zusammenhält und auch auf dem Fest für Ordnung sorgen soll. Doch während die Kunden feiern, beg...
Mitten in der Stadt, im Garten unter der blutroten Buche, organisiert ein windiger Geschäftemacher ein teures Fest. Das ist der Auslöser für erotische Verwicklungen, Liebe, Betrug und Eifersucht. Der Erzähler, ein verbummelter Kunsthistoriker, verliebt sich in die zerbrechliche Winnie. Marusha, eine schillernde Figur, dient gleich mehreren Herren als Geliebte. Hochstapler treffen auf Kreative und Verliebte auf Verlassene. Bei allen aber putzt Ivana aus Bosnien, die ihren Kundenstamm energisch zusammenhält und auch auf dem Fest für Ordnung sorgen soll. Doch während die Kunden feiern, beginnt auf dem Balkan der Krieg. Martin Mosebach überrascht mit einem neuartigen Ton, wechselnd zwischen Komik und Härte, Ironie und Trauer.
Martin Mosebach, 1951 geboren, lebt in Frankfurt am Main. Er wurde u.a. mit dem Heimito von Doderer-Preis, dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie, dem Kleist-Preis, mit dem Georg- Büchner-Preis sowie 2015 mit der Goetheplakette ausgezeichnet. Bei Hanser erschienen zuletzt Der Mond und das Mädchen (Roman, 2007), Stadt der wilden Hunde (Nachrichten aus dem alltäglichen Indien, 2008), Als das Reisen noch geholfen hat (Essays, 2011) und Das Blutbuchenfest (Roman, 2014).
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/24479
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 444
- Erscheinungstermin: 3. Februar 2014
- Deutsch
- Abmessung: 211mm x 138mm x 34mm
- Gewicht: 540g
- ISBN-13: 9783446244795
- ISBN-10: 3446244794
- Artikelnr.: 40123885
Herstellerkennzeichnung
Carl Hanser Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Roman Bucheli kann mit diesem Roman Martin Mosebachs nicht wirklich seinen Frieden machen. Zwar entschädigt ihn das furiose Finale für die quälenden vierhundert Seiten zuvor, und der Rezensent erkennt in diesem krassen Gegensatz auch einen Sinn, denn erst vor dem Hintergrund der dekadenten und ziellosen Bürgergesellschaft Frankfurts wird die Tragödie des bosnischen Bürgerkriegs richtig deutlich. Aber hätte Mosebach der Frankfurter Ermattung nicht etwas mehr "erzählerischen Glanz" geben können? Und sind all die eingebauten Parallelen zum Vorabend des Ersten Weltkriegs und Musils "Mann ohne Eigenschaften" wirklich tragfähig? Bucheli hat seine Zweifel. Fragwürdig erscheint dem Rezensenten jedoch vor allem Mosebachs manichäische Weltsicht, die guter Literatur immer abträglich sei und in diesem Falle die dekadente Postmoderne Frankfurts mit der Vormoderne Bosniens kontrastiere: Als wären die bosnischen Bauern "blind, gottgegeben und einem genetischen Programm gehorchend" in den Krieg geschlittert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein düsteres Szenario, mit Kühle und Meisterschaft geschildert." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 03.02.14 "Tragik und Komik, Krieg und Frieden, blutiger Ernst und eitle Frivolität hat Mosebach perfekt ausbalanciert. ... Mosebachs neuer Roman ist ein Geniestreich." Ijoma Mangold, Die Zeit, 30.01.14 "Ein wunderbares Figurenballett." Hajo Steinert, Tages-Anzeiger, 14.02.14 "Martin Mosebach ist im Moment auf dem Gipfel seiner Wirkung." Helmut Böttiger, Deutschlandradio Kultur, Radiofeuilleton, 03.02.14 "Ein großartiger Roman." Jens Dirksen, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 14.02.14 "Mosebach knüpft an die besten Traditionen des deutschen Zeit- und Gesellschaftsromans an." Martin Halter, Saarbrücker Zeitung, 07.02.14 "Ein tragikomisches Gesellschaftspanorama, das durch die plastische Darstellung der Figuren überzeugt." Wolfgang Schneider, Der Tagesspiegel, 30.03.14 "Wie der Autor hier ganz beiläufig ein paar Zufälle zur böse rasselnden Schicksalskette zusammenschmiedet, das ist große Literatur." Wolfgang Schneider, Der Tagesspiegel, 30.03.14
Es ist das typische Mosebach Personal: Ein Kotzbrocken namens Rotzoff, ein Schöngeist namens Wereschnikow, ein ätherisches Wesen namens Winnie, diverse Damen aus der Frankfurter High Society und ein blasser, namenloser Ich-Erzähler. Nur die bosnische Putzfrau Ivana, tough und …
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Es ist das typische Mosebach Personal: Ein Kotzbrocken namens Rotzoff, ein Schöngeist namens Wereschnikow, ein ätherisches Wesen namens Winnie, diverse Damen aus der Frankfurter High Society und ein blasser, namenloser Ich-Erzähler. Nur die bosnische Putzfrau Ivana, tough und unbestechlich, fällt aus dem Rahmen. Sie putzt bei allen Protagonisten und ist somit die Klammer in diesem Roman, der zu Beginn der 1990er Jahre spielt und unaufhaltsam zu seinem Höhepunkt zusteuert, als parallel ein aus dem Ruder laufendes Fest und der Beginn des Krieges in Bosnien erzählt wird. Mosebach ist wie immer ein begnadeter Erzähler, der die verschiedenen Charaktere auf das genaueste analysiert. Dass er es liebt, altertümliche Fremdwörter einzubauen, sich nicht an die neue Rechtschreibung hält - die Gattinnen der Entrepreneure sitzen auf dem Sopha - er mittels Parenthesen immer wieder den Erzählfluss unterbricht, sei ihm verziehen. Kurzum man genießt diese kluge Buch, das sich wohltuend von der Betroffenheitsprosa zeitgenössischer Literat*innen abhebt.
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Unselige Allianz von Schicksal und Zufall
Der Schriftsteller Martin Mosebach hat 2014 mit seinem Roman «Das Blutbuchfest» das Scheitern thematisiert, im Privaten ebenso wie im Politischen. Schon bei der Verleihung des Büchnerpreises 2007 sprach sein Laudator Navid Kermani vom …
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Unselige Allianz von Schicksal und Zufall
Der Schriftsteller Martin Mosebach hat 2014 mit seinem Roman «Das Blutbuchfest» das Scheitern thematisiert, im Privaten ebenso wie im Politischen. Schon bei der Verleihung des Büchnerpreises 2007 sprach sein Laudator Navid Kermani vom Geist des Cervantes, den sein Werk atme. Als Literat wurde Mosebach vom Feuilleton stilistisch teilweise herb kritisiert für seinen «gespreizten Schmuckstil», andere sprachen entzückt von einem «Geniestreich» oder vom «souveränen Meisterwerk», - also was denn nun?
Zeitlich zu Beginn der Balkankriege angesiedelt, wird die Geschichte einer in Frankfurt beheimateten Clique illustrer Figuren aus dem Mittelstand erzählt, deren charismatische Hauptakteure zwei ganz unterschiedliche Veranstaltungen planen, eine davon ist das titelgebende «Blutbuchenfest». Ein finanziell abgebrannter, zwielichtiger Werbe-Guru kommt auf die grandiose Idee, seine ausufernden Geldsorgen auf einen Schlag durch ein groß aufgezogenes Fest für die Schickimicki-Gesellschaft loszuwerden, mit raffinierter Promotion und aggressivem Vertrieb. Gastgeber soll Dr. Glück sein, ein dem Alkohol zugeneigter, alleinstehender Bankvorstand mit einer riesigen Altbauwohnung, zu der auch ein schöner Garten gehört, in dessen Mitte der mächtige, rotlaubige Baum steht. Ich-Erzähler dieser Geschichte ist in weiten Teilen ein promovierter, arbeitsloser Kunsthistoriker Mitte dreißig. Ein gut vernetzter, exaltierter Veranstalter, der einen Kongress zum Thema «Menschenwürde im Blick der Balkankultur» plant, beauftragt ihn, ein Exposé für die als Begleitprogramm vorgesehene Ausstellung mit Werken des bosnischen Bildhauers Ivan Mestrovic zu schreiben.
Zu diesen Figuren, die sich in wechselnder Besetzung fast täglich im Restaurant Merzinger einfinden, gesellt sich ein vom Konkurs wieder auferstandener Immobilienhai hinzu, ferner die umtriebige Managerin einer PR-Agentur, eine ehemalige Modeschöpferin, eine männermordende Traumfrau sowie eine flatterhafte, zerbrechliche Assistentin, in die sich der Ich-Erzähler verliebt. Die zentrale Verknüpfung dieses beruflichen und privaten Netzwerks bildet Ivana, eine für sie alle tätige, bosnische Putzfrau, deren Schicksal als weiterer Handlungsstrang auch ihre bäuerliche Familie in Bosnien mit einbezieht. Genüsslich beschreibt Martin Mosebach in diesem satirischen Gesellschaftsreigen seine Frankfurter Protagonisten als lebensgierige Wohlstandsbürger mit Ecken und Kanten, deren maßlose Egozentrik nicht über ihre charakterlichen und seelischen Defizite hinwegzutäuschen vermag. Dieser zügellosen Wohlstandsclique stellt er mit Ivana eine tatkräftige, grundehrliche junge Frau als Kontrast gegenüber, die dann, selbst vom Schicksal schwer gebeutelt, auch noch miterleben muss, wie am Ende ihre vom Balkankrieg überraschte Familie auf der überstürzten Flucht all ihr bescheidenes Hab und Gut verliert. Scheitern tun aber mangels Spender auch der großkotzig geplante Kongress sowie das als glamouröses Event angekündigte Blutbuchenfest, letzteres endet in einem unsäglichen Chaos.
In einem etwas altväterlichen Stil wird hier wortmächtig und eindringlich eine kunstvoll inszenierte Parabel des Scheiterns erzählt, ein Vanitas-Motiv mithin, dessen Figuren lebensprall ausgeformt sind. Dabei gerät der Autor oft ins Fabulieren, schmückt seinen komplexen Plot unbekümmert mit irrealen Details aus, so wenn zum Beispiel die Liebste des Ich-Erzählers am Laptop arbeitet oder Ivana per Handy telefoniert, - für 1991/92 ein bewusster Anachronismus, wie der Autor erklärte. Er lässt den umtriebigen Werbe-Fuzzi sogar zu sechs Raben sprechen, Unglücksboten also, die ihm unter der Blutbuche interessiert zuhören. Die unselige Allianz von Schicksal und Zufall wird hier äußerst wirkungsvoll am Kontrast zwischen saturierter Spaßgesellschaft und archaischem Balkanleben gespiegelt, üppig gespickt zudem mit vielerlei kontemplativen Einschüben, eine insgesamt ebenso bereichernde wie unterhaltende Lektüre!
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