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Abseits des Highway 59 in Texas dröhnt in Genevas Café unablässig der Blues aus der Jukebox, und Stammgäste und müde Trucker bekommen einen anständigen Ochsenschwanzeintopf serviert. Eine halbe Meile die Straße runter in Wallys Eishaus sieht das Bild anders aus: Konföderierten-Flaggen, Pin-up-Girls und Countrymusik. Als innerhalb einer Woche im nahe gelegenen Bayou die Leichen eines schwarzen Mannes und einer jungen weißen Frau gefunden werden, sind die Schuldzuweisungen schnell zur Hand.Der Texas Ranger Darren Mathews vermutet eine Verbindung zur Arischen Bruderschaft und beginnt, si...
Abseits des Highway 59 in Texas dröhnt in Genevas Café unablässig der Blues aus der Jukebox, und Stammgäste und müde Trucker bekommen einen anständigen Ochsenschwanzeintopf serviert. Eine halbe Meile die Straße runter in Wallys Eishaus sieht das Bild anders aus: Konföderierten-Flaggen, Pin-up-Girls und Countrymusik. Als innerhalb einer Woche im nahe gelegenen Bayou die Leichen eines schwarzen Mannes und einer jungen weißen Frau gefunden werden, sind die Schuldzuweisungen schnell zur Hand.
Der Texas Ranger Darren Mathews vermutet eine Verbindung zur Arischen Bruderschaft und beginnt, sich in der gespaltenen Kleinstadt umzuhören. Er stößt auf steife Höflichkeit, offene Ablehnung und schwelenden Hass - der mit jedem Tag, den das Verbrechen ungeklärt bleibt, gefährlicher wird.
Der Texas Ranger Darren Mathews vermutet eine Verbindung zur Arischen Bruderschaft und beginnt, sich in der gespaltenen Kleinstadt umzuhören. Er stößt auf steife Höflichkeit, offene Ablehnung und schwelenden Hass - der mit jedem Tag, den das Verbrechen ungeklärt bleibt, gefährlicher wird.
Attica Locke (*1974 in Houston) ist Schriftstellerin und Drehbuchautorin, studierte an der Northwestern University und war Fellow am Feature Filmmakers Lab des Sundance Institute. Sie hat mehrere Kriminalromane verfasst und u. a. an den Serien Empire und When They See Us mitgewirkt. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie den Harper Lee Prize for Legal Fiction, den Edgar Award, den NAACP Image Award sowie den Los Angeles Times Book Prize und stand auf der Shortlist für den Women's Prize for Fiction. Locke lebt in Los Angeles.
Produktbeschreibung
- Unionsverlag Taschenbuch
- Verlag: Unionsverlag
- Originaltitel: Bluebird, Bluebird
- Seitenzahl: 329
- Erscheinungstermin: 12. Februar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 186mm x 120mm x 26mm
- Gewicht: 368g
- ISBN-13: 9783293710047
- ISBN-10: 3293710042
- Artikelnr.: 69246077
Herstellerkennzeichnung
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Augsburger Str. 67a
86720 Nördlingen
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© BÜCHERmagazin
»Wenn ein weißes Mädchen tot aufgefunden wird, interessiert ein toter Schwarzer keinen: In Attica Lockes beunruhigendem Krimi Bluebird, Bluebird zeigt Amerika sein wahres Gesicht.« Katrin Doerksen Frankfurter Allgemeine Zeitung
Das ist auch mein Land
Wenn ein weißes Mädchen tot aufgefunden wird, interessiert ein toter Schwarzer keinen: In Attica Lockes beunruhigendem Roman "Bluebird, Bluebird" zeigt Amerika sein wahres Gesicht.
Wenn sich im Café Geneva's seit dem Tod von Jim Crow vor mehr als vierzig Jahren nicht viel verändert hat, dann liegt das vor allem daran, dass auch drum herum alles beim Alten ist. Es ist noch immer der einzige Rastplatz - Forellen, Teigtaschen mit Obstfüllung, Bourbon - für Schwarze, die sonst nirgendwo einkehren können. Denn das Geneva's liegt in Lark, einem fiktiven Städtchen im osttexanischen Shelby County, das an Louisiana grenzt und damit schon so gut wie zum Süden der Vereinigten Staaten gehört. Früher war
Wenn ein weißes Mädchen tot aufgefunden wird, interessiert ein toter Schwarzer keinen: In Attica Lockes beunruhigendem Roman "Bluebird, Bluebird" zeigt Amerika sein wahres Gesicht.
Wenn sich im Café Geneva's seit dem Tod von Jim Crow vor mehr als vierzig Jahren nicht viel verändert hat, dann liegt das vor allem daran, dass auch drum herum alles beim Alten ist. Es ist noch immer der einzige Rastplatz - Forellen, Teigtaschen mit Obstfüllung, Bourbon - für Schwarze, die sonst nirgendwo einkehren können. Denn das Geneva's liegt in Lark, einem fiktiven Städtchen im osttexanischen Shelby County, das an Louisiana grenzt und damit schon so gut wie zum Süden der Vereinigten Staaten gehört. Früher war
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der Ort eine Plantage, Läden wie das Kay's Kountry Kitchen mit ihren drei K sind hier auch im Jahr 2016 noch allgegenwärtig.
"Als Folge von Obama hatte Amerika sein wahres Gesicht gezeigt," schreibt Attica Locke in "Bluebird, Bluebird", und spätestens mit der Wahl Donald Trumps hat dieser Satz, hat ihr ganzes Werk eine neue Dringlichkeit bekommen. Es ist der vierte Roman der gebürtigen Texanerin, die zuletzt auch als Drehbuchautorin und Produzentin des Hip-Hop-Serienepos "Empire" arbeitete, ausgezeichnet mit dem Edgar. Ihr Lark liegt direkt am Highway 59, der Südtexas mit den Nordstaaten verbindet, deswegen kommen häufig Fremde durch. Wie der schwarze Anwalt aus Chicago, der kurz darauf ermordet im Bayou liegt. Als wäre das für eine Kleinstadt nicht aufreibend genug, liegt dort etwas später eine zweite Leiche. Diesmal von hier, eine Kellnerin. "Sie verschwenden keinen Gedanken mehr an den Mann", sagen die Leute im Geneva's voraus. "Nicht, wenn ein weißes Mädchen tot aufgefunden wird."
Besonders in den detaillierten Beschreibungen dieses Milieus und der Atmosphäre fühlt man sich in "Bluebird, Bluebird" an Dokumentarfilme jüngeren Datums erinnert, die den Alltag schwarzer Communities durch teilnehmende Beobachtung erfahrbar machen: Roberto Minervinis "What You Gonna Do When The World's One Fire?" oder RaMell Ross' "Hale County This Morning, This Evening". Lockes empathischer Blick auf ihre Figuren entwickelt eine vergleichbare Nähe zu ihren Protagonisten; sie zeigt, wie sehr alltäglicher und institutioneller Rassismus das Leben der Schwarzen in sämtlichen Daseinsbereichen bestimmt.
Die Leute im Geneva's sprechen in elliptischen Sätzen, abgehackt und abgekürzt, wie man eben miteinander redet, weil es aus gegenseitiger Vertrautheit nur das Nötigste zu sagen gilt. Oder weil ein paar fremde Ohren mithören. Die Ohren gehören Darren Mathews, der die Laufbahn als Texas Ranger einst der bequemeren Anwaltskarriere vorzog und sich nun in Lark umhört. Er ist dem ersten Mordopfer nicht unähnlich: ebenfalls Schwarzer mit texanischen Wurzeln, mit kriselnder Ehe und Alkoholproblem.
"Oh, bluebird, take this letter down south for me", heißt es im Song von John Lee Hooker, nach dem der Roman betitelt ist, und die sehnsüchtige Melancholie, die den Sänger darin mit dem Süden verbindet, spürt auch Mathews. Er schleppt nicht nur das persönlich empfundene Pflichtbewusstsein für die Aufklärung der Mordfälle mit sich herum, sondern auch den Ballast seiner eigenen Geschichte, die dem texanischen Boden tief eingeschrieben ist, den seine Vorfahren als Sklaven, später als Farmer bestellten und in dem sie begraben liegen. Den Gegenpol zu Mathews hat Locke mit der Witwe des Ermordeten geschaffen: einer Außenstehenden, für die diese enge Bindung an einen derart feindlichen Ort nur schwer nachvollziehbar ist. Sie unterscheidet sich durch ihren edlen Kaschmirmantel ebenso stark von den Bewohnern Larks wie durch die naive Unerschrockenheit, mit der sie anfangs selbst offensichtlichen Rassisten entgegentritt.
Die Gesellschaft, die Attica Locke zeichnet, ist nicht nur in Schwarz und Weiß gespalten. Die Risse verlaufen zugleich horizontal und vertikal: Stadt und Land, Norden und Süden, Arm und Reich, wir und die. "Das ist auch mein Grund und Boden, mein Staat, mein Land, und ich laufe nicht davon. Ich kann auch hier meinen Mann stehen. Meine Leute haben das hier aufgebaut, und wir gehen nirgendwohin", versucht Mathews der Witwe seinen Standpunkt zu erklären. Auch das ist Texas.
Attica Locke unterstreicht diese Legitimation, indem sie Gegenstände mit identitätspolitischer Symbolik auflädt: Die Gitarre etwa, eine 1955er Les Paul, die im Geneva's hängt. Aber vor allem Mathews' fünfzackiger Stern des Texas Rangers, von ihm geradezu fetischisiert als ultimativer Ausweis seiner Daseinsberechtigung selbst an Orten, an denen Schwarze üblicherweise gefragt werden, ob sie sich verlaufen hätten, bevor im schlimmsten Fall jemand eine Waffe zückt. Als er wegen eines den Lark-Morden ähnlich gelagerten Falles suspendiert wird, bekommt der Stern für ihn eine noch größere Bedeutung. "Ohne die Marke war er lediglich ein Schwarzer, der allein über einen Highway fuhr", heißt es einmal, und der Satz lässt zwei mögliche Konsequenzen zu, die sich auf eine beunruhigend existentielle Frage herunterbrechen lassen: Ist Mathews im Shelby County mit oder ohne Stern eher zum Abschuss freigegeben?
Dass es darauf keine einfachen Antworten geben kann, weiß Attica Locke. In ihrem Text türmen sich die Nebensätze, Details, Beobachtungen regelrecht auf und mit jeder erreichten Höhe wird eine neue, vormals verborgene Ebene sichtbar, fügt sie der Geschichte weitere Nuancen hinzu, die sämtliche Erwartungen und Schlüsse unterlaufen.
KATRIN DOERKSEN
Attica Locke:
"Bluebird, Bluebird".
Kriminalroman.
Aus dem Amerikanischen von Susanna Mende.
Polar Verlag, Hamburg 2019. 280 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Als Folge von Obama hatte Amerika sein wahres Gesicht gezeigt," schreibt Attica Locke in "Bluebird, Bluebird", und spätestens mit der Wahl Donald Trumps hat dieser Satz, hat ihr ganzes Werk eine neue Dringlichkeit bekommen. Es ist der vierte Roman der gebürtigen Texanerin, die zuletzt auch als Drehbuchautorin und Produzentin des Hip-Hop-Serienepos "Empire" arbeitete, ausgezeichnet mit dem Edgar. Ihr Lark liegt direkt am Highway 59, der Südtexas mit den Nordstaaten verbindet, deswegen kommen häufig Fremde durch. Wie der schwarze Anwalt aus Chicago, der kurz darauf ermordet im Bayou liegt. Als wäre das für eine Kleinstadt nicht aufreibend genug, liegt dort etwas später eine zweite Leiche. Diesmal von hier, eine Kellnerin. "Sie verschwenden keinen Gedanken mehr an den Mann", sagen die Leute im Geneva's voraus. "Nicht, wenn ein weißes Mädchen tot aufgefunden wird."
Besonders in den detaillierten Beschreibungen dieses Milieus und der Atmosphäre fühlt man sich in "Bluebird, Bluebird" an Dokumentarfilme jüngeren Datums erinnert, die den Alltag schwarzer Communities durch teilnehmende Beobachtung erfahrbar machen: Roberto Minervinis "What You Gonna Do When The World's One Fire?" oder RaMell Ross' "Hale County This Morning, This Evening". Lockes empathischer Blick auf ihre Figuren entwickelt eine vergleichbare Nähe zu ihren Protagonisten; sie zeigt, wie sehr alltäglicher und institutioneller Rassismus das Leben der Schwarzen in sämtlichen Daseinsbereichen bestimmt.
Die Leute im Geneva's sprechen in elliptischen Sätzen, abgehackt und abgekürzt, wie man eben miteinander redet, weil es aus gegenseitiger Vertrautheit nur das Nötigste zu sagen gilt. Oder weil ein paar fremde Ohren mithören. Die Ohren gehören Darren Mathews, der die Laufbahn als Texas Ranger einst der bequemeren Anwaltskarriere vorzog und sich nun in Lark umhört. Er ist dem ersten Mordopfer nicht unähnlich: ebenfalls Schwarzer mit texanischen Wurzeln, mit kriselnder Ehe und Alkoholproblem.
"Oh, bluebird, take this letter down south for me", heißt es im Song von John Lee Hooker, nach dem der Roman betitelt ist, und die sehnsüchtige Melancholie, die den Sänger darin mit dem Süden verbindet, spürt auch Mathews. Er schleppt nicht nur das persönlich empfundene Pflichtbewusstsein für die Aufklärung der Mordfälle mit sich herum, sondern auch den Ballast seiner eigenen Geschichte, die dem texanischen Boden tief eingeschrieben ist, den seine Vorfahren als Sklaven, später als Farmer bestellten und in dem sie begraben liegen. Den Gegenpol zu Mathews hat Locke mit der Witwe des Ermordeten geschaffen: einer Außenstehenden, für die diese enge Bindung an einen derart feindlichen Ort nur schwer nachvollziehbar ist. Sie unterscheidet sich durch ihren edlen Kaschmirmantel ebenso stark von den Bewohnern Larks wie durch die naive Unerschrockenheit, mit der sie anfangs selbst offensichtlichen Rassisten entgegentritt.
Die Gesellschaft, die Attica Locke zeichnet, ist nicht nur in Schwarz und Weiß gespalten. Die Risse verlaufen zugleich horizontal und vertikal: Stadt und Land, Norden und Süden, Arm und Reich, wir und die. "Das ist auch mein Grund und Boden, mein Staat, mein Land, und ich laufe nicht davon. Ich kann auch hier meinen Mann stehen. Meine Leute haben das hier aufgebaut, und wir gehen nirgendwohin", versucht Mathews der Witwe seinen Standpunkt zu erklären. Auch das ist Texas.
Attica Locke unterstreicht diese Legitimation, indem sie Gegenstände mit identitätspolitischer Symbolik auflädt: Die Gitarre etwa, eine 1955er Les Paul, die im Geneva's hängt. Aber vor allem Mathews' fünfzackiger Stern des Texas Rangers, von ihm geradezu fetischisiert als ultimativer Ausweis seiner Daseinsberechtigung selbst an Orten, an denen Schwarze üblicherweise gefragt werden, ob sie sich verlaufen hätten, bevor im schlimmsten Fall jemand eine Waffe zückt. Als er wegen eines den Lark-Morden ähnlich gelagerten Falles suspendiert wird, bekommt der Stern für ihn eine noch größere Bedeutung. "Ohne die Marke war er lediglich ein Schwarzer, der allein über einen Highway fuhr", heißt es einmal, und der Satz lässt zwei mögliche Konsequenzen zu, die sich auf eine beunruhigend existentielle Frage herunterbrechen lassen: Ist Mathews im Shelby County mit oder ohne Stern eher zum Abschuss freigegeben?
Dass es darauf keine einfachen Antworten geben kann, weiß Attica Locke. In ihrem Text türmen sich die Nebensätze, Details, Beobachtungen regelrecht auf und mit jeder erreichten Höhe wird eine neue, vormals verborgene Ebene sichtbar, fügt sie der Geschichte weitere Nuancen hinzu, die sämtliche Erwartungen und Schlüsse unterlaufen.
KATRIN DOERKSEN
Attica Locke:
"Bluebird, Bluebird".
Kriminalroman.
Aus dem Amerikanischen von Susanna Mende.
Polar Verlag, Hamburg 2019. 280 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Katrin Doerksen liest mit viel Empathie Attica Lockes Roman, in dem Texas fast schon aussieht wie Louisiana, wo sich auch vierzig Jahre "nach dem Tod von Jim Crow" so gut wie nichts verändert hat, wie die Rezensentin schaudert. Schwer zu sagen, ob es in dieser Gegend für den schwarzen Texas Ranger Darren Matthews mit oder ohne Stern gefährlicher ist, meint Doerksen, sehr beeindruckt davon ist, wie Locke den Rassismus und den Alltag schwarzer Communities "durch teilnehmende Beobachtung erfahrbar" mache. Stimmungsvolle Melancholie, identitätspolitische Symbolik und eine nuancierte Geschichte machen ihr die Lektüre obendrein zu einem Gewinn.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Gebundenes Buch
Wenn man mit dem Werken Joe R. Lansdales vertraut ist, weiß man in etwa schon, was einem erwartet, wenn die Reise wie in Attica Lockes „Bluebird, Bluebird“ nach Osttexas, Shelby County geht. Rechtskonservativ, Hochburg der Republikaner (bei der Wahl holte Trump 79 % der Stimmen), …
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Wenn man mit dem Werken Joe R. Lansdales vertraut ist, weiß man in etwa schon, was einem erwartet, wenn die Reise wie in Attica Lockes „Bluebird, Bluebird“ nach Osttexas, Shelby County geht. Rechtskonservativ, Hochburg der Republikaner (bei der Wahl holte Trump 79 % der Stimmen), jede Menge Unterstützer der Aryan Brotherhood of Texas und des Ku Klux Klan, unverhohlen zur Schau gestellter Rassismus, der seine Wurzeln in der texanischen Geschichte als Dixie-Staat hat.
Zwei Todesfälle führen Darren Mathews, den afroamerikanischen Texas Ranger mit Jura-Studium, nach Lark, Shelby County. Zurück in die Ecke des Lone Star State, in der er verwurzelt ist. Ein schwarzer Anwalt aus Chicago sowie eine dort ansässige weiße Kellnerin, beide misshandelt, beide in einem Bayou nahe des Ortes aufgefunden. Seine Anwesenheit ist dort nicht willkommen, weder in Geneva Sweets Café und Truckstop auf der „schwarzen“ Seite des Highway 59, noch in Jeff’s Juice House, einer verratzten Kneipe auf der „weißen“ Seite. Besitzer dieses Treffpunkts der Rednecks und Mitglieder der Aryan Brotherhood ist Wally Jefferson, Sohn des ehemaligen Plantagenbesitzers. Wurde der Anwalt Opfer eines Aufnahmeritus‘? Aber warum wurde dann auch die Frau getötet? Um diese Fragen zu beantworten, muss Mathews weit zurückliegende Ereignisse aus den Familiengeschichten der Bewohner von Lark ausgraben und diese mit Geschehnissen der Gegenwart verbinden.
„Bluebird, Bluebird“, 2018 ausgezeichnet mit dem Edgar Award und dem Ian Fleming Steel Dagger, ist aber mehr als nur eine Geschichte über den allgegenwärtigen Rassismus dieses osttexanischen Fleckens. Es geht um Identität, um Heimat und Familie, um Liebe und Hass. Und um deren Schnittstellen, für die Locke, ebenfalls Texanerin, einen scharfen Blick hat. Speziell dann, wenn es darum geht, die „Feinheiten“ der zwischenmenschlichen Beziehungen im amerikanischen Alltagsrassismus zu beschreiben.
„Seine (d.i. Darren) Onkel hielten sich an diese alten Regeln des Lebens im Süden, weil sie begriffen hatten, wie schnell sich das alltägliche Verhalten eines schwarzen Mannes in eine Sache auf Leben und Tod verwandeln konnte. Darren hatte stets glauben wollen, dass sie die letzte Generation waren, die so leben musste, dass der Wandel im Weißen Haus seine Wirkung entfalten würde. Doch in Wirklichkeit war genau das Gegenteil passiert. Als Folge von Obama hatte Amerika sein wahres Gesicht gezeigt“ (Seite 27).
Eine ungeschönte Bestandsaufnahme des afroamerikanischen Alltags, nicht nur im Süden sondern in der gesamten amerikanischen Gesellschaft. Ein wichtiges Buch, gerade jetzt in Trumps Amerika. Nachdrückliche Leseempfehlung!
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